1. Forum
    1. Unerledigte Themen
    2. Privatforum
    3. Themen der letzten 10 Tage
  2. Medienverwaltung
    1. Bildergalerie-Alt
    2. Alben
    3. Nutzungsbedingungen
    4. Videokanäle
  3. Nepomuks
  4. Gamezone
    1. Highscore
  • Anmelden oder registrieren
  • Suche
Alles
  • Alles
  • Forum
  • Bilder
  • Videos
  • Seiten
  • Spiele
  • Erweiterte Suche
  1. Schoener Reisen » Forum » Sehen, erleben und berichten
  2. Grizzly

Beiträge von Grizzly

  • Grizzlys Bosnienreise 2010

    • Grizzly
    • 27. Oktober 2010 um 21:33

    @ Wallbergler:
    Den Hals hab ich auch, und dazu noch einen auf unsere ach so humanen Ausländer- oder, korrekter gesagt, Deportationsbehörden, die die Füchtlinge ins Chaos zurück deprotiert haben. Zum Teil waren das Leute, die ich in unserer Hausarztpraxis betreut habe; eine betroffene Familie haben wir am Rand von Sarajevo besucht. Die Kinder sprechen heut noch Deutsch miteinander, v.a. wenn die Eltern es nicht verstehen sollen ...


    Wir haben mittlerweile Samstag den 24.7.2010, und Milan kutschiert uns wieder mit dem Bus herum.
    Heute Vormittag ist das Tunnelmuseum am Rand von Sarajevo das Ziel.

    Während der Belagerung der Stadt war der Flughafen zunächst von der serbischen Armee, später von der UNO kontrolliert, und es war für die Verteidiger nicht möglich, über den Flughafen Menschen oder Material aus der Stadt heraus oder in sie hinein zu bringen - so lange, bis unter dem Flughafen mit stillschweigender Duldung der UNO ein 800 Meter langer Tunnel gebaut wurde.

    Den Eingang dazu (Pfeil) kann man heute besichtigen.

    Eine Familie hat dafür ihr Haus zur Verfügung gestellt, erst für den Tunneleingang, und dann, als alles vorbei war, für das Museum. Dass die Wühlerei dem Haus nicht gut bekommen ist, sieht man deutlich.

    Das Haus gegenüber diente als Polizeistation.

    Wenige Meter entfernt vom Tunneleingang starten und landen die Flugzeuge.

    Jenseits des Belagerungsrings liegt das damals unter Kontrolle der Armee von Bosnien und Herzegowina befindliche Igman-Gebirge. Eine einzige Straße (Pfeil), die von den Serben häufig beschossen wurde, führte da durch; an deren Ende lag das andere Tunnelende (dort kommen wir heute nicht hin).

    Der Tunnel war an den meisten Stellen nur ca. 1,50m hoch und musste ständig von Wasser freigepumpt werden; da war es eine große Erleichterung, als man Schienen hindurch verlegt hatte, und man Versorgungsgüter und gelegentlich auch Krankentragen mit Verwundeten auf Loren durch den Tunnel schieben konnte.

    Inzwischen ist der Tunnel mit Ausnahme eines wenige Meter langen Demontrationsstollens
    nicht mehr zugänglich ...

    ... und über der Tunnelstrecke wird Wein, Obst und Gemüse geerntet.

  • Die Insel Usedom

    • Grizzly
    • 27. Oktober 2010 um 07:04

    @ Tosca:
    Danke für das Danke.

    @ all:
    Aktuell hab ich arg wenig Zeit, sonst wünrde ich mich auch mehr in Eure Berichte hineinknieen.

    (Nachtrag zum 19.3.08)

    Nachdem sich mein Chauffeur und Stadtführer zum Geburtstag seiner Frau verabschiedet hat,
    bin ich noch ein bissl weiter durch Swinemünde marschiert.

    Auf dem Friedhof wurde vor einigen Jahren eine Ecke mit alten deutschen Grabsteinen eingerichtet.

    Hier ein Gedenkstein für die ca. 15.000 Bombenopfer des 12.3.1945.

    An diesen -polnischen- Grab finde ich nicht nur die Sitzbank praktisch,
    sondern auch den abschliessbaren Kasten darunter, in dem sich wahrscheinlich Sitzkissen und ähnliches befinden.

    Denkmal für die Opfer von Katyn ...

    ... und für den von Geheimdienstoffizieren ermordeten Priester Jerzy Popieluszko.


    Zurück in die Stadt ...
    Von der bombardierten Martin-Luther-Kirche ist nur der Turm stehen geblieben.


    Am Swinemünder Strand gibt's sogar Hai - aber sicher nicht aus der Ostsee,
    man kann also unbesorgt baden (nur noch nicht jetzt).

    Dafür gibt's in dem Wäldchen zwischen Kurpromenade und Strand Wildsäue,
    die man, wie das Schild vorgibt, nicht füttern soll ...

    ... "Uwaga - agresivni !", Achtung - aggressiv,
    rufen mir mir ein paar Jugendliche zu, während ich das Schild photographiere und mich bemühe,
    per Wörterbuch seinen Inhalt zu ergründen.


    Das war die Swinemünder Seebrücke, von der nichts übrig geblieben ist,

    während das Kurgebiet relativ geschmackvoll, aber auch teuer aufgebaut wurde und noch wird -

    - so sah's früher aus (diese Bilder sind, meist in Fahrradständern, zweisprachig über die ganze Stadt verstreut).

    Direkt am Strand - der Sand wirkt wie festgestampft - geht's nach Ahlbeck zurück
    (am Horizont liegt Usedoms Nachbarinsel Wollin)

    und dass man da irgendwann über eine Staatsgrenze latscht,
    fällt im Dunkeln überhaupt nicht mehr auf.

  • Die Insel Usedom

    • Grizzly
    • 26. Oktober 2010 um 23:49
    Zitat von ELMA

    Wo wir vermutlich achtlos vorbei gehen würden, reiht sich für Dich eine persönliche Geschichte an die andere!

    Du kommentierst Deine Bilder relativ "trocken" - aber es gingen Dir doch sicher viele Bilder durch den Kopf, wenn Du Dir vorgestellt hast, wie das alles einmal war!

    Ich muss dazu sagen, dass ich nicht das erste Mal dort war - das war 1992.
    Damals wusste niemand aus unserer Familie, wie es "auf der anderen Seite" aussah bzw. ob das alte Forsthaus noch stand.
    Man konnte ja nur bei Ahlbeck über die Grenze.
    Ich lieh mir ein Fahrrad und strampelte los. Hatte im Wörterbuch nachgeschaut, was "Forsthaus" heisst, und fragte mich durch. Fand dann auch ein älteres Gebäude, und fragte einen Passanten, ob das das alte Forsthaus, stara dom lezna
    , sei.
    Nein sagte der, das sei rozavane - ich hatte keine Ahnung was das heist, ahnte aber Übles bzw. wusste es eigentlich schon, bevor mir das Wörterbuch die entgültige Antwort verriet: Abgerissen. Ich erfuhr später, dass es baufällig gewesen sei, was ja auch gut stimmen kann.
    Mehr dazu im Verlauf dieses Berichts.


    Weiter geht's, wieder Montag vor Ostern 2008, mit Fahrrad in Kamminke - der gute Wirt der Fischerkneipe, in der ich Mittag gegessen hab, spendierte mir eine Plastiktüte, damit mein Fahrradsattel und folglich mein Hinterteil wegen des zeitweiligen Schneegriesels nicht nass wird - hoch soll er leben !

    Inzwischen scheint wieder die Sonne durch die Fischernetze und auf's Oder-Haff

    Links ist Polen, rechts bzw. gegenüber Deutschland

    Kamminke, dahinter die Ausläufer des Golm - die das Mobilnetz, zumindestens D1, empfindlich stören,
    so dass ich, solang ich in Kamminke bin, meistens im polnischen Netz lande.

    Zurück Richtung Ahlbeck (wo mein Quartier ist) geht's einfacher über Swinemünde,
    sonst müsste ich über den Golm und ordentlich schieben.

    Und wie wär's überhaupt, wenn ich dem Wegweise folgte für einen kurzen Schweden-Trip,
    nach Ystad, Henning Mankells Kommissar Wallander besuchen (ICH LIEBE SCHWEDEN-KRIMIS !!) -
    nein, geht ja nicht, der ist in Pension gegangen ...

    Über der Swinemünde-Durchfahrt (incl. Postkartenschreiben u.a.) ist es dämmrig geworden.
    Es folgt ein erneuter Grenzdurchbruch, nein, nicht durch den Schnee,
    sondern durch den Strandsand oberhalb der Dünen.

    Der Strand in der Ferne ist Usedoms Nachbarinsel Wollin.

    Diese Wolke erinnert an einen Atompilz ...

    ... und der Mond ist auch schon da; er präsentiert sich in voller Schönheit ohne Stativ oder ähnliches :smfreude:

    Leider ist der nächste Blick auf Ahlbeck etwas verwackelt,
    aber ich wollte ihn Euch nicht vorenthalten.

    Das laute Wellenrauschen kann ich Euch leider nicht wiedergeben -
    stellt's Euch einfach vor.

  • Grizzlys Bosnienreise 2010

    • Grizzly
    • 26. Oktober 2010 um 23:38
    Zitat von ELMA

    Erzähl weiter, Grizzly - bitte!!

    OK - geht weiter.

    Die Gedächtnishalle ist in einer ehemaligen Fabrik, die den niederländischen UNO-Truppen als Unterstand diente und wo nach der Eroberung durch die serbische Armee Tausende von Flüchtlingen über Tage ohne Sanitäranlagen etc. zusammengepfercht wurden. Mit Ausnahme von Bildern an den Wänden und einem kleinen Kinoraum ist die riesige Halle heute leer.

    Die Bilder an den Wänden beinhalten Biograpien von Ermordeten und Vermissten
    sowie die Anfangsgeschichte der Gedächtnisstätte.

    Zum Schluss bekommen wir einen Film gezeigt, worin hinterbliebene Frauen in bewegenden Worten den Abschied von ihren Männern und Söhnen (zum Teil erst 12 Jahre alt !) schildern, wo einzelne Männer in völlig desolatem Zustand auf dem Weg von Srebrenica ins sichere Tuzla sind (wo nur der kleinere Teil von ihnen, schweissgebadet und vollkommen erschöpft, angekommen ist) und wie Flüchtlinge auf völlig überladenen UN-Lastwagen aus Srebrenica herausgefahren werden, selbst auf der vorderen Stoßstange stehen die Leute dicht an dicht - wie der Fahrer noch irgend etwas sehen konnte, ist mir schleierhaft.

  • Grizzlys Bosnienreise 2010

    • Grizzly
    • 24. Oktober 2010 um 23:07

    Das was ich hier reingesetzt hab geht nicht nur bei mir ein bissl an die Substanz - ich mache eine kleine Pause bis es weiter geht. Aber es geht weiter, versprochen, oder, beim aktuellen Teil der Reise, leider.

  • Die Insel Usedom

    • Grizzly
    • 24. Oktober 2010 um 22:59
    Zitat von ELMA

    Wie schön ist es, dass es heute jene fast unüberwindbare Grenze nicht mehr gibt und Usedom leicht erreichbar ist.

    Für Dich ein Ort, in dem Du familiäre Wurzeln hast ( was für ein idyllisches Forsthaus!!) - aber Usedom ( im Schatten des inzwischen doch überlaufenen Rügen) ist sicher heute auch für uns eine Reise wert!

    Danke für den Bericht, Grizzly!

    Gruß,
    ELMA


    Liebe ELMA,
    das mit den überwindbaren Grenzen empfinde ich wie Du - habe ich doch drei Jahre meiner Jugend (16-19) in Hof an zwei damals nur unter Schwierigkeiten zu überschreitenden Grenzen verbracht. Und wenn ich mich heute in der Nähe einer (geographischen) Grenze aufhalte, dann juckt es mich fast zwanghaft, dort drüber weg zu latschen oder sie anderweitig zu überqueren.
    Das idyllische Forsthaus existitiert leider nicht mehr, es wurde in den 80ern wegen Baufälligkeit abgerissen und durch ein neues ersetzt (Bild kommt noch im Lauf dieses Berichts).

    @ Ini:
    In Swinemünde gibt's auch einen Campingplatz - als ich dort vortbei gekommen bin, hab ich an Euch gedacht.

    - immer noch 17.3.08 -

    Am 1. Urlaubstag erlaubte das Wetter noch die Benutzung eines Fahrrads, so wollte ich den alten Schulweg meiner Mutter abstrampeln. 2 km, vom Forsthaus Swinemünde-Friedrichsthal nach Kamminke, eingentlich nicht die Hürde, aber leider war bisher die Grenze dazwischen - das Forsthaus liegt nämlich in Polen, und es gab an dieser Stellen keinen Grenzübergang.

    Inzwischen gibt es einen, im Süden von Swinemünde, mit Blick auf den 69m hohen Golm, den höchsten Berg Usedoms:

    Ich fahre jetzt auf der deutschen Seite am Torfgraben entlang, der hier die Grenze bildet. Auf dem Damm im Vordergrund fuhren früher Schnellzüge von Berlin nach Swinemünde ...

    Achtung - hier kommt gleich ein Zug mit 100 km/h angebraust ...

    ... und hier dampft er über die Kanalbrücke nach Swinemünde:

    Bei anderer Gelegenheit hab ich mir den noch existierenden, aber völlig funktionslosen Hauptbahnhof von Swinemünde angeschaut, den man ohne kundigen Führer gar nicht mehr findet ...

    Aber das war an einem anderen Tag, jetzt fahren wir weiter Richtung Kamminke und Forsthaus.

    Über dieses ca. 3m breite Hindernis ging schon mal eine kleine Holzbrücke, die jetzt eigentlich wieder aufgebaut werden sollte - leider ist sie grad nicht auffindbar ...

    Hier ginge es nach Swinemünde bzw. zum Forsthaus weiter

    und hier nach Kamminke - die Pflasterstraße sieht aus, als ob sie seit 1945 nicht mehr repariert worden sei ...

    Immerhin kann man das Fahrrad entlang schieben.

    Hier wären wir dann am alten Kamminker Dorfschulhaus angelangt,

    das heute Teil einer Jugendbegegnungsstätte ist, die v.a. auf den deutsch-polnischen Austausch Wert legt.

    Zwei Tage nach der Entstehung der obigen Bilder gab's immer wieder Schneetreiben, d.h. mit Radeln war nix.
    Aber der nette Herr Plucinski, ehemaliger Swinemünder Museumsdirektor, hat mich herumkutschiert.
    So bin ich nochmal von der polnischen Seite aus an den unterbrochenen Schulweg gekommen:


    Kamminke mit Jugendbegegnungsstätte bzw. alter Schule:

    Auf dem Weg nach Swinemünde geht's am Forsthaus vorbei, in dem mein Großvater als Usedomer Forstmeister amtiert hat (das alte Forsthaus ist leider wegen Baufälligkeit abgerissen worden) -


    nur eines der alten Gebäude, in dem früher Stall und Verwaltung waren, steht noch.

  • Grizzlys Bosnienreise 2010

    • Grizzly
    • 24. Oktober 2010 um 12:12

    In Bratunac geht's rechts nach Srebrenica, geradeaus nach Belgrad - wir sind fast an der serbischen Grenze.

    Die Bevölkerung von Bratunac bestand bei der Volkszählung 1991 zu zwei Dritteln aus Bosniaken, ein Drittel bezeichnete sich als serbisch. Heute gibt es dort nur noch wenige Bosniaken, der Bürgermeister wird von der serbisch-nationalistischen Partei SDS gestellt.

    In Bratunac begann das Massaker der von den serbischen Truppen von ihren Frauen und Müttern getrennten bosniakischen Männern, inzwischen sind über 8000 Tote gefunden und über 6000 identifiziert.
    :link:

    In Potocari, 6 km vor Srebrenica, war 1995 das Quartier der niederländischen UNO-Truppen, die die Bevölkerung der Region Srebrenica und der dorthin Geflohenen, insgesamt ca. 50.000 Menschen, schützen sollten. Dorthin flohen die meisten, als serbische Truppen die Stadt erobert hatten. Und dort sahen auch die meisten Frauen und Kinder ihre Männer, Väter und Söhne zum letzten Mal.

    Heute ist in Potocari die Gedenkstätte für die Opfer des Völkermords, die aus dem immer größer werdenden Friedhof,
    der Dokumentationshalle und der Gedächtnishalle besteht.

    Letztere ist eine ehemalige Fabrik, in der 1995 erst die UNO-Soldaten
    und dann, in drangvoller Enge, die Flüchtlinge lagerten.

    Das Gebiet der Gedenkstätte ist exterritorial, d.h. die Regierung der Republika Srpska hat hier nichts zu sagen,
    was durch Transparente, auf denen die serbische Führung hart angegriffen wird, zum Ausdruck kommt.

    Hier ist die Republik Bosnien und Herzegowina.


    Serbien ist verantwortlich für den Völkermord.

    Auf langen Tafeln stehen die Namen der bisher namentlich bekannten und hier bestatteten Opfer,

    für manche Familiennamen braucht es mehrere Reihen.

    Nach dem Verlassen des Friedhofs geleitet man uns in die Dokumentationshalle.
    Ich glaubte ja, durch eigenes Erleben als Hausarzt auch von Kriegsopfern, als historisch einigermaßen Informierter und als vielfacher Besucher von Kriegs- und KZ-Gedenkstätten Bescheid über derartige Greuel zu wissen. Aber selbst ich frage mich, ob es jetzt nicht langsam gut ist, nach dem überwältigenden Eindruck eines Gedächtnisfriedhofs für mittlerweile über 6000 Menschen. Natürlich denke ich das nur, schliesse mich der Führung an und erfahre weitere Details, wie das Massaker um Sebrenica im Einzelnen ablief.

    Interesant und in gewisser Weise auch tröstlich sind für mich die danach folgenden Ausführungen darüber, mit welcher Professionalität man inzwischen dafür sorgt, dass die Toten aus den immer noch neu aufgefundenen Massengräbern identifiziert werden. Den Hinterbliebenen hat man eine Kleinmenge Blut abgenommen und ihre genetischen Daten abgespeichert. Seit 1996 bringt dann die Internationale Kommission für vermisste Personen ICMP in Sarajevo und Tuzla mit hochspezialisierten Labors die Daten von Opfern und Hinterbliebenen zusammen. Die sind inzwischen so gut, dass sie u.a. bei der Tsunami-Katastrophe in Südostasien in großem Rahmen aktiv wurden und bei der Identifizierung von entstellten Leichen helfen konnten.

    In einem Computer kann man Namen von Vermissten aus der Umgebung von Srebrenica eingeben und erhält, falls sie hier auf dem Friedhof liegen, die entsprechenden Lagedaten; falls der Computer nicht funktioniert, kann man das auch über eine SMS erfahren.

    Ein Bild in der Dokumentationshalle fand ich erst so grauslich, dass ich es nicht photographiert habe. Im Nachhinein bereue ich das, denn eigentlich hat es etwas Anrührendes. Es zeigt einen mit Schutzhandschuh überzogenen Finger, den dieser Spezialist in die Krallenhand eines Toten gelegt hat; man sieht nicht mehr als den Finger und die Hand.
    Für mich will das Bild sagen:
    Ich bin bei Dir.
    Das, was man Dir angetan hat, können wir nicht mehr ändern - aber das, was wir noch tun können, wird jetzt gemacht, mit aller Professionalität. Wir sorgen dafür, dass Du ein Grab bekommst, auf dem Dein Name drauf steht, oder wenigstens der Deiner Familie.

  • Die Insel Usedom

    • Grizzly
    • 24. Oktober 2010 um 12:01

    @ Tosca:
    Dankschön für die Blumen. Rügen fehlt übrigens noch in meiner Sammlung.

    Die Christuskirche (sie heisst auch auf polnisch so - Kosciol Chrystusa Króla) im Zentrum Swinemündes hat die verheerenden Bombardierung vom 12. März 1945, bei der ca. 15.000 Menschen starben, fast unbeschadet überstanden - die Bomberpiloten hatten vermutlich die Anweisung (wie bei der Bombardierung anderer Städte wzB. Frankfurt/Main), Kirchen im Stadtzentrum zu schonen, um für den Rückflug einen Orientierungspunkt zu haben.

    Seit 1814 hängt ein Schiffsmodell über den Köpfen der Kirchenbesucher -das gibt's m.W. nirgendwo sonst.

    Papst Johannes Paul II. neben der Kirche ist natürlich neu hier ...

    ... ebenso wie die Hochhäuser, die nach dem Krieg auf dem Bombentrümmerfeld (oder auf einem früheren militärischen Übungsgelände nahe des zukünftigen Bahnhofs Sw.-Centrum) entstanden sind.

    Die Post (rotes Gebäude) ist da, wo sie früher auch war.

    Die Apotheke, die Theodor Fontane (wie schon sein Vater) betrieb, musste einem Hochhaus weichen ...

    ... lediglich eine Gedenktafel (am Hochhaus unten rechts) erinnert an den bekannten Schriftsteller.

    Das Fischerei-Museum, ganz früher mal Rathaus von Swinemünde, ist unversehrt geblieben.

    Dank des rührigen Direktors Dr. Jozef Plucinski (2004 zwangspensioniert, weil er der damaligen Regierungspartei um die Kaczynski-Zwillinge zu deutschfreundlich war), ist es inzwischen auch für deutsche Besucher begeh- bzw. die Erklärungen lesbar. Eine ganze Etage ist der Stadtgeschichte gewidmet, v.a. der deutschen, die polnische seit 1945 harrt noch der Aufarbeitung bzw. ist zu konflikthaft, um darstellbar zu sein.

    Interessant ist diese Karte von 1573.
    Rechts (östlich) neben dem kugelartigen Umriss, der Rügen darstellen soll, liegt, wie man sich denken kann, Usedom. Aber mitten an der Usedomer Nordküste steht neben einem roten Punkt - Vineta ...


    Die Swinemünder Lindenstraße musste 1936 einem der breitesten Nazi-Ärsche den Namen geben
    und hiess ab dann Hermann-Göring-Straße.

    Die Polen tauften sie 1945 natürlich wieder um, der Zeit folgend, in ulica armii czerwonnej, das heisst "Straße der Roten Armee", so hiess sie noch 1992, als ich das erste Mal da war. Inzwischen sind die einstigen russischen Waffenbrüder abgezogen (auch deren Armee ist inzwischen umgetauft), und die alte Lindenstraße heisst jetzt ulica armii krajowej = Straße der [url=https://www.ww2.pl/Die,Untergrund…n,Polen,38.html]Heimatarmee[/url], das waren u.a. die Kämpfer im Warschauer Aufstand 1944.

    Die Straßenumbenennung hat überhaupt Tradition in Swinemünde -
    so hiess der benachbarte Kleine Markt ab 1936 Adolf-Hitler-Platz,
    nach 1945 (übersetzt) erst Stalin- und dann Gomulka-Platz,
    irgendwann war der einstige polnische KP-Chef nicht mehr zeitgemäß,
    und so heisst der Platz jetzt Plac Wolnosci = Freiheitsplatz.
    Gerüchteweise scheint die Freiheit jetzt auch nicht mehr aktuell zu sein,
    und der Platz soll in Papst-Johannes-Paul-II.-Platz umgetauft werden ...

    Auf dieser Swinemünde-HP findet man rechts unter "Stadtgeschichte" auch ein Verzeichnis für alte und neue Straßennamen.

  • Hinweis zu Usedom

    • Grizzly
    • 23. Oktober 2010 um 11:28

    Da der Osten von Usedom ja in Polen liegt und mir jedwede Annektionsgedanken fremd sind, habe ich meinen heute begonnenen Thread zu den Spezial-Reiseberichten gepackt.
    Also lest bitte dort weiter.

  • Die Insel Usedom

    • Grizzly
    • 23. Oktober 2010 um 11:13

    Lange Zeit war es sehr umständlich für unsereinen, nach Usedom zu kommen, lag es doch in der DDR, wofür man ein Visum beantragen musste etc.; in die 5-km-Sperrzone vor der polnischen Grenze kam man als Westler gar nicht hinein, und in das polnische Swinemünde (Swinoujscie) war es eine halbe Weltreise.

    Für mich hat Usedom, insbesondere Swinemünde, eine besondere Bedeutung, da meine Mutter und meine Stiefmutter (die beiden waren Jugendfreundinnen) von dort stammte. Das Photo von 1926 zeigt meine Mutter als Vierjährige vor dem alten Forsthaus Friedrichsthal, in dem sie ihre Kindheit verbrachte; sie starb schon 1955 mit 33 Jahren.

    Deshalb bin ich seit 1992 immer wieder hingefahren, allein zweimal in diesem Jahr (2008).

    Swinemünde, die größte Stadt auf der Insel, ist seit 1945 polnisch, der Rest von Usedom ist deutsch. Die Grenze zu passieren, war seit 1989/90 relativ unkompliziert (Ausweis hoch halten und durchmarschieren), allerdings gab es nur einen Übergang, nämlich im Norden bei Ahlbeck nahe der Ostseeküste, und er war für PKW gesperrt.

    Seit dem 1. Dezember 2007 ist das anders. Das grenzüberschreitende Verkehrsaufkommen ist beträchtlich, wobei ich mich daran nicht beteilige - fährt die Usedomer Bäderbahn doch bis nach Swinemünde (polnisch: Swinoujcie, spr. Swino-uische) hinein.

    Was noch viel wichtiger ist: Es gibt neue Grenzübergänge. Die alte B 110 geht wieder durch - am Golm vorbei, dem höchsten Berg der Insel, der auf deutscher Seite liegt und vom südlichen Swinemünde aus zum Greifen nah ist - aber man kam bisher nur mit ca. 10 km Umweg hin.


    (16.3.2008)

    Eine denkmalschutzwürdige Augenweide ist die Rückseite des Rostocker Hauptbahnhof nicht ...

    ... aber wenn man von Hamburg nach Usedom will, kommt man hier vorbei, zumindestens wenn die Strecke wegen Bauarbeiten gesperrt ist, muss man halt hier auf den Bus (Schienenersatzverkehr = SEV) warten. Nachdem der IC, der eigentlich bis Stralsund fahren sollte, schon in Hamburg mit 45 Minuten Verspätung eingetrudelt ist, kann man sich als geduldiger Bahnkunde eh nur noch überraschen lassen, weil alle bisherigen Planungen Makulatur sind.

    Hier in Wolgast musste man bis 2000 aussteigen und seine Klamotten über die Brücke schleppen, wo mit etwas Glück das Usedomer Bäderbähnle schon wartete. Inzwischen fährt der Zug durch, in der Gegenrichtung manchmal bis Stralsund oder Binz/Rügen.

    Die Brücke über den Peenestrom ist natürlich eine Hubbrücke, zwecks Schiffspassage -
    hier ein Teil der Hubanlage, vom Bahnhof "Wolgast-Fähre" aus.
    Man hätte auch ein Bilderrätsel drauss machen können.


    17.3.2008

    Irgendwann bin ich doch noch in Ahlbeck angekommen, Quartier genommen, gut geschlafen, Fahrrad geliehen
    und ab über die polnische Grenze, die seit dem 1.12.07 nicht mehr kontrolliert wird.

    Inzwischen kann man hier mit dem Auto durchbrettern, demnächst ist auch die Bahnverlängerung bis Swinouscie-Centrum fertig, und die hier früher zahlreich vertretenen Pferdekutscher müssen sich wohl ein anderes Betätigungsfeld suchen.


    Hier gibt's Ostersträusse und Lebensmittel in kleineren Mengen ...

    ... und das muss bzw. darf man in Polen, oder auch nicht.

    Am bisherigen Pferdekutscherwendeplatz entsteht der Bahnhof Swinouscie-Centrum.

    Gleis 31 und 32 ist schon fertig -
    wo die anderen 30 Gleise hinkommen, ist noch nicht klar.

Wer ist/war online

  • Benutzer online 0
  • Wer war online 0

Benutzer online 0

zur Zeit sind 14 Gäste online - Rekord: 17.944 Benutzer (16. Januar 2022 um 14:27)

Wer war online 0

Heute war bisher kein Mitglied online

Letzte Beiträge

  • Wanderung auf den Hochschergen bei Altenau

    Jofina 19. Juni 2025 um 16:21
  • 5. Motorradtour nach Kroatien

    claus-juergen 15. Juni 2025 um 17:47
  • (14) SANKT NEPOMUK, der Brückenheilige, Teil 14

    claus-juergen 15. Juni 2025 um 11:57
  • Der heutige Erdbeermond

    Dieter 13. Juni 2025 um 00:19
  • aus der Heimat berichtet...

    claus-juergen 12. Juni 2025 um 22:36

Forum online seit...2005

19 Jahren, 10 Monaten, 2 Wochen, 2 Tagen, 9 Stunden und 43 Minuten
  1. Impressum
  2. Datenschutzerklärung
  3. Kontakt
  4. Nutzungsbedingungen
  1. Bildergalerie Alt
Community-Software: WoltLab Suite™