Jean-Dominique Bauby: Schmetterling und Taucherglocke

  • Jean-Dominique Bauby: Schmetterling und Taucherglocke



    Eine Art Biografie oder Report eines Menschen "aus dem Zwischenlager nach dem Leben und vor dem Tod" (Spiegel)


    Jean-Dominique Bauby (1952 – 1997), erfolgreicher Redakteur der Frauenzeitschrift "Elle", erwacht nach einem Gehirnschlag aus dem Koma - bei völligem Bewusstsein ist er aber vollständig gelähmt und ohne die Möglichkeit, sich verständlich zu machen.
    Er nimmt alles um sich herum wahr, kann aber nur durch Blinzeln mit einem Auge Reaktionen zeigen.


    Mit Hilfe dieses Blinzelns diktiert er in einer Spezialklinik ein Buch, mit dem er all das ausdrückt, was er in seiner Art Gefangenschaft - dem "Locked-in-Syndrom" erlebt und empfindet.
    Bauby starb wenige Tage nach der Veröffentlichung des Buches.


    Für mich war dieses Buch ein erschütternder Blick in eine andere Welt, in der all das, was selbstverständlich ist - einfach nicht mehr möglich ist.
    Es zeigt aber auch, wie schwer es Menschen in der Umgebung fiel , mit einer solchen Situation umzugehen.
    Andererseits beeindruckte mich das Buch sehr, weil es nie Hoffnungslosigkeit oder Depression übertrug.


    Das Buch wurde 2007 auch verfilmt.( 2008 in deutschen Kinos)
    https://de.wikipedia.org/wiki/…terling_und_Taucherglocke



    https://www.die-leselust.de/buch/bauby001.htm
    https://www.zeitzuleben.de/buc…ng-und-taucherglocke.html



    ISBN 978-3-423-08393-5


    ELMA

  • Das Buch, ELMA, habe ich vorgemerkt.


    Gerade was du hier sagst:


    Zitat

    Es zeigt aber auch, wie schwer es Menschen in der Umgebung fiel , mit einer solchen Situation umzugehen.


    ist das, was uns als Familie, die dem Hospiz sehr verbunden ist, immer wieder auffällt.


    Gruß,
    Klaus

  • KLaus - in diesem Buch ist nichts, aber auch gar nichts sentimental oder gar traurig.
    Bauby beobachtet seine Umgebung sehr genau und nüchtern - manchmal ist es fast sarkastisch, was er beschreibt. Keine Spur von Sentimentalität und auch nicht von Selbstmitleid.



    Es liegt am Leser, sich vorzustellen, was dieses Ausmaß an Hilflosigkeit für einen Menschen bedeutet.
    Und wenn man selbst schon Menschen mit ähnlichem Schiksal kennengelernt hat, so macht es nachdenklich zu wissen, dass hinter Bewegungs- und Sprachlosigkeit oft ein geistig völlig beweglicher und wacher Mensch steckt.


    Es ist sicher schwer, für Angehörige und Betreuende damit angemessen umzugehen und zu erkennen, dass sich in dem physischen Wrack ein lebendiger und urteilsfähiger Geist verbirgt.
    Da ist es wie ein Geschenk, dass es Menschen wie jene Logopädin im Buch gibt, die Bauby als "Schutzengel" bezeichnet.


    Solche "Schutzengel " gibt es heute sicher nicht sehr oft.


    Das ist es, was mich nach dem Lesen des Buches u.a. nachdenklich macht.


    Gruß,
    Elke

  • KLaus - in diesem Buch ist nichts, aber auch gar nichts sentimental oder gar traurig.
    Bauby beobachtet seine Umgebung sehr genau und nüchtern - manchmal ist es fast sarkastisch, was er beschreibt. Keine Spur von Sentimentalität und auch nicht von Selbstmitleid.



    Es liegt am Leser, sich vorzustellen, was dieses Ausmaß an Hilflosigkeit für einen Menschen bedeutet.
    Und wenn man selbst schon Menschen mit ähnlichem Schiksal kennengelernt hat, so macht es nachdenklich zu wissen, dass hinter Bewegungs- und Sprachlosigkeit oft ein geistig völlig beweglicher und wacher Mensch steckt.


    Es ist sicher schwer, für Angehörige und Betreuende damit angemessen umzugehen und zu erkennen, dass sich in einem physischen Wrack ein lebendiger und urteilsfähiger Gest verbirgt.
    Da ist es wie ein Geschenk, dass es Menschen wie jene Logopädin im Buch gibt, die Bauby als "Schutzengel" bezeichnet.


    Solche "Schutzengel " gibt es heute sicher nicht sehr oft.


    Das ist es, was mich nach dem Lesen des Buches u.a. nachdenklich macht.


    Ich würde mich freuen, wenn Du das Buch lesen würdest und danach Deinen Eindruck und Deine Meinung darüber schreiben würdest.


    Gruß,
    Elke

  • Eigentlich trifft deine Beschreibung genau auf das von mir vorgestellte Buch Oskar und die Dame in Rosa zu. Auch hier humorvoll beschrieben die Befangenheit der Angehörigen und Betreuenden. Die Logopädin oder der "Schutzengel" ist hier die Dame in Rosa.


    Wenn wir das Buch gelesen haben, werden wir unsere Meinung kundtun.


    Gruß,
    Klaus

  • Klaus, ich habe am Sa in der Buchhandlung das Buch Oskar und die Dame in Rosa in der Hand gehabt und ein wenig geblättert. ( Ich habe es nicht gekauft- will es mir in der Bücherei ausleihen)
    Das Thema der beiden Bücher ist vergleichbar - aber nicht, wie die Thematik angegangen wird.
    In dem Buch von Bauby spielen Emotionen so gut wie keine Rolle.
    Ich würde es als intellektuell anspruchsvoll und - wie schon mal erwähnt- in Teilen als eher sarkastisch - bezeichen.


    Gedanken über Leben und Tod ( wie zum Beispel jene sehr beeindruckenden Sätze über das , was Leben ist: Geschenk, geliehen.... usw .. ich bin nur am Schluss auf diese Sätze gestoßen) findet man bei Bauby nur sehr, sehr versteckt.


    Gruß,
    ELMA

  • Danke für die Zusendung des Buches, Elke.


    In den vergangenen Tagen hatten wir die Muße, dieses in Ruhe zu lesen. Es ist beeindruckend, wie Jean-Dominique Bauby seine Zeit bis zum Sterben gelebt hat. Nicht in Depression verfallend diktiert er jeden einzelnen Buchstaben dieses Buches mit dem Zwinkern eines Auges – wie viel Energie hat dieser Mensch gehabt!


    Amüsant, wie er seine ihn pflegenden „Quälgeister“ mit Spitznamen (Terminator, Rambo, etc.) versieht („die ich alle gern mag“) und Besucher als „Touristen“ beschreibt, weil sie dem Blick seines Auges ausweichen und auf den Brandmelder an der Decke starren: „Die Touristen haben wohl sehr große Angst vor Feuer“. Eines wird hier deutlich: Der Umgang mit Krankheit und Tod fällt den Umstehenden oft sehr viel schwerer, als dem Betroffenen selbst.


    Wie beschreibt es die Mitarbeiterin des Recklinghäuser Hospizes: Es geht um das Leben vor dem Sterben, also um das Leben … und nicht um das Warten auf das Sterben. Film Hospiz


    Es grüßen herzlich,
    Irmgard und Klaus

  • Ein Fernsehtipp für den heutigen Abend: Die Verfilmung des Buches "Schmetterling und Taucherglocke" durch den Regisseur Julian Schnabel, ausgezeichnet mit zwei Golden Globes.


    ARTE 20.15 Uhr


    Wiederholung in der Nacht vom 14. auf den 15.06.12 um 0.20 Uhr


    Gruß,
    Klaus

  • Danke, Klaus!


    Wie mach ich das bloß:


    Der Film interessiert mich sehr: 20.15
    aber
    Anstoß Deutschland /Holland ist um 20 Uhr 45 ...


    Hab zwar einen Festplattenrekorder ( hab ihn aber noch nie benützt und hab vergessen, wie man ihn programmiert - schäm :oops:


    also wird es morgen eine lange Nacht - oder gibt es bei Arte eine Mediathek?


    Wiederholung in der Nacht vom 14. auf den 15.06.12 um 0.20 Uhr


    Gruß,
    Elke




  • Ja hier Elke. https://videos.arte.tv/de/videos#/tv/coverflow///1/120/

  • Zitat von Vadda

    Wiederholung in der Nacht vom 14. auf den 15.06.12 um 0.20 Uhr


    Es war eine lange ( bzw kurze) Nacht- aber ein Film , der sehr berührte.
    Ich hatte mich gefragt, wie man so ein Buch überhaupt verfilmen kann-
    aber es ist gut gelungen - ohne Sentimentalitäten oder Übertreibungen - alles ganz nah am Buch.


    Die Perspektive aus der Sicht der Locked-In Person führte ( mich) zwar nicht zur Identifikation mit Jean-Dominique Bauby, ließ mich jedoch die ganze Verzweiflung des "Gefesseltsein" spüren.
    Erst jetzt haben ich den Titel des Buches richtig verstanden.


    Es war ein guter TV Tipp, Klaus( auch wenn er ein paar Nachtstunden gekostet hat :wink:)
    Danke!


    Gruß,
    Elke

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