Wer auf einer Bahnfahrt umsteigen muss und mit oder ohne diese Notwendigkeit ein Pause einlegen möchte, z.B. auf der Fahrt nach Wien, der hat dazu in Nürnberg ideale Möglichkeiten, denn die malerische Altstadt liegt direkt dem Hauptbahnhof gegenüber - Gepäck ins Schließfach, und es kann los gehen.
Für einen kleinen Altstadtspaziergang mit Mittagessen, z.B. im Bratwurstglöcklein, oder für einen Besuch im nahegelegenen Verkehrsmuseum (wenn man aus dem Bahnhof raus kommt, ca. 200m nach links - manchmal gibts Eintrittsermäßigung, wenn man seine Fahrkarte vorzeigt) kann man z.B. 2 Stunden Pause einplanen.
Wer sich für Kunsthandwerk interessiert, wird im Handwerkerhof fündig.
In der Mauthalle wurde früher die Zolleinnahmen aufbewahrt, das war weniger Geld, sondern ein bestimmter
Anteil der mitgebrachten Waren. Nürnberg war im Mittelalter Freie Reichsstadt und eine der wichtigsten Handelsplätze.
Was in anderen Städten der Dom ist, heisst in Nürnberg Lorenzkirche -
vor Weihnachten findet hier der Christkindlmarkt statt.
Hier das Heiliggeisthospital ...
... und, ein paar hundert Meter weiter, der Schöne Brunnen;
das Rathaus liegt gleich daneben.
Am Albrecht-Dürer-Denkmal beginnen auch in Katakomben-Führungen,
wozu man sich, auch bei sommerlichen Aussentemperaturen, eine Jacke mitnehmen sollte,
denn unten in den Kellern ist es kalt.
Das Ganze hat den Hintergrund, dass die Nürnberger seit Jahrhunderten in dem weichen Sandstein,
auf dem ihre Stadt erbaut ist, herumbuddelten und Keller anlegten :link:
Die kann man - teilweise - heut besichtigen, dann sollten Bahnfahrer aber eine Umsteigepause
von wenigstens vier Stunden einplanen.
Auf der Nürnberger Burg kann man schon einen halben Tag verbringen - zusammen mit dem übrigen Stadtrundgang
plus Einkehr ins Bratwurstglöcklein (Sonntag geschlossen, wie der ganze Handwerkerhof !) o.ä. sollte man, wenn man weiter fahren will, den Zug sechs Stunden später einplanen.
Auf anderen Schlössern findet man in den Zimmer edle Möbel u.v.a. Sessel in die man sich nicht hineinsetzen darf - das gibt's in der Kaiserburg nicht. Der Grund: Die Burg wurde nur bei den mehr oder wenigen häufigen Besuchen des Kaisers plus seines Gefolges (das waren dann schon ein paar Hundert Leute) genutzt, und die Nürnberger Kaufleute hatten dann die Aufgabe, ihre Möbel, Wäsche, Geschirr etc. leihweise zur Verfügung zu stellen und den Burgberg hinauf zu karren. Verpflegen mussten sie die ganze Truppe natürlich auch.
War der Kaiser wieder weg, ging das Ganze rückwärts. Manche Möbelspender bekamen auch vom Kaiser Vergünstigungen, also ganz selbstlos war die Aktion nicht.
Hier ging's dann hoch - Autos, Parkplatzschild und Plastikverpackung
des zu restaurierenden Turms muss man sich natürlich weg denken.
Und hier im Kaisersaal versammelten sich die hohen Herrschaften dann, zusammen mit ihrem Hilfspersonal.
Der heutige Burgbesucher zahlt als nicht berenteter Normalbürger für die Führung 6€ incl. Burgmuseum
(das kommt noch).
Aber zurück ins Mittelalter.
Als erstes musste man zu damaliger Zeit natürlich in die Kirche, d.h. in die Burgkapelle. Die besteht aus zwei Etagen, für die Oberen oben, und die Unteren ("kleine" Ritter, einfache Soldaten etc.) in die untere. Und der Kaiser (plus ein paar Auserwählte) durfte ganz oben auf der Empore sitzen.
Leider sind mir an dieser Stelle ein paar Bilder kaputt gegangen bzw. nix geworden.
Über dem Altar wacht ein etwas unzeitgemäß geratener Christuskopf. Manchmall soll er lächeln.
Bei mir hat er nicht gelächelt, wahrscheinlich war er es müde, bei jedem Touristen - und es waren schon eine Menge durchgegangen an diesem Tag - "Cheese" zu machen, zumal grad seine Mittagspausenzeit gewesen sein dürfte.
Die obere Kapelle besteht aus vier Säulen, davon sind drei gleich, und eine vierte (die im Vordergrund) ist wohl beim Transport zerbrochen und musste geflickt werden, deshalb sieht sie anders aus.
Über diese Säule gibt es eine Legende:
Der Burgpfarrer und der Teufel hatten eine Wetter abgeschlossen, wonach der Teufel die vier Säulen in der Burgkapelle schneller anbringen würde, als der Pfarrer mit seinem Gottesdienst fertig wäre. Sollte der Teufel gewinnen, wäre die Pfarrersseele bei dem eben Erwähnten.
Der Pfarrer begann mit dem Gottesdienst (geplante Dauer ca. eine Stunde) und der Teufel mit dem Säulentransport.
Nach ca. 15 Minuten war die erste Säule an Ort und Stelle, nach einer halben Stunde die zweite.
Als nach 40 Minuten die dritte Säule platziert war, geriet der Pfarrer ins Schwitzen.
Er hörte den Teufel schon mit der letzten Säule den Berg hinaufkeuchen, und er war noch mittendrin.
Der Teufel stiess die Kapellentür auf, da unterbrach der verzweifelte Pfarrer den Gottesdienst mit einem lauten "Amen !".
Wenn der Pfarrer Amen sagt, ist die Kirche aus.
Von einer ordnungsgemäßen Beendigung der Zeremonie war ja nicht die Rede gewesen
Vor Wut schmiss der Teufel die Säule hin, die in drei Teile zerbrach.
Aus dem Kaisersaal kann man die besten Panoramaaufnahmen von der
Altstadt machen, sofern man die Fenster nachher wieder schliesst, sonst schimpft die Aufsicht.
Nach der Führung ging's wieder in den sonigen Burghof, und auf den Führer wartete die nächste Gruppe -
man beachte, dass ich nur einen einzigen Touristen auf dem Bild habe, obwohl jede Menge da waren :icon_thumbsup:
Aber vorher erzählte uns der Führer noch die Geschichte vom Eppelein, und woher der Spruch kommt:
Die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn denn zuvor :D:
Also ...
Die Nürnberger hatten mal einen Ritter gefangen, den Eppelein von Gailingen, dem legten sie einige Überfälle auf ihre Kaufmannszüge zur Last und verurteilten ihn zum Tode durch Erhängen.
Wie damals üblich, durfte der Verurteilte noch einen letzten Wunsch äussern.
Eppelein bat darum, noch einmal auf seinem treuen Pferd sitzen zu dürfen.
Das geschah - und dann gab der Ritter dem Pferd die Sporen, so das es einen Riesensatz über die Burgmauer machte,
und weg war er ...
Natürlich kann man noch die Hufspuren in der Burgmauer sehen:
Wie er diesen Riesensprung geschafft hat und dann noch mit heilen Knochen das Weite suchen konnte, ist fraglich.
Aber vielleicht war es auch ganz anders.
Er könnte sich nach dem Sprung von seinem Pferd verabschiedet und sich unter die Touristen gemischt haben,
und dann hat er einfach den Bus genommen.