SRI LANKA Rundreise durch den Süden im Dezember 2015
Reisebericht in 6 Teilen
1.Teil: Ratnapura, Kochkurs, erste Eindrücke von Land und Leuten, Sinharaja Regenwald und Edelsteinmine
Die birnenförmige Insel Sri Lanka (früher Ceylon) hat in etwa die Ausdehnung von Bayern und liegt ca. 30 Kilometer am äußersten Südzipfel von Indien im Indischen Ozean.
Dreiviertel der Inseleinwohner sind Singhalesen und 17 % Tamilen. Seit 2009 sind die bürgerkriegsähnlichen Zustände zwischen buddhistischen Singhalesen und hinduistischen Tamilen beendet.
Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 27°C und die relative Luftfeuchtigkeit variiert von 70 % am Tag bis zu 90 % in der Nacht.
Von Deutschland aus, hat man normalerweise nach ca. 10 Stunden Flugzeit die Hauptstadt Colombo erreicht. Auf Grund unserer Zwischenlandung in Abu Dhabi waren wir 12 ½ Stunden unterwegs.
Interessant ist auch, dass die Uhren 4 1/2 Stunden vorgestellt werden müssen. – Mir waren bisher nur volle Stunden Zeitverschiebungen bekannt.
Zu sehr früher Morgenstunde beginnt nun unsere 13-tägige, in Englisch geführte Rundreise.
Der Kartenausschnitt vom Süden Sri Lankas zeigt unsere Stationen.
Unser Guide Sumit empfängt uns, (4 Holländer, 5 Deutsche und 2 Belgier mit deutschem Wohnsitz) am Flughafen Colombo.
In einem Kleinbus geht es für unsere 11-köpfige Reisegruppe zunächst in die Stadt Ratnapura. Wo wir uns einen Tag lang akklimatisieren und vom Flug erholen dürfen.
Das Hotel begeistert durch ein offen gestaltetes Gebäude mit stilvoller, englischer Möblierung
und ist eingebettet in eine größtenteils naturbelassene, schöne Gartenanlage.
Die Mitreisenden scheinen alle nett zu sein und die Stimmung ist gut, trotz Übernächtigung und einem äußerst dürftigen Hotel-Frühstück.
Am nächsten Morgen geht es auf den Obst- und Gemüsemarkt von Ratnapura, denn ein Kochkurs bei einer singhalesischen Familie steht an.
Ein ungewohnter Anblick, Kühe laufen frei in den Straßen umher. Sie gelten zwar hier nicht als „heilig“, haben aber einen besonderen Stellenwert.
Beeindruckend sind die fast ein Meter langen Zimtstangen.
Wir kaufen unter Anleitung von Sumit für das gemeinsame Kochen und Mittagessen ein.
Die traditionellen Gerichte bestehen meist aus Currys, eine Art Eintopf mit Fleisch oder Geflügel, bzw. die vegetarische Variante bestehend aus Gemüse, Kartoffeln, Bohnen oder Linsen. Auch Beilagen wie Chutneys und Sambols, die in der Regel sehr scharf sind, werden gerne gegessen. Sie enthalten frische Kräuter, Kokosnuss, Zwiebeln, Knoblauch, Zitronensaft, Fruchtstücke und Chilis.
Die singhalesische Küche ist „very spicy“ um nicht zu sagen hochgradig scharf, aber wir lieben sie. Besonders die exotischen Kräuter und köstlichen Gewürze haben es uns sofort angetan.
Die Gerichte werden auf Bananenblättern serviert. Traditionell isst man mit der Hand, aber bitte nur mit der Rechten.
Auf dem Rückweg zum Hotel erfahren wir zum ersten Mal am eigenen Leib, dass ausgiebige Niederschläge eine große Rolle auf unserer Exkursion spielen werden. Sie werden unser ständig wiederkehrender Begleiter während der ganzen Reise sein, obwohl die von uns gewählte Reisezeit in einer weniger ausgeprägten Monsunzeit liegt. Somit erklärt sich, die strotzend grüne Landschaft, die wir so nicht erwartet hatten.
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Am Nachmittag unternehmen wir einen Spaziergang im Umfeld. Gleich hinter der Mauer des Hotels befindet sich Sri Lankas Wirklichkeit. Sie ist geprägt von Naturnähe, Genügsamkeit bis hin zur Armut. Wer nicht am Tourismus mit verdienen kann, lebt in maroden Wellblech- oder Lehmhütten ohne fließend Wasser.
Viele Eltern haben nicht einmal das Geld, um ihren Kindern Schuhe zu kaufen, erklärt uns Sumit. Hungern muss hier zwar keiner, aber schon früh hart mitarbeiten, meistens in der Landwirtschaft.
Das raubt den jungen Menschen die Chance auf Kindheit, auf Bildung und somit auch auf eine gute Zukunft.
Hier ein paar Eindrücke von den kleinen Leuten:
Die Kinder sind sehr interessiert an uns „Bleichgesichtern“ und kontaktfreudig. Nur wenige der Älteren beherrschen ein bisschen Englisch.
Sie wünschen sich von uns Druckkugelschreiber, bei denen man mit einem Klick die Mine herausbefördern kann. Es tut uns sehr leid, ihre bescheidene Bitte nicht erfüllen zu können, was ihrer unbefangenen Freundlichkeit jedoch in keiner Weise Abbruch tut.
Gemäß Verfassung haben alle Kinder das Recht auf kostenlose Schulbildung, trotzdem haben 8 % aller Kinder auf Sri Lanka keine Schulbildung. Hinzu kommen noch jene, welche die Schule vor Abschluss verlassen. Die Schulabbruchquote ist hoch.
Der junge Mann erzählt Albert, dass er in der Edelsteinmine arbeitet und drei Kinder hat. Er möchte unbedingt mit ihm zusammen abgelichtet werden.
Foto von Birgit und Sylvia – Einige tolle Fotos von unseren Mitreisenden bei Dropbox eingestellt, durfte ich für meinen Bericht verwenden.
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Am nächsten Tag steht der erste Höhepunkt auf dem Programm. Es geht zum Sinharaja Forest Reserve, Sri Lankas letztem Tropischem Regenwald, in dem wir eine kleine Wanderung unternehmen werden.
Der Nationalpark zählt seit 1988 zum UNESCO-Weltnaturerbe und umfasst ein Gebiet von 11.000 Hektar.
Für den Besuch des Nationalparks, der nur mit Führer gestattet ist, benötigt man eine Genehmigung des Forest Department of Colombo. Eine Bewilligung ist aber auch am Parkeingang noch kurzfristig zu erhalten. Für die Benutzung von Alberts Filmkamera müssen wir 555 Rupien ( Euro 3,30) bezahlen; Fotografieren darf man umsonst.
Das einzige ökologisch noch intakte Feuchtgebiet der Insel wartet mit bis zu 50 Meter hohen Baumriesen auf. Viele Pflanzen, Baum- und Vogelarten sind endemisch.
Und wie es sich für einen richtigen Regenwald mit einer ständigen Luftfeuchtigkeit von 90 % gehört, nieselt es nicht nur, nein es schüttet wie aus Kübeln. Bei dem Gemisch aus Feuchtigkeit und Hitze kommen wir uns vor, wie in einer Dampfsauna.
Neben der Wegbiegung rechts erkennt man eine Rattan-Palme.
Die dampfige Schwüle und der dick prasselnde Niederschlag ist aber nicht die einzige Erschwernis im immergrünen Dschungel. Eine weitaus größere Herausforderung sind die bissigen Blutegel, die sich begierig auf die Besucher stürzen.
(Bild aus Alberts Filmaufnahmen)
Bevor es losgeht, sollte man sich mit einer Menthol-Salbe die Beine einreiben, erklärt uns Sumit.
Wenn man nicht glücklicher Besitzer von wasserdichten Spezialstrümpfen ist, läuft man am Besten mit offenen Schuhen und wie erwähnt mit präparierten Beinen. So sieht man wenigstens, wenn die wendigen „Kopfstand-Überschlag-Akrobaten“ ihren Weg auf die nackte Haut gefunden haben und kann sie rechtzeitig entfernen. Hat sich der kleine Wurm mit seinem Saugnapf aber bereits festgebissen, hilft nur ein kräftiger Schuss Insektenschutzmittel auf den Kopf des Tieres und es lässt von einem ab. Das Blut rinnt danach allerdings noch eine Zeitlang aus der Wunde, da der Egel einen blutgerinnenden Wirkstoff absondert.
Einzig unsere zwei vorsorglichen Niederländerinnen wurden auf Grund ihrer „Leech Socks“, Anti-Blutegel-Gamaschen nicht Opfer der Quälgeister. Alle anderen durften eine neue, sehr unangenehme Erfahrung machen.
Orchideen
meterhohe Farne und fleischfressende Pflanzen, sogenannte Kannen
Ein Weißbart-Langur, die Primaten sind auf Sri Lanka endemisch. - Die Frisur sitzt, trotz triefender Nässe.
Foto von Karina und Willi
Unwegsame steile Abstiege
und eine halsbrecherische Flussdurchquerung – diese ist besonders spannend mit Badelatschen.
Foto von Karina und Willi
Und am Ende des leider wenig ersprießlichen Marsches ist unsere mehr oder minder glücklich dreinschauende Erlebnisgemeinschaft ziemlich durchnässt und genervt von den Saugwürmern und man vernimmt eine Äußerung wie: „Das war für mich jetzt der zweite Regenwaldbesuch, nämlich der Erste und zugleich der Letzte.“
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Die Region um Ratnapura ist bekannt für seine Edelsteinvorkommen. Im Schwemmland des Flusses Kaluganga mit Geröllschichten aus Gneis und Granit lassen sich Rubine, Saphire, Zitrine und Alexandriten finden. Der bekannteste hier gefundene Stein ist der 400 Karat schwere Saphir "Blue Belle", der in die Krone des englischen Königshauses eingearbeitet ist.
Am Nachmittag machen wir einen kurzen Abstecher bei einer der vielen kleinen Minen und finden erschreckend schlechte Bedingungen vor.
Die metertiefen Stollen sind kaum gesichert. Die Männer leisten hier Knochenarbeit zu einem Hungerlohn; sie riskieren täglich ihr Leben und nicht wenige sterben jährlich bei Stolleneinbrüchen.
Die Ausbeute der letzten Jahre, die uns Sumit zeigt, scheint nicht wirklich lohnend.
Aber die Jagd nach dem glitzernden Reichtum geht trotzdem immer weiter. Jeder der Arbeiter hofft einmal auf das große Glück, einen Hochkaräter in seinem Waschkorb vorzufinden.
Ende des ersten Teils