Im Herbst dieses Jahres unterbrach ich meine Fahrt an die Ostsee und schaute mir ein paar interessante Plätze in Brandenburg an.
So auch des Schiffshebewerk Niederfinow, unweit der polnischen Grenze.
Ich war nicht vorbereitet und sehr überrascht: So groß hatte ich es mir nicht vorgestellt.
Auf dem großen Parkplatz neben der Anlage bekam ich schon den ersten Eindruck.
60 m hoch 94m lang, ein Koloss aus Beton und Stahl .
In einem Informationszentrum am Fuße der Anlage erfuhr ich etwas über die Geschichte, die Bau- und Funktionsweise, sowie die geplante Zukunft des Schiffshebewerks.
Modell des bestehenden und des im Bau befindlichen neuen Schiffshebewerkes
Schon im Mittelalter hatten die Menschen der Region den Wunsch, auf dem Wasserweg zur Oder zu gelangen
https://de.wikipedia.org/wiki/Schiffshebewerk_Niederfinow
Zitat;
"Schon damals suchten Kaufleute aus Berlin nach einer schiffbaren Verbindung über die Oder zur Ostsee, doch mit den damaligen Möglichkeiten des Wasserbaus waren die 80 Kilometer Entfernung zur Oder, insbesondere der Hügelrücken westlich Eberswalde (Wasserscheide zwischen Elbe und Oder), nicht zu überwinden.
Erst mit der Erfindung der Kammerschleuse im 16. Jahrhundert war ein derartiges Kanalbauwerk technisch möglich.
Der später zur HOW zählende Finowkanal entstand als ältester deutscher Schifffahrtskanal kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg , wurde in diesem wieder zerstört, aber in der Mitte des 18. Jahrhunderts wieder hergestellt.
Er führte vom etwa 50 km nördlich von Berlin an der Havel liegenden Liebenwalde zur Oder.
Als die Havel unterhalb Liebenwalde in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Bau des Malzer und des Oranienburger Kanals schiffbar gemacht worden war, war eine von Berlin aus schiffbare HOW entstanden. "
Dieser Wasserweg war dem anwachsenden Schiffsverkehr nicht gewachsen. Anfang des 20 . Jahrhunderts wurde der später Oder-Havel-Kanal genannte Kanal gebaut.
Mit einer vierstufigen Schleusentreppe wurde der Höhenunterschiede überwunden,
Die Treppe war von 1912 bis 1972 in Betrieb. Der Zeitaufwand beim Schleusen war hoch , auch war der Wasserverlust nicht unerheblich.
Und so wurde 1927 mit dem Bau des Schiffshebewerks begonnen. Es wurde 1934 parallel zur Treppenschleuse in Betrieb genommen. Die Treppe war von 1912 bis 1972 in Betrieb. Heute sind die Schleusen stillgelegt. Nur das Schiffshebewerk wird benützt.
Das bestehende Hebewerk ist an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit und entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen.
1997 wurde der Neubau des neuen, größeren Schiffshebewerks beschlossen. Es soll 2019 oder 2020 in Betrieb genommen werden.
Mein Rundgang begann am Fuß der riesigen Stahlkonstruktion. Ein bequemer Weg führt hinauf zur oberen Plattform.
Der Trog ist ständig in Betrieb.
Schiffe fahren unten in den Trog, ein Schleusentor schließt sich.
Der Trog setzt sich in Bewegung und fährt mit 12cm/s 35 Meter nach oben.
Der Boden des Hebewerks ist stets wasserfrei.
Die 192 Betongegengewichte bewegen sich nach unten. Der Trog wiegt mit Wasserfüllung 4 290 t. Da ein Schiff stets so viel Wasser verdrängt, wie es selbst wiegt, bleibt das Gewicht des wassergefüllten Troges immer dasselbe.
Blick von unten auf die Kanalbrücke.
Wassertiefe im Trog :2,50 m. Das reicht für die modernen Schiffe nicht mehr Die Wassertiefe des Troges im neuen Hebewerk wird 4m sein.
Die Schiffe heute sind 110 m lang . Der Trog des neuen Hebewerks wird 115m lang sein , jetzt sind des 82,50 m .
Mehr technische Details hier
http://www.wna-berlin.de/bauwe…rk_niederfinow/index.html
Nach 5 Minuten ist der Trog oben angekommen, das Schleusentor öffnet sich und die Weiterfahrt kann beginnen.
Der Ausblick von der oberen Plattform :
Blick auf den Oder- Havel - Kanal , auf den Oderbruch und auf das noch im Bau befindliche neue Schiffshebewerk.
Nach kurzer Zeit beginnt schon die nächste Fahrstuhlfahrt eines Schiffes - nach unten, . die Betongegengewichte bewegen sich nach oben.
Besonders oben auf der Brücke bekommt man einen kleinen Einblick in die Technik des Hebewerks.
Dicke Stahltrossen, überdimensionale Schrauben und Muttern, Ketten, riesige Betongegengewichte sind eindrucksvoll. Von der "inneren " Technik" ( Motoren, Steuerung, Sicherheitstechnik sieht man nichts. Dies soll im neuen Schiffshebewerk alles zu besichtigen sein )