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Grizzlys Bosnienreise 2010

  • Grizzly
  • 3. Oktober 2010 um 22:31
  • wallbergler
    Gast
    • 30. Oktober 2010 um 19:02
    • #51
    Zitat von Grizzly

    Gut, wenn man Beiträge in mehrere Foren stellt, in diesem Fall ist mein Fehler erst im 4. Forum aufgefallen ...



    Oh mei, oh mei, (gilt im Bayerischen als intensiviert, lach) lieber Grizzly,
    hoffentlich ist dieser Umstand (4.Forum) nicht einem Schnelldurchlauf geschuldet. Das wäre dir gegenüber ungerecht, bei der extrem aufwendigen Berichterstattung und dem damit verbundenen zeitintensiven Aufwand.
    Alles Gute,
    wir freuen uns hier und ich bin zuversichtlich erwartungsvoll auf weitere Berichte deiner für uns so ertragreichen Reiseberichterstattungen.
    Liebe Grüße
    wallbergler

  • Grizzly
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    • 30. Oktober 2010 um 23:03
    • #52
    Zitat von wallbergler

    Oh mei, oh mei, (gilt im Bayerischen als intensiviert, lach) lieber Grizzly ...


    Lieber Wallbergler,
    Dein Sprachduktus ist mir, meine Jugend in Oberbayern und -pfalz sowie in Mittel- und Oberfranken verbracht habend, durchaus vertraut. Oba dankschee für 'd Erglärung.


    Montag 26.7.2010

    Ich besuche nochmal die Stelle des Attentats, das den Ersten Weltkrieg ausgelöst hat,
    und das an dieser Stelle eingerichtete Museum.

    Zitat

    Schülerzeitungswitz der 60er Jahre:
    "Letzte Meldung !
    Soeben erreicht uns die Nachricht, dass Erzherzog Ferdinand lebt.
    Der erste Weltkrieg wird damit für ungültig erklärt."


    So einfach ging das leider nicht.
    Einen Monat nach dem Attentat erklärte die Regierung Österreich-Ungarn Serbien den Krieg, das Deutsche Kaiserreich zog nach, auf Seite Serbiens Russland, Frankriech, Großbritannien und so weiter ...
    Vier Jahre später gab es kein Österreich-Ungarn mehr.


    Unter der Karte eine Nachbildung der Fußspuren des Attentäters.
    Bis zum letzten Krieg waren sie auf der Straße an der Stelle des Attentats zu sehen, im Krieg wurde die Straße an dieser Stelle und damit auch die in die Straße eingelassenen Fußspuren zerstört.

    An der nächsten Bruücke flussaufwärts steht das Alte Rathaus/Natuonalbibliothek, das nach den schweren Kriegszerstörungen derzeit renoviert wird.

    An der Stelle des Rathauses stand vor dessen Bau 1896 ein kleines Haus, das dafür abgerissen wurde. Dessen Besitzer machte jedoch so viel Ärger, als sein Haus zerstört werden sollte, dass man es sorgfältig abtrug und am gegenüber liegenden Flussufer wieder aufbaute. Deshalb heisst es Inat Kuca, das Trotzhaus.


    Kurz hinter dem Trotzhaus ist die Altstadt ziemlich plötzlich zu Ende und man kommt auf einen geteerten Wanderweg, der früher die Autostraße in östlicher Richtung war. Ich will bis zur Ziegenbrücke (kozja cuprija), das ist die östlichste der 10 Flussbrücken Sarajevos, die ich vom Bus aus schon mehrere Male gesehen habe. Man läuft vom Altstadtende weniger als eine Stunde dorthin.

    Erstmal kommt man durch die Allee der Botschafter, Aleja Ambasadora. Die heisst so, weil nach dem Krieg nahezu alle in Sarajevo akkreditierten Botschafter dort einen Baum gepflanzt haben - manche mehrere.

    Der US-Baum muss noch a bisserl wachsen,
    die andern sind zum Teil schon zwei Meter hoch.

    Am Eingang der Allee steht eine Pferdekutsche und wartet auf Kundschaft - mit Erfolg, ich werde bald überholt.

    Hier sieht man noch, dass das früher eine Autostraße war, heute donnern die Autos weiter oben drüber weg.

    Die Teerstraße vermittelt den Eindruck der nahen Zivilisation ...

    die wilde Landschaft daneben den eines tropischen Regenwalds.

    Ein Erdrutsch (unten links), der hier seit ca. 15 Jahren die Straße für Autos sperrt, ist inzwischen längst überwachsen.

    Und da ist sie auch schon, die Ziegenbrücke.

    Die Blicke nach Osten

    und nach Westen (stadteinwärts) könnten unterschiedlicher nicht sein.

    Wie's am anderen Ufer weitergeht, weiss ich nicht, ich wende mich wieder über die Brücke, vorbei an einem nicht ganz fertigen Häusl, nach links in Richtung Stadt.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Gast001
    Gast
    • 30. Oktober 2010 um 23:24
    • #53
    Zitat

    Dessen Besitzer machte jedoch so viel Ärger, als sein Haus zerstört werden sollte, dass man es sorgfältig abtrug und am gegenüber liegenden Flussufer wieder aufbaute. Deshalb heisst es Inat Kuca, das Trotzhaus.

    Diese Geschichte gefällt mir außerordentlich gut! Und wenn ich dann das hübsche, originelle Haus sehe, denke ich , dass man dem Besitzer dankbar sein wird, dass mitten in den anderen Einheitsbauten dieses Schmuckstück steht.

    Hat Sarajevo denn überhaupt noch einen Altstadtkern mit historischen Häusern?
    Und warum wolltest Du ausgerechet die "Ziegenbrücke" sehen, Grizzly?

    Gruß,
    ELMA

  • Grizzly
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    • 1. November 2010 um 07:08
    • #54
    Zitat von ELMA


    Hat Sarajevo denn überhaupt noch einen Altstadtkern mit historischen Häusern?
    Und warum wolltest Du ausgerechet die "Ziegenbrücke" sehen, Grizzly?



    Die Ziegenbrücke hab ich mehrmals vom Bus aus gesehen und konnte sie nie gescheit aufnehmen. Deshalb musste ich da hin.
    Was die Altstadt von Sarajevo betrifft, so ist das Basarviertel das Zentrum.

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  • Grizzly
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    • 2. November 2010 um 07:05
    • #55

    Die eben gezeigte Burg kriegen wir gleich noch näher zu sehen -

    leider kommt man dort nicht rein, weil sie, so hört man, zu einem Luxushotel umgebaut wird.

    Ob in diesem "Luxushotel" schon Leute wohnen oder nur ihr zukünftiges Heim besichtigen ?
    Ersteres wäre durchaus möglich.

    Vorbei an einer imposanten Felsnase (ich kann nur hoffen, dass sie nicht gerade jetzt kippt)

    komme ich wieder in die Botschafter-Allee.
    Dieses Bäumchen
    ist sozusagen unseres.

    So plötzlich, wie man aus der Stadt herausgekommen ist, kommt man wieder rein


    (hier ein Blick zurück).

    Ein seltsames Gestell, mit einem Zutrittsverbotsschild garniert, erregt meine Neugier


    (Zutritt verboten, archäologische Arbeiten).

    Anscheinend sucht man die Reste dieses Schmuckstücks,

    das, wenn ich's richtig gelesen habe, 1957 der Straße und einer Tankstelle weichen musste.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Grizzly
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    • 2. November 2010 um 22:16
    • #56

    Mittwoch 27.7.2010

    Jetzt heisst es definitiv Abschied nehmen von Sarajevo, mittags geht der Bus.
    Wenn man in Kroatien mit einem Überlandbus fährt, muss man erstmal auf den Sitzplatz Platz nehmen, dessen Nummer auf der Fahrkarte steht (es sei denn, man führt sich bei Fahrer gleich als Hobbyphotograph ein ...).
    In Bosnien geht das alles ein bissl anders. Den Sitz mit meiner Nummer finde ich erst gar nicht, dafür taucht eine andere Nummer gleich dreimal auf. Vermutlich wurden irgendwann defekte Sitze ausgetauscht mit weniger defekten aus anderen auszurangierenden Bussen, und die Sitzplatznummern waren dabei wurscht.
    Ich such mir einen Platz, der noch frei ist, und den macht mir auch keiner streitig. Er ist eng genug.

    Nach einem anregenden Gespräch mit einer deutsch sprechenden Russin, das ein plötzliches Ende findet, weil sie aussteigen muss, und einem Schläfchen haben wir kurz vor Jajce noch eine halbe Stunde Pause. Alles wickelt seine Knochen zusammen und wackelt hinaus auf die Straßen von Donji Vakuf.

    Auf den verbliebenen 34 Kilometern nach Jajce haben wir ein bissl mehr Platz, weil einige Leute nicht mehr mitfahren.

    Jajce hab ich mir als nächstes Ziel ausgesucht, weil es eine historische Stadt ist. Der Namen, das wusste ich vorher nicht, kommt von jaja, das sind die Eier, deren zermahlene Schalen zum Kalken der ehemals weissen Häuser dieser ehemaligen bosnischen Königsstadt benutzt worden sind.

    In Jajce residierten die ersten bosnischen Könige, bis die Osmanen die Stadt eroberten. Ein paar Jahrhunderte später machte die Stadt noch einmal Geschichte, indem die jugoslawische Volksbefreiungsarmee unter Tito dort 1943 ihren ersten Volkskongress auf befreitem Gebiet abhielt.

    Im letzten Krieg kam die Stadt dann bös unter die Räder. Bis Oktober 1992 wurde sie erst gemeinsam von kroatischen und bosniakischen Truppen gegen serbischen Beschuss verteidigt, bis sich - angeblich aufgrund eines Geheimabkommens zwischen Tudjman und Milosevic - die kroatischen Verbände weitestgehend zurückzogen und die Bosniaken sich nicht mehr halten konnten, so dass die inzwischen weitestgehend zerstörte und entvölkerte Stadt im Oktober 1992 von serbischen Truppen erobert wurde; im September 1995 eroberten dann kroatsche Truppen Jajce zurück, worauf die meisten serbischen Bewohner flohen.

    Mit derzeit 28.000 Einwohnern (2/3 Kroaten, 1/3 Bosniaken) leben weitaus weniger Menschen in Jajce als vor dem Krieg, allein 5000 der ehemals 45.000 Bewohner sind nach Schweden ausgewandert.


    Wir sind vorangemeldet, allerdings weiss unter Gastgeber noch nicht, dass wir mittlerweile zu dritt statt zu zweit sind. Da seine Pension mit einer großen Gruppe von Archäologie-Studenten, die auf der Burg mit Ausgrabungen beschäftigt sind, ohnehin voll besetzt ist, bringt er uns mit seinem etwa 30 Jahre alten Renault R5 zu einer Wohnung, in der er die Küche mit einem Klappbett zum dritten Übernachtungsraum umfunktioniert. 30 Mark pro Nacht und Zimmer, Frühstück und Transport zum Busbahnhof inclusive, da kann man nix sagen.

    Nach einer kurzen Wiederaufbrezelung machen wir uns auf zum Abendspaziergang.

    Das dürfte der Rest einer serbisch-orthodoxen Kirche sein -

    da von den (laut Wikipedia) über 8.000 Serben in der Stadt vor dem Krieg 1999 nur noch 260 übrig waren, scheint es an den Finanzmitteln zum Wiederaufbau zu fehlen. Die Muslime hatten offensichtlich bessere Möglichkeiten, die potentielle Gemeinde ist auch größer (1999 7.600 Leute).

    Die Burg ist von allen Seiten unübersehbar.

    Hier hat jemand einen Tisch reserviert und wartet auf die ausbleibenden Gäste.

    Letztendlich bekommen auch wir unsere hungrigen Mägen gefüllt, in der Nähe des Wasserfalls, an dem die Pliva aus 21 Meter Höhe in den Vrbas herunterdonnert. Der Wasserfall ist neben der Burg das zweite Wahrzeichen der Stadt, den beehren wir noch vor dem Abendessen


    (links Pliva, rechts Vrbas, dazwischen 21 Meter).

    Der Fußweg zum Fuß der Wasserfalls ist derzeit durch einen Erdrutsch unterbrochen.

    Ich gehe also den inzwischen abgesperrten Weg zurück, umgehe die Absperrung (dazu, d.h. zum Umgehen, ist sie da) und nutze die letzten Sonnenstrahlen für ein paar romantische Panoramaphotos von Jajce.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Gast001
    Gast
    • 3. November 2010 um 16:57
    • #57

    Zu diesem Bild von gestern hätte ich noch eine Frage,

    Zitat von Grizzly

    Die eben gezeigte Burg kriegen wir gleich noch näher zu sehen -

    leider kommt man dort nicht rein, weil sie, so hört man, zu einem Luxushotel umgebaut wird.

    Das soll eine Burg sein?
    Sieht doch eher aus wie eine vor nicht allzu langerZeit noch benützte Festung!
    Das Luxushotel dürfe wohl auch in Zukunft eher ein Traumschloss sein.

    Deine Bilder von Jajce machen neugierig.
    Ehemalige Königsstadt , Osmanen.... da gibt es doch hoffentlich ( trotz Krieg) noch einige Spuren!

    Gruß,
    ELMA

  • Grizzly
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    Europa
    • 3. November 2010 um 22:23
    • #58

    @ ELMA:
    Das ist eine Festung, leider war ich nicht oben, sonst hätte ich es Dir genauer sagen können.
    Ich hatte halt keine Lust, da rauf zu schwitzen nur um durch einen Bauzaun zu gucken.

    Aber auf der Burg von Jajce war ich oben, musst nur weiter lesen:


    Jajce 28.7.2010

    Der Nebel vor dem Fenster unseres Quartiers löst sich nur zögerlich,

    aber irgendwann bricht dann doch die Sonne durch.

    Meine Mitreisende F. war an der Entstehung dieses Bildes nicht unbeteiligt.
    Während ich erst nur die mit mäßigem Erfolg verputzten Einschusslöcher aufnehmen wollte, schlug sie vor, das ganze Fenster aufzunehmen und das Bild Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft zu nennen.

    Vergangenheit - das sind die Einschüsse.
    Gegenwart - das ist die aufgehängte Wäsche.
    Zukunft - das ist die Satellitenschüssel ...

    Nach dem Frühstück statten wir dem Wasserfall nochmal einen Besuch ab.

    Die Nebelschwaden sind echt und keine Bildstörung, dieses majestätische Naturschauspiel fasziniert mich ausserordentlich.

    Nochmal von der anderen Seite ...

    und bewegt bzw. mit lautem Rauschen kriegen wir das auch hin.
    [youtube]RzZXgkq1qbE[/youtube]


    Nach dem kühlenden Nebel des Wasserfalls ist Schwitzen angesagt - ich will rauf zur Burg.

    Der o.g. Kirchturm ist eine Ruine und ich denke erstmal, dass daran der letzte Krieg schuld ist - bis ich eine Ansichtskarte von 1984 finde, wo dieser Bau auch schon als Ruine zu sehen ist. Lukasturm heisst er übrigens, war ursprünglich eine Kirche und später Moschee. Ich frage einige Passanten, ob sie wissen, seit wann diese Kirche kaputt ist, niemand weiss es. Nach meiner Rückkehr stelle ich im Internet fest, dass sie ohne Kriegseinwirkungen ausgebrannt ist (das geht sogar in Bosnien ...), schon im 19. Jahrhundert war das.

    Diese Katakomben sind mehrere Jahrhunderte alt, im 2. Weltkrieg nutzte Tito diese geschützte Lage zeitweise als Hauptquartier (Herbst 1943). Davon ist aber ausser einer Gedenktafel nichts mehr zu sehen. Man kann rein, für 1 KM, aber es ist so dunkel da drin, dass die Photos alle nichts werden.

    Das ist jetzt nochmal der Lukasturm, diesmal von oben.

    Nachdem ich nochmal 1 KM abgedrückt habe (sind ja humane Preise), darf ich hier auch rein bzw. hoch

    und werde mit einer phantastischen Aussicht belohnt.

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  • Gast001
    Gast
    • 3. November 2010 um 22:32
    • #59

    Ich hatte es vermutet: eine sehenswerte, interessante Stadt, eine schöne Landschaft!
    Das markiere ich mir sofort auf meiner BiH Karte!!

    Danke!

    Gruß,
    ELMA

  • Grizzly
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    • 4. November 2010 um 06:24
    • #60

    (immer noch 28.7.2010, Jaice)

    Soweit es meine Höhenangst zulässt, spaziere ich ein bissl auf der Burgmauer entlang.

    Unter mir buddeln Archäologiestudenten aus Sarajevo
    (deretwegen in "unserer" Pension kein Platz mehr war).

    Ich geh langsam wieder in die Stadt zurück,

    vorbei an der kleinen "Moschee ohne Minarett", die leider geschlossen ist.

    Gemessen daran, dass nach Aussagen unserer Gastgeber Jajce 1995 fast völlig zerstört war, sind die seitherigen Aufbauleistungen gewaltig. Manchmal jedoch baut man erstmal nur so viel, wie man unbedingt braucht,
    wie diese winzige Anwaltskanzlei -

    das um ein mehrfaches größere Restgrundstück rechts davon dient als Ausstellungsfläche für einen Gartenmarkt.

    Dieser nicht unsympathisch wirkende Herr gehört eigentlich ganz woanders hin ...

    es ist der ehemalige Bürgermeister von Zagreb, der kroatischer Präsident werden wollte und bei den - in Kroatien wahlberechtigten - bosnischen Kroaten (oder: kroatischen Bosniern, oder: dem Namen nach katholischen Bürgern von Bosnien und Herzegowina ...) in Jajce Wahlkampf machte.
    Genützt hat's ihm nicht, gewonnen hat sein Konkurrent.


    Jajce ist ja nicht nur die alte bosnische Königsstadt mit der Burg, sondern hier wurden auch entscheidende Grundlagen für das befreite Jugoslawien geschaffen. Vom 21. bis 29. November 1943, als große Teile Europas noch von den Armeen der Hitlerfaschisten unterjocht waren, tagte hier unter Leitung des späteren Staatsoberhaupts Josip Broz Tito der Antifašisticko vijece narodnog oslobodjenja Jugoslavije (AVNOJ) = Antifaschistischer Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens.
    Seit 1953 ist der damalige Versammlungsort - vormals eine Turnhalle - Museum.

    1995 war es verwüstet, vor der Renovierung und Wiedereröffnung 2008 sah es so aus (nach unten scrollen):
    :link:

    Inzwischen ist hier viel gemacht worden in der Absicht, die Atmosphäre von 1943 wieder herzustellen.

    (Tod dem Faschismus - Freiheit dem Volk)

    Dreimal dürft Ihr raten, für wen der braune Polstersessel in der Mitte reserviert war :grins:

    "Es leben unsere Verbündeten SSSR (Sowjetunion), England und Amerika"

    (Bild links Churchill, rechts Tito)

    "Es lebe die brüderliche Rote Armee"

    (links Stalin, rechts Roosevelt)

    "Es lebe unsere heldenhafte nationale Befreiungsarmee"

    Es geht den Museumsbetreibern (laut Trescher: Reiseführer Bosnien und Herzegowina) nicht um sogenannte Jugo-Nostalgie, sondern, v.a. vor dem Hintergrund des vergangenenen Krieges, um ein Zeichen gegen den Nationalismus und für ein friedliches Zusammenleben der Völker.

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