www: Reif für die Inseln - Åland 2013

  • Handlungsunfähig besoffene Passagiere sind mir nicht aufgefallen. Vielleicht war die Rundumbespassung (Disko, Spiele und ähnliches für mich vollkommen Uninteressante) auch ein Alternativprogramm. Was die wunderschöne Schärenlandschaft betraf, war die Überfahrt auf jeden Fall ein Erlebnis.



    Mariehamn 14.7.2013


    Ob sich der blinde Passagier noch an Bord geschlichen oder es vorgezogen hat, auf Åland zu bleiben, weiss ich nicht. Jednenfalls ist heute mein letzter Tag auf der Insel, und ich will jetzt erst mal ins Bootsmuseum im Osthafen. Nachher um 13 Uhr ist Äquatortaufe, schwedisch Linjedöp, auf der Pommern.


    Im Moment ist im Museumshafen noch alles verriegelt und verrammelt,

    ausser den Segelschiffen auf dem Wasser.


    Das hier ist ein lebendisges Museum, hier wird nicht nur ausgestellt, sondern auch noch Neues geschaffen, nämlich alte Schiffe nach Originalplänen nachgebaut. Nur heute am Sonntag wird nicht gewerkelt.






    Erkennt Ihr die Kneipe mit dem Möwenüberfall ? Das Netz hat sie nicht abgeschreckt ...



    Aktuell lässt sich nichts Gefiedertes blicken, es gibt ja auch noch nix zu Picken.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Im Internet hatte meine daheim gebliebene Frau, die laufend meine Reiseziele verfolgte und mir Tipps für weitere gab, die Galeasse Albanus entdeckt, mit der man kurze Touren machen könnte. Wie gesagt, könnte - alles was ich von diesem Prachtschiff am Osthafen gefunden habe, war ein Schaukasten, aus dem hervorging, dass es regelmäßig mit Jugendlichen unterwegs sei, also wohl auch aktuell.


    Und im Museum, das inzwischen geöffnet hatte, war dann doch etwas von der Albanus zu sehen -



    Hier wird fleissig gewerkelt, wenngleich nicht heute am Sonntag.





    Und in einer anderen Abteilung widmet man sich dem motorisierten Teil der Seefahrt.




    Leider verstehe ich als Landratte ja nicht viel von dieser Materie, die ich nur staunend angucken und ablichten kann. Vielleicht hat ja irgendjemand unter der verehrten Leserschaft mehr Ahnung als ich, und kann das Ganze noch kommentieren. Ich kann nur sagen, da ist ein schönes Schiff - in Teilen, oder, wie hier, im Ganzen ...



    Last not least - erinnert Ihr Euch noch an die Seemannskapelle vom Dienstagabend ?
    Wahrscheinlich nicht mehr, deshalb hier zur Erinnerung:



    Heute hat sie offen.



    Leider kann ich das Innere nicht mehr aufnehmen - sehr schlicht, ohne irgendeinen Schmuck, einfache Holzbänke und ein schlichtes Pult als Kanzel/Altar - weil mich gleich der schon anwesende Pfarrer begrüßt. Seinem Gottesdienst muss ich dann leider fernbleiben, zum einen weil ich ihm sprachlich nicht folgen kann, zum andern weil ich nachher auf die Pommern will, zur Linjedöp = Äquatortaufe, die für 13 Uhr angekündigt ist.

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  • Mariehamn 14.7. 2013, 13 Uhr


    Bei leichtem Nieselregen beginnt die Äquatortaufe, mehr zu dieser Sitte hier oder hier.
    Der Äquator kann also auch am 60. Breitengrad liegen ...


    Der Kapitän, zumindestens sieht er so aus, spricht die einleitenden Worte, nachdem ein betrunken scheinender Matrose auf den Zeremonienplatz getorkelt und dort wie ein Stein umgefallen ist. Während der ganzen Aktion liegt er da und wird offensichtlich nicht weiter beachtet - ob man sprachlich in irgendeiner Weise auf ihn eingeht, entgeht mir mangels ausreichender Schwedischkenntnisse. Jedenfalls scheinen die Vorträge in humorvoller Weise vorgetragen zu werden, was ich aus dem Gelächter der Zuschauer schliesse. Mit der Taufkandidatin wird etwas rauh umgegangen, ich hoffe mal, dass ihr das vorher klar war (oder das sie das Ganze einfach spielt).




    Das Folgende hab ich, weil ich meinem Akku nicht traute, in 4 Teilen aufgenommen,
    (und weil ich den schwedischen Ausführungen nicht foigen konnte).


    Teil 1: Ansprache des Käptn und Vorstellung des Teams.
    httpss://www.youtube.com/watch?v=Pz67hkEgtkQ


    Teil 2: Ausführungen der Teammitglieder, dann wird die Taufkandidatin herangeschleppt.
    httpss://www.youtube.com/watch?v=Mbn-ThaQtzQ


    Teil 3: Die Kandidatin wird untersucht, angemalt und im Bottich getauft.
    httpss://www.youtube.com/watch?v=-zKNCQx2lzg


    Teil 4: Die Kandidatin erhält das Taufzertifikat und wird verabschiedet, desgleichen das Taufteam.
    httpss://www.youtube.com/watch?v=7C2gHks_Ny4

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  • Nach der Linjedöp gibt's, gut vor dem stärker werdenden Regen geschützt, da zwei Etagen tiefer im Inneren des Schiffs, Kaffee und was zu futtern, dazu tritt die Shanty-Gruppe Rolling Home auf. Die Athmosphäre ist sehr familiär, das Publikum wird miteinbezogen und es werden Texthefte zum Mitsingen verteilt - was mir verwehrt bleibt, mangels ausreichender Schwedischkenntnisse, und weil man schlecht gleichzeitig filmen und mitsingen kann.


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    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Die Sänger machen Pause und haben Zeit für ein Schwätzchen - der eine hat seine Vorschulzeit im Berlin der späten Dreissiger Jahre verbracht, sein Vater war dort Diplomat, und er spricht passabel deutsch. Allerdings wollen alle möglichen Leute etwas von den Musikern, und ich verziehe mich irgendwann, zumal ich den Gesprächen mangels ausreichenden Schwedisch (wieder mal) nicht folgen kann.


    Oben sieht's zwar heftig nach Regen aus, aber das täuscht.



    Das rechte Bild ist eine Spiegelung in der Glasfront des gegenüberliegenden Seefahrtsmuseums.


    Ich drehe, während sich die Wolken verziehen, ein paar letzte Runden durch die ruhigen Straßen des Hauptstädtchens.





    Dieses Haus gehörte einer der bekanntesten Mariehamner Reederfamilien -




    "hier wohnte der Segelfahrtskönig Gustaf Erikson".

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Da ist schon wieder mal ein großer Applaus für die aufwändigen Einstellungen der Berichte fällig.
    Wunderbar die Taufe, die wohl überall , auf See , beim Ballon Fahren, am Äquator und sicher mehr, immer etwas rustikal ausfällt.


    Ganz lieben Gruß
    Helmut

  • Dankschön für das viruelle "Geräusch", es gebührt auch meiner Frau, die die ganzen Bilder verkleinert und teilweise nachbearbeitet hat.



    Nach der Rundfahrt hab ich wieder Hunger bekommen und kehre zu einem Hafenrestaurant an der Pommern zurück. Wenige Meter neben der Hafenkante, an der es ins Wasser geht, spielen Kinder im Sandkasten, die kleineren mit Schwimmweste ausgestattet - man kann ja nie wissen.


    Gemäß meiner Angewohnheit, als kombiniert Kurz/Altersweitsichtiger ohne Brille zu lesen, liegt das gute Stück auf dem Tisch,
    als ich Besuch bekomme




    Letztendlich interessiert er (sie ?) sich letztendlich doch nicht für meine Sehhilfe, sondern für ein paar Krümel und fliegt von dannen.


    Nochmal ins Quartier, Koffer packen, denn ich muss morgen früh um 7:00 an Bord der Rosella sein, Richtung Kapellskär-Stockholm, dann wieder zurück (das sind fünf Minuten zu Fuß und zwei mit dem Radl), Abschied nehmen von der Pommern mit ein oder zwei Bier. Eher zwei.







    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • 14./15.7.2013


    Auf dem Rückweg zum Quartier macht mich ein Piepsen auf einen taubengroßen Jungvogel aufmerksam, der etwas orientierungslos auf der Straße herumrennt. Was für eine Art das ist, weiss ich nicht - in einer Hausecke krieg ich ihn dann auch von vorn vor die Kamera.




    Die Nacht ist kurz, die Rosella legt um 7:15 ab, und ich will nicht erst durch das durchdringende Signal, das ich in den vergangenen Tagen auch in meinem Bett gut hören konnte, geweckt werden. Das Frühstück muss ausfallen, weil es erst ab 8:00 etwas gibt - zur Fähre sind's ja nur 300 Meter und das auch noch bergab.



    An Bord entschädigt mich ein reichhaltiges Früchstücksbüfett (für 8 € !), und als ich nichts mehr essen kann, setze ich mich an Deck auf einen Stuhl und verschlafe das Meiste der Überfahrt - genug Bilder von den Schären hab ich ja schon auf der Hinfahrt gemacht.


    In Kapellskär stolpere ich von Bord und rechne damit, dass ich jetzt eine Stunde auf den Bus nach Norrtälje warten muss, dann weiter nach Stockholm zur Technischen Hochschule, dann mit der Tunnelbahn zum Bahnhof ... Da steht mir ein großer weisser Bus im Weg und ein Fahrer, der "Stockholm Centralen" ruft und alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, in seinen Bus stopft. Ich lass mich gern stopfen, zumal er nicht nach Fahrkarten fragt. Hinten im Bus sind noch genug Plätze frei, so dass ich mich breit machen und noch ein bissl Schlaf nachholen kann.


    Mehr als drei Stunden früher als geplant bin ich im Stockholmer Hauptbahnhof. Jetzt muss ich noch meine Reservierung ändern, damit ich mit einem früheren Zug weiterfahren kann - das klappt problemlos und kostet nicht mal was. Gegen 17:00, statt nach 20:00, bin ich in Kalmar.


    - Ende -

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Jetzt habe ich den ganzen Bericht Deiner Reise nochmals an mir vorbeiziehen lassen.
    Dann habe ich erst mal eine Karte genommen und geschaut, in welcher "Ecke Europas" Du warst: in einer Region wo man wirklich auf Anhieb nicht weiß , Schweden oder Finnland? Nicht weit entfernt von Russland.


    War es dieser Schnittpunkt an verschiedenen Kulturen, der Dich zu dieser Reise bewogen hat?
    Oder einfach Deine Liebe zu skandinavischen Landschaften, dem Licht des nordischen Sommers, den Schären, der Seenlandschaft , den bunten Häusern, dem Geruch nach Seefahrt und Schiffen, dem Gekreisch der Möwen?


    Wie bist Du auf die Idee gekommen , nach Aland zu reisen?


    Allein schon die Anreise mit Bahn und Schiff ist beachtenswert - typisch für Grizzly, wie wir inzwischen aus Deinen Reiseberichten entnehmen können.


    Was hast Du nicht alles unternommen und gesehen!


    Ich bewundere, wie Du Dir Zeit nimmst - überall hin- und reinguckst, scheinbare Nebensächlichkeiten beobachtest, Attraktionen findest, Dir Deine Gedanken machst ( und uns dran teilhaben lässt) , Dich über Hintergründe informierst und eigentlich immer Wege findest dorthin zu gelangen , wo Du hinmöchtest.
    Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, Bus oder einem Auto.


    Danke Grizzly, für diesen Bericht.
    Ich habe durch Dich eine Region ein klein wenig kennengelernt , habe Deine Erlebnisse mitverfolgt, sehe aber auch mit Respekt eine individuelle Art zu reisen, wie es nur wenig tun.


    Ich bin gespannt , wo es Dich das nächste Mal hinziehen wird.


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Du warst: in einer Region wo man wirklich auf Anhieb nicht weiß , Schweden oder Finnland? Nicht weit entfernt von Russland.


    War es dieser Schnittpunkt an verschiedenen Kulturen, der Dich zu dieser Reise bewogen hat?


    In erster Linie das. Wobei mich mein neuer Praxiskollege, der während seines schwedischen Studienjahrs mehrmals dort war, "heiss gemacht" hat. Eigentlich sollte es erst nur eine Tagestour von Stockholm aus werden, aber dann störte mich eine scheinbar über dreistündige Anfahrt (ich hatte die Zeitverschiebung übersehen), ich entschloss mich für einen längeren Aufenthalt und hab's nicht bereut.
    Ja, und dankschee für de Bleamerln - tack tack för blommorna.


    P.S.

    Zitat

    Ich bin gespannt , wo es Dich das nächste Mal hinziehen wird.


    Keine Ahnung ...

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