Rückblick auf eine Reise nach Istanbul, Teil II

  • Nach dem Ausflug auf die Prinzen Inseln habe ich noch ein paar Bilder vom Topkapi Palast oder auch
    Serail, dem ägyptischen Obelisk, einen Aussichtspunkt für die Fähren, einer Moschee im Innern (vermutlich Süleyman Moschee) , einer Zisterne, einem Nachtbild von Istanbul, sowie vom Flug nach Bursa zu damaligen Zeiten.


    1453, das Datum habe ich mir gemerkt, es war die Eroberung von Konstantinopel, jetzt Istanbul durch die Osmanen. Damit wurde das byzantinische Reich abgelöst.


    Ein Hauptmerkmal war u.a., dass sämtliche Bilder durch Schriftzeichen abgelöst wurden. Das Serail war ein riesiger Bau mit mehreren Innenhöfen und bei der Besichtigung fielen mir damals sofort die Porzellan Sammlungen auf, die fast ausschließlich auf die Gelage ausgerichtet waren.


    Auch die edle Einrichtung mit Gold und besten Baumaterialien war ein „Hingucker“.


    Kurz man schwelgte.


    Leider habe ich nur 2 Bilder von einer Außenanlage und einem Eingangstor, innen durfte man damals nicht fotografieren.







    Ganz in der Nähe bot sich diese Aussicht auf die Fähren in den asiatischen Teil von Europa.




    Von einem Spaziergang ausgehend von der Hagia Sophia (Hauptkirche der Byzantiner) mit seinem für damalige Verhältnisse nicht fassbaren großen Kuppelbau , habe soeben nachgelesen, mit 31 Metern Querschnitt und 56 m Höhe.


    In Wikipedia steht alles Wünschenswerte zum Nachlesen.


    Man war einfach fasziniert.


    Unweit davon entfernt war dann der ägyptische Obelisk. Es soll in Istanbul das älteste Monument sein.




    Schließlich war die Süleymann Moschee sichtbar mit ihren 6 Minaretten. Bekannt ist, dass die Moschee 7 Türme hätte bekommen sollen. Da aber das Heiligste , die Kaaba soviel Türme hat, musste man sich mit 6 bescheiden. Es gab auch noch andere Gründe.




    Der Blickfang im Moscheeraum ist die Gebetsnische, der „Mihrab“. In der Gebetsnische steht beim Gemeinschaftsgebet der Imam. Die Gebetsnische zeigt die für das Gebet vorgeschriebene Richtung zur „Ka’ba“ in Mekka, der heiligen Stadt des Islams. Rechts sieht man noch ein Stück der sog. Kanzel
    Hier erfolgt auch in Moscheen die Predigt. Allerdings geht selbst der Iman nur die Hälfte hoch, da der Platz ganz oben früher dem Mohammed vorbehalten war.


    Auch wenn das Bild nicht gerade gelungen ist, so möchte ich es doch wegen der Bedeutung hier zeigen.



    Hier noch ein Innenraum einer Moschee, könnte von der Süleymann Moschee sein (bitte verbessern), verboten war es allemal zu fotografieren seinerzeit.




    Zusätzlich statteten wir schließlich noch einen Besuch in einer der riesigen Zisternen von Istanbul ab.
    Die angeblich auch schon zur Belagerung der Byzantiner eine Rolle gespielt haben. Das Foto , ohne Stativ mit dem damaligen Apparat, ist ja nicht gerade eine Augenweide.




    Ein Nachtfoto von Istanbul durfte aber nicht fehlen.




    Wir hatten alle die Eindrücke, Bilder von dieser brodelnden geteilten Metropole noch nicht verarbeitet, gab es noch einen Ausflug nach Bursa .


    Es war seinerzeit auch mein erster Flug und bis dahin hatte ich in München-Riem mir nur die Nase an den Aussichtsglasscheiben eingedrückt.


    Hinaus zum Flugplatz und da stand das Gerät. Aber nicht die modernen (zum damaligen Zeitpunkt) Düsenantriebe sondern unserer war noch ein gemütliches Flugzeug mit Propeller.


    Der Flughafen von Istanbul mit Maschinen direkt vor dem Gebäude, lach




    Und dann kamen wir zu unserem Flieger




    Leicht mulmig betrat ich den Flieger, schließlich wusste ich, dass wir ja das Marmarameer überfliegen mussten.


    Aber, es war dann doch ein herrliches Erlebnis, zumal uns , was heute undenkbar ist, der Pilot zum Fotografieren auf Anfrage in die Pilotenkanzel ließ. Wunderbar. Ich genoss es.





    Auch die Tragfläche war überschaubar, hier unten schon der asiatische Teil der Türkei





    Und so landeten wir in Bursa, einem Flughafen zu damaliger Zeit, bei dem nur noch gefehlt hat, dass einer mit dem Rad voraus das "Follow me" Zeichen gab. Graspiste fast.


    Bursa eine wunderbare Stadt, aber zum Zeitpunkt des Besuches mit wohltemperierten 40 °. Das war ungewohnt und eine echte schweißtreibende Geschichte.







    Mit einem damalig erstmal gesehenen Döner Stand. Das war ein Hallo und wie das geschmeckt hat, mit Holzkohle! Hätte man doch glatt noch eine Marktlücke für Deutschland entdeckt.


    Ganz ehrlich, ich habe oft daran insgeheim gedacht, als der Döner Boom bei uns in Deutschland ausbrach.
    Heute ist das sogar eine Legende, denn jetzt haben sie ja Gasöfen.




    Hier der Blick in eine der zahlreichen Karawansereien. Ebenfalls erst mal gesehen.





    Und die zahlreichen Wasserverkäufer , ein steter Blickfang (Wasser habe ich keins gekauft)
    Im Hintergrund die für die Taxi erkennbaren kleinen Quadrate mit ihren Riesenschlitten.


    Natürlich sind wir mal damit gefahren, zum einen weil wir nicht mehr wussten wo wir waren, nur den Treffpunkt für den Rückflug hatten wir uns aufgeschrieben, es war ein Lichtspieltheater,
    zum anderen wir damit so eine Fahrgelegenheit hatten mit bleibendem Hintergrund, weil wir auf den durchgesessenen Rücksitzen die Stahlfedern merkten. Lach
    .



    Nach einem gelungenen und wieder mit Erlebnissen erfüllten Tag flogen wir wieder zurück nach Istanbul.







    Am letzten Abend gab es mir einen Schrecken einjagenden Sis Kebab, einen normaler Weise würzigen Fleischspieß. Aber der junge Verkäufer wollte sich wohl mit uns Gleichalterigen einen Spaß erlauben und nach dem Genuss der ersten Bissen hatte ich Schweiß auf der "Dachplatte", so scharf hat er es angerichtet.
    Folge: ein Bier nach dem anderen.
    Erst später hatte er mit uns sichtlich Kämpfenden Einsehen und gab uns den nachhaltigen Tipp, Brotscheiben zu essen, was ja in Wirklichkeit Fladenbrot bedeutete.


    Das viele Bier wirkte sich insofern aus, als wir am nächsten, dem Heimreisetag von Florya aus, mächtig verschliefen und der ganze Personenkreis schon im Bus saß, als wir ohne Frühstück hinzu kamen.


    Seither habe ich ein Auge darauf , in der Gemeinschaft pünktlich zu sein. Hihi So lernt man das alles im learning by doing.


    Nun denn, es dauerte auch nicht mehr so lange, bis wir auf der Rückfahrt in Edirne kurz vor der bulg. Grenze bei einer Moschee zu einem dem Muezzin eigentlich vorbehaltenen Arbeitsplatz =Aussichtsplatz auf dem Turm hochklettern durften. Klasse Aussicht.




    Angekommen an der türkisch bulgarischen Grenze, ich hatte mir wunder was für Grenzanlagen vorgestellt, war nur ein kleiner Zaun.





    Grundsätzlich fuhren wir durch, mit Ausnahme von den üblichen kurzen Stops für menschl. Bedürfnisse.
    Für uns Junge war es trostlos, fast nur Ochsenkarren und hier mal ein alter Lastwagen, aber die Landschaft bot einiges.





    Und dann wieder ein halber Schock. Das Kaufhaus in Sofia.





    Waren wir noch Hertie und Kaufhof in der Blütezeit gewöhnt, war hier ein Riesenkasten, der innen fast leer war.


    Nicht mal unsere Souvenir Jäger fanden einigermaßen ihre unverzichtbaren Mitbringsel.



    Die weitere Rückreise war dann gekennzeichnet von Geschichten, Erlebnissen „ hast du das gesehen?“ ; da hast du aber was versäumt usw.“


    Es war für mich ein echtes und wie man sieht, bleibendes Erlebnis, das mir für Reisen ein Herz öffnete.
    Und es verwundert nicht, dass es so blieb.


    Ja, wahr wohl mehr ehrliche Geschichtlein erzählen, als Bilder zu betrachten.
    Hoffe aber doch, dass es Anklang gefunden hat.



    Euer
    Wallbergler

  • Hallo Helmut,


    was für ein interessanter Bericht mit kostbaren Bildern. Ich bin ganz begeistert, was Du auf die Beine gestellt hast. :)
    Gerade weil ich ja erst kürzlich in Istanbul war (da fällt mir auch siedendheiß ein, daß noch 2 Berichte von mir +1+
    fehlen ) faszinieren mich Deine Fotos und die Eindrücke von damals die Du dort gewonnen hast.


    Die Fahrt auf de Bosporus konntest Du offensichtlich besser geniesen als wir, und auch Deine Bilder sind besser weil sonnendurchflutet ;) - uns hat dort ausgerechnet der Wettergott einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war diesig, regnerisch und ein eiskalter Wind hat geblasen, entsprechend schlecht war die Fotoausbeute.


    So geniese ich Deine nostalgischen Fotos gerne :)


    Ich stelle mir diese Busreise sehr strapaziös vor - obwohl, in dem Alter in dem Du damals warst, denke ich mal war das ein tolles Abenteuer. Ich habe solch einen Bus erst einmal in Freiburg auf der Campingmesse im Original gesehen, sonst nur auf Fotos als ich mal eine Australienreise mit Wohnmobil geplant hatte (die leider dann doch nicht zustande kam).
    Als ich Bilder von diesem rollenden Hotel in einem der vielen Prospekten sah, hab ich mir das schon nicht vorstellen können - in dieser Sardinenbüchse hätte ich Beklemmungen bekommen.


    Vielen Dank für die viele Arbeit für diesen aufwändigen Bericht - er ist Dir wieder super gelungen - Klasse und Respekt!

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

  • Hallo Helmut,


    danke für 'Reise in die Vergangenheit' ;) und die Mühe und Arbeit die Du mit dem einscannen, bearbeiten, etc... der Bilder hattest, das hat sich auf alle Fälle gelohnt ;)


    Da habt ihr ja einiges erlebt, es hat Spaß gemacht Deinen Bericht zu lesen, ich schau mir auch immer gerne 'ältere' Bilder an, das ist immer interessant. Wir waren 1997 in Istanbul, hat uns damals auch sehr gut gefallen.


    Liebe Grüße
    Marion

  • Nochmal danke alle,


    @Sylvi,


    so strapaziös war die Busreise gar nicht. Weil eh noch blutjung, da merkt man so was nicht in der Begeisterung der Neuheiten, die auf einen einstürmen.
    Und auch das Schlafen, wie gesagt ich war ja auch 4 Wochen mit dem Ding in ganz Amerika. Da waren ein Haufen ältere Damen und Herren dabei, denen das nichts ausgemacht hat. Im Gegenteil ,oft hörte ich von Reisen nach Patagonien,
    in Chile von ganz oben aus. Da bist du froh, wenn du zwischendurch die Unterkünfte siehst. Hier hast du dein eigenes Bett
    und man gewohnt sich sehr schnell dran. Außerdem konntest du das ratz fatz , das Bettzeug auf fast allen Campingplätzen in die Waschmaschine stecken. In Amerika bestens, denn da waren wir nur auf KOA Luxus Plätzen.
    Im Übrigen wenn es zu viel wurde, dann hast du , wie ich nach der Reise in die Everglades mit den Mosquitos einfach diese sog. App. aufgesucht. Z.B. zahlte ich in Miami für eine Wohnung (natürlich sind das die Bretterbuden) mit 2 Schlafzimmern , 1 Küche 1 Wohnzimmer und das ganz allein, nur 9 Dollar die Nacht. Gibt es also auch , so Ausweichplätzchen wenn dir das Ganze zuviel wird.
    Aber der Service, damals war jedes Eintrittgeld dabei, wie zB. die Auffahrt zu den damalig noch bestehenden Twin Towers und dem Empire State Building usw. ,
    Mit meinem Kreuz könnte ich das vielleicht jetzt nicht mehr und Cilli bringe ich da nicht hinein.


    Aber diese Reise war schon so, wie ich beschrieben hatte, da war einiges für uns Junge los.


    Und Sylvi, Marion und Dieter


    dass euch das Scannen so gefallen hat, das freut mich schon sehr.
    Es halt so, dass gerade in diesem Forum so etwas auch anerkannt wird und vor allen Dingen sieht man ja , wie sich jeder hier anstrengt und Riesenberichte einstellt. Ist ja alles nicht so selbst verständlich, man sieht bei allen die Arbeit dahinter und auch die Ernsthaftigkeit.
    Also nochmal danke
    Helmut

  • Danke Helmut für diese herrlichen Berichte und tollen Bildern einer faszinierenden Reise.


    Hast du auf der Strecke Belgrad-Nis auch diese vielen übergroßen Schlaglöcher bemerkt. An die kann ich mich noch gut erinnern, rund 200 km voller Schlaglöcher und fast ein halber Tag Zeitverlust.


    Ja, diese Strecke bin ich auch schon gefahren bis Athen.


    Egal ob gescannte Bilder oder normale, es sind wunderschöne Erinnerungen und sie sehen sehr gut aus. Vielen Dank Helmut für diese Aufwändige Arbeit.

  • Was für ein Glück, dass
    1. Du Dir vor 50 Jahren schon das Fotografieren mit Diaspositivfilmen leisten konntest
    2. diese Dias noch so gut erhalten sind
    3. Du Dir jetzt so viel Arbeit gemacht hast, sie zu digitalisieren und für uns zugänglich zu machen


    Auf diese Weise wurde eine Reise in einer Zeit wieder lebendig, die uns einerseits Kuturschätze zeigt, die wir heute noch ähnlich erleben können, andererseits aber auch zeigt, wie sich das Leben in den Orten und auf den Straßen verändert hat.


    Das ist wieder ein Zeitdokument, das nicht hoch genug zu schätzen ist!!
    Dazu noch verstehst Du es, so zu erzählen, dass es nicht schwer fällt, die ersten Weltreiserfahrungen von drei 18 Jährigen hautnah nachzuempfinden!


    Danke Helmut für diese Berichte und für die Arbeit, die Du Dir gemacht hast! Deine Berichte sind eine wunderbare Ergänzung zu den Istanbulberichten der "neueren Zeit", die wir hier im Forum schon haben.


    Dein Erlebnis mit dem Propellerflugzeug erinnert mich daran, wie locker Turkish Airlines mit dem Zugang zum Cockpit umging: ich war 1988(?) mit einer Gruppe von Istanbul nach Ankara unterwegs- die Maschine war "überbucht"... kein Problem, niemand wurde zurückgelassen, für mich gab es im Cockpit einen freien Sitz hinter den Piloten (nicht bequem, aber ungewöhnlich)


    Gruß,
    Elke

  • Vielen herzlichen Dank, liebe Elke,


    du hast es in jeder Aussage auf den Punkt getroffen. Und um zurück zu kommen, auf "deinen Flug" ,die ganze Lebensart
    der Türken war für einen jungen Mann wie mich, der eingebettet war ins sub alterne Angestelltenleben im Gericht (zu dieser Zeit) und dem noch nicht vollzogenen Durchbruch der 68 Jahre schon ein "Hammer".


    Diese überschwengliche Lebensart, selbst wenn man ganz Arme sah, machte schon nachdenklich, auch wenn in diesem 18. Jahr naturgemäß noch oft eine gewisse Oberflächlichkeit herauskam.


    LG
    Helmut

  • Wie schon erwähnt, Helmut, ein phantastischer Bericht aus einer Zeit zu der ich noch zur Schule ging und mir nicht vorstellen konnte, auch mal in ein Flugzeug zu steigen oder solche Reisen zu unternehmen.
    Es ist wirklich bemerkenswert was noch alles in Deinem Gedächtnis hängen geblieben ist um uns so kurzweilig zu unterhalten.
    Danke für die Arbeit, die Du hier investiert hast. Ich habe sehr genossen.

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