Viele stellen sich unter einer Alm eine urige Berghütte meistens aus Holz gebaut vor in welcher der Bergwanderer alpenländisch verköstigt wird. Dabei ist der Begriff ursprünglich für eine in höheren Lagen befindliche Wiese gedacht, auf welcher vor allem Jungvieh den Sommer über weidet um einerseits an Gewicht zuzunehmen und andererseits gegenüber dem wechselhaften Wetter abgehärtet zu werden. Natürlich waren dafür früher auch Almhirten nötig, die sich um das Vieh kümmerten und vor allem dafür Sorge trugen, dass sich die Tiere nicht in den Bergen verirrten oder gar zu Tode kamen. So eine Weide in einer Hochlage von 1600-1700 m befindet sich oberhalb des Weilers Bichlbächle. Das liegt in einem Seitental des Berwangtals im Ausserfern.
Vor wenigen Tagen war diese Alm Ziel einer relativ einfachen Wanderung von uns. Das Auto wurde unterhalb von Bichlbächle abgestellt. Dann ging es los.
Am Weg befindet sich dieses Feldkreuz.
Die Brücke zum Weiler ist gerade im Bau weshalb es einen behelfsmäßigen Steg über den Bach gibt.
Die Alm ist angeschrieben. Folglich kann man nichts falsch machen. Auch hier bereits findet man den Hinweis „nicht bewirtschaftet“. Der wiederum dürfte wohl die allermeisten Bergwanderer von einem Besuch dieser Alm abhalten.
Anfangs geht es noch über einen holprigen Fahrweg leicht bergauf.
Uns begegnet auf dem gesamten Weg bis nach oben lediglich eine einsame Wanderin.
Der Grasbuckel im Hintergrund ist übrigens die 2225 m hohe Bleispitze.
Dort wo diese Maschine geparkt ist endet der Fahrweg.
Wir überqueren auf einem Steg den Bach und werfen einen letzten Blick zurück ins Tal, bevor wir uns im Wald uns nun relativ steil nach oben kämpfen.
Dort hinten spitzt der Hausberg von Berwang hervor. Der Thaneller ist über 2300 m hoch und war wiederholt mein Ziel in den letzten Jahren.
Es ist mittlerweile warm geworden weshalb wir um der schattenspendenden Wald dankbar sind.
Durch dieses Nadelöhr und auch ähnliche muss sich das Jungvieh im Frühjahr beim Almauftrieb und im Herbst beim Almabtrieb kämpfen. Es gibt Almen die sind mit Fahrzeugen erreichbar. Da ist es auch einfacher die Tiere hinauf und hinab zu treiben. Hier sind die Treiber gefordert um zu verhindern, dass die Jungen Rinder zu Schaden kommen.
Nach einer guten Stunde Gehzeit ist es soweit und wir haben die Alm erreicht. Die ist etwas anders als man es sich vorstellt.
Hier oben befinden sich mehrere Holzhütten die im Eigentum von Familien stehen die im Tal leben. Die Frage, warum es hier mehrere dieser nicht bewirtschafteten Hütten gibt ist schnell beantwortet. Vor Generationen hat es anscheinend nicht genügt, dass ein Hirte sich um das Vieh auf dieser Alm gekümmert hat. Die Familie stellte wohl meist einen Jungen Sohn ab der den Sommer hier oben verbrachte und darauf achten musste, dass kein Jungtier zu Schaden kam. Heute ist das anders. Das ganze Gelände ist durch einen Elektrozaun umschlossen und so wird verhindert, dass sich ein Rind verirrt oder abstürzt. Die Hütten genießen Bestandsschutz und dienen wohl heute als eine Art Wochenendhaus für die Familien der Eigentümer.
Wir wählen die Obstler Alm für unsere ausgiebige Rast mit der verdienten Brotzeit.
Hier wissen wir auch gleich, woher der Wind weht.
Jede dieser Hütten ist eingezäunt um sie vor dem Jungvieh zu schützen. Die Kälber und Schumpen würden hier nicht nur durch ihre Exkremente die direkte Umgebung verschmutzen, sondern auch den bei Regen sehr weichen Boden durch das hin und her laufen in Matsch verwandeln.
Das ist der Westgipfel der Gartner Wand. Der ist immerhin 2353 m hoch. Ein beeindruckender Berg, der leider durch die Gegenlicht Aufnahme nicht so recht zur Geltung kommt.
Ich nehme noch die anderen Hütten etwas in Augenschein und dann geht es wieder bergab.
Als wir den Fahrweg erreichen entdecke ich diesen PKW. Im Auto sitzt ein Jäger der mit einem Fernglas einen Zwölfender Hirsch beobachtet. Wir unterhalten uns eine Weile wobei ich erfahre, dass die Anzahl der Geweihspitzen nicht auf das Alter des Hirschs hindeuten. Ein Zwölfender kann also durchaus erst drei Jahre alt sein. Manche älterer Hirsch bekommt vielleicht nur acht Enden am Geweih.
Die Sonne hat sich mittlerweile hinter den Wolken versteckt.
Wir werfen einen Blick zurück und freuen uns auf die Tasse Cappuccino und ein Gebäck unten im Ort Bichlbach.
Es hat wieder mal alles gepasst. Das Wetter war toll. Für die Hin- und Rückfahrt konnten wir das Verdeck am Cabrio öffnen. Die Tour war nicht allzu anstrengend und jetzt Anfang September ist der Urlauberverkehr merklich geringer als noch vor ein paar Tagen.
Jürgen