Allerheiligen 2015. Bei uns im Unterland hatten wir wie schon seit einer Woche das typisch neblige Herbstwetter. Die Chancen, heute noch Sonne zu erwischen, tendierten gegen Null. Da mußte ich unbedingt etwas dagegen unternehmen. Mein Freund Wetteronline.de zeigt mir per web-cam traumhaftes Bergwetter im Ostallgäu. Spontan packte ich deshalb meinen Rucksack mit Verpflegung und Getränken und ab ging es nach Pfronten. Bereits bei Buchloe ging mein Herz auf: Sonne bis zum Alpenrand!
Das Auto habe ich am Gasthof Fallmühle abgestellt und los ging es auf die nur 1248 Meter hoch gelegene Bärenmoosalpe.
Ich überquere den Bach
Dieser mittlerweile für den allgemeinen Verkehr gesperrte Fahrweg war von vierzig Jahren noch die Verbindung von Pfronten ins Tannheimer Tal nach Österreich. Es ist kaum zu glauben, daß auf dieser Straße der zugegebenermaßen geringere Verkehr in beiden Richtungen bis zur Grenze abgewickelt wurde. Dort gab es Grenzstationen mit Zoll der deutschen und österreichischen Behörden. Bayern hatte damals auch noch eine eigene Grenzpolizei. Um 22 Uhr wurde die Schranke gesenkt und die Grenzer zogen bis zum nächsten Morgen ab. Was in der Nacht dann in dieser Gegend geschah wird heute in vielen Anekdoten der Einheimischen erzählt.
Wir wenden uns nach wenigen hundert Metern nach rechts und sehen eine von mehreren Brücken, auf welchen die neue Straße durch dieses hier enge Tal verläuft.
Nach einer guten halben Stunde auf einem steilen Waldweg kommen wir zu dieser Almwiese. Das Gatter ist geöffnet, da das Jungvieh schon seit sechs Wochen abgetrieben ist.
Kaum haben wir den Sattel überquert, liegt die Alpe auch schon vor uns. Geöffnet ist sie nur von Juni bis Anfang September, weil sich nur in dieser Zeit das Jungvieh auf der Alpe befindet. Im Sommer werden auch Getränke ausgeschenkt und einfache Speisen serviert.
Diejenigen, die um diese Jahreszeit die einstündige Wanderung auf sich nehmen, wissen natürlich, daß hier keine Bewirtung stattfindet. Ich konnte mich an den einzigen Tisch mit vier Einheimischen aus Pfronten setzen, die allerhand an Verpflegung mitgebracht hatten. Da wurde auf einem Gaskocher ein Topf mit Weißwürsten erhitzt, Weißbier wurde stilgerecht in Gläsern ausgeschenkt und nicht zuletzt hatten meine Tischnachbarn Brezen und andere Speisen dabei. Da ich immer einen Flachmann mit in die Berge nehme, dessen Inhalt für mehrere Personen reicht, ist auch an diesem Ersten November auf der Alpe für gute Stimmung gesorgt.
Rechts der Einstein, links der bewaldete Breitenberg. Dahinter lugt der Aggenstein hervor.
Nach zwei unterhaltsamen Stunden machte ich mich wieder auf den Rückweg.
Mit Hilfe eines dermaßen ausgerüsteten Traktors, im Allgäu nennt man das Gerät „Bulldog“, werden im Herbst und Winter Holzerntearbeiten ausgeführt.
An diesem Hügel links vom Weg fielen mir eine Menge abgestorbener Fichten auf. Was hier geschehen ist, kann ich euch nicht sagen. Vielleicht war es im Sommer zu heiß und zu trocken, so daß der Borkenkäfer sich stark vermehrt hat. In zehn Jahren wird man davon allerdings kaum mehr etwas sehen. Der Bergwald erneuert sich ständig selbst.
Vielleicht haben diese Bilder dazu beigetragen, die derzeit manchmal trübe Novemberstimmung etwas aufzuheitern. Bei mir hat es funktioniert…
Jürgen