Der Eichkogel bei Mödling

  • Frühlingsboten



    Der Eichkogel liegt im Süden von Wien bei Mödling und beherbergt dank seiner besonderen Lage eine vielfältige pannonische, submediterrane und atlantische Fauna und Flora.



    Heuer erwacht der Eichkogel erst jetzt, Ende März aus seinem Dornröschenschlaf.



    Pulsatilla grandis, die Groß-Küchenschelle, Pannonische Küchenschelle



    Pulsatilla pratensis ssp. nigricans, auch „Osterglocke“ genannt muss sich noch ein wenig anstrengen, um zu Ostern zu blühen




    Adonis vernalis , der Frühlings-Adonis liegt mit seinen vertrockneten Blätterresten noch etwas schlapp im winterlichen Gras, aber er ist einer der ersten, der mit seiner leuchtend gelben Farbe den Frühling ankündigt.


    Jetzt kann es nicht mehr lange dauern, bis der Eichkogel seine volle Blütenpracht entfalten wird.



    Johannes

  • Ich denke, nur wer Pflanzen liebt kann verstehen , welche Glücksmomente es sind ,wenn man solche Plätze weiß, jedes Jahr zur richtigen Zeit diese botanischen Besonderheiten aufsucht, wiederfindet und sie genau betrachten kann , auch wenn sie sich im Gras verstecken.
    Du gehörst zu diesen Menschen Johannes ( so wie ich auch) ^^


    Adonisröschen habe ich hin und wieder in den Bergen schon gesehen ( aber später im Jahr) - aber Küchenschellen schon sehr, sehr lange nicht mehr.


    Danke für diese Bilder und diesen Beitrag!!
    Wenn es nicht so weit wäre, ich würde sofort zum Eichkogel fahren.


    Ich hoffe, das Gebiet steht unter besonderer Beobachtung und vielleicht auch Bewachung!!


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Lieber Johannes, du animierst mich dazu, in nächster Zeit in unserer Regieon mehr auf die Pflanzenwelt zu achten. Bei derern Bestimmung bin ich allerdings auf andere angewiesen. Ich denke, du wirst den Eichkogel im Laufe des Jahres noch öfter beehren (und uns die Flora näherbringen).


    Gruß,
    Klaus

  • Liebe Freunde der Fauna und Flora!


    Es ist soweit, die Osterglocken, Pulsatilla pratensis ssp.nigricans blüht. Heuer sind es nur wenige Exemplare dieser stark gefährdeten Pflanze:





    Während die Groß- Küchenschellen schon bald ihre Blütenpracht aushauchen, tauchen nun zahlreiche Adonis vernalis den Eichkogel in Gelb:




    Heuer ist der Eichkogel in ein Meer von duftenden Veilchen getaucht, die so stark riechen, dass man wie in einer Parfumwolke geht:



    Auch die Ölkäfer sind bereits erwacht:



    Dieses Foto ist eher ein Suchbild, zu scheu sind sie noch, doch in wenigen Tagen werden die Männchen mit ihren blauen Kehlen unvorsichtig den Weibchen nachstellen, dann kann man sie besser fotografieren. Wer kann sie sehen?



    Johannes

  • Elke, auch ich dachte zuerst an eine Schlange.



    Aber versteckt sich da nicht ein Vogel?




    fragt waldi :174:


    btw.: Warum akzeptiert unsere Medienverwaltung eigentlich keine Bilder die kleiner als 200 x 200 sind?
    Ich musste meine Bildausschnitte vergrößern, damit ich sie hochladen konnte.

  • Hallo, was sich da versteckt ist eine grüne Smaragdeidechse. Vorne im Bild, also unten, ist ihr Schwanz zu sehen, links sieht man zwei Beine, der Kopf ist versteckt. Ich hoffe, dass ich eine davon das nächste mal besser vor die Linse bekomme....


    Derzeit sind sie im relativ hohen Gras ziemlich versteckt, man entdeckt sie nur durch ihr Rascheln.


    LG


    Johannes

  • Hier noch ein Nachtrag vom 19. April 2018.


    Dieses Jahr dauerte der Winter relativ lange und danach war es augenblicklich viel zu warm und trocken. Das bedingte, dass einige Pflanzen sehr rasch und sehr kurz blühten.


    Herzblättrige Kugelblumen (Globularia cordifolia) befinden sich bereits in voller Blüte:


    Die Osterglocken haben teilweise schon ihre Fruchtstände ausgebildet:


    Die Vielfarbige Wolfsmilch (Euphorbia epithymoides), auch Bunt-Wolfsmilch am Westhang:


    Der Spargel treibt seine zarten Triebe:


    hier darf aber nicht geerntet werden, das ganze Gebiet steht unter Naturschutz.


    Schopf-Milchstern / Pannonischer Milchstern (Ornithogalum pannonicum):


    Und schließlich am Südhang die Zwerg-Schwertlilien:




    Leider verändert sich der Eichkogel in seiner einzigartigen Flora sehr schnell, da er nicht mehr systematsch beweidet wird und sich so die Zwergweichsel rasant ausbreitet. Auch das sich ändernde Klima mit trockenem, heißen Frühling und ebensolchen Sommern trägt zur Versteppung bei, wie hier am Südhang beobachtet werden kann:


    Zur gleichen Zeit 2006 bot sich am Südhang noch folgendes Bild, was wohl endgültig der Vergangenheit angehört. Damals streute die Göttin Iris, die geflügelte Göttin des Regenbogens, noch in all ihrer Farbenpracht einen üppigen Blütenteppich von Iris pumila über den Südhang des Eichkogels:







    Johannes

  • Oh wie gerne wäre ich mit Dir über den Eichkogel spaziert!
    Es macht nachdenklich, wie sich die Vegetation auf solch einem geschützten Gebiet scheinbar nachhaltig verändert.
    Waren dort früher wandernde Schafherden unterwegs? Gibt es solche nicht mehr?
    Schade, wenn sich jetzt Wald oder Büsche ausbreiten.


    Für die Kugelblumen musst Du im Juni auf die höheren Berge gehen - ich habe sie in Südtirol in größeren Mengen zusammen mit den Alpenrosen blühen sehen.


    Die Osterglocken haben teilweise schon ihre Fruchtstände ausgebildet:

    Es ist lustig, wie unterschiedlich regionale Bezeichnungen sind.
    Bei uns sind Osterglocken gelbe Narzissen. Bei Euch die Pulsatilla . Aber passt!

    Wolfsmilch

    Auf Losinj habe ich Wolflsmilch gesehen, die höher war als 50cm. Die ganze Gegend roch nach gebranntem Kaffee ( so empfand ich es) Duftet diese Wolfsmilch auch?

    am Südhang die Zwerg-Schwertlilien:

    Die sind wunderschön!! Werden sie in den nächsten Jahren ein Chance haben? Sie lieben doch trockenen steinigen Boden.
    Gehört dieser Weinberg ins Naturschutzgebiet?


    Sicher wird es es jetzt jedesmal, wenn Du am Eichkogel bist, anderes zu entdecken geben.
    Was ist das nächste, worauf Du Dich freust?


    Liebe Grüße,
    Elke

  • hallo Johannes,


    danke für deine Bilder vom Eichkogel. Toll, wie sich innerhalb nicht mal vier Wochen die Vegetation ändert. Unglaublich für mich, welche Blütenpflanzen hier noch wild wachsen.


    grüsse


    jürgen

  • Hallo,


    um auf die Fragen von Elke einzugehen: der Eichkogel war früher eine Hutweide, was das Herausbilden der besonderen Flora und Fauna ermöglichte. Die ersten belegten landwirtschaftlichen Nutzungen datieren mit 5.600 v. Chr. Als die Beweidung aufhörte, gab es Initiativen, den Eichkogel unter Naturschutz zu stellen und mit einem Pflegemaßnahmenkonzept den Erhalt der seltenen und stark gefährdeten Pflanzen und Tiere zu sichern. Walter Redl gilt als der Retter des Eichkogels, er wurde, so wie ich, in Klosterneuburg geboren.


    http://regiowiki.at/wiki/Walter_Redl


    Allerdings wurden die Pflegemaßnahmen nur schleppend umgesetzt, die engagierte Naturschützerin Mag. Gudrun Foelsche kämpfte weiter um den Erhalt. Gemeinsam mit Schülern eines Gymnasiums wurden mit Schere und Sense Pflegemaßnahmen durchgeführt. Aber es gab auch empfindliche Rückschläge. So wurden 1999 durch Baggerarbeiten am unteren Weg des Südhanges (der Weingarten gehört nicht mehr zum Naturschutzgebiet) und einer damit zusammenhängenden Zerstörung von geschützten Trockenrasenflächen die vom Aussterben bedrohte Weißwollige Sommerwurz und die äußerst seltene Violette Sommerwurz vernichtet. Auch der seltene Wollschweber und der ebenso seltene Salbeiblattkäfer, der nur auf einem winzigen Areal vorkam, wurden ausgerottet.


    Heute wird versucht, mit gezielter Beweidung durch Schafe und versuchsweise auch Kühe, dem Problem der Verwucherung Herr zu werden, aber es fehlt offensichtlich auch das Geld, um hier systematisch vorzugehen.


    Das nächste Großereignis, welches am Eichkogel demnächst kommt, ist die Blüte des Diptams, Dictamnus albus. Etwa zeitgleich blüht die unscheinbarere, aber umso faszinierendere Traurige Nachtviole, Hesperis tristis, die in der Nacht einen betörenden Duft verströmt.


    Die Vielfarbige Wolfsmilch riecht nicht. So eine große Wolfsmilch, wie sie Elke beschreibt, gibt es auch bei uns im Alpengarten, muss die nächsten Tage einmal hinsehen, ob sie nicht schon verblüht ist. Hier ist eine Aufnahme aus 2016, Anfang April:



    Liebe Grüße,


    Johannes

  • 25. April 2018


    Sie ist eine schnell vergehende Schönheit, die nur sehr kurz blüht. In der Nacht verströmt sie einen Duft den Hyazinthen gleich, welcher Schmetterlinge zur Bestäubung anlockt. Im deutschsprachigen Raum kommt sie nur im pannonischen Gebiet von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland an wenigen Orten vor. Ansonsten findet man sie in Mittel-, Südost- und Osteuropa.


    Sie ist nach den Nymphen der Griechischen Mythologie benannt, welche die Goldenen Äpfel behüteten, die ewiges Leben schenken konnten.


    Die Rede ist von


    Hesperis tristis, der Trauer-Nachtviole


    Diese sehr seltene Pflanze entfaltete gestern ihre Schönheit am Eichkogel und heute ist ihr Zauber auch schon wieder vorbei.







    Johannes

  • Das war bestimmt wieder einer der Glücksmomente, die ein Botaniker ( und jeder Naturliebhaber) erlebt, wenn er so etwas zur richtigen Zeit entdeckt!


    Die Trauer- Nachtviole ( was für ein geheimnisvoller Name) ist leicht zu übersehen, denke ich , wenn sie sich nicht durch ihren Duft verrät. Und doch hat sie auch zauberhafte einzelne Blüten.
    Ich habe mir erlaubt, mal eines Deine Bilder genauer zu betrachten.


    So viel Schönheit , nur für eine Nacht!



    Danke, Johannes!


    Liebe Grüße,
    Elke

  • 9. Mai 2018 - Diptamblüte


    Es ist soweit! Am Eichkogel blüht der Diptam. Und er blüht so üppig, wie ich es noch nie davor gesehen habe.

    Diptam, Dictamnus albus, gehört zu den Rautengewächsen, welche durch ätherische Öle auffallen. Zu dieser Familie gehören auch die Zitrusgewächse und die Weinraute. Der Diptam steht schon seit 1936 unter Naturschutz, ist in Österreich nur an wenigen Standorten im pannonischen Gebiet vorhanden und gilt als gefährdet.


    Am Eichkogel hat er ein geeignetes Refugium gefunden und ist hier in großen Stückzahlen zu finden.


    Hier einige Eindrücke von dieser beeindruckenden Blütenfülle, vor der man nur staunend niederknien kann.










    Johannes

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