Auch von mir vielen Dank für die interessanten Einblicke (und Ausblicke ), der Urlaub hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Grüße
Citronella
Auch von mir vielen Dank für die interessanten Einblicke (und Ausblicke ), der Urlaub hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Grüße
Citronella
Ich bin glücklich und pünktlich zuhause angekommen. Das Weisswurstfrühstück hat mich wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht. Bei uns regnet es seit Wochen fast jeden Tag. Das hatte ich nun eine Zeitlang nicht. Im Flieger nutzte ich die Zeit und habe folgende Zeilen verfasst:
Gestern Abend waren wir noch bei Jean Marc und seiner Frau eingeladen. Die beiden haben ein paar Hektar Weinberge die sie bewirtschaften. Weiter oben habe ich bereits erwähnt, dass die Familie an die Aufgabe der Landwirtschaft denkt. Es rechnet sich einfach nicht mehr. Vor 120 Jahren kamen die Vorfahren hier in Argeles an und begannen mit dem Anbau von Wein. Die guten Grundstücke mit entsprechenden Bodenqualitäten und noch dazu ziemlich eben waren damals bereits vergeben. So blieben die teils ziemlich steilen und steinigen Hänge für die Neubürger übrig. Die Erträge genügten wohl um drei Generationen das Überleben zu sichern.
Jetzt aber, wo ein Nachfolger in der Familie fehlt, hat dieser Betrieb keine Zukunft mehr. Bislang wird der Großteil der Trauben an eine Kooperative, wohl eine Art Genossenschaft abgegeben, in welcher eine Vielzahl von kleinen Weinbauern zusammengeschlossen sind. In Collioure betreibt diese eine Kellerei und vermarktet den Wein unter einem bestimmten Namen. Jean Marc produziert für sich selbst und Freunde daneben etwa 300 Liter Wein im Jahr. Für die Ernte engagiert man Hilfskräfte die natürlich auch bezahlt werden müssen. Mein Freund Michel hilft dabei trotz gesundheitlicher Einschränkungen seit Jahren umsonst mit. Die Träger schleppen dabei etwa sechzig Kilogramm schwere Tragen mit Trauben bis zu den Sammelfahrzeugen.
Jean Marc und seine Frau leben recht bescheiden etwas außerhalb von Argeles. Obst, Gemüse und Ackerfrüchte werden selbst angebaut und geerntet, wenn nicht die Wildschweine sich über die Pflanzungen hermachen. Um die abzuwehren, wurde ein Elektrozaun um den Garten gezogen. Angebaut werden Kartoffeln, Mais, Melonen, Tomaten, Auberginen, Gurken und Salat. Von eigenen Bäumen werden Mandeln, Khaki, Pfirsiche und Walnüsse geerntet.
Da ich auf dem Dorf lebe und einige Landwirte kenne, drehte sich unser gestriges Gespräch natürlich auch um die Landwirtschaft. Die Geräte von Jean Marc sind marode und veraltet. An Subventionen aus Brüssel erhält die Familie etwa 2.500€ pro Jahr. Zum Vergleich sei erwähnt, dass keiner der Vollerwerbsbetriebe in unserem Dorf weniger als 50.000€ Subvention pro Jahr erhält!
Überhaupt frage ich mich, wie viele Menschen hier anhand der hohen Preise für Lebensmittel zurecht kommen? Sicherlich gibt es Lidl, Aldi und Netto mit vergleichbaren Preisen wie bei uns. Aber auf den Märkten oder direkt beim Erzeuger sind die Produkte doppelt bis drei mal so teuer.
Mir viel auf, dass es in der Region auffallend wenige Restaurants gibt. Kein Wunder, sind die Preise dort extrem hoch. Das „Menü du Jour“ welches vor Jahren noch für 12 bis 18€ zu haben war liegt heute zwischen 20 und 35€. Im Bistro kostet ein Bier von 0,25 Liter um die 3,50€, der kleine Kaffee weniger als 2€. Cappuccino ist unbekannt.
Die Einheimischen wie auch die Urlauber lieben wohl ihr Picnique. Das bedeutet, dass man eine Menge Speisen und Getränke zuhause vorbereitet und dann irgendwo draußen gemeinsam ist. So finden sich auch überall in der Natur Bänke und Tische meist aus Holz. Wir haben es genauso gehandhabt wenn wir unterwegs waren.
An einem Abend war eine vierköpfige Familie bei uns zum Essen eingeladen. Die Familien kennen sich aus der Mayenne. Die Familie hat auf einem der vielen Campingplätze in Argeles ein Mobilhome gemietet. Fast alle Campingplätze liegen nicht direkt am Meer. Dafür verfügen sie über einen Pool. Ähnlich wie im All Inklusive Hotel haben die Gäste ein Plastikarmband. Auch diese Familie bereitet sich sämtliche Speisen selbst zu. Es gibt dafür auch Grillplätze auf dem Platz. Da in Frankreich drei Mahlzeiten mit mehreren Gängen mittags und abends üblich sind hat wohl Mama den ganze Tag eine Beschäftigung.
Ein paar Worte zum Meer und zum Strand. Als leidenschaftlicher Schwimmer sind diese Dinge für mich natürlich wichtig. Das Meer selbst ist augenscheinlich überall absolut sauber und von blaugrüner Farbe. Die Sandstrände von Argeles bestehen aus grobem Sand. Das finde ich vorteilhaft wie auch die Tatsache, dass es ziemlich schnell tief wird und man nach wenigen Metern bereits schwimmen kann. Auch das weit hinausschwimmen ist hier anders als in Kroatien möglich. Gelbe Bojen ungefähr 300 Meter vom Strand entfernt markieren den Bereich für Schwimmer. Alles was Krach macht oder Segelboote sind somit weiter draußen. Mir persönlich fehlt jedoch der Blick auf Inseln wie ich ihn aus Kroatien kenne. Auch hat das Wasser hier eine andere Farbe und wird nur bis zu 24 Grad warm. Die Wassertemperaturen sind in Kroatien im Sommer höher.
Der Sandstrand in Argeles war ursprünglich nicht so breit wie heute. Die Dünen wurden nach dem zweiten Weltkrieg eingeebnet und somit ein etwa 100 Meter breiter Strand geschaffen. Die Badegäste bevölkern jedoch nur den Teil am Wasser. Wer niemand neben sich haben möchte findet im hinteren Teil immer Platz. Es gibt keinen Verleih von Liegestühlen und Sonnenschirmen wie auch bis auf einen keine Strandverkäufer. Dieser eine bzw. seine Vertretung verkauft seit Jahrzehnten kandierte Erdnüsse und Kaffee und ist eine Art Institution am Strand El Racou. Wer anderes will muss abseits vom Strand diese Dinge kaufen. Dort gibt es auch ein paar Bars und Restaurants mit französischer und katalanischer Köche und Fast Food.
Am Strand gibt es auch keine Duschen und Umkleidekabinen. Die WC sind dünn gesät am Parkplatz hinter dem Strand. Dort befindet sich auch das Feld für Petanque welches ganztags von Gruppen genutzt wird.
Auch der Strand ist sauber wie ich es leider in Kroatien nicht überall kenne. Ab und zu eine Zigarettenkippe im Sand und sonst nichts. Jeden Abend wird der Strand maschinell gereinigt. Die Wasserwacht ist täglich von 10.30 bis 19.00 Uhr mit vier Personen da. Einen Rettungseinsatz habe ich nicht beobachtet. Obwohl alles geregelt und vieles verboten scheint, darf man 24 Stunden und damit auch in der Nacht hier schwimmen gehen. Und doch gibt es augenscheinlich keine Hinterlassenschaft von nächtlichen Strandparties wie ich sie aus Kroatien oder unseren Baggerseen kenne.
Wie bereits in Wort und Bild beschrieben war ich in den elf Tagen hier natürlich nicht nur am Strand. Ich habe sehr viel gesehen und durfte die Gastfreundschaft von Michel und Martine genießen. Die beiden haben mich in der Gegend herum kutschiert und mir viel von deren mittlerweile erstem Wohnsitz gezeigt. Michel verbringt seit dem Ruhestand gut neun Monate im Süden und Martine sechs. Und doch geben sie ihr Haus in der Mayenne in 900 Kilometer Entfernung nicht auf. Dort besitzen die beiden einen Obst- und Gemüsegarten der wohl auch einiges an Arbeit erfordert.
Insgesamt war es ein toller Urlaub wie ihn sicherlich nicht jeder
genießen kann. Ich habe den Vorteil, dass ich die französischen Freunde seit
mehr als 20 Jahren kenne und diese Sprache spreche. Vielleicht ergibt es sich,
dass ich den beiden nach Istrien, welches ich ihnen vor einigen Jahren gezeigt
habe, auch Dalmatien näher bringen kann. Neugierig sind die beiden schon mal...
Jürgen
Da ich auf dem Dorf lebe und einige Landwirte kenne, drehte sich unser gestriges Gespräch natürlich auch um die Landwirtschaft. Die Geräte von Jean Marc sind marode und veraltet. An Subventionen aus Brüssel erhält die Familie etwa 2.500€ pro Jahr. Zum Vergleich sei erwähnt, dass keiner der Vollerwerbsbetriebe in unserem Dorf weniger als 50.000€ Subvention pro Jahr erhält!
Ich finde es auch traurig, dass Landwirte, die sich regelrecht aufopfern und doch nicht davon leben können, nicht mehr Unterstützung bekommen. Speziell kleine Betriebe, so wie unsere Bergbauern sind in ihrer Existenz bedroht. In Frankreich, da habe vor kurzem einen traurigen Bericht gelesen, ist die Suizidrate verdammt hoch...
https://www.derstandard.at/story/20001284…ich-verzweifeln
LG