Entlang der Soča
Meine Nacht wurde nicht gut, um 3 Uhr war sie quasi vorbei. Es war eiskalt geworden in meinem Wohnwagen.
Ich zog alles wieder an, was ich Stunden zuvor ausgezogen hatte, holte mir noch eine Decke von der zweiten Liegefläche,
aber an Schlaf war nicht mehr zu denken. Frieren ist für mich schlimmer als Durst oder Heimweh!
Weder ein paar Kniebeugen noch sonstige „sportliche Betätigungen“ brachten etwas Wärme in meinen Körper zurück.
Mein spärliches Frühstück war auch nicht geeignet, die Lebensgeister zu wecken.
Eiskalter Kaffee, der Joghurt und die Banane fast gefroren.
So wartete ich mit Ungeduld auf den Tag und vor allem auf die Sonne!
Heißes Wasser gab es im Sanitärbereich und was hätte ich jetzt für eine heiße Dusche gegeben,
aber mein kleines Gästehandtuch war vom abendlichen Duschen noch sehr nass und fast ein Brett.
So blieb es bei „Katzenwäsche“ und um 7.oo Uhr war es endlich so hell, dass die Kamera einigermaßen zufrieden war
und ich begab mich wieder auf die Reise.
Der Bordcomputer zeigte dann deutlich, warum mir so kalt war und ein weiteres Schauer lief mir über den Rücken.
Gleich nach dem Campingplatz wechselt die Soča die Straßenseite, von der Brücke her sagte ich ihr „Guten Morgen“ und auch,
dass ich sie heute begleiten werde.
Jetzt hatte ich sie auf der Fahrerseite und somit auch besser im Blickfeld.
Das Trenta-Tal ist ein in Ost-West-Richtung verlaufendes enges Tal. Im oberen Abschnitt besteht es fast nur aus Fluss und Straße.
Im Winter kommt die Sonne nicht über die Berge und somit ist das Leben dort sehr hart und das Tal nur dünn besiedelt.
Zu den einzelnen Höfen besteht über die Soča nur eine Verbindung über diese Hängebrücken.
Dies war die erste die ich sah
dies wohl die höchste und längste
und diese wohl die älteste
und hier eine der neueren Brücken, die sogar mit kleinen Fahrzeugen befahrbar sind.
Diese Brücke wollte ich mal „ausprobieren“,
gab aber nach einigen Metern schnell auf, denn sie schaukelte von rechts nach links und auch von oben nach unten.
Es war schlimmer als auf einem Schiff bei Seegang.
So kletterte ich zur Soča hinunter und machte von dort ein paar Aufnahmen.
Ihr aquamarin- bis smaragdgrünes Wasser suchte sich einen Weg über Stock und Stein, war eiskalt, sauber und klar.
Weiter ging es an der Soča entlang. So wie der Fluß sich durchs Tal schlängelt, so schlängelt sich auch die Straße,
auf der ich wohl ganz allein unterwegs war.
Die erste Ortschaft war Soča.
Ihr Kirchturm mit seinem roten Dach leuchtete weithin in der sonst grün-grauen Landschaft.
Hier muss sich die Soča durch eine enge Schlucht quälen. Stellenweise ist sie hier nur 1 m breit,
man könnte von einem zum anderen Ufer springen, dafür aber 6m tief. Gesamtlänge der kleinen Rinne 100 m.
Von der ersten steinernen Brücke konnte ich ihren Verlauf gut beobachten.
Auch fand ich hier ein paar Frühlingsboten
sibirische Iris, die gerade ihre blaue Farbe zeigten
Salomonsiegel
und ein paar Mutterschafe mit ihren Lämmern.
Ob die in der Nacht wohl einen warmen Stall hatten oder auch so gefroren haben wie ich?
Weiter ging die Fahrt, die Sonne stieg höher und das Tal wurde etwas breiter.
Ab und zu konnte ich einen Blick in die Ferne erhaschen und immer noch schneebedeckte Berge sehen.
Auf dem Weg nach Bovec kam ich an diesem großen Gedenkfriedhof vorbei.
Hier liegen 546 Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee von den 100.000 Soldaten,
die im 1. Weltkrieg in 12 großen Schlachten an der Soča bzw. Isonzo-Front gefallen sind.
Kirche Sveti Anton mit italienischem Beinhaus
Rund um Bovec ist das Tal breiter, Soča und Straße liegen weit auseinander.
Hier ein paar Bilder von der Ortsdurchfahrt
und hier gibt es auf der li. Seite sogar einen kleinen Flugplatz.
Geplant war einmal, die Soča aufzustauen und eine große Talsperre zu errichten.
Vehement hat die Bevölkerung protestiert und der Plan wurde wohl nicht zuletzt deshalb aufgegeben,
weil dieses Gebiet auch stark erdbebengefährdet ist.
Erdbeben in den letzten Jahren: Ostern 1998, Stärke 5,1, 12.07.04, Stärke 5,1 und 29.07.04 mit einer Stärke von 4,9.
Weiter gings Richtung Kobarid und ein Hinweisschild machte mich wieder auf eine Sehenswürdigkeit aufmerksam.
Ein Parkplatz war auch gleich gefunden.
Dies ist Sloweniens größter Wasserfall, 106 m stürzt er sich in die Tiefe!
Im Vergleich zu dem Wasserfall war das Rinnsal der Boka schon sehr dürftig.
Dann führte die Straße durch ein herrliches Waldgebiet. Diverse Pflanzen fand ich am Straßenrand
wilde Akelei
tiefblauer Augentrost
Walderdbeere
Glockenblume
Mauerraute
Hirschzungenfarn
und irgendwo dort unten war die Soča wieder.
Etwas später sah ich sie dann auch wieder.
Auf ihrem weiteren Weg dient sie erst der Stromversorgung der Region
und etwas weiter Richtung Süden wird sie gestaut, um wohl der Wasserversorgung zu dienen.
Danach sieht sie ziemlich mitgenommen aus, erholt sich aber schnell wieder durch zahlreiche Bäche
und Flüsschen die sie aufnimmt auf ihrem Weg zur Adria.
Richtung Nova Gorica ging weiter unser Weg und dann direkt zwischen Straße und Soča ein Restaurant.
Es war Mittagszeit und einen vernüftigen Kaffee konnte ich auch vertragen.
Direkt an der jetzt smaragdgrünen Soča konnte man hier gemütlich sitzen.
Ruhig floss sie dahin, nichts hatte sie mehr von der Wildheit in den Bergen.
Dort verabschiedete mich von ihr, denn kurz darauf fließt sie hinüber nach Italien und bekommt einen neuen Namen:
Die Soča wird der Izonso.
Ich aber wollte über den Karst Richtung Kroatien fahren.
Dann wieder mal ein Schild.
Ich suchte nach einer Möglichkeit zu parken, fand aber nichts.
Kurzerhand hielt ich schnell auf der Brücke, Kamera geschnappt und schnell ein Foto gemacht
und als ich wieder einsteigen wollte, sah ich ein weiß-blaues Auto hinter meinem Wagen.
So brachte mir dieses letzte Foto der Soča eine dicke Verwarnung ein und mir war nicht nur wegen
der Außentemperaturen richtig warm geworden.
Danach ging es gemütlich über den slowenischen Karst entlang der Bahnstrecke nach Sezana Richtung Triest,
um auf meiner „alten Strecke“ nach Kroatien zu fahren.
Der Grenz“fluss“ zwischen Slowenien und Kroatien , die Dragonja, wurde mal wieder „entschilft“,
man konnte sogar das Wasser sehen
und dann fuhr ich über die Grenze ins schönste Urlaubsland der Welt.
Kurze Zeit später begrüßte mich „Die Wacht von Istrien“ genannt Buje
und spätestens wenn ich über diese Brücke und den anschließenden Mirnadamm fahre
bin ich angekommen in der zweiten Heimat
Hier sind die anderen Teile des Berichtes
Über Wurzenpass und Kranska Gora nach Istrien, Teil 1