Albanien Sommer 2006: In der Stadt Shkodra

  • Albanien Sommer 2006 Teil 2
    Die zwei Gesichter der Stadt Shkodra


    Skhodra wirkte auf mich recht chaotisch und widersprüchlich. Protzige, grellbunte Neubauten neben heruntergekommenen Plattenbauten, glitzernde Luxusläden neben staubigen Straßenmärkten, gepflegte und schön gepflasterte Gehwege neben Straßen, in denen man am besten nur mit Gummistiefeln gehen sollte.
    Jeder schien irgendwelchen Geschäften nachzugehen: die einen haben wohl erkannt, wie man Geld verdienen kann ( vermutlich in hohem Maß durch illegale Geschäfte beim Schmuggel mit Drogen und Waffen), andere handeln mit gebrauchten Schuhen und Kleidern, die vielleicht sogar aus unseren Altkleidersäcken stammen.
    Es gibt Internetcafes, Computerläden und Electronicshops, daneben sitzen Kinder und Erwachsene auf der Straße und versuchen Dinge zu verkaufen.
    Die Spanne zwischen wenigen sehr Reichen und vielen sehr Armen ist riesig. Unser Reisebegleiter meinte, die wirtschaftliche Situation der meisten Menschen habe sich seit Beginn der Demokratisierung ab 1990 laufend verschlechtert.
    Es gibt vermutlich kein Land, in dem ( prozentual betrachtet) so viele Mercedes Limousinen auf den Straßen zu sehen sind. Meist sind es alte Dieselfahrzeuge, aber auch neue Modelle und Cabrios waren unterwegs.
    Anscheinend haben Daimlerfahrzeuge in einem Land, in dem bis 1990 der Privatbesitz von PKWs verboten war und demnach auch die Straßen nicht ausgebaut wurden, den Ruf, ein besonders stabiles Fahrwerk zu haben.


    Im Zentrum der Stadt


    Ein Denkmal aus kommunistischer Zeit, daneben Werbung für Vodafon und hinten ein grell bunter Neubau



    Es gibt durchaus hübsche Fotomotive, wenn auch die Umgebung um den alten Uhrturm nicht sehr gepflegt ist.



    Ein Taubenhaus im Stadtzentrum



    Eine der schönsten Straßen führt zur restaurierten Moschee.
    Die Häuser lassen noch die Spuren der italienischen Baumeister erkennen.



    In der Nebenstraße eine neue christliche Kirche.
    Ich habe auf der relativ kurzen Reise den Eindruck gewonnen, dass es zumindest in der Region um Shkodar mindestens ebensoviel neue Kirchen wie Moscheen gibt.



    Baustile im Stadtzentrum, wie sie unterschiedlicher nicht sein können



    Neue Appartmenthäuser




    Vor einem Fast Food Restaurant




    Das große neue Backsteinhaus beherbergt im Erdgeschoß ein vornehmes Restaurant – aber auch im Rohbau im ersten Stock kann man schon speisen.





    Vornehme Läden in der Hauptstraße





    Man kann ein Brautkleid auch einige hundert Meter weiter im Untergeschoss eines Rohbaus kaufen.



    Unmittelbar neben den glitzernden Läden befand sich ein Markt für gebrauchte Schuhe und Kleider.




    Dies ist die restaurierte katholische Kathedrale von Shkodra.
    Enver Hoxha hatte sie als Sporthalle nutzen lassen.




    Eine Hochzeitsgesellschaft in der Kathedrale



    Nur wenige Straßenzüge abseits des zentralen Platzes fanden wir das andere Gesicht der Stadt.






    Auch hier sind Mercedes PKW die gängigsten Automodelle





    Traditionelle Kleidung neben Jeans und modernen Schaufensterpuppen



    Es blieb uns leider nicht sehr viel Zeit, in diesem Stadtviertel noch weiter zu gehen. Außerdem war mir beim Fotografieren der Menschen nicht sehr wohl. Schon waren einige junge Leute auf mich und meine Kamera aufmerksam geworden und winkten ab.
    Ich respektierte den Wunsch, nicht fotografiert zu werden und wir machten uns auf den Rückweg.



    Unser Kleinbus wartete schon. Wir fuhren nicht die gleiche Straße zum Grenzübergang zurück. Jetzt konnten wir den Zustand der Straßen hautnah spüren: Mit 10 km/h holperte unser Bus durch Schlaglöcher und Schotter.


    Noch ein paar Blicke auf die Schwarze Drina und auf die Landschaft in der Bojanaebene.







    Wie wohl die Zukunft Albaniens aussehen wird?
    Das Land bietet zahlreiche Schönheiten : wilde Gebirge und lange Strände.
    Vielleicht wird es ein Reiseland der Zukunft ( wenn Kroatien überlaufen sein wird und die Touristenströme Montenegro entdeckt haben)?
    Aber das wird nicht in 5, auch nicht 10 Jahren sein – vorausgesetzt, die politische Lage bleibt stabil und es gibt in Albanien nicht soziale Unruhen, wie sie 1997 schon einmal aufgeflammt sind.





    ELMA

  • Hi ELMA,
    Auch für diesen Bericht ein großes Danke!


    Vieles erinnert mich an den Banat in Rumänien, speziell die Straßen, die Häuser und deren Zustand.


    Ich war ja im Frühjahr 1990 (ein paar Monate nach dem Sturz der Ceausescus im Dez. 1989) bis 1994 doch einigemale im Südwesten von Rumänien.
    Für den Osten, speziell den Nordosten, hatte ich bis dato leider noch keine Zeit gefunden :(


    Ich hatte damals sehr viel versteckt fotografiert, aber gemerkt haben es doch einige ... habs dann aus Respekt vor den Menschen eingestellt und nur noch "viel Gegend" geknipst.

    lG Lucky


    Die Intelligenz auf der Erde ist eine Konstante.
    Nur: die Bevölkerung wächst...

    • Gäste Informationen
    Hallo,gefällt dir der Thread, willst du was dazu schreiben, dann melde dich bitte an. Hast du noch kein Benutzerkonto, dann bitte registriere dich, nach der Freischaltung kannst du das Forum uneingeschränkt nutzen.

    Dieses Thema enthält 0 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.