Der Wetterbericht meldet für den 07. Nov. 2011 im Voralpengebiet in den Niederungen Nebel. Für die höheren Regionen auf Grund der Föhnlage freie Gipfel und eine traumhafte Weitsicht. Diese guten Voraussetzungen für eine Bergwanderung wollen wir uns (mein Freund Hans und ich) nicht entgehen lassen und wählen als Ziel unserer Tagestour den Schinder, einen Gipfel in den Schlierseer Bergen aus. Motiviert wurden wir durch die sehr gute Beschreibung im Wanderbuch „Münchner Hausberge“ von Pause. (Wer kennt es nicht!) Die Charakterisierung: „Einfache Bergwanderung, für trittsichere Geher ohne Probleme“ gefällt uns und schürt die Vorfreude.
Die schöne Rundtour, leider ohne um diese Jahreszeit bewirtschaftete Almen, verpflichtet zur Mitnahme von Proviant und ausreichend Getränken. Entsprechend vorbereitet verlassen wir kurz vor acht Uhr München bei dickem Nebel und werden bereits bei der Einfahrt nach Tegernsee vom Sonnenschein begrüßt. Die Straße verläuft bis zum Gasthaus Valepp stetig bergauf durch ein romantische Tal.
Etwa 500 Meter vor dem Gasthaus an der Johannisbrücke befindet sich der Parkplatz, von hier starten wir die Besteigung.
Nach ca. 100m Forstweg beginnt bereits ein gemäßigter Pfad nach oben. Er verläuft durch lichten Bergwald und immer an der östlichen Seite des Berges entlang.
Hier kann man durchaus von Genusswandern sprechen, denn die Steigungen sind moderat, und geben Gelegenheit den Sonnenschein, die würzige Bergluft und das Panorama zu genießen.
Dieser Abschnitt bestätigt die Beschreibung von Pause: „einfache Bergwanderung“.
Die Markierung mit dem „Ö“ zeigt, dass wir uns inzwischen auf dem Terrain unserer Tiroler Nachbarn befinden.
Kurz vor der Trausnitz-Alm werden wir allerdings eines besseren belehrt, jetzt zeigt der Anstieg seinen wahren Charakter. Die Steigungen werden anspruchsvoller.
Ab dieser Stelle haben wir erstmals einen Blick auf den Schinder, zwar noch etwas verdeckt, aber das schroffe Massiv bereits erkennbar.
400 Meter unterhalb des Schinders erreichen wir die auf einem Grasrücken gelegene Trausnitzalm. Unsere Hoffnung, dass die Sennerin eventuell noch anwesend ist, wird leider nicht erfüllt. Nur zu gerne hätten wir ein frisches Glas Milch und Aus’zogne – Nudeln natürlich - bei ihr zu uns genommen.
Nach 1 ½ Std. Aufstieg ist uns eine kurze Rast an der Alm trotzdem sehr willkommen.
Weiter geht der Stieg nach oben. Leider ist das Hinweisschild zum Schinder nach der Alm nicht mehr zu erkennen. Der richtige Weg führt von der Alm rechts in die dunkle Wand hinein.
Blick über die Alm zum Taubenstein und Rotwand.
Jetzt wird der Stieg zunehmend steiler mit höheren Tritten über Fels und zwischen niedrigen Latschen hindurch. Den Gipfel vor Augen zieht sich der Anstieg länger dahin als erwartet. Teilweise bewegt man sich auf einem schmalen Grad, der zur Seite steil abfällt mit grandiosem Blick auf die benachbarten Berge.
Wir sind auf dem 1808 Meter hohen Gipfel des Schinders, den die Österreicher übrigens „Trausnitzberg“ nennen, angelangt. Es bietet sich uns ein einmaliges Panorama. Der Blick nach Süden zeigt uns die Alpenkette mit den Regenwolken die dort aufgehalten werden und eine klare Ansicht der Nordalpen durch den Föhnwind eröffnen.
Von der Trausnitzalm bis zum Gipfel benötigten wir nochmals eine Stunde. Die am Start angegebenen 2 ½ Stunden entsprechen somit dem tatsächlichen Zeitaufwand.
An dieser Stelle zeigen wir einige Bilder der wilden Kulisse, die uns vom Gipfel des Schinders aus möglich gemacht wird.
Blick auf den Risserkogel und den Wallberg mit Gipfelhaus und Kapelle
Auf diesem Foto ist im rechten Drittel im Hintergrund die Zugspitze erkennbar.
Gegenüber sieht man den Guffert (2194).
Den geplanten Abstieg weiter verfolgend, eröffnet sich auf der rechten Bildseite der Blick auf den bayerischen Schinder, den wir uns heute nicht mehr geben.
Vor dem Abstieg noch ein Gipfelfoto als Nachweis für die erfolgreiche Begehung.
Wir verlassen den Gipfel in Richtung Schinderkar, einer tief eingeschnittenen Scharte und blicken noch einmal zurück zum Schinder.
Nun beginnt der Abstieg, der sich wesentlich anspruchsvoller gestaltet als der Aufstieg.
Auf geht´s ins Schinderkar, ein unerwartet etwas schwierigerer Abschnitt. Die künstlichen Tritte und Halteseile ermöglichen die über 20m lange, fast senkrecht abfallende Felsstufe zu überwinden.
Hinab ins Tal durch das berühmt berüchtigte Schindertor, einem Fenster im Fels.
Nach dem beschwerlichen Hinabklettern in das Schinderkar, kämpfen wir uns weiter über die große Schuttreiße teils rutschend nach unten. Die Bewegung ähnelt der Abfahrt mit Skiern im Tiefschnee. Eine leichte Rückenlage und gutes Gleichgewicht sind von Vorteil. Unten angelangt sind Schuhe und Hose durch den Kalkstein hellgrau gepudert. Ein letzter Blick nach oben zeigt uns die Scharte und die gemeisterte Geröllrinne. - Schinder, du machst deinem Namen alle Ehre!
Wir entdecken ein Rudel Gämsen und beobachten sie eine Weile. Die Aufnahme mit Teleobjektiv gelingt leider nicht, da die Hand nach den zurückgelegten Höhenmetern doch Nerven zeigt und nicht mehr so ruhig ist.
Auf der anderen Seite sehen wir den (an diesem Tag verschmähten) bayerischen Schinder, noch angestrahlt von der sich neigenden Sonne.
Bei einem Blick nach unten verfolgen wir den weiteren Abstieg durch niedrige Latschen-Kiefern und durch Ahornwälder ins Tal.
Hier beenden wir einen für Auge, Körper und Seele erlebnisreichen und erfüllenden Tag. In verschiedenen Passagen empfanden wir die Wanderung als eine wahrlich abenteuerliche Herausforderung, die wir jedoch angenommen und auch gemeistert haben.
Ach ja, wir möchten uns noch inständig bei Herrn Pause für die „hilfreiche“ Charakterisierung als „einfache Wanderung“ bedanken. Ohne seine optimistisch, ermutigende Untertreibung hätten wir uns wahrscheinlich nicht an diese Bergtour herangetraut.
Kaum verlassen wir dieses romantische Tal in Richtung Tegernsee zur Moni Alm, (hier genehmigen wir uns einen Blaubeerkuchen) tauchen wir wieder in den Nebel ein, der uns auf unserer Heimfahrt bis München treu bleibt.
Abschließend wollen wir die mit dem Garmin Colorado aufgezeichnete Wegstecke noch aus der Satellitensicht von Google Earth darstellen.
Diese ziemlich genau 10km lange Rundtour über den Schinder-Gipfel mit seinen bei entsprechendem Wetter grandiosen Ausblicken, können wir trittsicheren und schwindelfreien Wanderfreunden zur Nachahmung sehr empfehlen.
Liebe Grüsse
Hans + Albert