Gramais im Außerfern

  • Gramais ist mit knapp 50 Einwohnern die kleinste selbstständige Gemeinde Österreichs. Das Dorf liegt am Ende einer acht Kilometer langen Straße die vom Lechtal bei der Ortschaft Häselgehr nach Osten abzweigt. MIttlerweile ist sie auch gut ausgebaut und verfügt über ein paar Tunnel und Galerien und Sicherungseinrichtungen gegen Lawinen.


    So eine Straße ist natürlich eine schöne Herausforderung für mich als Motorradfahrer. Letzte Woche habe ich Suzi nach längerer Zeit mal wieder bewegt und bin über den Gaichtpaß ins Lechtal bis Gramais und über den Kniepaß wieder nach Hause gefahren.



    das Lechtal bei Häselgehr







    Das ist schon fast das ganze Dorf Gramais. Ein paar Häuser gibt es noch, die liegen etwas abseits.







    Wann der Dorfladen geöffnet ist werden wohl die Einheimischen wissen. Anschreiben braucht man die Öffnungszeiten nicht.



    Rathaus mit Bauhof, Kinderbetreuungseinrichtung, Feuerwehrhaus, öffentliche Toiletten und allem was eine eigenständige Gemeinde so braucht.



    Strom gibt es seit langem durch zwei kleine Wasserkraftwerke und auch mittels Photovoltaik. Ans Elektrizitätswerk Reutte wurde die Gemeinde erst vor ein paar Jahrzehnten angeschlossen.





    Alle örtlichen Bauern sind mittlerweile Nebenerwerbslandwirte. Die Vermietung von Ferienwohnungen ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden.







    Wer das Auto hier abstellt, kann von dort aus zu fünf kleinen Bergseen wandern.





















    Erwähnen sollte man vielleicht, daß Gramais einen eigenen katholischen Pfarrer hat. Bemerkenswert wenn man bedenkt, daß es überall an Pfarrern mangelt.





    Die Tatsache, daß auf dem kleinen Friedhof nur fünf verschiedene Familiennamen verzeichnet sind, sei nur nebenbei erwähnt.





    Vater und Sohn waren während meines Aufenthalts mit dem Spalten des Brennholzes beschäftigt. Der Winter ist lang hier auf 1321 Metern Meereshöhe.





    Eine Dorfwirtschaft gibt es natürlich auch. Dienstag ist Ruhetag. Dies zur Kenntnis, sollte jemand von euch sich mal hierher verirren. Auf mich macht Gramais den Eindruck als bleibt es noch lange so wie es ist und ich es als Kind kannte. Da war die Straße hier rauf jedoch nicht nur kriminell sondern auch das elterliche Kraftfahrzeug beinahe überfordert.


    jürgen

  • Wüsste ich nicht, dass "Heidi" in der Schweiz daheim ist (war) , ich würde sie in Grameis vermuten.
    Dass es solch abgelegene Täler unweit von uns noch gibt! :grin:


    Ein Irrtum jedoch ,wenn man glaubt, dass solche Gegenden auch heute noch weltabgewandt und hinterwäldlerisch sind.


    Grameis, so wie Du es mit Bildern und Worten beschreibst, scheint für mich ein Ort mit selbstbewussten Bewohnern zu sein , die den Wert ihres Dorfes kennen.
    Eine gute Strraßenanbindung, gesicherte Wasserversorgung, Photovoltaik, sehr gepflegte Häuser ....das spricht für sich.


    Für Menschen. die eine ruhige, urspüngliche Berglandschaft suchen , sicher ein idealer Urlaubsort.


    Aber wieviel landwirtschafliche Betriebe gibt es dort noch , konntest Du das bei Deinem Besuch abschätzen?


    Gruß,
    Elke

  • ...Für Menschen. die eine ruhige, urspüngliche Berglandschaft suchen , sicher ein idealer Urlaubsort.


    Aber wieviel landwirtschafliche Betriebe gibt es dort noch , konntest Du das bei Deinem Besuch abschätzen?
    ...

    hallo Elke,


    nicht nur schätzen. Ich weis es. Neun Betriebe bewirtschaften die steilen Hänge. Dabei ist mir folgendes aufgefallen. Hast du schon mal ein Maisfeld auf über 1300 Metern Höhe gesehen? Bei uns in der Gegend benötigt der Mais je nach Sorte 210 oder 220 Tage um heranzureifen. Wie soll das bei so einem kurzen Sommer in den Bergen funtionieren? Dieser Mais jedenfalls auf dem Bild scheint fast ausgereift zu sein. Für mich ein Novum.



    Hier noch drei Bilder zur Ergänzung. Das Erste würde ich als "Stilleben" betiteln.



    Alte Holzkreuze oder Totenbretter die wohl in wirtschaftlichen Notzeiten auf dem Friedhof aufgestellt wurden. Ich habe nicht überprüft, ob sie durch schmiedeeiserne Kreuze ersetzt wurden.




    Was im übrigen die Ferienwohnungen angeht, scheint es hier auch so zu sein, daß diese in den bestehenden Gebäuden ausgebaut wurden. Es fehlen somit Neubauten nur zum Zweck der Vermietung. Das ist auch das Schöne am Ortsbild von Gramais. Im übrigen sind die Preise dieser Fewo aus meiner Sicht relativ niedrig. Sie beginnen ab etwa 30 € in der Nebensaison. Auch die Speisekarte der Dorfwirtschaft habe ich gesehen. Die scheint eine bodenständige Küche zum anständigen Preis zu haben.


    Hier unterscheidet sich Gramais völlig vom gerade mal eine halbe Stunde entfernten Tannheimer Tal oder den Nobelskiorten Lech und Warth, wo der Trend zum Luxustourismus unübersehbar ist.


    grüsse


    jürgen

  • Hier unterscheidet sich Gramais völlig vom gerade mal eine halbe Stunde entfernten Tannheimer Tal oder den Nobelskiorten Lech und Warth, wo der Trend zum Luxustourismus unübersehbar ist.

    Gut, dass es noch solche Dörfer gibt ( Ich kenne allerdings Tannheim noch aus den 60er Jahren - da war es auch noch ein Dorf, wo es nach Kuhstall roch.Heute möchte ich da keinen Urlaub mehr machen.)

    Dieser Mais jedenfalls auf dem Bild scheint fast ausgereift zu sein. Für mich ein Novum.

    Dieser Mais ist gerade am Blühen - noch lange nicht reif. Richtig "brauchbar" wird er erst , wenn die Maiskolben gelbe Körner bekommen. ( Bei uns hier wird Mais in immer größerem Stil gepflanzt. Jetzt ist er schon ziemlich trocken und braun und jetzt wird er mit den Häckslern eingeholt)


    Keine Ahnung, was sie dort mit diesem Mais machen.
    Silieren für Viehfutter? Oder gar für eine ( kleine) Biogasanlage?


    Deine Beobachtung ist interessant.


    Viele Grüße,
    Elke

  • Hallo Jürgen,


    Dein Stilleben, die gesammelten Eierschalen, wird sicher noch weiterverwendet!
    Meine Großmutter hat sie auch gesammelt, aber ich weiß nicht mehr ob sie dem Kompost beigegeben oder dem Hühnerfutter wieder beigemischt wurden.
    Ist halt schon ein halbes Jahrhundert her. seufz...



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • hallo "Gramais-Fans",


    eine Woche später war ich erneut in Gramais mit meiner Suzi. Dieses Mal war es erheblich wärmer, so daß wir beiden Biker auch eine kleine Runde außerhalb des Ortes laufen konnten. Die Bilder möchte ich euch nicht vorenthalten.



    Gedenkstein an der Zufahrt zum Dorf.







    Wer diese Straße entlang geht, kommt zum "Skizirkus" von Gramais.




    Vorschrift muß sein!




    Hier an der Talstation des Lifts sind diese Anschlagtafeln und Infoschreiben befestigt. Wenn der Schnee im Winter ausreichend ist, wird bei solchen Liften mit Hilfe eines Traktors ein Endlos-Stahlseil unten in der Hütte und oben über jeweils über ein horizontal angebrachtes Antriebsrad gespannt. Nur unten ist ein Motor angeflanscht. Oben dreht sich das Rad, welches der Felge eines Fahrrads ähnelt von alleine. In bestimmten Abständen werden Bügel angebracht, an welchen sich der Skifahrer einhält.


    Solche Liftanlagen sind heutzutage eine Seltenheit in den Alpen.




    Irgendwie hab ich ihn liebgewonnen, diesen kleinen verträumten Ort in einem Seitental des Lechtals wo scheinbar die Zeit stehen geblieben ist.


    grüsse


    jürgen

  • Wer wohl die Liste der Beförderungsbedingungen liest?

    Wenn der Schnee im Winter ausreichend ist, wird bei solchen Liften mit Hilfe eines Traktors ein Endlos-Stahlseil unten in der Hütte und oben über jeweils über ein horizontal angebrachtes Antriebsrad gespannt. Nur unten ist ein Motor angeflanscht. Oben dreht sich das Rad, welches der Felge eines Fahrrads ähnelt von alleine. In bestimmten Abständen werden Bügel angebracht, an welchen sich der Skifahrer einhält.


    Solche Liftanlagen sind heutzutage eine Seltenheit in den Alpen.

    In unserem Nachbardorf Au gibt es am Dorfrand eine große Wiese am Hang- der örtliche Skiclub baut da auch jedes Jahr , wenn genug Schnee liegt, genau so eine Anlage auf - mit Flutlicht.
    Es ist immer eine Riesengaudi - auch für Erwachsene, wenn am "Auer Gletscher" Skifahren möglich ist.


    In Gramai scheint es auch solch eine funktionierende Dorfgemeinschaft zu geben, denn Skiurlauber werden sich dort kaum einfinden.


    wo scheinbar die Zeit stehengeblieben ist.

    Da hast Du sicher Recht!


    Viele Grüße,
    Elke

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