In diesem Rätsel habe ich euch einen mobilen Kartoffeldämpfer vorgestellt.
Heimaträtsel - ein seltsames Gerät
Nun habe ich etwas Zeit, euch Näheres zum Kartoffeldämpfer zu erzählen. Bei uns im Allgäu hatte früher jeder Landwirt nicht nur ein paar Kühe im Stall sondern auch ein oder zwei Säue. An die wurden im Winter gekochte, also gedämpfte Kartoffeln verfüttert. Dazu gab es einen sogenannten Kartoffelkeller im Wohnhaus.
Das Bauernhaus war grundsätzlich nicht unterkellert. Aber unterhalb der Treppe ins Obergeschoß, da befanden sich die Schlafräume, war eine Falltüre angebracht und eine Holztreppe führte in ein Kellerloch von 2 bis 5 qm.
Auf den Feldern bauten die Bauern auch Kartoffeln an, wovon der überwiegende Teil an die Schweine verfüttert wurde. Dazu benötigte man natürlich über den Winter ein paar Zentner der Knollenfrüchte. Mobile Kartoffeldämpfer waren bei uns bis Anfang der 1970er Jahre unterwegs um bei Bauern die Kartoffeln als Dienstleister zu dämpfen. Die Knollen kamen dann zusammengestampft in den Keller und wurden abgedeckt, so daß wenig Luft dazu kam und die Kartoffeln nicht verdarben.
Die Technik ist recht einfach. In einem holzbefeuerten Kessel wird Wasser erhitzt und der Dampf mit einem Schlauch in einen anderen Kessel geleitet. Darin befinden sich die Kartoffeln, die nach einiger Zeit gar sind.
Damit es schneller geht, hat man wie hier gleich drei Dämpfer, die nacheinander an den Schlach angeschlossen werden.
Der Wasserkessel wurde bei diesem Dämpfer wohl einmal erneuert.
Das blaue Ding ist eine Kartoffelwaschmaschine. Oft waren die Erdäpfel voller Dreck, insbesondere wenn die Ernte bei Regenwetter stattfand. Drinnen stand Wasser, auf der einen Seite füllte man die Kartoffeln ein, drehte ein paar mal an der Kurbel und wenn die Kartoffel augenscheinlich sauber waren, drehte man in die andere Richtung und die Früchte fielen auf der anderen Seite heraus.
Mit diesem Gerät wurden die gedämpften Kartoffeln zerquetscht.
Hier im Bild haben wir alles beinander. Nur ein Dämpfer fehlt. Der wird gerade bedampft und steht abseits.
Blick in den Dämpfer
Nun frägt sich der Laie was hier wohl mit den Kartoffeln gemacht wurde? Auf dem Bild erscheint es nicht so, daß die Früchte an Schweine verfüttert werden.
Nein, das Kartoffeldämpfen fand Anfang März 2020 in Langerringen als Wahlkampfveranstaltung statt. Der Bürgermeisterkandidat Markus Knoll hat den Dämpfer ausgeliehen um Kartoffeln mit Kräuterquark und zerkochtem Schweinefleisch an die Bürger zu verteilen. Es scheint sich gelohnt zu haben, weil Markus tatsächlich im ersten Wahlgang zum neuen Bürgermeister gewählt wurde.
Eine tolle und ungewöhnliche Idee war es auf jeden Fall. Mir hat es geschmeckt. Danke Marcus!
grüsse
jürgen