Vršič-Pass
Kranjska Gora verließ ich auf dem schnellsten Wege (es herrschte Pfingstsonntagsausflugsverkehr)
und machte mich auf den Weg zum Vršič-Pass.
Der Vršič-Pass (Werschitz-Pass) ist der höchste Pass in Slowenien.
Teilweise auf Kopfsteinpflaster geht es in 24 engen Kehren mit 14% Steigung durch eine fantastische
Bergwelt bis auf 1611 m hoch.
Gleich zu Beginn überquert die Straße die Pišnica, die hier auch einen See bildet und sich dann durch
eine enge Schlucht zur Dolinka-Save auf den Weg macht.
Schon bald sah ich eine Haltebucht und auch das Hinweisschild, dass das Gebiet zum Triglav-Nationalpark gehört.
Der Triglav (Dreikopf) ist der höchste Berg Sloweniens und liegt – von Norden gesehen – südöstlich dieser Paßstraße.
Ich machte meine erste Erkundungstour und fand auch gleich ein paar schöne Pflanzen.
Heidekraut
Bergrose
auch einige Walderdbeeren blühten schon
Weiter ging meine Fahrt durch frische grüne Buchenwälder und bei Kehre 4 war ich schon auf über 1000 m.
Leider konnte ich oft nicht anhalten, um ein schönes Pflänzchen zu pixeln.
Es gab wenig Haltemöglichkeiten und so ganz allein war ich auf der Paßstraße auch nicht unterwegs.
Für dieses Pflänzchen – hatte ich bisher nur in Büchern gesehen – musste ich 2 Kehren zurück laufen,
(stöhn und nach Luft schnapp ), aber ich finde, es hat sich gelohnt.
Es trägt den schönen Namen Zwergbuchs (Polygala chamaebuxus)
Bei Kehre 8 sah ich erst dieses Rinnsal
und im letzten Moment noch ein Hinweisschild auf die Kapelle und konnte noch schnell geradeaus
auf den „Parkplatz“ steuern.
Beim Aussteigen war Vorsicht geboten, denn es ging ohne Absperrung steil einen Abhang runter.
russische Kapelle
ihr Altar
Diese Kapelle wurde zur Erinnerung an die vielen russischen Kriegsgefangenen gebaut,
die im ersten Weltkrieg beim Bau dieser Straße ums Leben kamen. Die Straße war Voraussetzung dafür,
dass die Österreicher schweres militärisches Gerät an die Soča-Front bringen konnten.
Jedes Jahr – am letzten Sonntag im Juli – findet hier eine Gedenkfeier statt.
Bei Kehre 10 dann wieder eine Haltebucht mit einem herrlichen Blick auf die Berge
und es blühten noch – oder schon -
die Christrosen
die Schlüsselblumen
und viele wilde Krokusse
Dann, bei Kehre 16 – 1349 m über NN - gab es einen „Parkplatz“ re. und li. der Straße und dieses Schild
machte auf eine Sehenswürdigkeit aufmerksam.
Ein gewaltiges Massiv
und nach einigem Suchen fand ich sogar das Heidenmädchen in der Wand.
Eine Sage erzählt von einem herrlichen Garten in dem Gebiet, das von Fehen und einem Einhorn
mit goldenem Horn, dem Goldhorn, bewacht wurde.
Ein Mädchen wünschte sich von ihrem Bräutigam, dass er ihr das Goldhorn als Hochzeitsgeschenk brachte
und er tat es. Daraufhin war der schöne Garten und die Fehen verschwunden.
Das Mädchen aber schaut seither versteinert aus der Wand auf den nackten Fels.
Das Fenster, von unten klein und winzig, ist 80 m hoch.
Interessant war auch die andere Straßenseite
Seidelbast
Lerchensporn
wieder Christrosen
und eine Wiese voller wilder Krokosse
erforderten einen längeren Aufenthalt.
Eine Slowenische Familie sammelte hier die Blätter der Christrosen. Ich wollte natürlich wissen,
wofür und warum, und auf die übliche Verständigungsweise bekam ich heraus, das der Sohn gefirmt wurde
und aus den Blättern ein Kranz gebunden wird.
Was das zu bedeuten hat konnte ich nicht herausfinden, dafür reichte die Hand- u. Fußsprache nicht aus.
Weiter gings den Berg hinauf und bei Kehre 23 hinein in den Winter.
Der Schnee rückte bis an die Straße heran.
Die Bäume waren alle noch kahl, kein Hauch von frischem Grün, nur die Tannen und Kiefern gaben
der Gegend etwas Farbe.
Innerhalb von 1 Std. war ich durch die Jahreszeiten gefahren.
Dann war der höchste Punkt erreicht. 1611 m über dem Meer. Unwirklich sah es hier oben aus,
auch kam keine Sonne bis hier, es war kalt und ich allein auf weiter Flur.
Aber ein Zeichen, dass der Frühling auch hier bald seinen Einzug hält, gab es.
Der Schnee ist gerade geschmolzen und schon blüht sie. Jetzt weiß ich auch,
warum sie im Volksmund „Schneerose“ genannt wird.
Eigentlich wollte ich hier übernachten, aber es war alles verschlossen
und so machte ich mich auf, die 27 Kehren abwärts zu bewältigen und gleichzeitig nach einer
Übernachtungsmöglichkeit Ausschau zu halten.
Die Abfahrt gestaltete sich etwas schwieriger, die Sonne kam nicht mehr über die Berge und die
Lichtverhältnisse waren fürs Fotografieren nicht mehr die besten.
Auch war eine konzentriertete Fahrweise als bergauf angebracht, aber einige schöne Ausblicke hab ich noch erwischt.
Auch dieses Relikt aus alten Zeiten – fast hundert Jahre alt – war dabei
ebenso das Kugy-Denkmal.
Dr. Julius Kugy (er lebte von 1858-1944) liebte die Julischen Alpen, war auf vielen Gipfeln der Erstbesteiger
und schrieb einige Bücher über sie, die auch in deutscher Sprache erschienen sind, z.B. „Aus dem Leben eines Bergsteigers“
oder „Fünf Jahrhunderte Triglav“.
Den Alpengarten, in dem viele Pflanzen aus den Bergen zusammengetragen wurden, konnte ich leider nicht mehr besuchen.
Der Tag ging zur Neige.
Es ging stetig bergab, die Kurven erforderten meine gesamte Aufmerksamkeit
aber es wurde wieder grüner!
Dann sah ich einen größeren Bach den Berg herunterkommen, war das die Soča?
Sie könnte es gewesen sein, denn nach einigen weiteren Kehren eine Brücke mit einem Schild
Munter sprang sie dahin mit ihren wundervollen Farben und meine Planung war, an ihrer Seite am
nächsten Tag Richtung Süden zu fahren.
Etwas weiter der Ort Trenta mit seiner Kirche
Bei zwei kleinen Pensionen erkundigte ich mich nach einer Übernachtungsmöglichkeit,
aber es war wohl zu viel Arbeit, für 1 Nacht und 1 Person ein Zimmer herzurichten. Also weiter.
Dann ein Campingplatz, der auch Zimmer anbot.
Auch hier wurde gefragt. Ein Zimmer gab es wieder nicht, aber man bot mir einen Wohnwagen
zum Übernachten an. Warum nicht, die Nacht sollte 9,-- Euro kosten und ich konnte am nächsten
Tag von hier der Soča folgen.
Der Wohnwagen hatte zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, aber er war sauber, die Liegefläche
nicht durchgelegen und die Wolldecken frisch gewaschen.
Eine Wolldecke hatte ich auch noch im Wagen und so richtete ich mich ein.
Anschließend testete ich die Sanitäranlagen und unter einer heißen Dusche hatte ich die anstrengende
Fahrt fast vergessen.
Eine Gastwirtschaft oder so etwas ähnliches gab es auf dem Campingplatz leider nicht und so musste
der spärliche Rest Proviant herhalten. Ein Käsebrot und ein Apfel fand sich noch, einen Joghurt und eine Banane
sparte ich mir fürs Frühstück auf, ebenso wurde der restliche Kaffee in der Thermoskanne aufgeteilt.
Da ich noch einen Spaziergang an der Soča machen wollte, kramte ich aus meinem Koffer noch eine
dicke Fleece-Jacke hervor, aber die Sonne verschwand bald endgültig hinter den Bergen und es wurde
dann doch schnell kalt und so ging es zurück zum Wohnwagen.
Bald wünschte ich mir eine „Gute Nacht“ und das Gemurmel der Soča, die auf der anderen Straßenseite ihr Bett hatte,
ließ mich schnell einschlafen.
Hier sind die anderen Teile des Berichtes