1528 Hessen > OFFENBACH > Kelterhaus mit Büste von Alois Senefelder

  • Da die "Vier Hochzeiten..." noch ohne Nummer sind werde ich die 1527 dafür frei lassen!


    Da ich von Euch mit Rätseln unterhalten wurde, werde ich auch mal eins einstellen.
    Gestern war ich unterwegs und dieses Gebäude zog meine Aufmerksamkeit auf sich.




    Wo war ich und was hat es mit diesem Gebäude auf sich?



    fragt waldi :174:


  • Du hast recht, die Nummer hatte ich vergessen...


    Kein Problem - erledigt


    So fürchterlich alt sieht das Mauerwerk und das Gebälk ja nicht aus. Oder?
    Das obere Stockwerk mit dem Blumenkasten und dem Vogelhäuschen scheint irgendwie "bewohnt " zu sein. Stimmt das?
    Darunter: Wurde hinter dem Holzgitter etwas getrocknet ( Tabak, Mais, o,ä.?)


    Mich würde interessieren, was das für ein Lockenkopf über der Haustüre ist.


    Lieben Gruß,
    Elke

  • Es ist oder war kein Feuerwehrhaus sondern ein Kelterhaus aus dem Jahre 1887 das die jetzigen Besitzer zu einem Wohnhaus um/ausgebaut haben.
    Die großen Tore wurden also nicht von Feuerwehrautos, sondern von Fuhrwerken mit Äpfeln passiert. Letztereres könnte auf die Gegend hinweisen.
    Hinter dem Holzgitter wird derzeit (zum Zeitpunkt meiner Fotografie) Wäsche getrocknet.
    Damit wäre die frühere und jetzige Funktion geklärt.


    Der Lockenkopf über der Haustüre hat mich auch interessiert.
    Ich zeige ihn Euch mal etwas näher.




    Dieser Mann war mir bisher völlig unbekannt, obwohl er eine Erfindung im Bereich des Buchdrucks/Kunstdrucks gemacht hat die heute noch im Prinzip angewandt wird.
    Das Haus hat aber eigentlich überhaupt nichts mit diesem Mann zu tun. Er hat darin nie gewohnt oder gewirkt.
    Die Hausbesitzer wollten nur auf die Persönlichkeit hinweisen, weil er in ihrer Stadt gewohnt und seine Erfindung umgesetzt hat.


    So, jetzt ist der Rest aber kein Problem mehr, oder?


    Wo war ich?



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Nein, Elke!
    Der gesuchte Mann wurde bereits 1771 in Prag geboren.
    Seine Entdeckung/Erfindung wird auf 1797/98 datiert.


    Mainfranken liegt in Bayern.
    Ich war aber im angrenzenden Ausland wo das Stöffsche eine Attraktion ist
    und in der Großstadt, die an die gesuchte Stadt grenzt, einen ganzen Stadtteil beherrscht..



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Das war Alois Senefelder.


    Seine Eltern stammten aus Bad Königshofen im Grabfeld - das ist Bayern und kann daher die gesuchte Stadt nicht sein.


    Zitat

    wo das Stöffsche eine Attraktion ist


    Stöffsche oder Stöffche?
    https://www.stoeffche.de/


    Wäre in Hessen zu suchen.
    Frankfurt und Umgebung?


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Alles richtig, Elke!




    Ob mer des Stöffsche mit oder ohne des s schreibt is egal. Mir lasse beides zu! Es is eh des selbe.
    Jetzt ist es von Sachsenhausen (Äppelwoivertel von Frankfurt) nur noch ein Katzensprung zur gesuchten Stadt in der ich auch mal ein paar Jahre gewohnt habe.
    Senefelder wurde damals von einem Musikverleger in besagte Stadt geholt.





    Liebe Grüße von waldi :174:

  • So ist es Elke!


    Als ich gestern in Offenbach zu Besuch war und am Mainufer einen Spaziergang machte hat mich mein Freund auf dieses interessante Haus mit der Senefelderbüste aufmerksam gemacht.
    Er konnte mir aber weder über Senefelder, noch über dessen Bezug zu diesem Gebäude etwas sagen.
    Zuhause versuchte ich übers Internet mehr zu erfahren. Das war über Senefelder einfach, aber über den Bezug zu dem Haus konnte ich absolut nichts finden.
    Über die Adresse...




    ... mit der Hausnummer 3 fand ich über einen Flyer einer Partei einen Namen mit dieser Adresse.
    Da stand eine Email-Adresse dabei.
    Auf meine Anfrage bekam ich umgehend folgende Nachricht:



    Noch kurz etwas über Senefelder:
    Rund dreieinhalb Jahrhunderte nach Gutenbergs Erfindung der beweglichen Lettern des Buchdrucks entwickelte Alois Senefelder 1797/98 die Lithografie. Der Autor, Schauspieler und Jurist, am 6. November 1771 in Prag geboren, suchte nach einer günstigen Vervielfältigungsmöglichkeit seiner Theatertexte. Beim Experimentieren mit Solnhofener Kalkschieferstein entdeckte er den "chemischen Druck - den Steindruck". Wann ihm die Idee dazu kam und wann er das erste Mal seine eigene Druckpresse in Bewegung setzte, wissen wir nicht. Auf jeden Fall erschien der Liedtext "Brand von Neuötting" im Jahr 1797, vermutlich das erste Werk, das mit der neuen Technik hergestellt wurde.
    Senefelder kam zum ersehnten Ziel, weil er sich einen natürlichen Vorgang zunutze machte: Wasser und Fett stoßen sich ab! Also präparierte er eine völlig plane Steinplatte, so daß er die gewünschten Schriftzüge und Bildmotive seitenverkehrt mit fetthaltiger Kreide oder Tusche direkt auf den Stein auftragen und anschließend mit Wasser befeuchten und fetthaltige Farbe aufbringen konnte. Die Farbe blieb natürlich nicht auf der nassen Oberfläche des Steins haften, wohl aber im Bereich der fetthaltigen Striche seiner Zeichnung!
    Die Zahl der Abzüge war prinzipiell unbegrenzt und ihre Wiedergabe im Detail sehr fein und genau.
    Den am besten geeigneten Stein fand Senefelder in den Kalkschieferbrüchen bei Solnhofen. Sie sind heute vor allem noch wegen ihrer weltberühmten Fossilien bekannt.


    Mit dieser Erfindung wurden die bis dahin existierenden Druckverfahren Hochdruck und Tiefdruck um den Flachdruck erweitert.
    Seine Erfindung nutzte Senefelder zunächst, um Notenmaterial seines Geldgebers, des Hofmusikers Gleißner zu drucken.
    Sehr schnell erkannte der Offenbacher Musikalienverleger André die Möglichkeiten des neuen Verfahrens, schloß mit Senefelder einen Vertrag und verhalf so der Lithographie zum Siegeszug durch die Welt.
    Alois Senefelder ist in Verbindung mit Anton André zusehen, der nach dem Kauf sämtlicher Mozarthandschriften in Wien (1799) auf der Rückreise über München den Erfinder der Lithografie veranlasst hatte, zu ihm nach Offenbach umzusiedeln. Im Hause André arbeitend, teilweise auch im Isenburger Schloss (Gedenktafel) vervollständigte er 1799/1800 seine Erfindung. Schon bald gingen Mozartsche Erstdrucke in vollendetem Steindruck in alle Welt. Von Offenbach aus hat die Lithographie, aus der sich der Offset-Druck entwickelte, ihren Siegeszug angetreten.
    Bald stellte sich bloß noch eine entscheidende Frage: Wie konnte man die schweren Steinplatten durch leichteres Trägermaterial ersetzen?
    Die Antwort kam 1834: Zinkplatten. Über diese Stufe erfolgte 1846/47 die Erfindung des Offsetdruckes, bei dem dünne Metallplatten gebogen und dann auf einen Zylinder aufgespannt werden. Der in der Druckmaschine rotierende Zylinder ermöglichte noch einmal eine Erhöhung der Druckgeschwindigkeit und ebnete den Weg zu unseren modernen Druckstraßen, die im Minutentakt Tausende von Zeitungs- und Zeitschriftenexemplaren ausspucken. Ohne Offset-Druck gäbe es heute keine Zeitschriften.


    1871 gründeten Louis Faber und Adolf Schleicher in Frankfurt das "Associationsgeschäft zur Produktion von lithographischen Schnellpressen". 1873 wurde an der Sedanstraße (heute: Christian-Pleß-Straße) das erste Fabrikgebäude errichtet. 1967 waren 3.000 Mitarbeiter beim Druckmaschinenhersteller "Faber und Schleicher" beschäftigt. 1979 vereinigten sich die Roland Offsetmaschinenfabrik Faber & Schleicher, Offenbach und der Druckmaschinenbereich der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg zur MAN Roland Druckmaschinen AG, Offenbach/Main.
    Der Druckmaschinenhersteller war Ende 2011 insolvent, das Unternehmen wurde schließlich zerschlagen. In Offenbach stieg der britische Investor Tony Langley ein, seither heißt das Traditionsunternehmen Manroland Sheetfed. Knapp 1000 Mitarbeiter verloren ihren Job, mit gut 800 ging der Betrieb weiter. Betroffen waren aber auch zahlreiche Zulieferer in Stadt und Kreis Offenbach.


    Seit 1971 gibt es eine Internationale Senefelderstiftung im Haus der Stadtgeschichte in der Herrnstraße 61 in Offenbach.
    Sie wurde zum 200. Geburtstag von Alois Senefelder, dem Erfinder der Lithografie, am 6. November 1971 in Offenbach am Main gegründet. Sie soll das Andenken an den genialen Erfinder wahren, junge Künstler und Techniker fördern, Dokumente, Gegenstände und Lithografien sammeln sowie Ausstellungen durchführen oder unterstützen, die der Technik der Lithografie und ihrer Weiterentwicklung dienen.



    Hier habe auch ich wieder einiges dazugelernt!



    Liebe Grüße von waldi :174:

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