Anfang Dezember 2022 entdeckte ich auf meiner allwöchentlichen Fahrt zu den Enkelkindern einen Nepomuk der mir bisher nicht aufgefallen war. An der Brücke zum...
D: Neustädter Hof, Gemeinde Eisenbach, Ortsteil von Obernburg, Kreis Miltenberg, Unterfranken
...steht dieser Nepomuk.
Er wirkt etwas zu klein geraten auf dem wuchtigen Sockel.
Die Gravur im Sockel gab mir erst mal Rätsel auf.
Ich versuchte im Internet mehr über diesen Nepomuk zu erfahren. Die Suche war zunächst wenig ergiebig. Doch mit der Zeit zeichnete sich folgende Geschichte ab.
Der Nepomuk wurde 1724 vermutlich vom damaligen Pächter des Neustädter Hofs an der Zufahrt zum Hof, an der Holzbrücke über den Bach Mümling, aufgestellt. Die Holzbrücke wurde bei einem Hochwasser Anfang Februar 1852 weggerissen. Dieses Ereignis war sogar in einer Münchner Zeitung nachzulesen.
Quelle: Neue Münchener Zeitung vom 11.02.1852
Auch an der damals zerstörten Brücke in Eisenbach steht ein Nepomuk. Josef hat hier die Bilder eingestellt.
Die Brücke am Neustädter Hof wurde danach erneuert und 1885 durch eine zweibogige Sandsteinbrücke ersetzt.
1934 wurde der Nepomuk aus mir unbekannten Gründen an die Distriktstraße – die heutige B 426 – versetzt, wo ihn Vandalen 1960 so stark verstümmelten, dass die Gemeinde Eisenbach ihn für nicht mehr restaurierbar hielt, ihn abbaute und erst mal einlagerte. Eisenbach wurde am 1. Mai 1978 im Zuge der Gebietsreform in Bayern in die Stadt Obernburg eingemeindet. Dabei ging auch der Nepomuk in den Besitz der Stadt Obernburg über und seine Spuren verloren sich.
Ein Eisenbacher Bürger entdeckte 2020 auf einer Schutthalde im Wald interessante "alte Steine", darunter ein Architrav aus der Römerzeit und den Torso eines Nepomuks.
Statt sich über die Funde zu freuen rügte die Stadtverwaltung den Finder wegen unbefugten Betretens der Deponie. Später stellte sich heraus dass das Verbot nicht rechtens war und Anfang 2021 auf Anweisung der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Miltenberg aufgehoben werden musste. Der Vorfall wurde zur Lokalposse. Das verstärkte mein Interesse an dem Geschehen noch weiter. Diese Deponie musste ich mir ansehen.
Am Zugang zum Schuttplatz hat man die Schranke durch Pfosten ersetzt.
Eine Tafel informiert über die Geschichte des Steinbruchs.
Spuren des früheren Steinbruchs sind überall sichtbar.
Die Wand aus der die Buntsandsteinblöcke gehauen wurden.
Die Natur verdeckt nach und nach die Spuren.
Dieser Teil dient wohl als Deponie.
Ich entdeckte den Sockel eines Kreuzes.
Die Inschrift: "IM KREUZ IST HEIL 1960". Wo dieses Kreuz wohl im Weg war?
Ich erfuhr, dass der damalige Vorsitzende des Eisenbacher Heimat- und Verkehrsvereins sich für die Restaurierung des Nepomuktorsos stark gemacht hatte und setzte mich mit ihm in Verbindung. Er ließ den Torso vom lokalen Restaurator Klaus-Jürgen Rau begutachten. Der erstellte einen Restaurierungs- und Kostenplan.
Leider verstarb der Restaurator plötzlich während der Restaurierung. Der Restaurator Steffen Roth führte die Arbeiten weiter. Inzwischen war die Umsetzung der Instandsetzung vollständig in die Hände der Stadtverwaltung Obernburg übergegangen.
Am Jahresende 2022 wurde der Nepomuk heimlich, still und leise an der Brücke über den Bach Mümling am Neustädter Hof wieder aufgestellt. Das erfuhr auch der Vorsitzende des Heimatvereins, der sich vehement für die Restaurierung eingesetzt hatte, erst als alles vorbei war.
Im Frühjahr 2023 bekam der Nepomuk ein Dacherl und ich machte noch einige Fotos.
2024 hat der Nepomuk sein 300-jähriges Jubiläum. Vielleicht nimmt man dies zum Anlass den armen Nepomuk an der Brücke zum Neustädter Hof durch die bis jetzt vorenthaltene Weihe zu segnen.
Liebe Grüße von waldi