die Kanone aus der Festung Klicevica bei Benkovac in Kroatien

  • Ein Bericht über eine Kanone? Das in einem Reiseforum?


    Ja, weil es sich um ein besonderes Kriegsgerät handelt und damit auch eine besondere Geschichte verbunden ist deren Spur zu einem gewissen Leonardo da Vinci führt. Doch der Reihe nach.


    Hier erst mal ein Blick auf die Festung Benkovac wie man sie als Fußgänger, kommt man die Treppe von der Stadt hoch, sehen kann.


    In mehreren Stockwerken der Räumlichkeiten ist ein Museum zur Geschichte der Region untergebracht. Wir genossen vor einigen Wochen eine Privatführung und die war wirklich toll. Dies deshalb, weil die einzige Aufsichtsperson ausreichend Zeit hatte uns einzige Besucher in Ruhe durch die Ausstellung zu begleiten und alles zu erklären.



    Im Glaskasten sieht man das seltsame Geschütz. Es handelt sich um eine kleine Kanone mit drei Läufen. Die Waffe ist stark beschädigt weil sie wohl beim Abfeuern von einer oder gar aller drei Kugeln explodiert ist.



    Das kann vorkommen weil entweder beim Guß Fehler gemacht wurden oder es Fehler beim Bedienen der Waffe gab. Der oder die Schützen dürften sicherlich bei dieser ungewollten Explosion in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Was genau geschah läßt sich nach vielen Jahrhunderten natürlich nicht mehr herausfinden.


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    Nun also weitere Infos zur Festung Klicevica und dem Fundort der Kanone.


    Vor einigen Jahrzehnten spielten und gruben Kinder aus der Gegend in den Ruinen der alten Burg.



    Die befindet sich nur wenige Kilometer westlich von Benkovac und fast neben der Autobahn.



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    Dabei gruben sie diese etwa 60 cm lange Kanone aus und brachten sie nach Hause. Das Ding wiegt übrigens mehr als einen Zentner!



    Auf dem elterlichen Anwesen diente das Ding dann als Futtertrog für Hühner. Getreidekörner und anderes Futter wurde in die offenen Rohre geschüttet.



    Durch einen Zufall kam ein historisch interessierter Mann auf den Hof, kaufte das Ding der Familie ab und forschte nach der einstigen Bedeutung.



    Es dauerte Jahre bis Fachleute anhand des Fundortes und alter Skizzen von Leonardo da Vinci die einstige Funktion herausgefunden hatten. Dies auch deshalb weil man bisher keine dreiläufige Kanone nach dem Vorbild des Universalgenies gefunden hatte. Man wusste also nicht, welche der vielen Ideen durch Handwerker seinerzeit auch in die Tat umgesetzt wurden.


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    Es wurden daraufhin Berechnungen angestellt wie hoch die Treffsicherheit, die Durchschlagskraft und auch die mögliche Schußentfernung gewesen sein müsste.



    Dabei kamen die Experten zu der Überzeugung, daß als einzige Möglichkeit für den Einsatz dieser umständlich zu bedienenden Waffe das befestigte Eingangstor der Burg gewesen sein müsste. Dies deshalb, weil die Angreifer wegen des Geländeprofils versuchen mußten, den Eingang zu erobern. Zudem dürfte die Kanone oberhalb des Tores fest verankert gewesen sein, so daß man praktisch über eine Deckung nach unten schießen konnte.


    Vor der Erfindung des Schießpulvers gab es sogenannte Mordlöcher oder Maschikulis bei Festungen. Von dort oben warf man geschützt heißes Pech, Steine, aber auch Fäkalien auf den Feind hinab. Später schoß man von dort oben gedeckt auf die Angreifer. Wahrscheinlich ist, daß oberhalb des Tores solch ein Maschikuli so umgebaut wurde um dieses Geschütz dort zum Einsatz zu bringen.


    Maschikuli – Wikipedia
    de.wikipedia.org



    Über dem Eingangstor gedeckt postiert ergibt sich ein schmales Schußfeld. Die Reichweite von 40 bis 60 Metern dürfte genügt haben.



    Während der infrage kommenden Zeitperiode war die Festung vermutlich in venezianischer Hand und schütze die Gegend vor den Osmanen. Ob die Kanone bereits beim ersten Probeschuß auseinander flog oder im echten Kriegseinsatz wissen wir nicht.


    Als vor kurzen das Museum in der Festung Benkovac fertiggestellt wurde war der Kampf der Institutionen um dieses wertvolle Ausstellungstück entschieden. Gerne hätte es sich die oberste Denkmalschutzbehörde aus Zagreb unter den Nagel gerissen. Benkovac hat sich durchgesetzt und so ist dieses Einzelstück dort zu bewundern.



    Irgend jemand hat wohl dieses Seil im Turm aufgehängt um von oben besser über die Landschaft blicken zu können. Ich habe auf das Hinaufklettern verzichtet. ;)


    jürgen

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