This shit rocks … - Skulptur Projekte Münster

  • Zum Eingang ein kurzer Trailer:


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    Da mussten wir natürlich hin.


    Seit dem Jahr 1977 findet alle 10 Jahre die Veranstaltung der Skulptur Projekte nach dem Motto „Kunst im öffentlichem Raum“ in Münster statt. Sie konnte bis Anfang Oktober rd. Vier Monate lang bestaunt werden.


    Hunderttausende Besucher erfahren Kunst auf eine eigene Weise. Das Selbstdenken von Kunstwerken ist gefragt. Wenn ich ein Kunstwerk sehe, macht mein Gehirn :thumbup: oder :thumbdown: . Aber erst einmal genau hinschauen:


    • welches Thema wird da angesprochen
    • passt die Arbeit zum Aufstellungsort
    • was fällt mir dazu ein
    • was will uns der Künstler damit sagen
    • und wie beurteilt ihr?


    Vor und hinter dem Erbdrostenhof …




    … finden wir diese Rohrleitung. Oder ist das ein Wurm? Sofort fühle ich mich als Kunstbanause, da ich keinen Sinn erkennen kann.




    Wenn das Kunstwerk verkauft ist, dürfen die Teile zusammengefügt werden. Hmm …



    Vor dem Landesmuseum für Kunst und Kultur steht „The Archer“, geschaffen von Henry Moore.




    Meine Phantasie reicht nicht aus, um mir unter dieser Skulptur einen Bogenschützen vorstellen zu können. Der davor stehende Tieflaster mit der Kiste und der Aufschrift „Fragile“ gehört mit zu diesem Objekt. Aha, die Skulptur ist von der Neuen Nationalgalerie in Berlin nur geliehen und muss nach den Skulptur-Tagen wohl dorthin wieder zurück. Ob die Bronzestatue allerdings „zerbrechlich“ ist, wage ich zu bezweifeln.



    Henry Moores „Liegende“ von 1956 war bis vor der Ausstellung nach Münster verliehen. Jetzt steht sie endlich wieder vor ihrem angestammten Platz, dem Recklinghäuser Ruhrfestspielhaus.



    Direkt gegenüber „German Angst“, eine Leuchtschild-Installation. Angst, ein Wort, das es auch ins englische geschafft hat. Ist das Gefühl der Angst so eng mit Deutschland verbunden? Was der Golfer und die Kirche mit Angst verbindet – wer weiß das?




    „Momentary Monument – The Stone“ Hier versuche ich zu verstehen. Dieser Granit hat einen kleinen Schlitz, der Geldspenden in eine Box aufnehmen kann. Die Spenden werden für den Verein „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren“ verwendet.




    Jetzt muss man wissen, dass das Gebäude im Hintergrund die Ausländerbehörde beheimatet. Und im Rücken befindet sich das Traindenkmal, das Soldaten als Helden feiert, die in den Kolonialkriegen einen Völkermord an den Herero, Nama, Damara und San begangen haben. Ja, das Denkmal steht immer noch, unglaublich.
    Eigentlich sollte m. E. der Granit als Mahnmal erhalten bleiben, um einen Ausgleich zu diesem „Denkmal“ zu schaffen. Jedoch ist nach Ende der Skulptur Projekte der Stein zerstört worden. Der Schutt soll für ein besonderes Projekt verwandt werden. Die Spendenbox beinhaltete 26.600 Euro.



    Jetzt brauche ich eine Pause – am liebsten hier.




    Wir haben drei Tage in Münster verbracht, da darf es mit dem Bericht auch etwas länger gehen.



    Lieben Gruß,


    Klaus

  • Tolle Kunstwerke zeigst Du uns hier, Klaus! :up:


    Der Erbdrostenhof von Johann Conrad Schlaun ist ein echtes Juwel.


    Die Heiligenfigur in der kleinen Kapelle ist ein Meisterwerk!
    Auch St. Servatii im Hintergrund, aus dem Jahre 1230, wäre sicher einen Besuch wert. Auch wenn sie nach dem WK II nur noch ein Trümmerhaufen war.
    Oder auch St. Lamberti besichtigen - nach der Pause!
    Die Sammlung historischer Tasteninstrumente im Erbdrostenhof ist sicher auch sehenswert! Da würde ich gerne mal bei einem Drostenhofkonzert zuhören.


    Aber vorher sollte der Schrott vom Hof geräumt werden!



    meint waldi :174:

  • Hast Du Dir diese Fragen gestellt, Klaus?

    Fragen 1 und 4 lassen sich bei moderner Kunst , wie sie uns hier gezeigt wird, eigentlich nicht stellen.


    Diese Fragen schon eher
    -passt die Arbeit zum Aufstellungsort


    Und das Recht, so zu fragen und ehrlich zu antworten, sollte sich jeder nehmen.
    -was fällt mir dazu ein und wie beurteilt ihr?


    Zu den Rohrleitungen hinter Zaun und Mauern fällt mir wirklich nichts Sinnvolles ein ( außer Schrott..da stimme ich mit waldi überein)
    Und zu „German Angst“ müsste ich mich schon sehr in irgendwelche Interpretationen versteigen, die mit dem Aufstellungsort (dem roten Gebäude ) in Verbindung gebracht werden können.
    (War das nicht einer der wenigen schlauen Sprüche in dem G.O.D Film - "Etwas wird erst zum Kunstwerk in der richtigen Umgebung" - oder so ähnlich ?)


    Die Skulptur von Henri Moore hat mich neugierig gemacht . Und hier zeigt sich bei etwas Nachforschen, dass das Thema "Bogenschütze" eigentlich nicht weiterhilft - die Skulptur hat den Namen Bogenschütze ( Archer) erst später bekommen- als Spitznamen.
    Sie hieß ursprünglich Three Way Piece No. 2


    s. hier
    https://torontoist.com/2010/07…g_bronze_whatchamacallit/


    The piece was entitled Three Way Piece No. 2, but acquired a more common nickname, The Archer, because “one smooth outer edge forms a great continuous arc like a drawn bow.”


    Es ist interessant zu lesen, wie es der Skulptur 1965 in Toronto ging- zuerst abgelehnt, dann geliebt.


    Shown a depiction of the sculpture, Controller Herbert Orliffe asked in puzzlement: “What meaning has the sculpture? What does it represent?
    “It is not representative of anything at all,” Professor Arthur answered. “You don’t look for meaning in a modern piece of sculpture—it’s not like the Peter Pan on Avenue Road[Blockierte Grafik: moz-extension://ce6ab898-3d29-4bca-9eb9-f66e47ebd11a/snapshot_resources/ua/UrlAdvisorGoodImage.png]—you look for the beauty of form and mass. It is not supposed to have meaning [in that fashion].”


    Frei übersetzt
    Was stellt die Skulptur dar , was bedeutet sie?


    Sie repräsentiert überhaupt nichts.
    Suche bei einem moderen Kunstwerk nicht nach seiner Bedeutung. Es ist nicht so wie der Peter Pan auf der Avenue Road
    Schau nach der Schönheit der Form und Gestalt. ( "mass"?)


    Sie muss keine Bedeutung haben.


    Für die Skulptur von Henry Moore kann ich das nachvollziehen, Ich denke sie passt auch auf den Platz vor dem Landesmuseum.
    ( Den LKW davor sehe ich als Schutz für die kostbare Plastik gegen einen Terrorangriff)


    Aber die bunten Würmer und Rohre, die Kombination von Golf- Angst - Kirche...
    ich weiß nichts damit anzufangen, das spricht mich nicht an.


    Zeig uns mehr, Klaus!!


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Bevor ich weitermache (bis Sonntag habe ich leider kaum Zeit), hier noch einige Erklärungen.


    Als ausgewiesener Kunstbanause, der das Feuilleton in der Tageszeitung ignoriert, habe ich doch die Kunstwerke zu deuten versucht. Meine Interprationen - wenn denn überhaupt vorhanden - werden sicherlich nicht mit dem übereinstimmen, was der Künstler ausdrücken will. Aber was zählt, meine Interpretation oder die des Künstlers?


    Auch nach dem Lesen eines Berichtes über den Wurm vor dem Erbdrostenhof und den Ersatzteilen im Hinterof bin ich nicht wirklich schlauer geworden, da es wohl eine Vorgeschichte gibt. "Beliebte Stellen" heißt die "Bausatz-Skulptur" der Iranerin Nairy Baghramian.



    "Benz Bonin Burr" heißt das Arrangement vor dem Landesmuseum für Kunst und Kultur, geschaffen von Cosima von Bonin und Tom Burr. Nicht Henry Moores Skulptur ist das Kunstwerk im Rahmen der Münsteraner Skulptur Projekte, sondern der Tieflader in Verbindung mit dem Bogenschützen.


    Das Neon-Stück "Angst" ist eine Leihgabe unserer Nachbarstadt Marl. Die Lichtinstallation wurde von Ludger Gerdes im Jahr 1989 geschaffen und zeigt Spiel und Religion an der Seite der Angst.


    Den Granitblock habe ich dank meines kleinen Freizeitführers wohl richtig gedeutet. Lara Favaretto verweist mit dem "Momentary Monument - The Stone" auf den Zusammenhang von Kapital und Kriegen.


    Nun denn, für alles scheint es eine Erklärung zu geben, wenn auch der Sinn sich einem manchmal nicht sofort erschließt. Über Geschmack lässt sich natürlich immer streiten.


    Eine Fortsetzung mit der Vorstellung einiger weitere Werke folgt demnächst.


    Lieben Gruß,
    Klaus

  • Ein Symbol für den Frieden: „Toleranz durch Dialog“. Die Skulptur des spanischen Bildhauers Eduardo Chillida steht im Innenhof des Rathauses mit seinem Friedenssaal.




    Auf unserem täglichen Weg vom Womo-Stellplatz in die Innenstadt kamen wir an dieser Konstruktion vorbei.




    Wir wunderten uns immer über die vielen Menschen, die dort verweilten. Auch dieses Gebilde ist ein Teil der Skulptur-Projekte.


    Die marode Oberfinanzdirektion musste abgerissen werden. Der Bildhauer Christian Odzuck wollte für die Projekttage die moderne, markante Treppenanlage retten. Der Bagger war schneller. Nun hat Odzuck eine Attrappe als begehbare Architektur-Skulptur gebaut. Aus Steuergeldern? ^^




    Als Publikumsmagnet erwies sich „On Water“ von Ayşe Erkmen.




    Das „über Wasser wandeln“ faszinierte das Publikum. Ob manch einem wohl der Gedanke kam, dass eine solches Können vielen Menschen den Tod im Mittelmeer erspart hätte?




    Zu „Nietzsche´s Rock“ verweise ich auf die einen Bericht der Westfälischen Nachrichten: Brocken zeigt das menschliche Maß von Gerhard H. Kock.




    Nicht zu den eigentlichen Skulptur-Projekten zählend gab es viele weitere Ausstellungen.





    Bei dieser Bronze …



    … musste ich sofort an die Ärzte mit ihrem stummen Schrei nach Liebe denken (anstatt an Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“ :wink: ).


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    Sehr beeindruckt hat mich das ausdrucksstarke Werk „Secret“ von Lotta Blokker, das mit Grafiken von Käthe Kollwitz im Haus der Niederlande ausgestellt war.





    Die „Überfrau“ von Tom Otterness ist zwar nicht Bestandteil der Skulptur-Projekte, …




    … besticht aber durch die vielen Figurenensembles mit Erzählungen vom Kampf des "kleinen Mannes" (und der "kleinen Frau") in einer durch und durch kapitalistischen und komplizierten Welt.




    Schrecken oder nicht Schrecken, Hervé Doumbis „Les masques célèstes“ (Himmlische Masken) …




    … über dem Grab von Freiherr Roth von Schreckenstein.




    Auf dem Epitaph Annette von Droste-Hülshoffs Worte:




    In diesem kleinen Filmchen erfährt man etwas mehr.


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    „Sketch for a Fountain“, ein Skulpturen-Ensemble von Nicole Eisenman. Weisen die Nackerten darauf hin, dass auf diesem Hügel an der Promenade sich einst die Schwulen trafen? Daher die geschlechtslosen Figuren? Wie auch immer, sie verstecken sich nicht. :oops:






    Genug der Kunst. Das hier gezeigte ist nur eine kleine Auswahl aus den vielen Projekten, die nicht immer nur aus dreidimensionalen Werken bestehen müssen. Hier noch ein Beitrag aus "aspekte" im ZDF:


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    Solltet ihr immer noch Verlangen nach mehr haben – im Jahr 2027 finden die nächsten Tage der Skulptur-Projekte in Münster statt. Vielleicht sehen wir uns.


    The shit has rocked,
    Klaus

  • @vadda



    Die Vorstellung der Skulpturen-Projekt-Tage hat mir sehr gut gefallen lieber Klaus, schade, daß ich das nicht live gesehen hab.
    10 Jahre warten, das ist doch recht lang....


    Im Münsteraner Tatort bekam ich schon einen kleinen Vorgeschmack, oder wars ein Nachgeschmack, der Skulturen Projekte.


    http://www.zeit.de/zeit-magazi…in-mensch-kritikerspiegel
    http://www.faz.net/aktuell/feu…relle-werte-15297449.html


    Boerne und Thiel ermittelten in der Kunstszene während der Skulpturen Projekte.

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

  • Danke, Klaus, für die Fortsetzung Deines Berichtes , für die gut ausgewählten Bilder und für die Mühe, die Du Dir mit den ergänzenden Videos und mit den Kommentaren gemacht hast.


    Auch wenn ich hin und wieder zwischen den Zeilen Skepsis erkennen konnte, so habe ich doch den Eindruck ,dass Euch der Besuch der Projekttage im Münster Spaß gemacht hat und ihr herausgefordert wurdet , nicht sofort so oder so ( s.#1) zu reagieren.
    Manches, wie z.B. das Wandeln übers Wassser muss man wahrscheinlich in Aktion mit anderen Besuchern sebst vor Ort "erleben", um mehr als nur einen Spaß zu erkennen... während z.B. die Skulptur „Secret“ von Lotta Blokker auch als Foto sehr eindrucksvoll ist.
    Danke , dass Du uns mitgenommen hast und uns einiges von dem gezeigt hast, was auf Euch besonderen Eindruck gemacht hat.


    Liebe Grüße,
    Elke

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