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  1. Schoener Reisen » Forum » Sehen, erleben und berichten
  2. Heiko705

Beiträge von Heiko705

  • Tajine, Couscous & Méchoui - Eine Reise in das Reich von Tausendundeiner Nacht

    • Heiko705
    • 10. Dezember 2019 um 22:51

    Tag 07 – Im Ourika-Tal

    Mittwoch, der 18.09.2019:

    Mit Rachid hatte ich besprochen, dass ich am Abend – denn dies sollte mein letzter Abend hier im Riad sein – ein Abendessen bekäme. Eine Angestellte sollte mir eine Rindfleisch-Tajine zubereiten, und ich stellte mir vor, dass es etwas Besonderes wäre, eine solche Hausmannskost-Tajine zu bekommen. Außerdem hatte ich ihm noch 150 Dirham übereignet – 50 für ihn, 50 für Fatima und 50 für Ajif. Rachid verstand zuerst nicht, wofür das sein sollte. „For the dinner?“ „No, it‘s a present!“ Leider viel mir kein Wort für „Trinkgeld“ ein. Doch dann verstand er. Fatima bedankte sich gleich herzlich, als sie mir das Frühstück brachte.

    Um 09.00 Uhr startete ich meine heutige Tour in das 1.500 m hoch gelegene Ourika-Tal. Das Tal liegt 60 Kilometer südöstlich von Marrakesch und ist für einen Tagesausflug sehr beliebt. Kommt man zum Eingang in das Tal, und der Oued Ourika nähert sich der Straße, gelangt man in das kleine Dorf Douar Tafza. Hier befindet sich das Ecomusée Berbère de l'Ourika, welchem ich einen Besuch abstatten wollte. Das Dorf fand ich, aber das Museum nicht. Und so fragte ich einen Souvenirverkäufer am Straßenrand. Bereitwillig kam er sofort mit und wollte es mir zeigen. Er wolle auch kein Geld, doch nach dem Besuch des Museums könne ich ja in seinem Laden vorbeischauen. Ich versuchte, ihm klarzumachen, dass er nicht mitkommen brauchte, das das war fruchtlos. Das Dorf war in einem recht ärmlichen Zustand. Es gab alte, recht schöne Häuser, aber eben auch viele, die ihre besten Zeiten weit hinter sich hatten und halb verfallen ihr Dasein fristeten. In ihnen schienen aber noch immer Menschen zu wohnen.

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    Ecomusée Berbère de l'Ourika

    Am Museum gesellte ich mich für 40 Dirham zu einer kleinen Gruppe, bestehend aus einem amerikanischen Pärchen, einem finnischen und einem jungen Führer, die soeben mit einer kleinen Führung durch das Museum begonnen hatten. Das passte ja wie die Faust auf’s Auge. Das finnische Pärchen machte ich auf mein T-Shirt der Band Nightwish aufmerksam und wollte wissen, ob ihnen das was sagte. Natürlich tat es. Unser Führer war witzig und wusste auch für viele Dinge das englische- und auch das deutsche Wort. Er kannte das Wort „Teppich“, und wenn man es tat, dann war es „flechten“. Ich staunte nicht schlecht. Er pflegte dann meist zu sagen: “On finnish – I don’t know.“ Man kann ja nicht alles wissen. Er zeigte uns alte Gerätschaften und berichtete über die Lebensweise der Berber. Manchmal ließ er uns raten, wofür ein Gegenstand verwendet wird. Er erklärte, was die verwendeten Farben und Muster von Teppichen über die Familie aussagten, für die sie geflochten wurden. So scheinen z. B. Rauten für Frauen zu stehen und gelbe Farben für Kinder. Er zeigte uns eine Ribab, eine einsaitige, mit dem Bogen gestrichene Kastenspießlaute, und führte vor, wie man die verschiedenen Töne erzeugt. Das Instrument ist sehr einfach gehalten, doch je nach der Höhe, auf der man mit dem Bogen über die Saite streicht, erklingen hohe oder tiefe Töne. Wenn man das Instrument sieht, glaubt man gar nicht, dass man daraus verschiedene Töne hervorbringt. Ein Raum war wie das Innere einer alten Berberhütte hergerichtet. Trachten, Gefäße, Fotos, Waffen, Schneidewerkzeuge und vieles mehr werden hier ausgestellt. Von der gemütlichen Dachterrasse hatte man einen guten Überblick über das ärmliche Dorf.

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    Im Museum

    Als ich es verließ, liefen einige Kinder um mich herum und bettelten. Als ein Erwachsener das sah und ihnen etwas zurief, ließen sie von mir ab, doch als er weg war, kamen sie wieder. Einer der Jungen war besonders hartnäckig, und mein „Non, pardon“ erzielte nicht die gewünschte Wirkung. Am Dorfausgang waren es dann nur noch zwei und der besagte Bub bettelte und bettelte. Als ich wieder ablehnte, fing er fast an zu weinen. Ich schaute mich um. Niemand sonst konnte uns sehen. Da drückte ich ihm 20 Dirham in die Hand. Da war aber einer glücklich. Der andere Junge wollte auch noch was haben, doch ich versuchte, ihnen verständlich zu machen, dass sie es sich teilen sollten, und sie verschwanden. Am Geschäft des Souvenirverkäufers, der mit mir hier hinauf gekommen war, ging ich schnell vorbei.

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    Auf dem Weg in das Tal

    Ich fuhr tiefer in das Tal, und hin und wieder lagen Dromedare am Straßenrand. Je höher man kommt, umso mehr kleine Holzbrücken überqueren den Ourika. Überall winken die Einheimischen und wollen dich auf ihren Parkplatz lotsen. Am Fluss sind überall kleine Restaurants, die zum gemütlichen Verweilen einladen. Die Brückchen sehen idyllisch aus, und so musste ich einfach mal über eines drüber laufen. Die Straße endet im Bergdorf Setti Fatma. Hier wollte ich hin, um eine kleine Wanderung hinauf zu den Asgaour-Wasserfällen zu machen. Im Dorf fuhr ich mit ca. 10 km/h hinter einem anderen Wagen. Ein kurzer Blick in eine andere Richtung – und der Wagen vor mir stand. Auch ich trat ruckartig auf die Bremse. War ich drauf gefahren? Nee, ne? Nicht das auch noch! Der Fahrer des anderen Wagens stieg aus, und auch ein anderer Einheimischer kam herbei. Man hatte keinen Knall gehört, und ich war eigentlich der Meinung, das andere Fahrzeug nicht berührt zu haben, auch wenn ich verdammt nah dran stand. Die beiden Herren wollten den Schaden begutachten, doch dann winkten sie ab, weil anscheinend nichts zu sehen war. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Puh. Glück gehabt.

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    Am Fluss Ourika

    Ich parkte, und sogleich kamen einige Guides auf mich zu, die mir ihre Dienste anboten. Ich musste hartnäckig bleiben, um sie loszuwerden. „Please let me find it myself!“ „Without guide you will find nothing!“ So ging es hin und her. Ich hatte schon gehört, dass die Guides, die man wirklich nicht braucht, bis zu 300 Dirham für ihre Dienste verlangen. Viele lassen sich darauf ein, was man aber wirklich nicht tun sollte. Man braucht lediglich über eine Brücke den Fluss zu überqueren und dem Bachlauf zu folgen. Außerdem laufen viele Wanderer den Pfad hinauf und einige Verkaufsstände zieren den unteren Bereich. Man kann es gar nicht verfehlen.

    Das Gebiet erwies sich als sehr schön. Es war sehr felsig, und ich kam in den Wald. Ab und zu musste man den Bach überqueren. Es waren viele Guides mit ihren Gruppen unterwegs, und ich war froh, hart geblieben zu sein. Nach einer Weile kommt man zu ersten kleinen Wasserfällen. Das Geröll nimmt stetig zu. Normalerweise hätte ich dafür meine Wanderschuhe gebraucht, doch da dies nur eine kleine Wanderung war, dachte ich, ich bräuchte sie nicht. Das war falsch. Auch heute war es wieder sehr warm, doch im Schatten der Bäume ließ sich gut laufen. Die Natur hier ist wirklich angenehm; ich hätte es nicht so schön erwartet. Je höher man kommt, umso steiler wird der Pfad. Man war hier nun schon weit im Gebirge, und die Zivilisation hatte sich schon längst verabschiedet. Immer wieder zeigten sich bereits kleinere Wasserfälle. Zum ersten Mal bekam ich die marokkanische Bergwelt zu spüren. Nach ca. einer Stunde erreichte ich den großen Wasserfall. Ich wunderte mich, als ich eine kleine Getränke-Bar und Sitzmöglichkeiten hier oben sah. Ein anderer Tourist bat mich, von ihm und seiner Familie ein Foto unter den Fällen zu machen. Das nutzte ich dazu, um auch von ihm fotografiert zu werden. Die meisten Besucher kommen nur bis hierhin und kehren dann wieder um. Doch ich wollte das nicht. Wenn ich nun schon einmal hier war, dann wollte ich auch alle Wasserfälle sehen, denn weiter oben sollten noch welche folgen.

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    Die kleine Wanderung beginnt

    Der weitere Weg wird aber immer schwieriger, und teilweise muss man schon fast klettern. Von weit oben hatte man eine schöne Aussicht auf Setti Fatma. Meine Anstrengungen wurden belohnt, auch wenn meine Beine durch die Kletterei schon fast zitterten, aber ich kam noch zu drei weiteren Wasserfällen und hatte den höchstgelegenen erreicht. Ein Wanderer kam von noch weiter oben den Berg hinab und berichtete mir, dass man oben den Bach ruhig dahinfließen sehen würde und es sehr schön dort sei. Da musste ich nun aber passen. Ich konnte nicht mehr und der weitere Aufstieg war sehr schwierig. Auf der Höhe der Getränke-Bar – an der ich zwecks Ausruhen und der Aufnahme eines Orangensafts erst einmal pausierte – zweigt ein anderer Pfad ab, auf dem man ebenfalls wieder nach Setti Fatma kommt. Den nahm ich, denn schließlich will man ja nicht denselben Weg wieder zurücklaufen, und außerdem hatte man von dort einen schönen Überblick über das Tal. Dieser Pfad führte mich in nur 30 Minuten zurück in das Dorf. Nun hatte ich mit 2 ½ Stunden doch länger gebraucht als gedacht, doch ich war glücklich. Die Parkgebühren waren mit 10 Dirham ein Schnäppchen.

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    Weiterer Aufstieg und Rückkehr

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    Zurück in Setti Fatma

    Im Anschluss wollte ich eigentlich das schöne Mizane-Tal bei Imlil besuchen, doch entschied ich mich aufgrund der fortgeschrittenen Stunde dagegen und fuhr durch das Gebirge in Richtung der 2 ½ Stunden entfernten, festungsartigen Moschee Tin Mal, der einzigen Moschee, die man auch als Ungläubiger betreten darf. In einem Bergrestaurant stärkte ich mich mittels einer Suppe und eines Cheeseburgers. Die Straße wurde dann immer schlechter und schlechter und wurde zu einem holprigen Waldweg. Wo war ich denn hier gelandet? Ein einsamer Schafhirte führte seine Herde durch den Bergwald. Irgendwann war der Weg unbefahrbar. Durch Unwetter hatten sich so große Rillen und Furchen im Weg gebildet, dass man das mit einem herkömmlichen PKW nicht mehr schaffen konnte. Ich habe meinem Peugeot wirklich Einiges zugemutet. Das arme Auto! Dann versuchte ich, von der anderen Seite auf einer anderen Straße an die Moschee zu kommen. Leider hatte ich übersehen, dass man die letzten Kilometer hinauf zur Moschee laufen musste. Das wollte ich mir jetzt aber nicht mehr zumuten und versuchte auch hier, so weit wie möglich zu fahren. Da auch hier das irgendwann nicht mehr möglich war, gab ich auf. Schade. So gab ich mich mit meiner schönen Wanderung im Ourika-Tal und dem Besuch des Berber-Museums als Tageserlebnisse zufrieden und trat den Rückweg nach Marrakesch an.            

    Als ich wieder zurück war, streifte ich noch etwas durch die Souks und schaute mir die Fontaine Mouassine an. Doch ich hatte einen schönen, aufwändigen Brunnen erwartet, wie man es gewohnt ist und war etwas enttäuscht, als er sich einfach als eine Art Tränke an einer Hauswand entpuppte. Die Souks kannte ich jedoch mittlerweile sehr gut. Zurück im Riad bekam ich mein Dinner. Zuerst reichte mir Rachid einen Salat. Na ja – es waren Kartoffel-, Tomaten- und Gurkenstückchen und Bohnen. Den Teller hatte ich bereits morgens im Kühlschrank stehen sehen. Besonders ansprechend war das nicht. Dann lüftete Rachid den Deckel der Tajine. Es war eine Rindfleisch-Tajine mit Pflaumen, wie ich sie bereits am Abend des zweiten Tages im Restaurant Le Salama gegessen hatte, doch das Fleisch erwies sich als relativ zäh, und auch die Pflaumen waren sehr trocken. Im Le Salama hatte mir das großartig geschmeckt. War wohl doch keine so tolle Idee gewesen, mir im Riad ein Dinner kochen zu lassen. Dazu trank ich noch Rotwein, den ich noch im Kühlschrank stehen hatte. Die Hälfte des „Salats“ und die Pflaumen konnte ich nicht mehr essen.

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    Zurück in den Souks

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    Rindfleisch-Tajine mit Pflaumen

  • Tajine, Couscous & Méchoui - Eine Reise in das Reich von Tausendundeiner Nacht

    • Heiko705
    • 10. Dezember 2019 um 21:20

    Offensichtlich war sie gar nicht sooo schön.

  • Tajine, Couscous & Méchoui - Eine Reise in das Reich von Tausendundeiner Nacht

    • Heiko705
    • 10. Dezember 2019 um 19:37

    Vom Inneren des Restaurants habe ich 2-3 Bilder, aber ohne die Tänzerin. Ich kam nicht auf die Idee, sie zu fotografieren. ||

  • Tajine, Couscous & Méchoui - Eine Reise in das Reich von Tausendundeiner Nacht

    • Heiko705
    • 10. Dezember 2019 um 12:38
    Zitat von Johannes56

    Man lernt wohl auch „Nein“ sagen, ohne unhöflich zu sein.

    Ich war, so glaube ich, auch nie unhöflich, als ich "nein" sagte.

  • Tajine, Couscous & Méchoui - Eine Reise in das Reich von Tausendundeiner Nacht

    • Heiko705
    • 10. Dezember 2019 um 06:27

    Hallo Jofina, über die Nationalität der Dame kann ich leider nichts sagen. Vielleicht war es keine Muslima. Eine strenge Muslima würde sicher keinen Bauchtanz aufführen, oder? Schließlich sind nicht alle Einwohner Muslime.

  • Tajine, Couscous & Méchoui - Eine Reise in das Reich von Tausendundeiner Nacht

    • Heiko705
    • 9. Dezember 2019 um 22:54

    Tag 06 – Berberaffen & Wasserfälle

    Dienstag, der 17.09.2019:

    Mittlerweile hatte ich mich an meine Unterkunft gut gewöhnt und hatte im Bett hervorragend geschlafen. Um 08:30 Uhr gab’s das übliche, gute Frühstück von Fatima. Heute saßen Spanier mit mir am Frühstückstisch – Vater und Sohn. Da man sich ja – so zwielichtig sie auch dort aussahen – auf die Betreiber meines Parkplatzes verlassen konnte und er nah an meinem Riad lag, bezahlte ich auch noch für 2 weitere Tage und stieg ins Auto. Heute sollte meine erste richtige Fahrt mit dem Mietwagen stattfinden, zu den Ouzoud-Wasserfällen im Nordosten. Die Fahrt über Land gestaltete sich natürlich wesentlich stressfreier als in Marrakesch. Schon bald gelangte ich in eine weite, ebene Steppe. Bis zu den Bergen am Horizont war hier einfach nichts. Nichts. Tankstellen gab es auf meiner Fahrt häufig. Ich hatte schon befürchtet, dass dem nicht so sei und man verdammt darauf achten musste, wo man tankt, um nicht ohne Benzin liegen zu bleiben, aber als so extrem gestaltete es sich nicht. Der Peugeot erwies sich als zuverlässig, und das Fahrgefühl war gut. Zum ersten Mal musste ich auch tanken, d. h. tanken lassen, denn in Marokko stehen an jeder Tankstelle Tankwarte bereit, die während des Tankens auch kurz die Scheiben putzten. Die einzigen Worte, mit denen ich hierbei kommunizieren musste, waren „Diesel“ und „full“.

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    Weite Ebene

    Kurz vor Mittag erreichte ich den Parkplatz an meinem Ziel. Man wies mir einen Stellplatz zu, und schon bald kam der erste Guide. Das hatte ich erwartet. Ich hatte einen kleinen Plan, und der Abstieg zu den Fällen und der Marsch darum herum sollten relativ einfach sein. Ich lehnte also ab und ließ mich nicht beirren. Dann konnte ich Wasser sehen. Kleine Brücken führen hier über die Wasserläufe. Auch hier stand ein Einheimischer mit einigen fehlenden Zähnen, der es auf mich abgesehen hatte. Woher ich kommen würde, wollte er wissen. Deutschland? Perfekt. Er war vor etlichen Jahren auch in Deutschland und kenne es. Er würde mich führen und mir besondere Dinge zeigen. Was? Ich brauchte keine Hilfe? Aber er brauchte doch das Geld! Schließlich hätte er eine Familie, die er ernähren musste. Ich musste ihm doch helfen! Nach vielen Neins konnte ich ihn irgendwann loswerden.

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    Angekommen

    Man musste nicht weit gehen und konnte schon den ersten großen Wasserfall sehen, der sich auf der gegenüberliegenden Seite 75 Meter tief ins Tal stürzte. Das sah mal richtig gut aus. Die Ouzoud-Wasserfälle fallen über mehrere Kaskaden und Etagen ins Tal und sind mit einer Höhe von insgesamt 110 Metern die größten und wasserreichsten Wasserfälle Marokkos. Die Ufer sind von Feigenbäumen und urwaldähnlichen Lianen bewachsen. An den Klippen, hinter denen es senkrecht ins Tal hinab ging, waren Absperrungen und Geländer, die man jedoch an etlichen Punkten übersteigen konnte, um mehr von den Fällen zu sehen und schönere Fotos zu machen. Unter dem großen Wasserfall sah man Restaurants und Boote, mit deren Hilfe die Touristen ganz nah an das fallende Wasser fahren konnten. Hier waren viele Touristen. Plötzlich sah ich einen kleinen Affen. Hier waren sie also! Weitere kamen hinzu und ließen sich von den Touristen füttern. Sie waren recht zutraulich und liefen zwischen uns her. Die Berberaffen leben heute in Marokko noch im Rifgebirge und im Mittleren Atlas und in Algerien sowie auf Gibraltar. Die dortige Population wurde jedoch vom Menschen eingeführt. Lebensraum dieser Tiere sind höhergelegene Eichen-, Tannen- und Zedernwälder, sie kommen auch mit zerklüftetem Terrain zurecht. Und ein solches findet man eben hier. Manche dieser Tiere waren recht groß und alt, doch hatten sie auch kleine Jungtiere dabei. Teilweise kletterten sie am Absperrungszaun entlang und sprangen auch auf die Rücken der Touristen, die ihnen was zu fressen gaben.

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    An den Wasserfällen


    Auf verschlungenen Pfaden führen einige Wege durch den Wald hinab ins Tal, denen ich selbstverständlich folgte. Der Wald war herrlich. In einer Spitzkehre drückte mir plötzlich ein Einheimischer Plätzchen in die Hand, ich gab ihm mein Smartphone, und schon sprang ein Berberaffe auf meine Schulter und knabberte die Süßigkeiten. Dabei entstanden einige hübsche Bilder. Auch dieser Einheimische verlangte einen Obolus, und ich gab ihm 30 Dirham. Er gab sich etwas enttäuscht, doch wenn er das den ganzen Tag so tat, bekam er sicherlich ein hübsches Sümmchen zusammen. Eine alte Dame mit Esel fragte ich nach dem Weg nach unten und gab ihr 20 Dirham, was sie recht glücklich machte.

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    Hier geht's hinab

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    Tja!

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    Der Esel der alten Dame

    Und ganz unten eröffnete sich vor meinen Augen ein erholsames, kleines Paradies. Das plätschernde Wasser war zwar recht braun, doch ansonsten fand sich hier eine wirkliche Idylle. Kleine Holzstege führen über das Wasser, das immer wieder über kleinere Fälle seinen Weg ins Tal fortsetzt. Alles ist hier von einem saftigen Grün. Chillige, kleine Bars und Restaurants befinden sich direkt am Wasser. Da dachte ich: Warum nicht ein Weilchen hierbleiben? Und so ließ ich mich eine Weile in einer herrlich entspannten Reggae-Bar nieder. Hier hingen Bilder von Bob Marley, Musik kam aus einem Radio, gemütliche Sofas standen in den Ecken, allerlei Sprüche und Zeichnungen zierten die Wände, Teetässchen standen auf den Tischen, zahlreiche Accessoires baumelten von der Bambusdecke, Trommeln und dampfende Tajines standen direkt über dem Wasser. Hier ließ es sich eine Weile aushalten. Und so bestellte ich ein Tomaten-Ei-Sandwich und einen Orangensaft und ruhte. Welch ein entspannter Tag! So soll es sein. Noch einen Orangensaft. Einfach Pause! Es kostete 25 Dirham, und ich merkte, dass ich gar nicht mehr genug Kleingeld mein Eigen nannte. Einen 100-Dirham-Schein konnte der Herr nicht wechseln. Doch ich hatte noch ein paar Euro- und Cent-Münzen, und so schüttete ich ein Konglomerat an Kleinmünzen auf seinen Tresen, dass den ungefähren Wert von 4 € hatte, womit man sich zufrieden zeigte.

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    Das Paradies unterhalb der Wasserfälle

    Dann setzte ich meinen Weg fort und gelangte allmählich ebenfalls unter die großen Wasserfälle. Auf eine Bootsfahrt direkt an das Wasser oder auf die andere Seite verzichtete ich, denn man konnte auch rüber laufen. Am diesseitigen Pfad den Hang hinauf reihten sich viele Verkaufsstände – und Orangen über Orangen. Das sieht schon lecker und fruchtig aus, wenn man Tische voll von fein säuberlich aufgestapelten Orangen vor sich sieht.

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    Die Wasserfälle von unten

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    Auf dem Weg zurück

    In der Mitte des Nachmittags machte ich mich auf über Demnate, wo ich kurz hielt, um das sehenswerte Eingangstor zu fotografieren, bis zur 65 Kilometer entfernten Naturbrücke Imi-n-Ifri.

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    Stadttor von Demnate

    Ich hatte bereits viel über die große Naturbrücke gelesen, die sich über den Oued Tissilt erstreckt. Eigentlich ist es ein großes, klaffendes Loch in den Felsen, eine durchbrochene Höhle, über die eine Straße führt. Auf dem Weg hielten mich Polizisten an, um eine Kontrolle durchzuführen, doch hatten offenbar an mir nichts auszusetzen. Ich hatte eigentlich nur am Straßenrand geparkt, um eine kleine Karte hervorzukramen, doch schien ihnen das verdächtig vorzukommen, und sie winkten mich heran. Dann sagten sie: „Imin-n-Ifri? 1 km!“ Ich parkte in der Nähe der „Brücke“, band mir nun endlich selbstständig meinen Schal um und machte mich an den Abstieg. Welche Ausmaße die Naturbrücke hat, merkt man erst richtig, wenn man vor Ort ist und die kleinen, winzigen Menschlein sieht, die die Brücke unten durchwandern. Gigantisch. Man muss diesen Ort besucht haben. Ich durchlief die Brücke von oben nach unten, und das macht wirklich viel Spaß. Neben der Brücke rieselt sanft das Wasser am Hügel hinab. Man muss sich die richtigen Pfade durch den Fels suchen, und ein kleines bisschen Klettern gehört auch dazu. Hin und wieder sind kleine Treppenstufen in den Fels gehauen. Auch einige andere Touristen suchten sich einen Weg durch das Gestein. Steht man unter der Brücke, stellt man fest, dass auch hier Wasser hinab rieselt. Es regnet hier. An der Unterseite der Höhlendecke haben sich im Laufe der Zeit kleine Stalaktiten gebildet, von denen das Wasser auf den Boden tropft. Bis man an der anderen Seite wieder hinauf kommt, vergeht ca. 1 Stunde. Es ist ein toller Ort. Oben angekommen, kaufte ich mir eine Orangenlimonade zu einem Preis von 4! Dirham. Doch die kühlste war sie nicht.

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    Naturbrücke Imi-n-Ifri

    Und auch heute war es wieder bullig-warm. Wir hatten nun ca. 17.00 Uhr. Da hatte ich also noch Zeit. Nur 7 Kilometer entfernt befinden sich nämlich die Dinosaurierspuren von Iouaridene. Ich befuhr eine schmale Teerstraße durch rotes Sandgebiet und immer wieder kamen mir kleine Busse mit Einheimischen entgegen, die teilweise auch auf dem Dach saßen. Wo wollten die alle hin? Die Busse sahen eher aus wie alte, abgetakelte Feuerwehrwagen. Merkwürdig! Sie nahmen auf mich auch kaum Rücksicht, so dass ich laufend teilweise neben der Straße fuhren musste, damit wir aneinander vorbeipassten. Und wieder Einer! Dann stand ich plötzlich vor einem Schild. Ich war da. Die Fußabdrücke sind Spurenfossilien, stammen aus dem Jura und gehörten dem Megalosaurus, einem auf zwei Beinen laufenden Saurier. Bis zu 160 Millionen Jahre alt! Als ich ankam, hörte ich einen Esel, der aus Leibeskräften iahte. Das Gebiet war umzäunt und hatte ein Tor. Leider war es verschlossen. Shit! Ich wollte mir wenigstens noch einen Überblick über das Gelände verschaffen und lief darum herum. Aus der Ferne konnte ich einige Fußabdrücke erspähen. Tja, der Zaun war an manchen Stellen kaputt. Man konnte eigentlich hindurch. Doch so richtig traute ich mich das nicht. Und hielt es auch nicht für richtig, denn schließlich hatte das Areal ein verschlossenes Tor, was darauf schließen lässt, das man eben nicht hineinsollte. Ich ließ es und kam wieder vorne ans Tor.

    Und da wartete doch plötzlich eine Einheimische auf mich. Na sowas! Sie hatte wohl den Esel gehört und daraufhin mein Auto gesehen. Da hatte sich mein Anstand also ausgezahlt, denn sie wäre sicherlich nicht sonderlich amused gewesen, hätte der Tourist einfach den kaputten Zaun überstiegen. Sie hatte den Schlüssel in der Hand. Und so schloss sie mir auf und begann einen kleinen Rundgang mit mir zu den verschiedenen Spuren. Ich war erstaunt, wie gut die ca. 30 cm langen Spuren konserviert waren. Es waren deutliche Schritte über den Fels zu sehen – und teilweise auch recht tief. Erstaunlich! Ich freute mich und drückte der kopfbedeckten Dame 30 Dirham in die Hand. Sie war zufrieden und verabschiedete sich von mir. Wieder ein Bus mit Einheimischen! Was machten die nur?

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    Dinosaurierspuren von Iouaridene

    Der Tag war ein richtig Guter! Nach Marrakesch waren es nun 100 Kilometer. Der Verkehr auf den Landstraßen war zwar einfacher zu ertragen als der Verkehr in Marrakesch, doch auch das darf man sich nicht so rosig vorstellen. Meistens darf man auf den Straßen nur 80 km/h fahren, wenn man Glück hat, dann hin und wieder auch mal 100. Manche Einheimische tuckern mit ihren alten Wagen – bei denen sie wohl froh sind, dass sie überhaupt noch fahren – mit 50 vor Dir her. Ja, haben die hier keinen TÜV, oder was? Und viele Straßen haben eine durchgestrichene Linie in der Mitte – also Überholverbot. Na klasse! Manche Einheimische überholten trotzdem. Hin und wieder auch ich. Ich kann doch nicht dauernd mit 50 hinter so einem alten Ding her tuckern. Da komme ich ja nie an! Im Dunkeln kommen Dir Fahrräder entgegen – natürlich ohne Licht! Am dunklen Straßenrand kommen Dir schon mal auf deiner Straßenseite Frauen in dunklen Burkas entgegen! Und in jedem Dorf ist natürlich tagsüber Markt. Die Einheimischen meinen selbstverständlich, diese Märkte überrennen zu müssen, und dort ist dann kaum ein Durchkommen. Menschen stürzen auf die Straße, obwohl Du angefahren kommst. Hunde schlafen mitten auf der Straße. Man kann dort dann nur mit 10 km/h durch solche Ortschaften fahren.

    Als ich wieder „zuhause“ ankam, fuhr ich noch schnell zum Supermarkt. An der Kreuzung davor sah ich einen Polizisten stehen. Nach dem Einkauf stieg ich in meinen Wagen und wollte wieder umdrehen. Die Straße hatte jedoch zwei durchgezogene Linien in der Mitte, und so hätte ich ca. einen halben Kilometer weiter geradeaus fahren müssen und hinten am chaotischen Kreisel drehen müssen, um wieder in Richtung Medina zu fahren. Es kamen gerade keine Autos. Das musste ich nutzen. Also drehte ich um, fuhr über die Mittellinie und war wieder auf dem richtigen Weg. Perfekt! Doch nein; der Polizist hatte mich gesehen. In meinem Unterbewusstsein hatte ich noch an ihn gedacht, empfand mein Vergehen aber auch als nicht weiter schlimm. Er winkte mich sofort an den Straßenrand. „Your driver license and your passport, please!“ Für dieses Vergehen müsse ich 500 Dirham zahlen; wenn ich sofort zahle, dann nur 300. Er zeigte mir die Strafen in einem Bußgeldkatalog. In Deutschland könne ich schließlich auch nicht einfach eine durchgezogene Linie überfahren. „So much money?“ Ich bettelte und flehte, ich sei doch nicht von hier, er solle doch nicht so streng sein und mich fahren lassen. Ob ich denn nicht nur 100 Dirham zahlen könne. Da ich ihm sympathisch sei, sagte er wirklich okay. Natürlich bekam ich keinen Strafzettel, obwohl er zuerst einen in der Hand hatte. Er sagte, ich solle ab jetzt vorsichtiger sein. Puh! Da hatte ich nochmal Glück gehabt. Es war zwar nicht sonderlich erfreulich, aber die 10 € konnte ich verkraften. Shit happens! Nun hatte ich also auch eine unerfreuliche Begegnung mit der Polizei hinter mir, aber Glück im Unglück gehabt. Dass ich da wirklich mit ihm handeln könne, hätte ich gar nicht gedacht. Ich parkte auf dem Parkplatz, brachte die Einkäufe ins Riad und schlug den Weg zum Dar Narwama ein, ein Restaurant in der Nähe des Djamaâ El Fna. Das Restaurant besticht mit einer gemütlichen Atmosphäre – ein authentisches Riad mit Brunnen in der Mitte, gemütlichen Sofas und schummrigem Licht. Ich bestellte ein Casablanca, und weil das Essen nicht kam noch eines, und eine Bauchtänzerin betrat den Saal. Rhythmische Musik erklang. Die Tänzerin wirbelte durch den Raum. Aber man sah ihre Schüchternheit, dass sie sich in ihrer knappen Bekleidung nicht wohl fühlte. Wahrscheinlich hatte sie sowas noch nicht allzu oft gemacht. Dann kam meine Lamm-Tajine, und die war mal richtig lecker. Lamm mit Feigen. Ein Genuss.

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    Lamm-Tajine

  • Tajine, Couscous & Méchoui - Eine Reise in das Reich von Tausendundeiner Nacht

    • Heiko705
    • 7. Dezember 2019 um 20:20

    Ich habe gelesen, dass man als "Ungläubiger" nur eine einzige Moschee betreten darf, und das ist die Tin Mal Moschee 170 km südlich von Marrakesch, die ich ebenfalls besuchen wollte. Vielleicht bezog sich das aber auch nur auf Südmarokko, und im Norden gibt es mehrere. Ich habe mich im Urlaub ja komplett auf den Süden konzentriert. Casablanca liegt im Norden.

    Jedenfalls wurde mir bei vielen Moscheen, vor denen ich stand, der Eingang verwehrt, obwohl ich auch gar nicht plante hineinzugehen, weil ich ja vorher gelesen hatte, dass das nicht möglich ist.

  • Tajine, Couscous & Méchoui - Eine Reise in das Reich von Tausendundeiner Nacht

    • Heiko705
    • 7. Dezember 2019 um 17:10

    Hallo Jürgen, die Auswahl der Speisen wurde in den nächsten Tagen für mich besser, Du wirst sehen.

    Fotografieren darfst Du die Moscheen ja, aber eben nur von außen.

  • Tajine, Couscous & Méchoui - Eine Reise in das Reich von Tausendundeiner Nacht

    • Heiko705
    • 7. Dezember 2019 um 13:01

    Danke, Johannes! Hehe!! 8)

  • Tajine, Couscous & Méchoui - Eine Reise in das Reich von Tausendundeiner Nacht

    • Heiko705
    • 6. Dezember 2019 um 20:03

    Tag 05 – Rückkehr nach Marrakesch

    Montag, der 16.09.2019:

    Am folgenden Morgen gab es ein Frühstücksbuffet im Hauptzelt, was dem Frühstück in meinem Riad in nichts nachstand. Es gab Kaffee, Orangensaft, Tee, Muffins, Kuchen, Brot, Butter, Schmierkäse, Marmelade und Joghurt. Auf einer Düne vor dem Camp standen zwei Stühle, die extra zum Genießen der Aussicht dort aufgestellt waren. Hier nahm ich Platz und rauchte eine Morgenzigarette. Dann waren wir bereits um 06:45 Uhr abmarschbereit, denn schließlich wollten wir zurückreiten, dabei den Sonnenaufgang genießen und die Busse unserer angestammten Gruppen um 08:00 Uhr erreichen. Mein deutscher Tischnachbar beim Frühstück war mir beim Binden des Schals behilflich. Dann forderte er „10 Dirham“ in Anspielung auf die Einheimischen, die ja ebenfalls für jede kleine Hilfe sofort etwas Geld einfordern. Die Dromedare waren die Nacht über im Sand vor dem Camp liegen geblieben.

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    Das Frühstücksbuffet

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    Die Dromedare warten brav

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    Die Ersten starten bereits

    Der Ritt zurück nach Merzouga ging etwas flotter als am Vortag, da wir beim Sonnenaufgang nicht von unseren Tieren abstiegen, um etwas Zeit zu sparen, doch unserem Führer gelangen einige hübsche Fotos. Einfacher als am Vortag war der Ritt auch heute nicht. An meinem Oberschenkel hatte sich schon eine kleine Schürfwunde gebildet. Um kurz nach acht kamen wir an. Haj, der Fahrer meiner Gruppe, stand vor dem Bus und erklärte, dass er nur auf mich warten würde. Marina und Jana sagten mir aber gleich, dass das nicht stimme, da die beiden Franzosen auch noch nicht da wären. Aha, Dimitri und Elodie fehlten also noch. Nun musste ich Marina und Jana noch erklären, wieso ich das Luxuszelt gebucht hatte und was für wir Annehmlichkeiten in den Zelten hatten. Sie waren sich einig, dass sie ebenfalls ein Luxuszelt gebucht hätten, wenn sie gewusst hätten, dass diese weiter draußen liegen. Außerdem hatten sie auch gar nichts von dieser Möglichkeit gelesen. Tja, man musste eigentlich einfach nur genau schauen. Sie berichteten, dass sie eine halbe Stunde auf ihren Dromedaren geritten waren und so etwas wie Militär-Feldbetten hatten, also sehr einfach gehalten. Gewaschen hatten sie sich kaum.

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    Der Ritt zurück zur Herberge

    Nun ging es an die lange Rückfahrt nach Marrakesch. Das sind jetzt „nur“ 560 Kilometer, doch ist das eine beschwerliche Strecke, vor allem, wenn man sich im Hohen Atlas über die Passstraßen kämpfen muss. Und so muss man dann schon mal – gerade im Bus – wenn man auch noch ein paar Pausen einlegt, von einer 12-stündigen Fahrt ausgehen. So war unser Ziel, um 20.00 Uhr in Marrakesch anzukommen. Jana hatte unser Gruppenfoto aus der Todra-Schlucht von unserem salvadorianischen Begleiter bekommen und wollte es mir per E-Mail schicken. Da wir jedoch keine mobilen Daten zur Verfügung hatten, wollte sie dies später nachholen. „Du denkst aber auch dran, ne?“, sagte ich ihr. „Natürlich!“

    Zum Mittagessen aß ich Chicken-Couscous, doch war mir das Ganze etwas zu trocken, und ich schaffte nur die Hälfte. Zum Nachtisch gab’s noch ein kleines Stück Kuchen. Ca. alle 2 Stunden legten wir eine kurze Pause ein, um auf die Toilette zu gehen und einen Kaffee zu trinken. Bei diesen Pausen kam ich immer mehr und mehr mit Dimitri ins Gespräch, der mir richtig sympathisch wurde. Ich erzählte ihm von meinem Interesse an Korsika, und er gab mir seine E-Mail-Adresse. Wenn ich in zwei Jahren auf die Insel kommen sollte, könnte ich ihn einfach anschreiben, und er würde mir einige coole Orte auf der Insel nennen, die man einfach gesehen haben müsste. Das französische Pärchen wollte am nächsten Tag bereits wieder gen Heimat fliegen, und ich gab Dimitri noch ein paar Tipps, wo sie am letzten Abend noch gut essen könnten. Marina erzählte mir von Trier und dass viele ihrer Freunde aus Trier aufgrund des Steuervorteils in Luxemburg arbeiten würden. Auf der Rückfahrt ließen wir Ouarzazate liegen und nahmen eine etwas kürzere Strecke. Mittlerweile hatte man sich durchaus an unsere recht coole Truppe gewöhnt, und bei dem Gedanke an die Trennung wurde mir etwas schwermütig ums Herz. Viele nutzten die lange Fahrt hin und wieder zum Schlafen, doch mir selbst fielen die Augen nicht zu.

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    Chicken-Couscous

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    Süßer Kuchen

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    Im Gebirge

    Gegen halb acht am Abend erreichten wir Marrakesch. Nach und nach wurden unsere Gruppenmitglieder wieder an den Orten raus gelassen, an denen sie zwei Tage zuvor abgeholt worden waren. Marina und Jana planten, sich am nächsten Tag einen Mietwagen zu holen und nach Essaouira zu fahren. Wegen meiner Warnung vor dem chaotischen Verkehr in Marrakesch waren sie recht froh, den Mietwagen am Flughafen zu holen und sich auf diese Weise nicht dem Stadtverkehr aussetzen zu müssen. Ich wünschte Ihnen viel Spaß. Ich selbst kam erst fast am Ende an die Reihe. Ich verabschiedete mich – vor allem von Elodie und Dimitri, dem ich kräftig die Hand schüttelte – und gab Haj ein kleines Trinkgeld in Form von 50 Dirham.

    So – da war ich also wieder, vor dem großen Tor in der Nähe meines Riads. Es fühlte sich doch tatsächlich ein wenig wie Heimkommen an. Rachid freute sich über meine Rückkehr. „Welcome back again, Heiko“. Er pflegte, in den Abendstunden auf einem Stuhl vor dem Riad zu sitzen. Nach einer kühlen Dusche leistete ich ihm Gesellschaft. Ich zeigte ihm Bilder vom Dromedarritt und von Aït-Ben-Haddou und berichtete ihm von unserem Führer, der laufend „Inschallah“ gesagt hatte.

    Dann unterhielten wir uns über Gott und die Welt, und so kamen wir auch auf das Thema Religion zu sprechen. Er glaubte an ein Leben nach dem Tod. Er erklärte mir, warum es unrein sei, Schweinefleisch zu essen. Bereits in der Arche Noah, in der ja die Fäkalien aller möglichen Tiere den Boden bedeckten, hätten sich die Schweine darin gesuhlt. Außerdem könnten sie schlechtes Fleisch von Tieren, die bereits tagelang tot waren, noch immer fressen. Deswegen sagte Mohammed, das Fleisch von Schweinen dürfe man nicht essen. Zudem sei es wesentlich gesünder, Fleisch ḥalāl zu essen. Dabei würden nur Tiere genutzt, die nicht bereits vorher verendet waren und regelgerecht geschächtet wurden. Durch das Schlachten mit einem einzigen, großen Schnitt an der Halsunterseite würde gewährleistet, dass das Tier rückstandslos ausblute und auch alles Unreine wie Bakterien verschwinde. Ich für meinen Teil hielt es für besser, nun mit Rachid keine religiöse Diskussion anzufangen, doch hörte mir seine Erklärungen höflich an. Ich mochte ihn.

    Nun machte ich mich noch auf in die Medina. Entgegen Rachids Warnungen vor dem Restaurant Le Foundouk, da die Preise hier sehr hoch seien, gedachte ich dort zu Abend zu essen. Man musste ja schließlich nicht das Teuerste nehmen und sieht die Preise ja auch in der Speisekarte. Einige Jugendliche baten wir wieder ganz uneigennützig ihre Hilfe an, doch ich fand das Restaurant am Ende schließlich allein. Leider war es voll besetzt, und so entschied ich mich für ein Restaurant ganz in der Nähe, das Le Trou Au Mur. Endlich mal wieder keine Einheits-Tajine oder Couscous essen! Auch hier war die Dachterrasse bereits voll, doch ich bekam noch einen Tisch im Innern.

    Es wurden einige Arten von Lamm angeboten, doch da ich noch nie Lammleber, –herz und –nieren gegessen hatte, wollte ich einmal das probieren. Nach einer kleinen Aufmerksamkeit des Hauses wurde mir das Fleisch – hübsch angerichtet in kleinen Schälchen – zusammen mit Ofenkartoffeln, Brot und Tomatensalat dargereicht. Und entgegen der Meinung so manch Anderer schmeckte es mir ausgesprochen gut. Das nächste Mal dann aber wieder richtiges Lamm! Leider musste ich zurück im Riad feststellen, dass der Internetempfang nicht mehr der Gleiche war wie noch ein paar Tage zuvor. Da der Router an der Rezeption in der unteren Etage im Treppenhaus stand, setzte ich mich ganz oben auf der Dachterrasse auch ganz nah ans Treppenhaus, rückte Tisch und Stuhl direkt an die Treppe – hier funktionierte es, woanders nicht. Das Problem scheint in Marokko weit verbreitet zu sein, liest man doch in vielen Bewertungen diverser Riads immer wieder davon, dass das WLAN nicht besonders gut funktioniere. Auf diese Weise konnte ich Kontakt zu Freunden zuhause aufnehmen und schrieb auch noch Dimitri eine E-Mail, die allerdings unbeantwortet blieb. Auch von Jana kam kein Gruppenbild per E-Mail. Tja, ich ahnte es. So sind die Leute.

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    Bruschetta

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    Lammleber, –herz und –nieren

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    Meine Dromedar-Reitverletzung

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