"Hinterpfuideifi" oder Schöneschach im Unterallgäu

  • Ausgehend von einem Heimaträtsel möchte ich euch mal eine Rodungssiedlung bei Bad Wörishofen vorstellen. Vor etwa 500 Jahren wurden hierzu der Wald gefällt, das Holz zum Bau von Häusern verwendet und der Rest verbrannt. Nachdem die Wurzelstöcke verrottet bzw. entfernt waren, konnte das Land bewirtschaftet werden.Gestern sind wir bei einem Spaziergang durch Schöneschach gekommen.




    Hier der alte Wegweiser. Er zeigt seit gut 100 Jahren den Weg in die nächstgelegenen Ortschaften, u. a. auch Bad Wörishofen.



    Fassadenmalereien dieser Art werden auch heute noch von manchen Besitzern von Bauernhöfen in Auftrag gegeben. Die Berge auf dem Bild sind links vom Wegkreuz der Breitenberg, danach der Doppelberg bestehend aus Spitze und danebenliegender Kugel ist der Aggenstein und links daneben die Schlicke. Die kleine Pyramide links davon ist der Thaneller, dann etwas mißraten der Säuling und zuletzt von der Fichte unterbrochen der Tegelberg. Klar, daß ich auf allen schon wiederholt war. Wer wissen will, wie es dort genau aussieht, findet die entsprechenden Tourenberichte hier im Forum.



    Schöneschach ist eine sogenannte Rodungssiedlung. Rund herum gibt es einige Hektar Wiesen und sonst nur Wald.




    Egal, ob die Schweden oder gerade die Kaiserlichen Truppen durchzogen. Das Allgäu wurde im 30jährigen Krieg arg in Mitleidenschaft gezogen. Da ist es verständlich, wenn einzelne Menschen nach dem Westfälischen Frieden überall im Land sogenannte Friedenslinden pflanzten.



    die Kapelle St. Wolfgang




    Austragshaus nennt man ein kleines Häuschen bei einem Bauernhof, wo die Alten wohnten nachdem sie den Hof übergeben hatten.




    Das ist ein unverbastelter typischer etwa 100 Jahre alter unterallgäuer Bauernhof.



    Im Winter hat der Bauer Zeit, Brennholz zu schlagen und ofenfertig zu machen. Aber auch das Ausbringen der Gülle ist derzeit fällig. HIerzu darf der Boden nicht mehr gefroren sein. Der Misthaufen zeigt uns, daß hier ein Stall alter Art besteht, der noch von Hand ausgemistet werden muß. Das ist echte Knochenarbeit.



    Der Dorfbrunnen hat heute natürlich keine Bedeutung mehr. Der Wasserverbrauch eines modernen Milchviehbetriebes ist ziemlich hoch.Der oben gezeigte Hof ist praktisch eine Art lebendes Museum. Alle Häuser sind an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen




    Vielleicht hat euch der Ausflug in meine unmittelbare Umgebung trotz bewölktem Himmel gefallen.


    grüsse


    jürgen

  • Dieser kleine Bericht ist wieder mal ein Beweis, dass man überall Interessantes entdecken kann, vorausgesetzt, man schaut genau hin.
    Und wenn es ein Misthaufen ist :grin::lol:


    Wir haben auch einige solche "Hinterpfuideifiorte" hier in der Gegend - sympathisch, auf den ersten Blick nichts Besonderes.
    Und dann sieht man etwas ,was neugierig macht, zum Stehenbleiben anregt und wo man dann historische Spuren erkennt.
    Diese Idee muss ich aufgreifen!!


    Liebe Grüße,
    Elke

  • hallo Elke,


    ich bin schon einmal vor nicht allzu langer Zeit bei der Wanderung auf einem Stück Jakobsweg durch Schöneschach durchgekommen. Allerdings war damals das Wetter noch schlechter. So haben wir gestern den trockenen, teils sonnigen Tag für einen kleinen Spaziergang von Bad Wörishofen aus genutzt um uns das Dorf genauer anzusehen. Beim zweiten Mal sieht man bekanntlich mehr. Außerdem kann man dann so manches vorab im www nachlesen. :)


    "Seit rund 100 Jahren steht er da, der Wegweiser mitten in Schöneschach,
    umgeben von Bauernhöfen, der Kapelle St. Wolfgang und der Friedenslinde.
    Eigentlich hat sich um ihn herum gar nicht so viel verändert und doch
    ist er zunehmend gefährdet, seit die Fahrzeuge, die hier vorbei kommen,
    immer größer und ausladender werden. Seit Jahrzehnten kümmert sich der
    Verschönerungsverein um den Erhalt des kunstvoll verzierten Wegweisers,
    den zuletzt 2007 ein Lkw anfuhr und dabei stark beschädigte. Der Fahrer
    war ehrlich und bekannte sich zu dem Unfall, so dass damals die Kosten
    für die mühevolle Instandsetzung über eine Versicherung abgerechnet
    werden konnten. Heuer kam es erneut zu einem Unfall, diesmal aber mit
    Fahrerflucht, Zeugen gab es nicht.


    Für den Verschönerungsverein und die Stadt stand von
    Anfang an fest, dass der bei Einheimischen wie Gästen gleichermaßen
    beliebte historische Wegweiser wieder instandgesetzt und aufgerichtet
    werden
    muss. Um den finanziellen Rahmen überschaubar zu halten,
    wurden die Arbeiten vom städtischen Bauhof in Eigenregie sauber und
    fachgerecht ausgeführt. Dennoch liefen Kosten von immerhin rund 2.200
    Euro auf, die sich Verschönerungsverein und Stadt teilen. Seit einigen
    Wochen ist am Platz vor der Friedenslinde von Schöneschach nun fast
    wieder alles wie vor 100 Jahren."


    (Text vom Verschönerungsverein Bad Wörishofen)


    grüsse aus der Provinz sendet dir


    jürgen

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