Mit Oliven ist das so eine Sache. Jedes Jahr ist anders. Mal ist es zu trocken, mal zu naß, mal zu kalt, mal zu heiß, mal setzt den Früchten die Olivenfliege zu. So gibt es mal zu viel Oliven, dann wieder zu wenig. Regional fällt die Ernte auch unterschiedlich aus. Wer Olivenöl bei einer Presse kaufen möchte, bekommt diese Ausreden jedes Jahr zu hören. Der Preis steigt und steigt.
Hinter dem Pampasgras verbirgt sich ganz unscheinbar mein etwa 20 Jahre alter Olivenbaum in unserem Garten in Liznjan.
Da ich nur einen einzigen Olivenbaum in meinem Garten in Liznjan habe, ist die Ernte für mich nebensächlich bzw. nur ein Hobby. In diesem Jahr war der Sommer sehr heiß und trocken, der September naß und kalt. Letztendlich führte das bei meinem Olivenbaum dazu, daß die Früchte bereits in der ersten Oktoberwoche vollkommen ausgereift, also schwarz waren. Deshbalb war die Ernte in diesem Jahr so früh wie noch nie. Ein Einheimischer meinte zwar, daß die Früchte deshalb so groß seien, weil sie viel Wasser und dafür weniger Öl enthalten. Das ist mir für meinen Zweck jedoch egal.
Seltsamerweise trug der Baum nur Früchte auf der Süd- und Südostseite. Warum das so ist, kann ich als Laie nicht sagen.
Etwa alle zwei Monate habe ich neue Gelbtafeln in den Baum gehängt. Die haben auf beiden Seiten klebrige Oberflächen, so daß Schadinsekten daran hängen bleiben und meine Oliven in Ruhe reifen lassen.
Jedenfalls hatte ich ohne große Klettereien in einer dreiviertel Stunde knapp drei Kilogramm schöne Oliven geerntet. Die Katze im Hintergrund dieses Bildes ist im übrigen echt. Sie und noch zwei riechen anscheinend schon von weitem, wenn wir wieder mal im Lande sind. Dann gibt es richtiges Futter und nicht nur halbe oder ganze Eidechsen, Grillen, Heuschrecken oder sonstige Abfälle aus den Müllcontainern.
Nur ganz wenige Oliven waren v0n Schadinsekten befallen. Die sortiere ich natürlich aus. Wird Öl gepresst, bleiben die drin.
Meine geringe Menge Oliven könnte ich zwar in einer Presse abgeben und würde etwas Olivenöl dafür erhalten. Das lohnt sich jedoch nicht, zumal meine Oliven von Hand sorgfältig gepflückt wurden und Stile oder Blätter gänzlich fehlen.
Ich lege sie zum Essen ein. Das ist ganz einfach.
Pro Kilogramm Früchte benötige ich einen Liter Wasser, 100 ml Essigessenz und 300 Gramm Salz. Diese Suppe gut verrühren, bis sich das Salz auflöst und rein mit den Oliven in einen Topf aus Keramik, Steingut oder Glas. Das Ganze wird einen Monat lang dort belassen und alle zwei Tage umgerührt. Die Brühe wird dann weggeschüttet und mit weniger Salz und Essigessenz, aber gleich viel Wasser ein neuer Sud angesetzt. Das mache ich noch zwei mal.
Nach gut drei Monaten probiere ich einzelne Früchte, ob die Bitterstoffe herausgelaugt sind. Wenn ja, werden die Oliven gewaschen und zusammen mit Rapsöl oder Sonnenblumenöl in Gläser randvoll gegeben. Ansonsten belassen ich die Früchte noch zwei bis drei Wochen länger im Sud.
Die Oliven können nun gegessen, auf die Pizza gelegt oder in den Salat gegeben werden. So halten sie sich im übrigen jahrelang.
Dieser Baum hat im übrigen schon 12 Kilogramm in einem Jahr getragen, mal überhaupt keine Oliven und im letzten Jahr war ich zu spät mit der Ernte dran. Ende Oktober hat er alle Früchte abgeworfen. Welche Sorte es ist habe, kann ich euch leider auch nicht sagen. Jedenfalls schmecken die Oliven gut und es ist einfach ein schönes Gefühl, eigene Oliven zu besitzen. Ein Glas Oliven aus dem eigenen Garten ist zudem schon ein besonderes Mitbrinsel, wenn man bei Freunden eingeladen ist.
Jürgen