Sammeltransport
Durch die DDR im Transit nach West-Berlin fuhren die meisten ungern allein, weshalb die Bereitschaft, Tramper mitzunehmen, größer war als sonst (inzwischen sind Tramper so selten geworden, dass man diese Spezies unter Artenschutz stellen müsste).
Andererseits musste man Verkehrsregeln beachten, die zwar im Westen auch galten, aber nicht so genau genommen wurden, wzB. KFZ-Schein dabei haben
ZitatEi wo isser denn schon wieder ??! Deutschland sucht den KFZ-Schein ...
oder nicht mehr Leute ins Auto stopfen als zugelassen.
So passen auf den Rücksitz eines Renault R 4 3 Normalgewichtige, und nicht nur 2, wie erlaubt.
Wer R4 nicht mehr kennt - hier ist genau so ein roter wie ich hatte:
httpss://www.youtube.com/watch?v=83CUbCeFQHQ#t=45
(Lautsprecher einschalten) ... wobei meiner keine 500.000 geschafft hat.
So fuhr ich also mit meinem Bruder Anfang der 80er von Frankfurt/Main gen Berlin, in besagtem R4. Unterwegs wurden wir von einer anderen R4-Besatzung - 5 Frauen - angesprochen, ob wir nach Berlin führen und eine von ihnen aus den o.g. Gründen mitnehmen könnten. Wir bejahten beides, eine der Frankfurterinnen stieg um, so waren wir drei.
An der Raststätte Seesen wurden wir von zwei 15-jährigen Punkerinnen angefleht, ob wir sie nicht nach Berlin mitnehmen könnten - es sei kalt, und sie warteten schon so lang. Wir sagten dies bis zur letzten Raststätte vor der Grenze zu, weiter nicht, wg. der o.g. Vorschrift (platztechnisch wär es angesichts der Unterernährung der Beiden sowie des geringen Gepäcks - 1 Plastiktüte - kein Problem gewesen).
Momentan waren wir also fünf - eine/r zuviel.
Kurz vor Braunschweig (letzte Raststätte !) stoppten wir einen VW-Bus - so einer - der uns vom Outfit her so aussah, als würde er Tramperinnen mitnehmen. Grundsätzlich war der von uns unkonventionell gestoppte Fahrer auch bereit dazu, hatte allerdings nur noch einen "legalen" Platz. Also wechselte die Frankfurterin wieder das Fahrzeug ...
Jetzt waren wir ordnungsgemäß vier, und somit DDR-Transit-fähig.
An der Grenze ein kleines Missverständnis auf die obligatorische Frage, ob wir Kinder dabei hätten, was wir verneinten (ich spürte schon den heissen Atem der Punkerinnen im Nacken). Die DDR-Grenzer waren im Transit inzwischen toleranter geworden und sahen mir das nicht weiter nach, akzeptierten auch die Personalpapiere unserer Mitreisenden, obwohl die Passbilder mit dem aktuellen Äusseren nicht mehr das Geringste zu tun hatten.
Der Rest der Fahrt verlief störungsfrei.
Lediglich in Drewitz (DDR-Ausreise-Kontrollpunkt) trafen die Frankfurterinnen wieder auf uns, wollten wissen, wo ihre Mitstreiterin geblieben sei, und waren "not amused" ...