Weihnachten in Ungarn

  • Einleitung

    Es gab einmal in Europa zwei Welten, den Osten und den Westen. Die eine Welt war arm und grau, die andere reich und bunt.
    Diese Geschichte geschah in einem Land, wo die Freiheit noch nicht selbstverständlich war.
    Ein Ostland, das mit seinen streng bewachten Grenzen, Verboten und Überwachungen von dem so genannten Westen ganz isoliert wurde.
    Aber auch dort konnte man den Menschen nicht alles nehmen, auch so was nicht wie der Glaube an Weihnachten.



    W E I H N A C H T E N...I N...U N G A R N


    (vor vielen Jahren)


    Der Winter brach mit Eiseskälte herein und es war kurz vor Heiligabend. Aber statt Glanz und Lichter, hellen Straßen und prachtvollen Tannenbäumen leuchteten nur die roten Sterne von den Häuserdächern.
    Die abendlichen Plätze und Straßen waren menschenleer. Nur die halb abgerissenen Plakate und die roten Fahnen schmückten das Straßenbild. Leere Straßenbahnen, blaugefrorene Polizisten und die Maroniverkäufer waren die einzigen Lebenszeichen zu diesen Stunden. Von Vorweihnachtszeit war nichts zu spüren...


    Je frostiger es draußen wurde, desto wärmer erschien es aber in den Herzen der Menschen zu werden. Sie halfen sich gegenseitig die Festtage nett zu gestalten. Ihre Besorgungen waren oft mit Schwierigkeiten verbunden. So verwandelten sich die Straßen tagsüber zum Ameisenhaufen. Alle waren unterwegs und versuchten die leeren Einkaufsnetze irgendwie mit Weihnachtsartikeln zu füllen.


    Es war nicht leicht etwas Brauchbares für die Feiertage zu finden. Nahrungsmittel gab es zu kaufen, wenn auch nicht im Überfluss, aber man konnte davon satt werden. Aber vielleicht mal Südfrüchte, Süßigkeiten oder sogar Würstchen für die Festtage waren rar und man konnte das nur mit Beziehungen bekommen.
    Die Männer organisierten irgendwo einen Tannenbaum, Landwein und den obligatorischen frischen Weihnachtskarpfen. Die Frauen haben Kekse und Kuchen gebacken und Süßigkeiten selbst zubereitet. Jeder war froh etwas geschafft zu haben, was weihnachtlich aussah.


    Wie die meisten Menschen dort, so machte es auch eine Familie, die Mutter, der Vater, der Sohn und die traurige Tochter. Die Tochter hatte ihr Herz an einen westlichen Studenten verloren, den sie nur ganz selten sehen konnte. Viele Kilometer, Staatsgrenzen, der eiserne Vorhang und das fehlende Geld trennten sie schmerzhaft voneinander.


    Gerade jetzt erschien ihr alles so hoffnungslos. Einen Weihnachtsmann gab es für sie nicht! Würden sie je ein Paar? Wie würde das denn gehen?


    Nicht mal ihr Bruder war für die Feiertage zu Hause. Er war Berufssoldat und musste die Kaserne bewachen.
    Mit diesen und ähnlichen Gedanken bereitete sich die Familie für den Heiligabend vor. Während Mutter und Tochter in der Küche schwer beschäftigt waren, versuchte der Vater dem kleinen, hässlichen Tannenbaum ein weihnachtliches Gesicht zu verleihen. Als die bunten Kugeln, Baiserringe und Süßigkeiten an den Zweigen hingen, hatten sie dann doch das Gefühl, einen schönen Tannenbaum zu haben.


    Und es wurde Heiligabend...


    Die Bescherung kam. Kleine, ärmliche Geschenke wurden ausgetauscht. Danach wurde zu Abend gegessen.
    Endlich saß der Vater gemütlich in seinem Sessel und dachte zufrieden über sein Leben nach. Er war so genügsam. Für ihn war es ein schöner Weihnachtsabend. Der Karpfen und der Wein hatten geschmeckt, das Zimmer war heimelig warm, man hatte einen Tannenbaum, einen Fernsehapparat, was will man noch mehr?
    Die Mutter saß ganz in Träumen versunken am Fenster und dachte unentwegt an ihren Sohn. Sie hoffte nur, dass er etwas Warmes zu Essen bekam und dass seine Füße draußen im Schnee nicht erfrieren würden.


    Die traurige Tochter betrachtete ihre Geschenke und die große Apfelsine, die sie bekommen hatte. Sie kämpfte mit den Tränen - aber auch mit sich, um die Apfelsine nicht gleich aufzuessen. Ihre Gedanken flogen weit weg in den goldenen Westen, wo ihr Freund lebte. „Ob er jetzt fröhlich Weihnachten feiert und bei den ganzen teuren Geschenken vielleicht gar nicht mehr an mich denkt?“


    Auf einmal läutete es an der Tür! Erschrocken zuckten sie zusammen. Wer mag wohl der ungebetene Gast zu dieser späten Stunde sein? Die Mutter stand auf und schleppte sich mit müden Schritten zur Tür. Man hörte das leise Knarren beim Öffnen der Tür zum Hausflur. Da hallte ein schriller Schrei von ihr durch das Treppenhaus. Ehe sie alle zur Besinnung kamen hing die nun nicht mehr traurige Tochter schon um den Hals ihres Freundes. Da stand nun der Student, der am Heiligabend weit her aus dem Westen mit Liebe erfüllt zu ihr kam. Mit Pauken, Trompeten und Hallelujah, einem Koffer voller Geschenke und mit vielen Apfelsinen war er durch halb Europa zu ihr gereist.

    Es war eine schöne Weihnacht!


    Das Christkind ist geboren, der Heiland ist gekommen und es gibt doch einen Weihnachtsmann!



    Man kann nur wünschen und hoffen,
    dass diese Zeiten der
    Vergangenheit angehören
    und das die Weihnachtsfeste
    auch in Zukunft voller
    Frieden und Licht und Wärme sind.


    Für diese wahre Geschichte bedanke ich mich herzlich bei meiner Freundin Irene!

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