Der Herbst - die Jackenverliersaison - hat begonnen

  • Jedes Jahr das Gleiche.
    Morgens isses schon ordentlich kalt, und man braucht, im Gegensatz zu bisher, eine Jacke.
    Tagsüber gibt die Sonne dann doch noch einiges an Wärme her, und man braucht die Jacke nicht mehr. Nur - wohin damit? In den Rucksack, dann ist der so voll, an den Rucksackriemen aussen, dann kann das gute Stück runterfallen. Und das hat es letzten Mittwoch wieder mal getan, irgendwo in Altona. Bis ich's gemerkt hab, war es zu spät.


    Zu Zeiten, an denen ein berufstätiger Mensch Zeit hätte, hat das Hamburger Fundbüro geschlossen. Übrigens auch an Tagen, an denen manche Berufstätige gelegentlich frei haben, wie mittwchs oder freitags. Abgesehen davon, so die telefonische Auskunft, sei es ohnehin erst vier Wochen nach Verlust sinnvoll, nachzufragen, weil die Eingänge vorher nicht bearbeitet sind.


    Letzte Chance: Vielleicht ist das gute Stück in der S-Bahn abhanden gekommen. Dafür ist das Fundbüro der Deutschen Bahn zuständig (im Hauptbahnhof, links neben dem Reisezentrum). Da gibt's eine Woche nach Verlust schon verlässliche Auskünfte. In meinem Fall war sie leider negativ.
    So heisst es noch drei Wochen warten.



    Mehr Glück hatte ich als Elfjähriger. Damals bekam ich nach wochenlangen Telefonaten meiner Eltern in die entsprechenden Bahneinrichtungen von Regensburg bis Nürnberg meinen Anorak wieder. Das erste, was meine Mutter dann tat: Namensschild einnähen.
    Am nächsten Morgen stieg ich in meinen Zug Richtung Schule, verliess ihn in Neumarkt, patschte noch die Tür zu (das ging 1961 noch nicht automatisch) - und sah meinem davonfahrenden Anorak nach.
    An diesem Schultag war ich etwas unaufmerksam (was nicht heisst, dass ich sonst immer aufmerksam gewesen wäre). Mittags ging ich, um das zu erwartende Donnerwetter daheim wenigstens etwas abzumildern, schon mal zur Bahnaufsicht und wollte eine Verlustanzeige aufgeben.
    Der Beamte verschwand in seinem Büro - und kam mit meinem Anorak wieder. "Ist es der da ?"

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Hallo Grizzly!


    Ist schon ärgerlich - das mit der Jacke.
    Vor allem, wenn es ein liebgewonnenes Stück von guter Qualität ist.


    Ich hatte als Schulkind auch mal meinen "Turnbeutel " im Bus liegenlassen- es war damals kein Problem : der Beutel war wohl dem Busschaffner ( damals gab es außer dem Fahrer auch noch einen Schaffner im Bus) aufgefallen und ich konnte ihn 2 Tage später im Busdepot abholen.


    Ich habe mir überlegt, was sich heute da verändert hat.


    Am schönsten wäre es, wenn Du die Jacke wiederbekommen würdest. Hast Du Hoffnung?
    Wenn ein Bedürftiger die Jacke an sich genommen hätte und jetzt damit weniger frieren müsste, wäre es auch ok.


    Aber ist nicht folgendes eher denkbar:


    Passanten sehen die Jacke liegen - einer hebt sie vielleicht auf, hängt sie über das nächste Geländer ( wer weiß schon , wo das Fundbüro ist - und überhaupt, wie kommt man dorthin , kostet doch Zeit...), dann regnet es vielleicht , die Jacke wird nass, unansehbar und landet letzlich mit der Straßenreinigung im Müll.


    Das Gefühl für den Wert von Kleidung hat sich sehr verändert. Und viele Menschen erkennen auch nicht, ob die Kleidung qualitativ hochwertig ist oder nicht - Mode diktiert das Kaufverhalten.


    Kleidung ist für viele ein Wegwerfartikel. ( Das gilt nicht für alle, - ich weiß !!)
    Aber wundert es da, dass sich kaum jemand nach einer Jacke bückt , die auf der Straße liegt und damit auch noch den Weg zum Fundbüro macht?


    Ich will das nicht bewerten- es ist heute einfach ein anderes Konsumverhalten.


    Ich wünsche Dir dennoch, dass Du die Jacke wiederbekommst!!


    Gruß,
    Elke

  • Bei uns in der Praxis hängt seit 10 Tagen eine Kinderjacke - die vermisst anscheinend niemand.

    Viele Grüße
    Helga


    Das Heilmittel für alles ist Salzwasser: Schweiß, Tränen oder das Meer.
    Karen Blixen

  • @ Helga:
    Wenn in unserer Praxisgarderobe ein Regenschirm mehr als einen Monat hängt, wird er vergesellschaftet.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Ja, Regenschirme können wir gut verwerten, aber so ein Kinderjackerl passt uns nicht mehr. :13w:

    Viele Grüße
    Helga


    Das Heilmittel für alles ist Salzwasser: Schweiß, Tränen oder das Meer.
    Karen Blixen

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