Nun kenne ich die Kale Bucht in Sisan schon seit mehr als zwei Jahrzehnten. Bisher war sie von Sisan aus über eine mal mehr und mal wenige holprige Schotterstraße erreichbar. Die Bucht selbst ist zum Schwimmen im Meer wirklich toll. Am Ufer befinden sich Felsen und ein paar einfache Stege.
Am Ende der Bucht gibt es einen flachen Kiesstrand und seit diesem Jahr auch eine idyllische Strandbar mit wunderschönem Blick aufs Meer. Im Wasser ist der Grund mit feinem Sand bedeckt.
Die Aufnahme entstand in der Tortuga Bar als ich im Juni mit dem Motorrad hier war.
Das angrendende große Waldstück dahinter umfaßt mehrere Quadratkilometer, gilt als schützenswertes FFH Gebiet und steht wohl überwiegend im Eigentum der staatlichen Waldbewirtschaftungs-Firma Hrvatske Sume.
Da diese Bucht im Gemeindegebiet von Liznjan liegt hat diese Gemeinde erst vor kurzem mehrere Tafeln aufgestellt die auf Besonderheiten hinweisen.
Bis vor kurzem konnte man ab hier nur noch ein kleines Stück mit dem Pkw auf einer buckligen Piste durch den Wald ein Stück am Meer entlang fahren. Danach ging es höchstens zu Fuß auf einem Trampelpfad weiter. So blieben etwa sieben bis acht Kilometer bis zur Budava Bucht unerschlossen.
Als ich Mitte Oktober vier mal beim Schwimmen und Sonnenbaden in dieser Bucht war fiel mir auf, daß werktags mehrere Vier-Achser Lkw mit Schotter beladen nicht nur zur Bucht, sondern auch durch den Wald weiter fuhren. Was ging da vor sich? Ich hatte keine Vorstellung wieso hier große Mengen von Kies angefahren wurden. Dort hinten ist nichts. Also machte ich mich mit meinem Mietwagen auf den Weg und staunte nicht schlecht.
Auf 2,3 Kilometer Länge war die Erdpiste mit Schotter stabilisiert und befestigt, so daß ein normaler Pkw sie befahren konnte. Damit hatte man einen weiten bisher nahezu unberührten Küstenabschnitt erschlossen.
Hier gibt es Fels- und Kiesstrände.
Jetzt sind die für Jedermann erreichbar. Ich stelle mir jedoch die Frage, ob das wirklich sein muß in einem schützenswerten Gebiet wo die Natur Vorrang haben sollte?
Noch leben hier Kormorane.
Ich befürchte, daß es schon im nächsten Jahr zu einem Ansturm der Erholungssuchenden kommt. Jeder will zurück zur Natur - mit dem Auto!
Natürlich ist hier viel Platz für ganze Heerscharen von Menschen die am Meer sein wollen. Allerdings sehe ich, daß nun bis auf einen kleinen Rest von vielleicht drei oder vier Kilometern ab dem Beginn der Budava Bucht die gesamte 18 Kilometer lange Küstenlinie von Liznjan mit dem Auto erreichbar ist.
Lobenswert hingegen finde ich, daß durch eine Tafel auf eine knapp zweitausend Jahre alte römische Zisterne unmittelbar an der Küste hingewiesen wird.
Da bin ich sicherlich bereits zu Fuß vorbei gegangen ohne dieses Bauwerk zu entdecken.
Vielleicht wäre es angebracht, die Ruine irgendwie zu sichern, so daß sie möglicherweise weitere Jahrhunderte wenn nicht gar Jahrtausende überdauert.
Bisher fast eine unberührte Küste so weit das Auge reicht.
ein Naturpool
Schließlich erreiche ich das Ende der bisherigen Ausbaustrecke und gehe zu Fuß weiter.
Diese Piste ist nur die Grundlage für die Befestigung des weiteren Verlaufs der Straße. Soweit ich es erkennen konnte sind bisher etwa fünf Kilometer ab der Kale-Bucht im Bau bzw in Planung.
Am Kap Sveti Stipan. Hinter den beiden Booten gehts in die Budava Bucht hinein.
Natürlich mache ich mir Gedanken wieso die Gemeinde Liznjan diese Straße baut? Was hat man davon, für teueres Geld ein weiteres Stück Küste den Badetouristen so zugänglich zu machen, so daß jeder mit seinem Pkw hierher fahren kann zumal es dort keinerlei Infrastruktur gibt?
Erst später erfahre ich von Einheimischen, daß nicht die Gemeinde, sondern Hrvatske Sume diese Piste baut. Was aber hat diese Firma davon, ein Waldgebiet welches eh nicht bewirtschaftet werden darf mit so einer Straße zu erschließen? Die Antwort von Einheimischen, daß wohl irgendjemand diesen Straßenbau bei einem weit entfernt arbeitenden Angestellten des Unternehmens aus "privaten Interessen" in Auftrag gegeben hat erscheint mir deshalb am Wahrscheinlichsten.
Dies auch deshalb, weil ich an einem meiner Badetage hier einen Traktor mit einem Anhänger voll Brennholz entlang fahren sah. Der Diebstahl von Holz im staatlichen Wald ist nach wie vor in Kroatien weit verbreitet. Wie soll der Waldbesitzer auch wissen wer gerade wo illegal Holz einschlägt. 90 % der kroatischen Wälder sind übrigens im Staatsbesitz.
Der Herr links im Bild kommt gerade vom Angeln.
Weitere Infotafeln sind wohl an dieser Piste geplant. Jedenfalls bin ich glaublich auch nicht der Erste, der hierher kommt.
Ich gehe davon aus mir im nächsten Jahr vor Ort genau anschauen zu können wie weit diese Straße dann tatsächlich fertiggestellt ist. Bis in die Budava Bucht hinein wird es wohl nicht so einfach sein, weil dort viele Felsen sind und der Straßenbau deshalb mehr als eine Planierraupe und eine Walze erfordert. Das ginge dann sicherlich auch mehr ins Geld als das blose Planieren und Aufschottern einer bestehenden Piste.
jürgen