Wanderung auf den Branderschrofen im Ostallgäu

  • Vor zwei Jahren bin ich von Hohenschwangau aus auf den Tegelberg und dann weiter bis zur Ahornspitze gelaufen. Das Wetter war nicht besonders und so konnte ich auch nicht den eigentlich guten Ausblick von diesem 1780 Meter hohen Berg im Ostallgäu geniessen. Was lag also näher, als die gleiche Tour in diesem Sommer erneut bei nun strahlendem Sonnenschein zu wagen. Es kam jedoch etwas anders als erwartet...



    Am Fuß des Tegelbergs befindet sich Schloß Neuschwanstein. An den ersten beiden Bildern des Berichts ist bereits zu erkennen, daß das Wetter vor zwei Jahren nicht so toll war.



    Das Bild von vor zwei Jahren zeigt den Gipfel der Ahornspitze mit vielen Wolken drumherum.



    An einem sonnigen Sommertag herrscht in Hohenschwangau das Chaos. Alle Parkplätze sind belegt. Busse und Pferdekutschen bringen die Touristen rauf zur Marienbrücke wo jeder sein Selfie mit Schloß Neuschwanstein im Hintergrund knipst. Tausende laufen auch rauf bis zur Brücke und dem Schloß.


    Als Einheimischer kann mir der Trubel eigentlich egal sein. Ich parke um diese Jahreszeit am Schwansee in Alterschrofen und laufe eine Stunde bis zur Marienbrücke.



    Eigentlich wollte ich diese Brücke überqueren und so wie vor zwei Jahren dann direkt auf den Tegelberg laufen. Das war unmöglich, da sich die Touris bereits vor der Brücke stauten. Ordner ließen immer nur eine bestimmte Menge an Besuchern auf die Brücke um wie vor etwa 50 Jahren einen Einsturz wegen zu hohem Gewicht zu verhindern.




    Also kehrt gemacht und auf dem bequemen Weg im Tal entlang der Pöllat in Richtung des ehemaligen Jagdhauses Bleckenau gewandert. Da ist fast kein Mensch mehr unterwegs. Im letzten Winter war ich mit dem Schlitten da. Einen Bericht darüber findet ihr hier:


    Schlittenfahrt von der Bleckenau Hütte im Ostallgäu



    Nach einer weiteren Stunde komme ich an eine Abzweigung wo es links rauf auf den Ahornsattel geht. Hier hat das Forstamt ein Stück einer alte Fichte mit Jahreszahlen ausgestellt.




    Nach einer weiteren Stunde bin ich oben am Sattel. Hier hat man einen Blick auf die Ostallgäuer Berge rund um die Hochplatte. Die sind alle knapp unter und knapp über 2000 Meter hoch.





    Hier entscheide ich mich kurz um. Ich gehe nicht rechts auf den Gipfel des Ahornsattel sondern einfach "wegen dem schöneren Anblick" nach links um den Branderschrofen zu besteigen. Von Südosten aus schaut er einfach für mich attraktiver aus.



    In einer dreiviertel Stunde leichtem Bergauf- und Bergab bin ich zu einer Hochfläche gekommen, die das Bergerlebnis für diejenigen, die mit der Seilbahn auf den Tegelberg fahren, vollkommen macht. Ein Gipfelkreuz, ein paar fest installierte Fernrohre, Sitzbänke, Infotafeln vor allem über den Kini (Ludwig II. von Bayern) und auch die Natur sind vorhanden. Der Ausblick ist auch nicht wesentlich schlechter als vom gut 150 Meter höheren Branderschrofen.




    Selbst das Brautpaar aus den Ausland fährt mit der Bahn rauf auf den Berg und lässt sich hier bei Traumwetter und Traumausblick ablichten. Solche Hochzeitsfotos sind schon was besonderes.



    Nun kommt der Endspurt was die Höhe angeht. Die Sonne knallt auf den Hang und ich habe mir vorgenommen, die Gipfelhalbe erst ganz oben zusammen mit der Brotzeit zu verköstigen. Wie ich es mir auch dachte, sind aufgrund der Tatsache, daß diese letzen Meter sehr schwierig zu überwinden sind, nur wenige Bergfreunde am Gipfel. Schließlich ist der Weg durch den Fels gut mit Drahtseilen gesichert. Hier ist absolute Schwindelfreiheit erforderlich.


    In jedem Jahr kommen am Tegelberg Menschen zu Tode. Meist sind es Touristen, die glauben, von der Bergstation auch noch zu Fuß rauf auf den Branderschrofen gehen zu können. Da nützt die beste Seilsicherung nichts, wenn man keine Kraft hat, sich festzuhalten oder aurutscht und in die Tiefe fällt.



    Auch auf diesem Grat muß man gut aufpassen. Im Hintergrund sieht man die Bergstation der Bahn.





    Der Ausblick von hier oben ist natürlich an so einem Tag nicht schlecht.






    Statt nun direkt am Tegelberg in Serpentinen einen steilen Steig hinabzulaufen, gehe ich unterhalb der Seilbahnstation nach Norden um auf der Rohrkopfhütte eine Radlermaß zu trinken. Der Durst bei dieser Hitze hat mittlerweile meine Getränkevorräte dahinschmelzen lassen. Wäre ich direkt am Tegelberg hinabgestiegen, käme ich unweigerlich an die vermutlich immer noch verstopfte Marienbrücke und hätte somit evtl. ein Weile warten müssen.



    Der Branderschrofen von Süden gesehen



    Beim Abstieg komme ich an der Bergstation der Tegelbergbahn vorbei. Hier starten auch Gleitschirmflieger und Piloten mit ihren UL-Flugzeugen.



    Blick von der Rohrkopfhütte ins Tal und zurück auf den Branderschrofen. Auch auf dieser Hütte war ich zuletzt im Winter. Einen Bericht über diese Wanderung findet ihr hier:


    Über den Wolken...



    Der Branderschrofen ist der Berg in der Mitte. Am rechten Bildrand erkennt man die Bergstation der Tegelbergbahn.



    Von 1880 Meter geht es zu Fuß wieder runter auf 800 Meter, wo das Auto steht.



    Am Westufer des Forggensees sehen wir das Musicaltheater Füssen. Nach zwei Pleiten mit einem Musical über König Ludwig II. versucht es nun ein neuer Betreiber. Hoffen wir, daß sich die Investition lohnt und das Haus mit Traumblick auf die Schlösser und Berge mit Leben erfüllt wird.



    Nun noch ein paar Kilometer im Tal querfeldein vorbei an Schloß Bullachberg und schon bin ich wieder am Parkplatz Schwansee.



    Insgesamt war ich acht Stunden unterwegs und bin laut einer schlauen App des Handy 21 Kilometer gelaufen. Nach 19.00 Uhr dann noch ein erfrischendes Bad im Schwansee und ich konnte mich erholt, aber etwas müde auf die einstündige Heimfahrt machen.


    Ehrlich gesagt werde ich künftig diese Region meiner Heimat im Sommer bei schönem Wetter meiden. Da ist mir dann doch zu viel los rund um die Schlösser...


    jürgen

  • Ehrlich gesagt werde ich künftig diese Region meiner Heimat im Sommer bei schönem Wetter meiden. Da ist mir dann doch zu viel los rund um die Schlösser...

    Also kehrt gemacht

    Nur gut, wenn man die Gegend und alternative Wege kennt!!



    Hier hat das Forstamt ein Stück einer alte Fichte mit Jahreszahlen ausgestellt.

    Eine schöne und gute Idee!
    Da lohnt es sich stehenzubleiben und ein wenig über den Lauf der Zeit und unsere eigene Lebensspanne nachzudenken.


    Auch auf diesem Grat muß man gut aufpassen.

    Viele Deiner Bilder sind sehr schön - aber das hier gefällt mir am besten!



    Danke!


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Hallo Jürgen,


    eine eindrucksvolle Wanderung mit grandiosen Ausblicken hast Du hier beschrieben. Das Foto, das Elke auch am besten fand, zeigt wie spektakulär dieser Grat und wie atemberaubend schön die Landschaft der Ammergauer Alpen ist.


    Leider sind mir 21 Kilometer im steilen Gelände (über 1000 Höhenmeter rauf und wieder runter) inzwischen zu anstrengend. In dieser Größenordnung geht nichts mehr. Umso mehr habe ich Deine Tourenbeschreibung genossen und halte mich mit ungetrübter Freude an den aufbauenden Vers unseres Königs, Ludwig II. von Bayern:


    „In Anderer Glück sein eigenes finden
    Ist dieses Lebens Seligkeit:
    Und anderer Menschen Wohlfahrt gründen,
    Schafft göttliche Zufriedenheit!“


    Vielen Dank für Dein Bergerlebnis!


    Weißt Du vielleicht, ob die seit ein paar Jahren gesperrte Pöllatschlucht inzwischen geöffnet ist? Sie sollte angeblich 2017 wieder begehbar sein. Wir hatten 2014 eine Wanderung, von Bad Faulenbach über Schwansee/Alpsee nach Hohenschwangau, weiter zur Marienbrücke und von dort durch die Pöllatschlucht zurück, angetreten und waren dann von der damaligen Sperrung überrascht worden.


    Liebe Grüsse
    Gabi

    Einmal editiert, zuletzt von Olifan () aus folgendem Grund: Abstände

  • Hallo Gabi,


    Die Pöllatschlucht ist immer noch gesperrt.


    Wenn du nicht so gut zu Fuß bist, empfehle ich dir, den Wagen gratis ebenfalls am Schwansee bei Alterschrofen abzustellen und entlang dem Alpsee in etwa zwei Stunden nach Schluxen in Austria zu wandern. Du kannst dabei östlich oder westlich des Sees vorbei auf guten Wegen mit moderater Steigung durch das Ostallgäu wandern. Du kannst auch am Schwansee entlang nach Hohenachwangau oder westlich bis zum Lechfall in Ziegelwies laufen wobei du letztere Strecke ja kennen müsstest. Alles sehr angenehme leichte Touren mit schönen Ausblicken.


    Der Gasthof Schluxen ist seit Jahrzehnten als gutes Lokal bekannt.


    https://www.googleadservices.c…1xoKHcXAApsQ0QwIGg&adurl=


    Grüße


    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    Danke für Deine Antwort und den Tipp für eine neue, interessante Wanderung, gleich mit empfehlenswerter Einkehrmöglichkeit.
    Wir werden den Rundweg -nennt sich wie ich festgestellt habe- „Königsschleife“ bei Gelegenheit in Kombination mit dem Gasthof Schluxen mal ausprobieren.


    Liebe Grüße
    Gabi

  • Über 1000 Höhenmeter - mir wird schwindelig. Während ich immer sage, dass ich endlich mal wieder ans Meer will, sagt Irmgard jedes Mal: "Ich will endlich mal wieder in die Berge!"


    Und du bestärkst sie auch noch mit solchen Berichten. Aber trotzdem sagen "wir" :) herzlichen Dank,
    Irmgard und Klaus

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