Oberallgäu: Wanderung im Ostrachtal 2. Teil

  • Vor kurzem habe ich euch ja bereits den unteren Abschnitts des Ostrachtals im Oberallgäu gezeigt. Angelika und ich sind im Oktober entlang des Flusses von Hindelang bis nach Hinterstein gewandert.


    https://www.schoener-reisen.at/forum/showthread.php?5712-Die-Ostrach-im-Allgäu-ein-Fluß-der-seit-Jahrhunderten-genutzt-wird&highlight=ostrach


    Vor noch nicht allzu langer Zeit war nicht nur ich als Einheimischer der Meinung, daß man im November nicht mehr in die Berge gehen kann. Scheinbar hat der Klimawandel hier auch bei mir ein Umdenken bewirkt. Tief verschneit, wie noch zu meinen Jugendjahren sind unsere Allgäuer Berge im November meist noch nicht. Da lag es nahe, daß wir die oben vorgestellte Wanderung um einen weiteren Streckenabschnitt ergänzten. Wir stellten unser Auto vor Hinterstein am Felsen (daher der Name „Hinterstein“) ab und folgten dem Fluß in Richtung Quelle. Die Inschrift würdigt den Bayerischen Prinzregenten Luitpold, der das Hintersteiner Tal über Jahrzehnte hinweg zur Jagd besuchte.





    Im Gegensatz zu unserer Wanderung vom Oktober haben die Bäume mittlerweile ihr Laub abgeworfen.





    Die Wiesen sind jedoch im Raum Hinterstein noch grün, die Berge leicht überzuckert.





    An einem Feldstadel lehnen alte Hörnerschlitten, im Allgäu Schalenggen genannt. Früher hat man mit Hilfe dieser Gefährte Heu oder auch Rundholz im Winter ins Tal gebracht. Das war gefährlich, jedoch für viele Bauern eine notwendige zusätzliche Einkommensquelle. Heute gibt es Wagemutige, die beispielsweise in Pfronten im Rahmen eines Gaudirennens ihren Mut sich oder anderen beweisen.


    https://www.youtube.com/watch?v=MYsaxeac9PI


    Unser Weg führt uns abermals durch Hinterstein.





    Am südlichen Ende des Ortes ist die geteerte Straße für den allgemeinen Verkehr gesperrt. Um diese Jahreszeit verkehrt in stündlichen Intervallen ein Bus bis zum Giebelhaus. Die allermeiste Zeit läuft man deshalb auf dieser Teerstraße die immer im Ostrachtal entlang bis zum Giebelhaus, auf nur 1068 Metern Höhe gelegen führt. Das Giebelhaus ist im Sommer Ausgangspunkt für viele Wanderungen auf relativ hohe Allgäuer Berge.







    Nach einer guten Stunde erreichen wir das bewirtschaftete Konstanzer Jägerhaus.









    Die Ostrach zwängt sich nun unterhalb der Aussichtskanzel Eisenbreche durch eine enge Klamm. Die Flurnamen Eisenbreche oder Erzberghof erinnern an die Förderung von Eisenerz, welches hier im Mittelalter flußabwärts verhüttet und in Schmieden und Hammerwerken an der Ostrach weiterverarbeitet wurde. Hier ist es teilweise so eng, daß der Wasserspiegel bei der Schneeschmelze oder nach heftigen Gewittern um mehr als 10 Meter steigen kann.







    Auch die Bäche der Seitentäler, die in die Ostrach münden, werden schon seit Jahrzehnten für die Stromerzeugung genutzt.









    So harmlos sieht der Fluß oberhalb der Klamm aus.





    Nach etwas mehr als zwei Stunden, nun liegt schon teilweise Schnee auf den angrenzenden Wiesen, haben wir die Hubertuskapelle erreicht.











    Der Schnee hält sich noch nicht als geschlossene Decke und so finden die Krähen noch ausreichend Futter.





    Nach insgesamt zweidreiviertel Stunden sind wir am Giebelhaus, benannt nach dem dahinter liegenden Berg angekommen. Die Enttäuschung ist groß, weil hier bereits um 14.00 Uhr schon der Schatten des Berges für merkliche Abkühlung sorgt und weil die Hütte entgegen der am Morgen noch durchgeführten Recherche im Internet nicht ganzjährig geöffnet ist.


    Wie gut, daß wir in weiser Voraussicht eine Brotzeit, Bier und Schnaps dabei haben. Nun also schnell zurück bis zu einem sonnigen und warmen Rastplatz.





    Noch ein sehnsüchtiger Blick mit dem Teleobjektiv auf den Hochvogel in die Ferne geworfen, den ich mir schon seit Jahren als Ziel ausgesucht habe. Leider ist er derzeit wegen akuter Felssturzgefahr von der Lechtalseite, man geht hier von Hinterhornbach aus auf den Gipfel, gesperrt. Da wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als einmal in aller Frühe mit dem Bus zum Giebelhaus zu fahren und mich von dort aus auf den Gipfel dieses markanten Allgäuer Berges (2593 Meter) zu machen. Mal sehen, was die Zeit bringt. Man (ich) werde ja auch nicht jünger.





    Nun aber schnell zurück in die Sonne zur verdienten Brotzeit.









    Nach etwa einer dreiviertel Stunde Weg hatten wir dann eine sonnige Bushaltestelle erreicht und den Inhalt des Rucksacks verputzt. Dann gönnten wir uns die etwa 20minütige Rückfahrt per Bus nach Hinterstein, von wo aus wir noch etwa eine halbe Stunde bis zu unserem Parkplatz zu laufen hatten.


    Alles in allem war es eine gemütliche, allerdings etwas Ausdauer erfordernde Wanderung über etwa 300 Höhenmeter in der traumhaften Landschaft des Oberallgäus.


    Jürgen

  • Diesen schönen Tag habt Ihr noch wunderbar genützt.
    Ihr habt die Wanderung genossen - und wir profitieren wieder einmal von einer prima Wegbeschreibung , verbunden mit Bildern, die einfach verlockend sind.


    Wenn ich mir das vorstelle:

    Zitat

    Hier ist es teilweise so eng, daß der Wasserspiegel bei der Schneeschmelze oder nach heftigen Gewittern um mehr als 10 Meter steigen kann.


    Besteht da Gefahr, wenn man sich auf dem Wanderweg befindet?


    Traurig finde ich die Geschichte von den Heiligenfiguren in der Hubertuskapelle - und da wundert man sich eigentlich nicht, dass oft Gitter den Blick versperren oder Kirchen und Kapellen geschlossen sind.


    Danke für diesen Bericht, Jügen!


    Liebe Grüße,
    Elke

  • ...
    Besteht da Gefahr, wenn man sich auf dem Wanderweg befindet?


    Traurig finde ich die Geschichte von den Heiligenfiguren in der Hubertuskapelle - und da wundert man sich eigentlich nicht, dass oft Gitter den Blick versperren oder Kirchen und Kapellen geschlossen sind...


    Hallo Elke,


    nein, von dem Aussichtspunkt aus bis runter in die Klamm sind es sicherlich mehr wie 30 Höhenmeter. Dieser Aussichtspunkt ist auch unterhalb der Straße gelegen.


    Was "Strauchdiebe" im allgemeinen anbelangt, gibt es mittlerweile scheinbar keine Stelle mehr in unserem Land, wo diese nicht zuschlagen. Selbst in unserer "normalen" Wohnsiedlung in einem Dorf, wo eigentlich jeder jeden kennt, hat eine polnische Bande am 10.1. dieses Jahres zugeschlagen und drei Einfamilienhäuser aufgebrochen. Leider hat es uns auch getroffen. Aber das ist eine andere Geschichte...:sad:


    grüsse


    jürgen

  • Wunderschöne Naturaufnahmen in einem der unzähligen, herausfordernden (mehrstündige Wanderungen) Täler im Allgäu.


    Sag mal Jürgen, konnte man da auf einer Str. (Feldweg + Str. ) zum Giebelhaus, sprich Raldtour?


    Denn gemütlich und Ausdauer erfordernde Wanderung beißt sich ein bisschen.


    Und - du weißt es halt, ein echter Wanderer und Bergsteiger hat neben vorsorglicher Kleidung im Rucksack auch immer Trink und Essenrationen dabei. Man weiß ja nie. Ein schönes Lehrbeispiel hast du uns da gezeigt.


    Danke für dieses herrlichen Motive.


    ganz lieben Gruß
    Helmut

  • ...
    Sag mal Jürgen, konnte man da auf einer Str. (Feldweg + Str. ) zum Giebelhaus, sprich Raldtour?


    Denn gemütlich und Ausdauer erfordernde Wanderung beißt sich ein bisschen...


    Hallo Helmut,


    genaugenommen läuft man auf ca 90 % Teerstraße vom Parkplatz am Ortsende etwa zwei Stunden bis zum Giebelhaus. Da wir jedoch vor Hindelang den Pkw abgestellt hatten, kam bei uns noch eine knappe dreiviertel Stunde hinzu. Macht hin und zurück insgesamt etwa fünf Stunden. Davon haben wir etwa eineinhalb Stunden bei der Rückfahrt mit dem Bus eingespart. Was mich hier ehrlich gesagt etwas stört, ist die Asphaltstraße. Dieser Untergrund ist mir einfach zu hart. Das geht auf die Gelenke. Soviel zum Thema Ausdauer.


    Gemütlich deshalb, weil der Höhenunterschied gerade mal ca. 300 Meter beträgt. Man merkt praktisch keine Steigung. Somit ist der Weg ideal für Radler, auch ohne Motor. Verkehr gibt es da bis auf den Bus und gelegentliche Pkw (Berghüttenbesitzer, Jäger, Forstleute) so gut wie nicht. Wir sahen sogar eine Familie mit Kinderbuggy auf dem Weg.


    grüsse


    jürgen

  • Hallo Jürgen,


    habe mit Interesse die schönen Bilder der Tour angesehen. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Bild mit dem Hochvogel,meine ich, nicht stimmt. Auf dem Foto ist der Wiedemerkopf 2163m dargestellt. Begründung, wenn das Bild aus der Nähe des Giebelhaus aufgenommen wurde dann kann der Hochvogel nicht sichtbar sein.
    Nichts für ungut und weiterhin schöne Wanderungen wünscht
    Gerd

    • Gäste Informationen
    Hallo,gefällt dir der Thread, willst du was dazu schreiben, dann melde dich bitte an. Hast du noch kein Benutzerkonto, dann bitte registriere dich, nach der Freischaltung kannst du das Forum uneingeschränkt nutzen.

    Dieses Thema enthält 0 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.