Frankfurter Ringelspinner (Malacosoma franconica)

  • Frankfurter Ringelspinner (Malacosoma franconica)


    Auf dem Rückweg von einem Einkauf machte ich noch einen Abstecher zu meiner Schmetterlingswiese, obwohl ich eigentlich genau wusste, es wird keiner dort sein,
    denn es war Mittagszeit und sehr warm.
    Aber auch ein einfacher Spaziergang tat jetzt gut und vielleicht war ja auch anderes Getier unterwegs.


    Einige Schmetterlinge flogen am Rand der Wiese durch die lichten Bäume, aber keiner kam in meine Reichweite.


    Dann sah ich plötzlich an einem Grashalm etwas dunkles. Käfer, Hüpfer oder doch vielleicht ein Schmetterling.
    Langsam und umsichtig schlich ich mich an, denn ich wollte das Objekt meiner Begierde auf keinen Fall verscheuchen.


    Es war ein Schmetterling und zu allem Glück noch einer, den ich noch nicht in meiner Sammlung hatte!!



    Er saß an seinem Halm, hielt sich gut fest und machte keine Anstalten, das Weite zu suchen.
    So konnte ich ihn von allen Seiten und in aller Ruhe in seiner ganzen Schönheit und mit allen Details ablichten.






    Welche Art ist dort vor mir hatte, wusste ich nicht, nur, dass es eine "Glucke" war und ein Weibchen,
    denn die Fühler waren nicht so stark "gekämmt".


    Dann, ich wollte schon gehen, flog etwas um uns herum und steuerte zielstrebig den Grashalm an.
    Zur Begrüßung zeigte er seine ganze Schönheit, stellte seine Fühler auf und zeigte auch seine volle Größe.




    Das Weibchen war wohl mit ihm einverstanden, denn es ging dann ziemlich schnell "zur Sache",
    allerdings immer diskret hinter dem Grashalm oder hinter ausgebreiteten Flügeln.
    Naja, wer braucht dabei auch schon Zuschauer und dann noch mit einer Kamera. :roll:





    2 Min dauerte der Akt, dann war er wieder verschwunden und da ich sie von allen Seiten
    schon auf den Chip gebannt hatte, ging auch ich weiter und suchte nach weiterem Getier.


    Grashüpfer in allen Varianten waren in großer Anzahl unterwegs, wollten aber nicht für die Ewigkeit
    festgehalten werden.
    Sie versteckten sich tief im Gras.


    Nach einiger Zeit kam ich noch einmal an dem Grashalm vorbei und sie saß immer noch da und
    - ich traute meinen Augen nicht - sie war sehr beschäftigt.



    Ich setzte mich zu ihr ins Gras und schaute ihr aufmerksam zu.


    Dabei konnte ich auch etwas die Umgebung beäugen und sah an einem Blütenstengel
    den Kokon eines Widderchens.




    Auch einen Schmetterlingshaft, einen Grasbären und einen auf einem Halm balanzierenden
    Käfer sah ich noch während der Beobachtungszeit.






    In der Zeit legte sie, immer um den Halm kreisend, weiter ihre Eier ab.





    Zum Schluß wurde das Gelege mit einer gelblichen Flüssigkeit von unten her "gesichert"
    und nach einer kurzen Erholungspause flog auch sie ab.





    Da nichts anderes mehr zu bestaunen war, ging auch ich wieder meiner Wege.
    Außerdem hatte ich das Gefühl ausgetrocknet zu sein und einen Sonnenstich zu haben,
    denn es war Mittagszeit, brütende Hitze, kein Wölkchen vor der südlichen Sonne
    und der Grashalm befand sich mitten auf einer Wiese.



    Chronik des Geschehens:
    12.57 Uhr hab ich sie entdeckt
    13.oo Uhr kam er angeflogen
    13.01 Uhr ging es schon "zur Sache"
    13.03 Uhr verschwand er wieder
    13.11 Uhr sah ich die ersten Eier
    13.54 Uhr wurde das Gelege "gesichert" und um
    14.oo Uhr flog sie ab.

    Lieben Gruß Karin
    Wer der Sonne entgegen wandert lässt den Schatten hinter sich. (Bruno Hans Bürgel)

  • Spannender geht es kaum!
    Und besser auch nicht.


    So kann nur jemand fotografieren und berichten, der ( die ) auch Dinge am Wegrand sieht, Geduld hat , viel über die Natur weiß und Freude an Fauna und Flora hat.
    Es ist Dir gelungen, mit diesem wunderbaren Bericht etwas von dieser Freude an der Natur zu vermitteln - und "nebenbei" zu zeigen, dass sich auch im Kleinen Spektakuläres ereignet. Man muss es nur sehen.
    ( Ich hätte diesen kleinen braunen Schmetterling vermutlich übersehen....obwohl ich durchaus auch gerne Pflanzen und Tiere betrachte)


    Ich bin begeistert- vielen Dank Karin!


    Fragen zur Sache: Weißt Du, wie lange diese Eier zur Entwicklung brauchen? Werden daraus kleine Räupchen - noch im gleichen Jahr Ringelspinner?
    Wie lange bräuchte man Geduld, um den ganzen Werdegang zu beobachten?


    Wo gibt es diese Ringelspinner?


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Hallo Karin,


    schöne Bilder, wunderbar chronologisch dokumentiert, so kann man das Ganze wunderbar nachvollziehen. Danke fürs einstellen .................

  • Tolle Aufnahmen!
    Danke dass du dir die Zeit genommen hast und uns diesen wunderbaren Bildbericht erstellt hast!

    Viele Grüße
    Helga


    Das Heilmittel für alles ist Salzwasser: Schweiß, Tränen oder das Meer.
    Karen Blixen

  • Hallo Karin,


    habe selten so einen schönen Beitrag über die uns umgebende Natur in diesem Forum gesehen. Erstklassige Bilder und hervorragende Recherche!


    Danke für das Ausharren auf deiner Schmetterlingswiese.

  • Hallo Karin,


    welch ein schöner Abstecher in die Welt der Schmetterlinge.
    Du hast ein Auge für die kleinsten Lebewesen und zeigst, dass es selbst unter den ganz Unauffälligen, überaus hübsche Geschöpfe es gibt.

    Man muss manchmal nur „vor der Natur in die Knie gehen“ und genau hinsehen, dann eröffnen sich einem auch die kleinen Wunder.


    Danke für die sehr ansprechende Beschreibung.


    Liebe Grüsse
    Gabi


  • Der Ringelspinner lebt vorwiegend in südlichen Ländern, allerdings tauchte er jetzt auch wieder in Mecklenburg-Vorpommern und Nordbrandenburg auf nachdem er schon als ausgestorben galt. Seine Eier überwintern. Im Frühjahr schlüpfen die Räupchen, die erst eine Kinderstube bilden.
    Später trennen sie sich und jede lebt für sich allein. Die Verpuppung erfolgt in einer Art Kokon und im Sommer fliegen die neuen Falter.
    Mehr kann man hier lesen https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Ringelspinner
    Und hier gibt es schöne Bilder der Raupen und Puppen https://https://www.lepiforum.….pl?Malacosoma_Franconica

    Lieben Gruß Karin
    Wer der Sonne entgegen wandert lässt den Schatten hinter sich. (Bruno Hans Bürgel)

  • Liebe Karin,


    du schreibst, es war brütende Hitze und doch kann ich mir vorstellen wie du gebannt das außergewöhnlich von dir fotografierte Geschehen, die Umgebung und Zeit vergessend, beobachtet hast.


    Selbst als Betrachter dieser so wunderbaren jetzt hier eingestellten Tier Bilder nimmt man jede Veränderung auf und wartet, wie sich das "Geschehen" entwickelt.


    Zwar interessieren sich hier auch viele für die Natur, aber es wird auch vielen so gehen wie mir, dass der zeitintensive Zugang , vielleicht auch durch fehlende Geduld und den entsprechenden Hintergrund Kenntnissen der Insektenwelt meist fehlt.


    Ich denke schon, dass es sehr anstrengend sein muss, klang ja auch ehrlich an, diese kleinen Insekten immer mit der notwendigen Schärfe, den Focus immer richtig ausgerichtet und dabei möglichst unbeeindruckt angesichts ev. Mücken , Fliegen , Ameisen usw. die Stellung zu halten.


    Eine Meisterleistung , die höchsten Respekt abfordert, liebe Karin


    vielen Dank , dass du uns an diesem Naturschauspiel teilhaben hast lassen.


    Ganz lieben Gruß


    Helmut

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