194 Puzzle > Sissi im Palmengarten von Elche

Zitat von ELMA

Aber es hat ihr in Elche sicher gefallen.

waldi weiß bestimmt mehr darüber

Leider habe ich in alten Zeitungen über den Besuch der Kaiserin in Elche nichts gefunden; zumindest nicht in deutschsprachigen Zeitungen.

Ob es in Spanien so etwas ähnliches wie ANNO gibt weiß ich nicht.

Nach meinen Informationen bestand der Plan daraus, dass Elisabeth Ende Januar Madeira auf der kaiserlichen Yacht "Greif" verlassen würde um über Lissabon und Gibraltar an der Südküste Spaniens entlang nach Marseille und nach Cap Martin zu schippern, wo sie sich mit ihrem Gatten treffen wollte.

Die Zeitungen melden: Auf dem Weg von Gibraltar nach Alicante fuhr der Greif am 17.2.1894 im Golf von Almeria auf eine Sandbank auf. Die Yacht wurde vom französischen Dampfer "Bordeaux" freigeschleppt und konnte die Fahrt nach Alicante fortsetzen wo sie noch am gleichen Tag ankam. Über den Aufenthalt im Hafen von Alicante ist mir nichts bekannt. Üblicherweise verbrachte die Kaiserin die Tage inkognito - als Gräfin von Hohenembs (einer ihrer zahlreichen tatsächlichen Titel) - an Land und die Nächte an Bord.

Nach anderen Quellen ist die Kaiserin am 1. Februar auf Mallorca angekommen um ihren Cousin Erzherzog Ludwig Salvator zu besuchen. Am Ende des Besuchs soll der Erzherzog die Kaiserin bis Menorca begleitet haben. Er fuhr nach Mallorca zurück, und der Greif fuhr in Richtung Alicante weiter.

Genaueres werde ich nach meinem Besuch des San Morroig und Monestir de Miramar auf Mallorca wissen. Vielleicht klappts mal.

Eine Zeitungsmeldung vom 21.2.1894 berichtet, dass der Greif wegen schlechten Wetters in den Hafen von Alicante zurückkehren musste.

Am 27.2.1894 hat der Greif dann vor Mentone (Frankreich) Anker geworfen. Dort wurde die Kaiserin mit einem Boot zur Begrüßung (obwohl inkognito!) an Land gebracht um danach auf die Yacht zurückzukehren. Erst am Folgetag zog sie ins Hotel Cap Martin auf der gleichnamigen Halbinsel vor Roquebrune um, und traf sich dort mit Kaiser Franz Joseph (ebenfalls inkognito) um mit ihm ein paar Tage zu verbringen.

Der Besuch des Huerto del Cura sollte also in der Zeit zwischen dem 17.2. und 26.2.1894 liegen. Genauer kann ich es bisher nicht bestimmen.

Über den Besuch des Parkes habe ich bisher folgende Geschichte(n) zusammengetragen:

Kaiserin Elisabeth Büste im Huerto del Cura in Elche.

Im Gemeindebezirk von Elche gibt es die größte Konzentration von Palmen in ganz Europa: Schätzungen zufolge gibt es zwischen 200.000 und 300.000 Exemplare. Die Besonderheit und Schönheit der Palmenlandschaft in Elche wurde zu einem einzigartigen Naturpark auf dem europäischen Kontinent, der im November 2000 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde. Die Palmen verteilen sich auf viele kleine Gärten in Elche.

Jeder Garten hat normalerweise einen Namen, der sich auf die Besitzer oder eine historische Anekdote bezieht.

Mitten in der Altstadt von Elche befindet sich der Huerto del Cura. Er verdankt seinen Namen dem Kaplan José Castaño Sánchez, der bis 1918 Priester und Besitzer des Gartens war. Der Garten hat eine Fläche von etwa 13.000 Quadratmetern mit etwa 1.000 Palmen. Neben Palmen gibt es hier auch andere typische Pflanzenarten des spanischen Mittelmeerraumes, wie Zitronen-, Orangen-, Granatapfel- und Johannisbrotbäume, sowie andere subtropische Pflanzen, die im Laufe der Zeit zu einer schönen Sammlung von einzigartigen Pflanzen angewachsen ist.

In diesem Huerto del Cura finden wir "La Palmeral Imperial".

Dieses seltene Exemplar einer Palme ist der Hauptgrund für die Popularität von Huerto del Cura. Ihren Namen bekam sie von Kaiserin Elisabeth von Österreich, gewidmet von Kaplan Castaño, als sie den Garten im Frühjahr 1894 besuchte. Eine Erinnerung an diesen Besuch liegt auch in der Büste der Kaiserin im Norden der Kaiserpalme. Die kaiserliche Palme ist ungefähr 175 Jahre alt. Weit davon entfernt alt zu sein, ist sie in den besten Jahren, wenn man bedenkt, dass Palmen mehr als 200 Jahre ohne allzu viele Probleme leben.

Der Wert dieser Palme als botanisches Phänomen ist, dass sie die Gesetze der Biologie bricht.

Die Triebe einer solchen Palme entwickeln sich im Allgemeinen an der Basis des Baumes, wenn er zwischen 10 und 15 Jahren alt ist, aber in diesem Fall wurden sie gebildet, als die Mutterpflanze mehr als 60 Jahre alt war und die Triebe wuchsen in sehr ungewöhnlicher Höhe von etwa 2 Metern aus dem Stamm, sehr weit von den Wurzeln entfernt, wo es wenig Saft gibt.

Die große Anzahl von 7 Trieben entwickelten sich in perfekter Symmetrie und haben nach über 140 Jahren eine kolossale Größe erlangt und ernähren sich vom Saft, der von der zentralen Mutterpalme kommt.

Kurz vor 1900 richtete Kaplan Castaño eine Stütze ein, um zu verhindern, dass das Gewicht der "Tochterpalmen" sie von der Mutterpalme abbrechen ließen.

Derzeit wiegt dieser gewaltige Kandelaber mit 8 Armen mehr als 8 Tonnen und misst 17 Meter in der Höhe. Einige der Palmen haben einen Teil der Harmonie verloren die sie einst hatten, aber ihre Größe und ihr Adel sind unbestreitbar.

Im Februar 1894, während einer Schifffahrt von Mallorca (Kaiserin Elisabeth besuchte Erzherzog Ludwig Salvator) Richtung Marseille zwang ein gewaltiger Sturm das Schiff der Kaiserin im Hafen von Alicante anzulegen.

Im bekannten Restaurant "Fonda de Bossio" nahm sie, natürlich inkognito, ein Mittagessen zu sich. Als Dessert wurden die berühmtem Granatäpfel serviert, wovon Kaiserin Elisabeth so begeistert war, dass sie einige Kisten davon auf ihr Schiff bringen ließ.

Als man ihr sagte, dass diese Früchte aus dem kleinen Dorf Elche seien und dort auch einer der schönsten Palmengärten sei, die man damals besichtigen konnte, entschloss sie sich den Ort zu besuchen. Mit der Eisenbahn fuhr sie landeinwärts. Von Kaplan Castaño in sehr mangelhaftem Französisch begrüßt, konnten sich Kaiserin Elisabeth und der Kaplan nur mit Hilfe der Mitreisenden verständigen. Kaplan Castaño zeigte ihr den Palmengarten und den größten Stolz des Ortes: eine Palme die erst ab einer Höhe von 2 Metern 8 Arme bekam. Etwas doch ungewöhnliches.

Kaiserin Elisabeth war so angetan von ihr, dass sie dem Kaplan sagte: "Diese Palme hat so viel Kraft wie ein Kaiserreich. Sie sollten ihr einen Namen geben". Seitdem heißt sie "Kaiserliche Palme" - "La Palmera imperial".

Seit 1953 steht im "Huerto del Cura" ("Garten des Priesters") direkt neben der Palme eine Elisabeth-Büste von Josè Sanchez Lozano, die an den hohen Besuch erinnern soll.

Ob es 7 oder 8 Tochterpalmen sind, wann genau die Kaiserin den Park besucht hat, wie die genaue Reiseroute verlief, wann sie auf Mallorca war - ich weiß es (noch) nicht endgültig. Ich sollte mal anfragen ob das Logbuch des Greif einsehbar ist.

Erzherzog Ludwig Salvator war ein unkonventioneller Habsburger, der sich wenig für die höfische Etikette interessierte. Darin ähnelte er Elisabeths Vater, Herzog Max in Bayern. Bei Hofe war er unbeliebt, doch vielleicht auch aus diesm Grund ein Liebling der Kaiserin, die ihn wegen seiner Nähe zur Natur und seiner legeren Lebensweise sehr schätzte. Der Kaiser betrachtete den Kontakt kritisch. Vermutlich gibt es von den Besuchen der Kaiserin auf Mallorca deshalb so wenig Informationen. Die Zeitungen wurden ja noch zensiert.

Es gibt noch einige Rätsel zu lösen.

Liebe Grüße von waldi

Zitat von Jofina

Schon toll, die Reiseleidenschaft, die Sissi erfasst hatte.

Man betrachtet es als Flucht vor dem Wiener Hof. Dort sollte sie als Kaiserin funktionieren und ihre Repräsentationsaufgaben erfüllen. Sie war aber nicht zum Apparatschik geboren, oder dazu erzogen wie Franz Joseph. Außerdem hasste sie die Intrigen am Hof. Sie wollte weg sein vom Hof. An ihren Zielen blieb sie meist nur kurze Zeit, dann musste sie weiter! Die Reise war das Ziel. Sie liebte das Meer, worin sie auch begraben sein wollte. Dieser Wunsch war aber nicht erfüllbar.

Übrigens: Auch an ihrem oben erwähnten Reiseziel Menton hat man am 30. April 1899 eine Tafel an einer Brücke angebracht die an die Kaiserin erinnert. Etwa einen Monat später wurde auch die Brücke nach ihr benannt.

Quelle: Illustrierte Zeitung vom 21.09.1902

Die Tafel existiert noch oder wurde ersetzt. Nur die Gegend sieht heute etwas anders aus. Leider war ich noch nicht selbst dort.

Schon einige Tage zuvor am 6. April 1899 war im Park des ehemaligen Hotels Cap Martin eine Gedenksäule enthüllt worden.

Im März 1903 wurde im Vestibül des Hotels (heute Eigentumswohnungen) eine Büste von Bildhauer Szirmay aufgestellt. Wo die wohl abgeblieben ist.

Ach ja! Ziele habe ich noch einige.

Liebe Grüße von waldi