Ende April 2012 waren Grizzly und ich bei einer Jubiläumsfeier eines Bestattungsinstituts und kamen so in den Genuss Sargkunst mit Hintergrundinformationen zu erhalten.
Wie wirkt dieses Bild auf Euch?
Und nun ein Vergleich dazu, wie er unterschiedlicher kaum sein könnte:
Der Fischsarg wie er im Hintergrund zu sehen ist, ist durch eine Idee von Ataa Oko entstanden.
Bei den Ghanaern läuft sehr vieles anders ab als bei uns, vor allem bei jenen die etwas mehr Geld haben als andere oder es beschaffen können.
Und beim beschaffen können geht es schon los.
Im ganzen Dorf wird für die Bestattung gesammelt und man wartet tw. Wochen bis alle Familienangehörigen (die auch etwas zu den Kosten beitragen) anwesend sind.
Entscheidend ist auch die Ethnische herkunft, denn aus der Region Greater Accra lebenden Ga verwenden vorwiegend figürliche Särge für ihre Beerdigungsrituale.
Zurückzuführen ist dies u.a. auf Paa Joe:
Unten seht Ihr den halbfertigen Sarg:
Traurig sind sie aber anders als wir es kennen bzw. die Traurigkeit wird eingegrenzt durch die Geschichte und den Glauben der Ga.
In der afrikanisch-animistischen Tradition ist die Verbindung mit den Vorfahren von entscheidender Wichtigkeit. Das Bewahren von Verbindungen zwischen den Lebenden und den Toten ist wie die Verbindung zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Wirklichkeit (weshalb alle Verwandten - auch Weitverzweigte - und möglichst das gesamte Dorf an der Trauerfeier teilnehmen sollen).
Bei den Ga, der wichtigsten Bevölkerungsgruppe im Umkreis der Hauptstadt Accra, glaubt man, dass die einstigen Verwandten im Jenseits auf die irdische Existenz einwirken können. Gesundheit, Erfolg und Fruchtbarkeit werden von den Ahnen beeinflusst.
Daher sind die Toten im Leben der Ga allgegenwärtig.
Sie werden über Generationen hinweg geehrt und gefeiert. Und so werden weder Kosten noch Mühen gescheut, den Übergang vom irdischen ins himmlische Königreich zu einem unvergesslichen Ereignis zu machen.
Die Angst von den Nachkommen vergessen zu werden ist für die Afrikaner weitaus größer als der Kummer um den Tod an sich.
Daher ist es wichtig, den Verstorbenen bei seiner „Überfahrt“ denkwürdig zu begleiten und die Erinnerung an seine irdische Existenz auf diese Art und Weise zu ritualisieren.
Dem Toten werden einige Gegenständen wie Waffen, Werkzeuge, Tabak, etc. mit auf die Reise gegeben.
Mit einzigartigen Särgen wird das Andenken an den Verstorbenen einfallsreich zum Ausdruck gebracht.
Mit liebevoller Präzision werden Dinge nachgebildet, die dem Verstorbenen besonders wichtig waren oder in seinem Leben eine bedeutende Rolle gespielt haben. Das können Gegenstände, Tiere oder auch Pflanzen sein.
Sie sind das „Fahrzeug“ für die letzte Reise in himmlische Regionen, wo die Seelen der Verstorbenen
mit denen der Ahnen vereinigt werden.
Nun genug geredet, zeige ich Euch erst einmal ein paar dieser Figurensärge (die außerhalb der Region auch „fantasy coffins“, „design coffins“ oder „fantastische Särge“ genannt).
Für diesen Sarg habe ich keine Bedeutungstafel gesehen und kann nur spekulieren:
Ihr könnt ja mal mit spekulieren, wenn Ihr Lust habt.
Fortsetzung folgt!