Insel Ischia - Wanderung auf dem Piano Liguori

  • Der bekannteste Wanderweg auf der Insel Ischia ist der Piano Liguori, benannt nach dem gleichnamigen Bergdorf. Es gibt mehrere Varianten ihn zu begehen und auch ihn zu verlängern oder zu verkürzen.


    Wie ihr mich kennt, wollte ich natürlich wieder so viel wie möglich von diesem Weg sehen. Ich ging im Ort Ischia selbst direkt am Viadukt los. „I Pilastri“ stammt nicht aus der Römerzeit, sondern aus dem 16. Jahrhundert. Damals wohnte ein Bischof auf der Burg, die ihr später noch sehen werdet. Der ließ das monumentale Bauwerk errichten und finanzierte das Ganze über eine Sondersteuer auf Mehl. Angezapft wurde eine der wenigen Quellen auf Ischia, die Buceto Quelle. Das Bauwerk wurde bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts genutzt.





    Unspektakulär geht es entlang der Straße bis zum Ort Campagnano. Dabei hat man immer wieder mal einen Blick auf den Ort Ischia, die Insel Procida und das dahinter liegende Festland.





    Mit zunehmender Höhe kommt das Castello Aragonese in Sicht. Dort hat der bauwütige Bischof mal gewohnt. Die heute noch auf dieser mit Ischia verbundene Insel stehenden Gebäude und Ruinen stammen von Alfons von Aragon, der ab 1414 hier erneut zu bauen begonnen hat. Die Burg war immer auch eine Schutzburg vor Piraten und in kriegerischen Auseinandersetzungen. So ein exponierter Felsen animierte schon die griechischen Siedler dazu, im Jahr 474 v. Chr. eine Festung zu erreichten.







    Hier erkennen wir gut den künstlichen Damm, der die Festung mit Ischia verbindet.Die Felsen im Vordergrund werden zum Baden genutzt. Auch hier gibt es warme Thermalquellen im Meer.





    Im Ort Campagnano führt der Weg rechts von der Kirche vorbei.





    Wir verlassen die Ortschaft





    Rechts am Festland ist der Vesuv zu sehen





    Nun möchte ich euch eine kleine Geschichte erzählen. Kurz vor diesem Streckenabschnitt bin ich eine geteerte Straße entlang gegangen. Wie üblich war nirgendwo ein Wegweiser zu sehen. Allerdings ging vor mir eine Wanderin (Ist das die weibliche Form von Wanderer?) die ich einfach ansprach. Wie zu erwarten, sprach die Frau deutsch,ja sogar Allgäuer Dialekt, was sie mir auf Anhieb sympathisch erscheinen ließ. Lilo wollte ebenfalls den schon viele male von ihr begangenen Piano Liguori begehen, allerdings in ihrem Tempo und dort auch einkehren.


    Da ich eh ständig stehen bleibe um zu fotografieren, bot es sich an, daß wir den Weg gemeinsam gehen. Das hat sich aus vielerlei Hinsicht als Glücksfall erwiesen.


    Nach einer Stunde war die erste Einkehr mitten im Weinberg mit Blick aufs blaue Meer angesagt. Ein Weinbauer hat sich auf vorbeiziehende Touristen eingestellt. Die Kneipe trägt den Namen „O sole mio“.









    Natürlich wird vor allem gesungen, wenn eine Gruppe bei Speis und Trank beisammen sitzt. Wer Probleme mit dem Text des Liedguts hat, kann hier nachlesen.





    Ein Viertel Weißwein muß genügen. Schließlich haben wir noch ein Stück Weg zu gehen und es sollen noch mehr Einkehrmöglichkeiten am Weg liegen.





    Hier mal was ganz besonderes: ein Wegweiser!





    Bald darauf ein freudiges Hallo. Ein Weinbauer am Weg hat meine Begleiterin erkannt. Also nichts wie rein in sein Anwesen und seinen Wein probieren.







    Auch er züchtet Hasen für das ischitanische Nationalgericht





    Etwas rustikal, aber dafür mit Traumblick





    Es nützt alles nichts. Wir haben erst einen Teil des Weges geschafft. Nach einem Glas Wein geht es weiter durch einen Wald aus Schilf.





    Hier endet der erste Teil dieses Berichts. Den zweiten findet ihr gleich im Anschluß.


    Jürgen

  • Hier nun der zweite Teil des Berichts über die Wanderung auf dem Piano Liguori.


    Wir sind gerade mal eine halbe Stunde gegangen, als die nächste Schank- und Speisewirtschaft mitten im Weinberg am Weg liegt. Lilo hatte vor, hier einzukehren. Mir soll es recht sein.




    Es war schon jemand da…





    Bei schlechtem Wetter könnte man auch drinnen sitzen.





    Eigentlich gehöre ich nicht zu den Urlaubern, die jede Speisekarte im Bild festhalten.Die hier ist jedoch vor allem preislich was Besonderes.





    Bei so einem Blick auf Capri schmecken die Spaghetti besonders gut.





    Auch hier könnten wir bis zum Sonnenuntergang sitzen bleiben. Nur stellt sich dann die Frage: Wie kommen wir zurück zur Hauptstraße um mit dem Bus zum Hotel zu fahren? Also geht es weiter durch die Weinberge.





    Zur Wegwerfgesellschaft gehören die Inselbewohner sicherlich nicht. Selbst dieser alte Vespa Roller wird am Wegrand deponiert. Vielleicht kann man den oder irgendwas davon doch noch mal brauchen…








    Erst beim Blick runter aufs Meer nicht weit vom Punta San Pancrazio merken wir, wie weit wir doch fast von Meereshöhe aus nach oben gegangen sind. Dort unten befindet sich der Strand Scarrupata, den wir heute nicht mehr besuchen.





    Durch diesen Hohlweg aus lockerem Vulkangestein müssen wir nach unten.





    Immer wieder findet sich Obsidian in diesem lockeren Gestein, welches seinerzeit vom aktiven Vulkan ausgestoßen wurde. Dabei handelt es sich um natürlich entstandenes Glas von schwarzer Farbe. Ich hätte das überhaupt nicht gesehen, wenn es mir Lilo nicht gezeigt hätte.








    Auf diesem Bild kann man gut erkennen, daß alte eiserne Lattenroste auf der Insel überall zum Einzäunen von Gärten oder als Gartentüre verwendet werden. Schließlich sind die verzinkt und halten mindestens zwei Generationen lang. Wegwerfen wäre ja Verschwendung.





    Im Ort Schiappone haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Der Name leitet sich vom in der Umgangssprache gesprochenen Wort „Schiappe“ ab, was so viel wie Terrassen bedeutet. Diese wurden vor Generationen angelegt, um auf den steilen Hängen Früchte, heute vor allem Wein anzubauen.






    Ab der Kirche Santa Maria Montevergine geht’s nur noch die Straße entlang bis zur Bushaltestelle im Ort Vatoliere.


    Fazit:


    Ein toller Weg mit immer wieder neuen Ausblicken auf das Meer und Capri oder andere Inseln mit wunderschönen gemütlichen Möglichkeiten zur Einkehr. Anspruchsvoll ist die Tour nicht. Man sollte bei wenigen Abschnitten trittsicher sein und gutes Schuhwerk dabei haben. Der Weg ist auch kürzer zu absolvieren. Viele laufen nur von der Hauptstraße zu einer der Trattorien und verweilen dann dort.


    Ich hatte das Glück, daß ich eine Individualführung genießen durfte, bei der mir vieles über Ischia und diesen Weg erzählt wurde. Allerdings hätte ich mich ohne meine Führerin Lilo garantiert verlaufen.


    Jürgen

  • daß ich eine Individualführung genießen durfte,

    Solche Zufälle inspirieren enorm, da haben wir dann Glück! :P


    Lieber Jürgen,


    allmählich , angesichts der vielen Berichte , komme ich ins Grübeln. lach. Wie nennt sich die Kur noch mal ??????


    Und ich dachte, ich hab viel gesehen auf Ischia.


    Nun ja, du beschreibst das ja auch so ausführlich und unterlegst das mit wirklich herrlichen Motiven.


    Kleine Frage nebenbei: Auf der Speisekarte in deutsch mit durchaus moderaten Preisen, lese ich auch Tomaten- Knoblauchbrot.
    Waren die/der Besitzer Einheimische/ Deutsche?


    War mit dem Brot nicht eine echte Bruschetta gemeint?



    m Ort Schiappone haben wir wieder festen Boden unter den Füßen

    Gut, dass du das schreibst, ;) als ich den Hohlweg nach unten sah, puhhh , wieder eine echte Jürgen Variante.


    Danke , für die wieder ausgiebige Führung.


    Kleine Nachfrage: kann mich auch täuschen.


    Sinn eines 2 Teilers ist doch, dass der gesamte Thread kürzer wird. Weißt schon , wenn WLAN oder andere Verbindung hakt.


    Dies ist im Endeffekt aber doch nur ein Thread. Also alles beim Alten oder " kopf kratz" nicht ?


    lieben Gruß
    Helmut

  • hallo Helmut,


    ja, den Bericht habe ich deshalb geteilt, weil bei zu vielen Bildern der Seitenaufbau einfach zu lange dauert.


    Du hast es richtig erkannt, daß die italienischen Eigentümer der Kneipe auch Bruschetta anbieten. Es soll ja Touristen geben, die noch nie etwas davon gehört haben. ^^


    Wie du auf dem Bild erkennen kannst habe ich hier jedoch Spaghetti gegessen. Die waren übrigens in jeder Gaststätte hervorragend.


    Was den Weg an sich anbelangt, gibt es sicherlich Urlauber, die nicht gut zu Fuß sind und trotzdem auf diesen Weg wegen der tollen Einkehrmöglichkeiten verbunden mit der grandiosen Aussicht gehen wollen. Die können das auch. Es gibt überall kurze gut begehbare Wege zu diesen Kneipen. Dort besteht allerdings die Gefahr, daß man dann sitzen bleibt und mehr trinkt wie man eigentlich sollte.


    Zumindest Francesco, das ist der Wirt von "O sole mio" ist jedoch solchen Gästen auf dem Heimweg behilflich, wie ich mir habe sagen lassen.


    grüsse


    jürgen

  • Kleine Nachfrage: kann mich auch täuschen.


    Sinn eines 2 Teilers ist doch, dass der gesamte Thread kürzer wird. Weißt schon , wenn WLAN oder andere Verbindung hakt.


    Dies ist im Endeffekt aber doch nur ein Thread. Also alles beim Alten oder " kopf kratz" nicht ?

    Trotz deiner Zweiteilung ist es nur 1 Thread. Das merkt man, wenn man den letzten , aber neuesten Post sehen will. Das dauert endlos , selbst wenn man oben mit dem Pfeil nach hilft.


    Das meinte ich.


    Lieben Gruß
    Helmut

  • Lieber Jürgen,


    Bei deinen Berichten habe ich immer Schwierigkeiten, eine Antwort zu formulieren. Sie sind immer so schön, aber man kann doch nicht immer nur schreiben, daß sie so schön sind?! Besonders gefällt mir, daß nicht nur die großartigen Ausblicke zu sehen sind, sondern auch die engen Wege, die friedlich vor sich hinrostende Rest-Vespa, der Sprungfederrahmen als Gartenzaun ...


    Die Wege gefallen mir, auch wenn ich weiß, daß ich da nie irgendwo hinfinden würde, wo ich gern hin wollte. Aber dieser abschüssige Schotterweg jagt mir nun doch Entsetzen ein. Was tut man, wenn man sich da nicht runter traut? Den ganzen Weg zurückgehen?


    Obsidian hätte ich auf dem Bild nicht erkannt. Verwittert die eigentlich glasartige Fläche?


    Zitat von wallberger

    Wie nennt sich die Kur noch mal ??????

    Ich war mal zwei Wochen in einer Reha-Klinik. In meinem ganzen Leben bin ich noch nicht so viel herumgewandert wie in diesen zwei Wochen (obwohl das Laufen nach einer Operation weh tat). Was soll man sonst tun? Sich mit anderen über Anwendungen, über die akuten und früheren Leiden und über die die akuten und früheren Leiden anderer unterhalten? \\6

  • Ich war mal zwei Wochen in einer Reha-Klinik. In meinem ganzen Leben bin ich noch nicht so viel herumgewandert wie in diesen zwei Wochen

    Na, da hast aber elegant das Augenzwinkern überschrieben, lach.


    lieben Gruß
    Helmut

  • ...
    Die Wege gefallen mir, auch wenn ich weiß, daß ich da nie irgendwo hinfinden würde, wo ich gern hin wollte. Aber dieser abschüssige Schotterweg jagt mir nun doch Entsetzen ein. Was tut man, wenn man sich da nicht runter traut? Den ganzen Weg zurückgehen?


    Obsidian hätte ich auf dem Bild nicht erkannt. Verwittert die eigentlich glasartige Fläche?


    Ich war mal zwei Wochen in einer Reha-Klinik. In meinem ganzen Leben bin ich noch nicht so viel herumgewandert wie in diesen zwei Wochen (obwohl das Laufen nach einer Operation weh tat). Was soll man sonst tun? Sich mit anderen über Anwendungen, über die akuten und früheren Leiden und über die die akuten und früheren Leiden anderer unterhalten? \\6

    hallo Waltraud,


    ob sich Obsidian im Laufe der Zeit verändert, kann ich dir leider nicht sagen. ich habe natürlich einen Stein mitgenommen. Der liegt nun zusammen mit anderen im Bücherregal.


    Wie schon geschildert, gibt es scheinbar kurze und einfach zu begehende Wege zu den drei Kneipen. Eine vierte gibt es zwar auch noch, die ist jedoch bei Insidern als "Abzocker-Trattoria" bekannt. Dank meiner guten Führerin war ich auch nicht dort.


    Es dürfte somit für jeden mit Problemen beim Gehen möglich sein, ein Teilstück des Weges zu absolvieren. Sicher ist der abschüssige Schotterweg nicht jedermanns Sache. Entweder kennt man ihn oder man kehrt einfach um. Die anderen Abschnitte des Weges sind nicht sonderlich anspruchsvoll.


    grüsse


    jürgen

  • Jürgen, ich glaube Du hast eine neue Liebe gefunden!


    Sie heißt Ischia.


    All Deine Berichte übertragen beim Lesen und Bilderbetrachten so viel Begeisterung, dass man gleich selbst dahin möchte.


    Es sind keine Reiseführer im engeren Sinne, aber doch Menschen, die sich auf der Insel auskennen und mit den Wegen vertraut sind, die Dir helfen, versteckte Plätze und Pfade zu finden. Da bist Du zu beneiden.


    Bei dieser Wanderung war es auch noch Lilo, die offensichtlich keine der Einkehrmöglichkeiten ausließ - wo man allein sonst vielleicht vorbeigehen würde.
    Das würde mir auch gefallen! ^^


    Viele Grüße,
    Elke


    Nachtrag:


    Obsidiane verändern sich nicht.
    Diesen hier ( aus Island, neben den Lavabrocken) habe ich schon eeeewig.



  • Diesen hier ( aus Island, neben den Lavabrocken) habe ich schon eeeewig.

    Ja, so müßte er aussehen. Das schwarze Gebilde auf Jürgens Foto hab ich deswegen nicht als solchen erkennen können.

  • Meine Krankenkasse verweigert mir strikt eine Kur auf Ischia. Sie begründet das damit, dass ich gesund sei. Aber das bist du doch auch, oder?


    Herzlichen Dank für die Mitnahme auf deinen Wanderungen,
    Klaus

  • Meine Krankenkasse verweigert mir strikt eine Kur auf Ischia. Sie begründet das damit, dass ich gesund sei. Aber das bist du doch auch, oder?


    Herzlichen Dank für die Mitnahme auf deinen Wanderungen,
    Klaus

    hallo Klaus,


    wenn ich vollkommen gesund wäre, hätte ich die Kur vom Hauptkostenträger, der Beihilfe des Freistaats Bayern nicht genehmigt bekommen. Die private Krankenkasse wird ihren Anteil sicherlich entsprechend der Zusatzversicherung mit einem gewissen Abzug wie auch die Beihilfestelle begleichen.


    Wie überall ist alles scheinbar nur eine Frage der Begründung bzw. der Laune des zuständigen Sachbearbeiters. Nach EU Recht ist eine Kur in allen EU Staaten seit einigen Jahren möglich. Nur wissen das viele nicht.


    Vielleicht sind meine Wanderungen ja Anreiz für dich, auch ohne Kurgenehmigung diese Insel mal zu besuchen. Ich habe es jedenfalls vor. Habe ich doch eigentlich in diesen zwei Wochen kaum was gesehen von der Gegend. :)


    grüsse


    jürgen

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