1519 Bayern > WEISSENSEE bei Füssen > Gefallenendenkmal bei Sankt Walburga

Gratulation Viktor,

wusste ich doch, daß dieses Rätsel im Laufe des Abends gelöst wurde. Das Kriegerdenkmal in Weissensee ist meiner Meinung nach etwas besonderes, weil es einen Aspekt der Geschichte unserer Heimat zeigt, der nach mehr als 200 Jahren vergessen ist.

An dieser Gedenkstätte ist u. a. auch eine Tafel für die im Deutsch-Französichen Krieg 1870 - 1871 gefallenen aus Weissensee angebracht. So etwas ist zwar vor dem Hintergrund der Denkmäler für die Gefallenen der beiden Weltkriege selten aber doch nichts bedsonderes.

Das Besondere ist diese Tafel, die die Gefallenen oder Vermißten der Kriege von 1809 bis 1814 zeigt.

Im Feldzug von 1809 sind zwei Gefallene aus dem Feldzug gegen Österreich genannt. Hintergrund ist die Tatsache, daß das damalige Herzogtum Bayern sich sehr schnell auf die Seite des zu diesem Zeitpunkt militärisch erfolgreichen Napoleon Bonaparte schlug und und zum einen mit Tirol und der Königswürde für die Wittelsbacher belohnt wurde. Andreas Hofer als bekanntester Freiheitskämpfer der Tiroler hat zwar im Luis Trenker Film gegen die Franzosen gekämpft. Tatsächlich standen jedoch überwiegend bayerische Truppen als Besatzungsarmee in Tirol. Deshalb auch Gefallene in Österreich.

Laut Tafel sind im Jahre 1812 drei Männer aus Weissensee in Rußland gefallen. Was haben die in Russland verloren, mag nun mancher denken. Die Sache ist ganz einfach zu erklären. Durch die ständigen Kriege war aufgrund der hohen Verluste die Anzahl der wehrfähigen Männer in Frankreich nicht mehr sonderlich hoch. So ließ Napoleon in allen verbündeten und okkupierte Ländern junge Männer für seine Grande Armee zwangsverpflichten. So kam es, daß über 60 % der mehr als 100.000 Soldaten, die mit ihm nach Moskauf marschierten aus deutschen Ländern stammten. Bekanntlich ging dieser Feldzug in die Hose, weil es zum einen unerwartet Winter in Russland wurde und die zurückweichenden Russen alles niederbrannten was dem Feind nutzte. Sogar Moskau mußte dran glauben. Auf dem schmachvollen Rückzug ist dann der Großteil der Soldaten verhungert, erfroren oder mußte sich mit den immer wieder angreifenden Russen herumschlagen. Scheinbar waren auch drei Weissenseer unter den Opfern.

Im Jahr 1814 ging es dann mit dem Kaiser steil bergab. Eine Schlacht folgte der nächsten und die noch dazu überwiegend in Frankreich. Bayern wechselte rechtzeitig die Seiten. Jedenfalls sind sieben Männer aus Weissensee in diesem Jahr fern der Heimat ums Leben gekommen, ob in bayerischen oder französischen Uniformen weis heute kein Mensch mehr.

Beim Betrachten dieser Tafel habe ich mir deshalb Gedanken über diese lange Zeit von aufeinanderfolgenden Kriegen gemacht, die auch am kleinen Weissensee im hintersten Winkel Bayerns nicht spurlos vorbeigegangen sind.

jürgen