Im letzten Sommer bin ich von Ueckermünde auf die Insel Usedom gefahren. Am Weg liegt die Kleinstadt Anklam. Da die schlaue App im Handy mir angab, daß es dort die billigste Tankstelle weit und breit, noch dazu fast an der Bundesstraße gibt, fuhr ich da hin. Welche Überraschung mich dort erwartete ist einen eigenen Bericht wert.
Das ist die Tankstelle. Getankt habe ich nicht selbst. Ein Tankwart hat mich bedient und meine neugierigen Fragen ob dem Standort gerne beantwortet.
Die Tankstelle diente zu Zeiten der DDR dazu, Flugzeuge die Pflanzenschutzmittel und Dünger über Feldern im nördlichen Teil des Arbeiter und Bauernstaats ausbrachten, zu betanken. Der Flugplatz existiert heute nicht mehr. Die Hallen sind teils vermietet oder werden von einem Verein genutzt.
Der Flugplatz wurde im 3. Reich als Fliegerhorst gebaut, dann in der DDR für zivile Zwecke genutzt. Die Zeit als Flugplatz ist allerdings fast vorbei.
Weil der Flugpionier Otto Lilienthal in Anklam geboren ist hat man diesen Flugplatz nach der Wende nach ihm benannt.
Bis zu siebzig dieser gelben Flugzeuge waren hier stationiert und besprühten im Schichtbetrieb die Felder des Landes. Beim Auffüllen der Tanks mit Dünger oder Pestiziden wurden die Motoren nicht abgestellt. Geflogen wurde praktisch so lange es hell war.
Das Flugzeug wurde in der damaligen CSSR gebaut.
Auch dieses Flugzeug diente dem selben Zweck.
Auch die Volksrepublik Polen baute ähnliche Flugzeuge.
Auch mit Hubschraubern hat man die Landwirtschaft aus der Luft unterstützt.
ein Blick ins Cockpit
Diese Maschine hat der Große Bruder Sowjetunion geliefert.
Meine Frage an den Tankwart, ob nicht auch so ein Flugzeug für die "Republikflucht" wie man das amtlich nannte genutzt wurde hat er bejaht. Ein Pilot, der relativ weit im Westen der DDR im Einsatz war, hat seinen Düngertank geleert und Frau und Kind auf einem Feld aufgenommen bevor es ohne Probleme in der Luft in den goldenen Westen ging.
Was es mit dieser in Tarnfarbe lackieten Maschine auf sich hat konnte ich leider nicht herausfinden.
Interflug war die nationale Zivilluftfahrtgesellschaft ähnlich der Deutschen Lufthansa.
In diese modern anmutende Maschine habe ich mal reingeschaut.
Das Interieur dünkt mir dann doch etwas primitiv.
Der Antrieb macht auf den Laien einen modernen Eindruck.
Die Lösung des Rätsels steht auf einer Tafel. Schade, daß es nichts wurde mit diesem kleinen Flugzeug.
Mit Flugzeugen dieser Art hatte der Unternehmer Burkhard Grob aus Mindelheim mehr Erfolg, auch wenn man sich ursprünglich ein ähnliches Geschäftsflugzeug gedacht hat. Heute baut und vermarktet Grob erfolgreich Flugzeuge aus Kohlefaser Verbundstoff für Trainingszwecke der Luftwaffe vieler Länder.
In diesem Strang habe ich euch den Flugplatz von Grob bei mir zuhause vorgestellt. Beitrag 140
Zurück nach Anklam. Auf dem Rückweg von Usedom wollte ich mir dann doch noch die Innenstadt von Anklam ansehen. Es war spät und die Geschäfte hatten schon geschlossen. So gingen wir ziellos durch die Stadt.
Der pommersche Greif mitten im Brunnen ist das Wappentier von Anklam.
Der gewaltige Backsteinbau der Marienkirche war teils geöffnet.
Ein Blick ins Innere war möglich.
Schließlich kommen wir auf Otto Lilienthal zurück der hier geboren wurde.
Wir gehen durch das Steintor.
Mir gefällt der Kreisverkehr mit den Wappen der Partnerstädte.
Und dann gibt es auch in Anklam noch Architektur aus der untergegangenen DDR.
Je nachdem welche Farbe gerade vorhanden war wurde das Garagentor in verschiedenen Tönen gestrichen. Wer Pech hatte, konnte wohl jahrzehntelang sein Tor nicht streichen.
jürgen