Wallsee-Sindelburg

  • Zitat

    "Wallsee-Sindelburg ist ein in der romantischen und waldreichen Donaulandschaft des nördlichen Mostviertels gelegener Erholungsort"

    ... schreibt man auf der HP der Moststraße von diesem Ort.
    Zentrum des Ortes ist der Marktplatz der vom Rathaus beherrscht wird.




    Vor dem Rathaus steht der Marktbrunnen und dahinter die Mariensäule die ich beide mit Verachtung strafte und nicht ablichtete. :roll:
    Mehr interessierte mich eine Art Denkmal, das ich irgendwie nicht einordnen kann.




    Leider habe ich keine Infos darüber gefunden, aber ich nehme an, dass es etwas mit der Geschichte des Ortes zu tun hat.
    Der Sandsteinobelisk, der Mühlstein und der Anker dürften an die Mühlsteinindustrie erinnern die seit Beginn des 16. Jahrhunderts bis zum Jahre 1895 am Sandsteinfelsen unterhalb des Schlosses bestand und die ihre Mühlsteine auf der Donau bis Ungarn und ans Schwarze Meer lieferte.


    Die Bronzesäule am südlichen Ende der Parkanlage des Marktplatzes wurde anlässlich des 80. Geburtstages des Kaisers Franz Josef I., der mehrmals seine Tochter Marie Valerie im Schloss Wallsee besuchte, errichtet. Die Enthüllungsfeier fand am 21. August 1910 statt.


    ...



    Unter dem Marktplatz hat man die Reste eines Römerkstells gefunden. Die Fundstücke sind im Römermuseum zu sehen.


    Der Vorgängerbau der heutigen Annakapelle im Markt Wallsee wurde im 16. Jahrhundert als Zunftkapelle der hier ansässigen Mühlsteinbrecher gestiftet und errichtet, daher der alte Name "Steinbrecherkapelle". Die Heilige Anna ist die Patronin der Bergleute (Steinbrecher) und der Schiffer.




    Der Innenraum ist recht einfach eingerichtet.


    ...



    Die beiden letzten Bilder sind leider nicht gut gelungen, aber dafür wurde das Bild vom Fenster der Heiligen Elisabeth besser.





    1902 wurden die neuen Glasfenster gestiftet.


    In der Vorhalle unter dem Kirchturm habe ich dieses gusseiserne Türchen entdeckt.


    ...



    Ich würde die Darstellung einer Frau die Nahrung an Arme verteilt eher der Heiligen Elisabeth als der Heiligen Anna zuordnen.
    Leider habe ich auch hierüber keine Infos gefunden.


    Einen bekannten Heiligen traf ich auch in Wallsee, den Heiligen Nepomuk.




    Er steht an der Straße neben dem Pensionistenheim.
    Das Denkmal wurde von Graf Johann Nikolaus von Saint Julien Wallsee im Jahre 1725 zum Dank für die Errettung der Familie aus den Fluten der Ybbs infolge eine Wagenunfalles errichte
    Er ist natürlich in unserer Nepomuksammlung zu finden.


    Mich zog es nach Wallsee, weil ich sehen wollte wo die Tochter von Kaiserin Elisabeth, Erzherzogin Marie Valerie, nach ihrer Hochzeit mit ihrem Gatten Erzherzog Franz Salvator von Österreich-Toskana einige ihrer 10 Kinder bekam. Von 1890 bis 1897 hatten sie Schloss Lichtenegg gepachtet.
    Diese Tatsache lässt darauf schließen, dass ich mit meiner Antwort auf Elkes Frage:

    Ob Sissi ihre Tochter in Schloss Wallsee besucht hat?


    .... sehr voreilig geantwortet habe! :sorry:


    Da Kaiserin Elisabeth schon 1898 in Genf ermordet wurde war ich mir nicht sicher und habe nachgelesen im Buch ihrer letzten Reisebegleiterin Gräfin Irma Sztáray, "Aus den letzten Jahren der Kaiserin Elisabeth". Auf Seite 166 lese ich:

    Zitat

    Am 28. September (1897) verließen wir Meran und waren am nächsten Morgen in Wallsee, im neuen Heim der Erzherzogin Valérie. Die erzherzogliche Familie war erst vor kurzem hierher übersiedelt und es ist daher natürlich, dass die Kaiserin das herrliche Schloß und dessen Einrichtung mit größtem Interesse und auf das eingehendste besichtigte.
    Wallsee übertraf alle unsere Erwartungen. Unser kurzer Aufenthalt war ein würdiger Abschluß dieser mit mancherlei amgenehmen Erinnerungen verknüpften Reise, für deren prächtigen Erfolg am besten die freudige Überraschung sprach, die Seine Majestät bekundete, als er im Ofner Bahnhofe meine teure Kaiserin von mir übernahm.


    Mir fiel ein Stein vom Herzen liebe Elke!




    Ein herrliches schmiedeeisernes Tor verwehrt mir den Zugang zum Schloss.




    Ein Sohn, Hubert Salvator von Habsburg-Lothringen heiratete 1926 auf Burg Anholt in Westfalen Rosemary zu Salm-Salm.
    Die heutigen Besitzer Margaretha (Tochter von Hubert Salvator und Urenkel von Kaiserin Elisabeth) und ihr Gatte Andreas bewohnen das Schloss und ermöglichen eine Heirat im schlosseigenen Standesamt und in der Schlosskapelle.


    Ein Blick durch das Tor.




    Ein Blick durch das Tor ohne Eisen.




    Der Rudolfsturm ist der Zugang zum Schloss das ursprünglich als Burg angelegt war.




    Der Turm zeigt ein großes Mosaik: "König Rudolf von Habsburg belehnt die Brüder Eberhard und Heinrich von Wallsee mit der Burg".




    Diese Burg entstand unter Heinrich VI von Waldsee/Wallsee in den Jahren 1368 bis 1388. Die Wallseer waren ein bedeutendes staufisches Ministerialengeschlecht, das mit Rudolf von Habsburg aus Schwaben nach Österreich gekommen war. Mit Reinprecht V starben die Wallseer 1483 aus. 1630 erwarb der kaiserliche Oberst Heinrich Guiard de St. Julien die Burg. Seine Nachkommen bauten die Burg zum Schloß großzügig aus. 1862 erwarb Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha das Schloss. Sein Neffe verkaufte es 1895 an Erzherzogin Marie Valerie und ihren Gatten Erzherzog Franz Salvator. Erzherzogin Valerie war die jüngste Tochter von Kaiser Franz Josef und Kaiserin Elisabeth.
    Im Mai 1945 trafen im großen Saal des Schlosses die Heerführer der amerikanischen und der russischen Armeen, General Patton und Marschall Tolbuchin das erste Mal im besetzten Österreich zusammen.
    Das Schloß befindet sich nach wie vor im Besitz der Familie Salvator-Habsburg-Lothringen und wird auch von ihr ständig bewohnt, zurzeit von Andreas & Margaretha Habsburg Lothringen (Enkel von Marie Valerie und Franz Salvator). Deshalb ist es für Besucher nicht zugänglich. Es kann jedoch zum Heiraten gemietet werden!


    Rechts vom Schloss steht die riesige Reithalle.




    Auf dem Marktplatz stehen Info-Tafeln zum Schloss.




    Dort fand ich auch dieses Luftbild vom Schloss.




    Als ich später hinunter ins Donautal fuhr, konnte ich das Schloss auch aus dem Strudengau fotografieren.





    Es war echt schade, dass das diesige Wetter keine besseren Fotos zuließ.


    Ein paar Meter weiter im Strudengau traf ich auf das Donaumandl.




    Das Donaumandl war schon mal Gegenstand eines Rätsels.


    Die Weiterfahrt im Strudengau führte mich über die Brücke eines Donaualtarmes und endete am Schlagbaum zum Kraftwerk Wallsee.


    Ich musste mir also einen anderen Weg nach Linz suchen.


    Bevor ich diesen Bericht beende zeige ich Euch noch einen Fund am Marktplatz von Wallsee: Eine Tankstelle wo ich im Februar 2014 noch mit Schilling bezahlen durfte! :14w:






    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Da wandelst Du auf Sisis Spuren , findest eine prachtvolle Schlossanlage ( die man leider nicht besichtigen kann - es sein denn man heiratet :wink: -die aber auch von außen und von oben recht eindrucksvoll ist),
    und dann findst Du in dem dazugehörigen Dorf noch recht interessante Einzelheiten.


    Deine Kenntnisse und Deine Feude, Dich in historisch familiäre Verknüpfungen der Habsburger zu vertiefen, bewundere ich immer wieder.
    Wie kannst Du Dir das alles merken! :up:


    Interessant der Einblick in den füheren Brotwerwerb der Wallseer Handwerker. Das Herstellen von Mühlsteinen muss damals eine mühsame Arbeit gewesen sein.


    Ich denke auch , dass die Darstellung auf dem gusseisernen Türchen nicht Anna, sondern Elisabeth ist ( würde ja auch zum Fenster passen)
    Warum Elisabeth in der St Annakirche abgebildet wurde, das weiß vielleicht nur der Pfarrer von Wallsee.


    Vielen Dank, waldi, für den Bericht mit so vielschichtigen Informationen über einen Ort, bei dem ich mir schwer tat, ihn überhaupt zu finden ( s. Rätsel Mosaik


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Ein typischer waldie-Bericht - hervorragend bis ins Detail gehend.


    Eines habe ich nicht verstanden:

    Zitat von waldi

    Vor dem Rathaus steht der Marktbrunnen und dahinter die Mariensäule die ich beide mit Verachtung strafte und nicht ablichtete.


    Wahrscheinlich eine meiner recht großen Bildungslücken. ;(


    Herzlichen Dank und lieben Gruß,
    Klaus

  • Eines habe ich nicht verstanden:


    Wahrscheinlich eine meiner recht großen Bildungslücken. ;(


    Da gibts nicht viel zu verstehen und es klafft da auch keine Bildungslücke, Klaus.
    Ich habe es einfach vergessen, den Marktbrunnen und die Mariensäule zu fotografieren.
    Das fiel mir aber erst beim Erstellen des Berichtes auf und ich hätte mir oder mich dafür in den A... beißen können, aber so gelenkig bin ich nicht mehr! :wink:



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Es sind die kompetenten Details, die diesen Bericht so wertvoll machen. Waldi in Hochform.
    Schloss, Säulen, Glasfenster , Bronzetüren alles ins Kleinste erläutert.


    Ein auf den ersten Blick nicht gerade aufsehender Ort wird durch deine Erklärungen interessant.


    lieben Gruß
    Helmut

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