D 1891 Bayern - Nepomuk - Stockheim

  • Gratulation Michael,


    Hermann Donath war derjenige Bürgermeister, der in seiner Amtszeit der Meinung war, daß zur neuen Brücke in einem Allgäuer Dorf auch ein Nepomuk gehört. Das klingt in meinen Ohren eigentlich recht vernünftig und bodenständig, wäre da nicht ein "kleiner Makel".


    Stockheim ist und war ein kleines Dorf am Rande des Landkreises Mindelheim. Wie so oft gibt es in solchen Dörfern Bewohner, die sich von anderen unterscheiden, weil sie über Generationen hinweg ein sicheres und höheres Einkommen als die kleinen Bauern, Tagelöhner und Handwerker oder gar das Gesinde haben.


    Solche Menschen sind beispielseise die Besitzer von Mühlen, Sägewerken oder auch Gaststätten. Hermann Donath stammt aus der Dynastie der Donath Mühle. Die gibt es heute noch und hat weit und breit einen guten Ruf.


    https://www.donath-muehle.de/


    Hermann Donath war aber auch bis 1945 ein Ortsgruppenleiter der NSDAP. Wie dem auch sei, wurde Mitte der 1960er Jahre in Deutschland die heute noch existierende NPD gegründet. Über deren politische Ausrichtung müssen wir hier nicht diskutieren. Hermann Donath trat in die NPD ein und errang mit über 52 % der Stimmen im Jahr 1966 das Amt des ersten Bürgermeisters von Stockheim. Ihm haben es die Stockheimer zu verdanken, daß neben die neue Brücke auch ein neuer Nepomuk kam. Der steht heute noch da.


    Nur nebenbei erwähnt sei, daß im Jahr 1966 die NPD bei der Landtagswahl in Bayern 7,4 % der Stimmen errang und folglich auch im Landtag vertreten war.


    Donath wurde übrigens wiedergewählt. Sein Amt endete erst 1978, als Stockheim nach Bad Wörishofen eingemeindet wurde. Er war wie wohl die Mehrheit im Dorf ein entschiedener Verfechter der Unabhängigkeit "seines kleinen Dorfes Stockheim".


    Ich hoffe, daß ihr diesen Artikel der Augsburger Allgemeinen lesen könnt. Da drin stehen ein paar Dinge über Stockheim und seinen Bürgermeister.


    https://www.augsburger-allgeme…nen-Ortes-id26486771.html


    Aus heutiger Sicht ist es nachvollziehbar, daß man allenthalben dieses "Ausrutscher eines kleinen Allgäuer Dorfes" am liebsten vergessen würde. Andererseits gehört er auch zur Geschichte.


    Mir persönlich hat es imponiert, als ich erfuhr, daß der Dorfbürgermeister entschieden hat, daß hier nun mal zur Brücke auch ein Nepomuk gehört. Leider ist diese Tradition heute kaum mehr verbreitet. Man baut mit riesigem finanziellem Aufwand Brücken und hat dann kein Geld mehr für den "Brückenheiligen". Schade...


    grüsse


    jürgen

  • und bekannt war er aus vielen Gründen

    War das dieser Herr?

    https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46266042.html


    Wrum wird es in der Dorfchronik nicht aufgeführt?...

    hallo Elke,


    ja, der ist es. Unsere Postings haben sich überschnitten.


    grüsse


    jürgen

  • hallo Elke,


    in der Denkmalliste ist Nepomuk wohl deshalb nicht, weil er relativ neu ist.


    Hier der Text aus dem Artikel der Allgäuer Zeitung vom 2.8.2013


    https://www.augsburger-allgeme…nen-Ortes-id26486771.html


    In Stockheim wird am Samstag und Sonntag gefeiert. Zum Festjahr haben Bürger Zeugnisse der Vergangenheit gesammelt

    Von Daniela Hölzle

    Stockheim 1063 – ein wichtiges Jahr für die Stockheimer. Denn damals wurde ihr Dorf – in der Schreibweise Stocheim – erstmalig urkundlich erwähnt. 950 Jahre ist das jetzt her. Die 840 Stockheimer feiern den Anlass mit dem Dorffest am Samstag und Sonntag, 3. und 4. August. In Anlehnung an das ehrwürdige Alter des Dorfes lautet das Motto „950 Jauhr Stocka – am Samst’g dond mer rocka – am Sonnt’g bleib mer hocka“.

    Vielleicht rufen sich die Feiernden dabei einige der alten Geschichten in Erinnerung. Derer gibt es viele, denn Stockheim ist weit älter als die 950 Jahre. Die Hügelgräber, die sich zu beiden Seiten der Wertach gruppenweise ausdehnen, deuten darauf hin, dass die Gegend schon in grauer Vorzeit besiedelt war. 1895 fand der Stockheimer Bürgermeister Johann Schöner (parteilos) an der Wertach ein über 3000 Jahre altes, gut erhaltenes Bronzeschwert. Dieses außergewöhnliche wertvolle Fundstück wird heute im Römischen Museum in Augsburg aufbewahrt.

    Der Name „Stockheim“ in den unterschiedlichsten Schreibweisen könnte auf eine Siedlung auf ausgestocktem (gerodetem) Waldgelände hindeuten, oder auch auf ein Dorf aus Blockhäusern. Das Stockheimer Kirchenpatrozinium des Erzengels Michael, unter dessen Schutz sich die missionierenden iroschottischen Wandermönche in die Gefahren der Waldwildnis wagten, spricht für eine früheste Rodungszeit des 6. und 7. Jahrhunderts.


    Doch erst viel später, im Jahr 1063, wurde das Dokument des Domstiftes zu Augsburg verfasst, in dem erklärt wird, dass das Augsburger Domkapitel in „Stocheim“ eine Habe besaß. In Urkunden von Grundstückskäufen und Schenkungen finden sich in den folgenden Jahrhunderten zahlreiche Hinweise auf das Dorf an der Wertach. Im 13. Jahrhundert erhielten die Klöster Irsee und Steingaden Güter in Stockheim. Steingaden dehnte später seine hiesigen Besitzrechte auf die Umgebung aus und erwarb das Fischrecht und Fischwasser zwischen Stockheim und Türkheim.


    Bauer verdächtigte Frauen des Dorfes der Hexerei


    Zudem war die Wertach eine wichtige Wasserstraße: Auf ihr konnten Güter an alle Orte entlang des Lechs und der Donau transportiert werden. Auch dies wurde vertraglich geregelt: Veranlasst durch Briefe des Kaisers Ludwig verspricht der Stockheimer Pfarrer Johannes der Weber im Juli 1347 schriftlich den Bürgern von Augsburg, dass sie bei der Mühle ein Wehr mit Durchlass bauen dürfen, damit sie die Wertach für den Verkehr mit leeren und beladenen Flößen nutzen können. Dies geschah mit Bewilligung seines Lehnsherrn Swigger von Mindelberg, denn Stockheim gehörte zur Herrschaft Mindelheim, mit der es die Geschicke teilte und die Gebietsherren wechselte.


    Spannende Geschichten liefern die Gerichtsakten der vergangenen Jahrhunderte: Ritter Ulrich von Frundsberg ließ 1475 den Bauern Hans Gyger von Gengo wegen übler Nachrede ins Gefängnis werfen. Dieser hatte behauptet, einige Stockheimer Frauen würden als Hexen ein Bündnis mit dem Bösen unterhalten. Zwistigkeiten über das Weiderecht zwischen Wertach, Weicht und Beckstetten, Raufereien und Ehestreitigkeiten finden sich in den gerichtlichen Dokumenten.


    Die Herrschaft Mindelheim wurde 1809 aufgehoben und damit kam das Dorf Stockheim an Bayern.

    Die Kirche von Stockheim ist mit rund 300 Jahren noch verhältnismäßig jung, denn die Pfarrei gibt es schon sehr viel länger. Der Patron St. Michael ist ein Indiz für eine sehr frühe Pfarreigründung, und zum ersten Mal findet sich 1347 der Name eines Stockheimer Pfarrers auf einem Schriftstück. Der Grundstein für die heutige Kirche wurde 1701 gelegt, von früheren Zeiten zeugt der quadratische Unterbau des Kirchturmes. Mit der Gebietsreform kam Stockheim zu Bad Wörishofen. Vor 40 Jahren ließ Bürgermeister Hermann Donath (NPD) verlauten, er sei gegen die Eingemeindung. Er befürchtete, dass das rege Gemeinschaftsleben darunter leiden könne. Donath hatte das Amt von 1966 bis zur Eingemeindung 1978 inne. Dass das Dorfleben immer noch lebendig ist, werden die Stockheimer am Wochenende wieder einmal beweisen.

    Das Festprogramm mit viel Musik


    Am Samstag bringen ab 19 Uhr „D’Muckasäck“ Stimmung in die Wertachauen. Der Sonntag beginnt mit einem Festgottesdienst um 10.15 Uhr am Kirchplatz, zum Frühschoppen spielt die Blaskapelle Stockheim und zum Kaffee am Nachmittag das Duo Sunrise. Zum gemütlichen Festausklang unterhält die Musikkapelle Irsingen.


    grüsse


    jürgen

  • hallo Michael,


    danke für das tolle Foto welches du hier ausgegraben hast. Das wird wohl die Vorläuferbrücke gewesen sein. Recht langlebig schaut diese Holzkonstruktion allerdings nicht aus. Ich schätze, daß diese Aufnahme Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Damals hatten die in Stockheim noch einen anderen Bürgermeister. Die Neue Brücke wurde in der Amtszeit von Herman Donath, also von 1966 bis 1978 gebaut. Aus dieser Zeit stammt der neue Nepomuk.


    Übrigens gibt es in Stockheim noch eine richtige Dorfwirtschaft wie es sie früher gab. Speisekarte mit nicht viel verschiedenen Speisen, ganz andere Preise als nebenan im noblen Bad Wörishofen, ein Biergarten mit alten Kastanien und einer Einrichtung wie vor über 50 Jahren. Schau dir mal die Bilder an.


    https://www.google.com/maps/uv…zyylMHDI6ztWIbQ3_yfCa69ww


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    grüsse


    jürgen

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  • Gast001

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