Die Tempelanlage von Karnak

  • Den ersten Tag in Luxor haben wir am Vormittag mit einer Kutschfahrt verbracht.
    Am Nachmittag steht die Tempelanlage von Karnak auf dem Programm. Mit dem Bus geht es vom Schiff nach Karnak, dem nördlichen Teil von Luxor. Wir kommen am Luxor-Tempel vorbei, der im Anschluss auf dem Programm steht.



    Als wir am Tempel ankommen und aus dem Bus steigen, werden wir sofort von Händlern umringt. Einer von ihnen hält mir Euro-Münzen unter die Nase und möchte sie in einen Schein tauschen. Ich tue ihm den Gefallen und hole einen 10-Euro-Schein aus der Seitentasche meiner Kameratasche. Als das Geld die Besitzer wechselt, stürmt ein weiter Händler heran und möchte auch tauschen. Dabei rempelt er mich ungeschickt an, worauf ich sofort reagiere: Schnelle Drehung und Griff zur Kameratasche. Ich spüre noch die Hand des ersten Händlers, der auch sofort das Weite sucht. Es ist noch einmal gut gegangen, denn ich hatte wohl um die 100,-- Euro in dieser Tasche. Die ägyptischen Pfund steckten woanders.
    Leider kommt so etwas immer wieder vor, nicht nur in Ägyten.


    Der Vorfall sorgt zunächst für einige Aufregung, dann können wir aber zum Besichtigungsprogramm übergehen.
    Achmed, unser Reiseleiter, besorgt die Eintrittskarten und schon geht es los.




    Wir erhalten als erstes eine kurze Einführung über die Bedeutung der ägyptischen Tempel.
    Hier haben weder die Pharaonen, noch die Priester gewohnt. Die Tempel waren allein den Göttern gewidmet.
    Wir nähern uns dem Eingang der größten Tempelanlage Ägyptens. Dieser erste Pylon ist etwa 113 m breit und bis zu 43 m hoch.


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    Bevor wir den Tempel betreten, sehen wir die neuesten Ausgrabungen am Tempel, die ehemalige Anlegestelle, die durch einen Kanal mit dem Nil verbunden war.




    Eine breite Widder-Sphinx-Allee führt bis zum ersten Pylon des Tempels, der dem Gott Amun-Re mit seiner Frau Mut und Sohn Chons gewidmet wurde.





    Im ersten Hof bestaunen wir eine von ehemals 10 gigantischen Säulen und fragen uns wie man zur damaligen Zeit so ein Bauwerk errichten konnte.




    Papyrus-Säulen und eine weitere Galerie von Widder-Sphinx-Figuren im Vorhof. Widder waren für den Gott Amun heilige Tiere.



    Am 2. Pylon, dem Eingang zur Säulenhalle, stehen 2 Statuen Ramses II. mit Tochter Merit-Amun. Er war es, der die unglaubliche Säulenhalle nach wohl 100 Jahren Bauzeit vollendete.




    Steht man in der Säulenhalle (zwischen 2. und 3. Pylon), ist man sprachlos und ehrfürchtig vor der Baukunst der alten Ägypter.
    Die 12 mittleren Säulen sind immerhin 22,5 m hoch.



    Am Ende wurden 134 Säulen errichtet, um das hölzerne Dach zu tragen. Seit 100 Jahren ist man dabei die Säulenhalle zu rekonstruieren.







    Alle Säulen wurden reichlich verziert und erzählen die ruhmreichen Geschichten der gewonnenen Kriege.




    Hier noch einmal ein Blick zurück auf die gewaltige Säulenhalle.



    Im nächsten Teil der Anlage kommen wir zum größten Obelisken in Ägypten, den die Königin Hatschepsut errichten ließ.



    Der untere Teil des Obelisken wurde später durch eine Mauer verdeckt.



    Man wollte verhindern, das die Kartusche von Hatschepsut zu lesen war. Warum sie hier nur unsichtbar gemacht wurde und nicht wie alle anderen bis zur Unleserlichkeit bearbeitet wurde, weiß man nicht.
    Schaut man sich die Bearbeitung der Granitsäule an, meint man die Zeichen währen mit einer Maschine eingefräst worden und nicht von Hand mit Steinmeißeln.



    Achmed hat uns unglaublich viel erzählt, aber wer soll das alles behalten? Der Tempel wurde mehrfach umgebaut und ich habe das Gefühl, bis heute tappt man bei vielen Dingen noch im Dunkeln. Da ich nichts mehr aufnehmen konnte, habe ich die Gruppe verlassen um noch ein paar Aufnahmen von der Gesamtanlage zu machen.




    Hier ein Blick über den heiligen See auf den hinteren Teil der Anlage.



    Der zentrale Teil des Tempels im Rückblick



    Durch Zufall habe ich dann noch ein alt-ägyptisches Rezept entdeckt:
    Gegrillte Ente mit vielen Kräutern an Lotus-Blüte. Dazu ein Glas Wein. :2:



    Von der Karnak-Tempelanlage fuhren wir zum Luxor-Tempel. Den dazugehörigen Bericht werde ich in Kürze verfassen.

  • Mit Staunen lasse ich ich ein Bild nach dem anderen an mir vorbeiziehen und kann mir ( wie Ihr wahrscheinlich auch) gar nicht vorstellen, wie das alles damals errichtet wurde.
    All das ist gigantisch! Die Besucher zwischen den Säulen, Figuren und Gebäuden machen die Größenverhältnisse erst so richtig deutlich.
    Diese großartige Bau - und Steinmetzkunst - danke, Bernd, dass du Dir die Zeit genommen hast, so viele Details zu fotografieren ( auch wenn Dir dadurch einige Erklärungen des Guides entgangen sind :wink:


    Eines hab ich nicht ganz verstanden:

    Zitat


    Man wollte verhindern, das die Kartusche von Hatschepsut zu lesen war

    Warum???


    Ein Gedanke erfasst mich aber immer wieder, wenn ich solch historische Plätze sehe: Wie kommt/ kam es , dass solch hoch entwickelte Kulturen einfach "verschwinden" konnten und nur noch Steine und Rätsel übrigblieben??


    Übrigens, hier zeigt sich Deine Reiseerfahrung: Du hast den Rempler des Händlers offensichtlich intuitiv richtig interpretiert und schnell genug reagiert! Alte Tricks! (Wie Du schreibst: nicht nur in Ägypten)


    Gruß,
    Elke

  • Hallo Elke,


    Zitat

    Eines hab ich nicht ganz verstanden:
    Man wollte verhindern, das die Kartusche von Hatschepsut zu lesen war
    Warum???


    Folgenden Text habe ich hier kopiert:


    Nach Hatschepsuts Tod wurden ihre Kartuschen, zahlreiche Reliefs und Statuen mit ihrem Namen zerstört. Forscher sahen lange Zeit Thutmosis III. als Hauptverdächtigen, da seine Stiefmutter ihn um den Thron gebracht hatte. Inzwischen wurden die Zerstörungen auf eine jüngere Zeit datiert. Da ein persönlicher Feind eine Zerstörung jedoch so bald wie möglich veranlasst hätte, wird vermutet, dass ein späterer Nachfolger nicht akzeptieren konnte, dass eine Frau als Pharao geherrscht und Großes vollbracht hatte. Vielleicht sollte durch die Zerstörungen die Kontinuität der männlichen Erbfolge der Pharaonen in der offiziellen ägyptischen Geschichtsschreibung gewahrt bleiben.


    Wenn ich unseren Reiseleiter richtig verstanden habe, gibt es 2 Kartuschen von ihr, die nicht zerstört wurden, im Obelisken von Karnak und im Hatschepsut-Tempel (Bericht folgt später).


    Grüße


    Bernd

  • Was für ein hochgradiger Spagat, zwischen dem Wintermärchen und dem Kulturjuwel.
    Herrliche Aufnahmen, vielen Dank , lieber Bernd.


    Wenn ich das schon wieder lesen muss, die Tricksereien der Händler usw. Hält mich wohl ab.


    Aber höchst interessant, zumal du derart gezielt fotografiert hast, dass ein herrliches Gesamtbild entstanden ist.


    Im Übrigen, du hast schon recht, diese Baukunst verwundert über die Geschichte hinweg in allen Ländern.
    Dagegen steht wohl das unendliche Leid und der Tod der mit dem Bau Befassten.


    Aber Größe lässt oft vergessen und die Nachwelt staunen.
    Was diese Baumeister schon verwirklichen konnten, unglaublich und unfassbar.


    Vielen Dank für die tiefen Einblicke


    Helmut

  • Vielen Dank für diesen beeindruckenden Reisebericht mit tollen Bildern.


    Wenn man alleine darüber nachdenkt mit welchem Werkzeug die gebaut haben.


    Einfach nur faszinierend.


  • Dagegen steht wohl das unendliche Leid und der Tod der mit dem Bau Befassten.


    Da hast Du absolut recht. Leider ist die Geschichte voll dieser Beispiele. Beim Bau der chinesischen Mauer wurde auch keine Rücksicht auf Menschenleben genommen und selbst in der jüngeren Geschichte gibt es Beispiele wie beim Bau der transatlantischen Eisenbahn in Amerika.

  • Auch wenn der Bericht schon ein wenig her ist, es sind wahnsinnig tolle und spannende Eindrücke, die du mir/uns vermittelst! Echt spitze! :) Jetzt weiß ich wohl, was mein nächstes Ziel ist :)

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