Als ich Ende September 2010 an Rijeka vorbei auf der Jadranska Magistrale nach Süden gefahren bin, habe ich mir die Zeit genommen, um mir einmal Bakar etwas anzusehen. Von diesem Ort sieht man von der Hauptstraße aus nur ein paar Häuser. Da die meisten Urlauber schnell ihre Badeorte im Vinodol oder auf den Inseln Krk, Rab und Pag erreichen wollen, findet kaum jemand die Zeit, ausgerechnet in Bakar Station zu machen.
In jedem Fall lohnt es sich, einen Abstecher in das kleine Städtchen mit knapp 8000 Einwohnern zu machen. Wer näheres zur immerhin knapp 2000jährigen Geschichte des Ortes erfahren will, findet sogar in wikipedia einen Artikel über Bakar: https://de.wikipedia.org/wiki/Bakar_(Stadt)
Weit oberhalb der Stadt ist die neue Autobahn im Bau. Sicherlich hat man nach Fertigstellung dieser Straße einen tollen Blick auf Bakar, was vielleicht den ein oder anderen Durchreisenden doch dazu animiert, in der Ortschaft einen Stopp einzulegen.
Die neue Trasse der Autobahn soll anscheinend teilweise auf einem aufgeschütteten Damm verlaufen. Unterhalb kann man den heute noch in Betrieb befindlichen Kohlehafen der Stadt am östlichen Ufer der Bucht erkennen.
Das viele Grün der umgebenden Hänge deutet darauf hin, daß in dieser Region, anders als ein paar Dutzend Kilometer südlich davon, die Hänge noch nicht verkarstet sind. Über Jahrhunderte hinweg wurde in der Gegend Landwirtschaft, vor allem Weinbau betrieben. Erst die Österreicher, die in der Region ab 1749 das Sagen hatten, haben im 19. Jahrhundert die Stadt als Hafenstadt ausgebaut, bis das nur wenige Kilometer entfernte Rijeka an Bedeutung gewann. Da Bakar am Ende der gleichnamigen Bucht liegt, nehme ich an, daß dieser Naturhafen verhältnismäßig gut vor starken Winden geschützt ist und deshalb schon vor Jahrhunderten als Hafen genutzt wurde.
Hier der Blick auf das Städtchen vom Vorplatz der im Jahr 1849 eingerichteten Navigationsschule, in der Generationen von Seeleuten ausgebildet wurden.
Diese Windrose symbolisiert scheinbar die Seefahrt. Sie befindet sich auf dem Pflaster bei der Schule.
Der Kohletransporttunnel ist ein Industriedenkmal besonderer Art. Da der Schüttguthafen für Kohle auf der Buchtseite Richtung Kraljevica liegt, das Gelänge der ehemaligen Kokerei jedoch auf der anderen Seite Richtung Rijeka, wurde ein Verbindungstunnel unter dem Hafen hindurch errichtet, dessen Eingänge noch zu besichtigen sind. Der Abbruch des in 10 Meter Wassertiefe über etwa 400 Meter langen Unterwassertunnels ist geplant, wobei diskutiert wird, ob es sich um ein schützenswertes Industriedenkmal handelt oder nicht.
Die Eingänge auf beiden Seiten des Tunnelausgangs sind verschlossen. Ich habe ehrlich gesagt auch keine Lust verspürt, die Bucht in diesem Tunnel zu unterqueren.
Auf einem Hügel mitten in der Stadt steht die Pfarrkirche St. Andreas. Der alte Stadtteil Grad mit seinen prächtigen alten Häusern von Handelsleuten und Kapitänen hat mit seinen vielen schmalen Treppengässchen zum Hafen hinunter seine mittelalterliche städtebauliche Struktur bewahrt und ist nicht durch touristische Bauten geprägt. Der Stadtkern wurde 1968 zum Kulturdenkmal erklärt. Nur die äußeren Häuser der Stadt sind mit dem Auto erreichbar. Der Kern mit den vielen kleinen Gässchen und Stiegen steht nur Fußgängern offen.
Mit Hilfe zweier Kräne werden die Frachter auch heute noch entladen. Die Kohle wird für den Weitertransport zwischengelagert. Wozu die Kohle heute, nach Abbruch der Kokerei dient, kann ich nicht sagen. Vielleicht kann mir diesbezüglich ja jemand helfen.
Das große Gebäude rechts vom Kran ist die Navigationsschule. Oberhalb der Stadt kann man die Ausfahrt der neuen Autobahn erkennen.
Hier das gewaltige Kohlelager. Die Frachter legen direkt am Kai an und werden mit Hilfe der Kräne entladen.
Das 1530 an der höchsten Stelle von Bakar errichte Kastell, an diesem Platz gibt es seit vorgeschichtlicher Zeit Festungsanlagen, hat einen dreieckigen Grundriss und stammt aus der Zeit der Frankopanen. Man nimmt an, dass die Oberstadt das Kastell, den südwestlichen Turm Turan und den südöstlichen Turm Fortica umfasst, die über Stadtmauern verbunden waren. Nach der Zrinski-Frankopan-Verschwörung von 1671 verfiel das geplünderte Kastell zunehmend. Leider hatte ich bei meinem Besuch der Stadt keine Zeit, mir das Kastell und Altstadt anzusehen. Dies habe ich jedoch bei meinem nächsten Besuch nachgeholt.
Ich hoffe, mit den Bildern bei manchem die Neugierde auf Bakar geweckt zu haben.
Die Fortsetzung des Berichts findet ihr hier:
https://www.schoener-reisen.at/forum/showthre…highlight=bakar
Grüsse
Jürgen