In Augsburg ein Kurhaus? Die alte Industriestadt in Bayern ist doch eher neben einem seit kurzem erfolgreichen Fußballclub als Stadt der Fugger und Welser oder auch als ehemalige Textilstadt bekannt. Aber ein Kurhaus befindet sich doch normalerweise in einem Kurort, oder?
Und doch gibt es im Stadtteil Göggingen ein Kurhaus. Das schaut nicht mal allzu schlecht aus, meint ihr nicht auch?
Die Geschichte dieses Gebäudes ist eigentlich schnell erzählt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war ein gewisser Hofrat Friedrich Hessing, nach dem sind heute noch zwei orthopädische Kliniken im Ort benannt, scheinbar ein guter und bekannter Orthopäde in Göggingen, damals noch Vorort von Augsburg. Für die weit angereisten Patienten sollte natürlich neben der medizinischen Versorgung auch gutes für deren Psyche getan werden. Also wurde 1886 dieses Gebäude mit viel Gusseisen und Glas ähnlich einem Wintergarten, aber als vollwertiges Theater errichtet. So wurde es auch bis nach dem Ersten Weltkrieg genutzt. Vom Billardsaal in den „Goldenen Zwanziger Jahren“ bis zur Veranstaltungshalle für KdF im Dritten Reich und im nächsten Krieg als Kino zur Unterhaltung der Bevölkerung war das Kurhaus für alle Zwecke geeignet. Danach dann entsprechend der Mode als Kegelbahn und um 1970 als Baustofflager genutzt verkam das Gebäude zusehends. Schließlich brannte es im Jahr 1972 ab.
Dieser Brand war die Rettung für das Kurhaus. Nun entdeckte man hinter den verkohlten Holzteilen die gusseisernen Säulen und Fenster. Damit war der schon beschlossene Abriß vom Tisch. Die Stadt Augsburg kaufte die Ruine und eine breite Bevölkerungsmehrheit war für die originalgetreue Wiederherstellung des Kurhauses. 1996 war es so weit. Das Gögginger Kurhaus erstrahlte im Glanz des Jugendstils des Kaiserreichs.
Als ich kurz darauf das erste Mal das Gebäude von innen und außen sah, war ich fasziniert. Seitdem sind wir fast in jedem Winter bei einer meist musikalischen Veranstaltung im Gebäude. Zur Akustik kann ich euch als musikalischer Laie nichts sagen. Mir geht es um die einmalige Architektur, die zum Glück erhalten werden konnte.
Doch nun genug der Worte. Schaut es euch einfach mal an, unser Kurhaus…
Details wie Treppengeländer, Kapitelle, Säulen oder die gusseisernen Fensterrahmen sind hervorragend restauriert.
Die Tische und Stühle der Gasträume für den Ausschank von Getränken in den Pausen finde ich persönlich weniger passend.
Dafür fühle ich mich im Inneren des Theaters in eine andere Zeit versetzt.
Der Bühneneingang
Das Kassenhäuschen
Im Nebengebäude ist eine Gaststätte untergebracht.
Die Gebäudeteile sind durch Glas-Stahl-Bauten miteinander verbunden. Vielleicht fällt euch auf, daß ein Teil angehoben werden kann, so daß Fahrzeuge hindurch fahren können.
Wer noch mehr über das Kurhaus wissen möchte, dem darf ich den link zum Artikel von Wikipedia ans Herz legen:
httpss://de.wikipedia.org/wiki/Kurhaus_G%C3%B6ggingen
Jürgen