Ich möchte an meinen Bericht anknüpfen.
Abruzzen: Zwei Tage auf dem Campo Imperatore
Wir fuhren immer weiter südwärts - immer bergab, wo der Wind dann auch völlig aufhörte.
Knapp unterhalb der Baumgrenze , in ca 1700m Höhe änderte sich die Vegetation.
Bergwiesen mit üppiger Blumenpracht
Der Blick auf das kleine Bergdorf Castel del Monte, das Kastell und seine mittelalterliche Altstadt.
Es gehört zu den Dörfern , die den Titel " I borghi più belli d’Italia („Die schönsten Orte Italiens“) tragen
https://de.wikipedia.org/wiki/…B9_belli_d%E2%80%99Italia
Hier wurden einige Szenen des Thrillers The American mit George Clooney gedreht.
Plötzlich wurden wir wieder daran erinnert, dass wir uns in einer der aktivsten Erdbebenzonen Italiens befinden.
Altstadt, Kirche und die Festung werden derzeit restauriert, Erdbebenschäden beseitigt.
Die Festung war eine Baustelle.
Ein Bummel durch das Centro storico oben auf dem Berg wäre sicher lohnenswert gewesen, aber unser Ziel war ein paar Kilometer weiter:
Calascio mit der Rocca di Calascio und der kleinen Kirche Santa Maia della Pieta in rund 1460m Höhe.
Wir hatten Calascio schon lange vorher auf einem Bergrücken entdeckt
und auch von der Straße aus gesehen, als wir näher herankamen.
Die Burgruine aus dem 10. - 15. Jahrhundert thront weithin sichtbar auf einem Felsenrücken. Die Wehranlage war im Besitz von abruzzesischen Adligen. Sie wurde nie eingenommen, wurde jedoch nach einem verheerenden Erdbeben um 1703 aufgegeben.
Das "neue" Dorf Calascio weiter unten am Fuße des Berges liegt an der Straße , ist aber relativ bedeutungslos.
Hier ein Bild aus Wikpedia #
https://de.wikipedia.org/wiki/Calascio
Author und Lizenz ( free) Tragopogon
Mein Wunsch war es , dort hinauf zu fahren.
Vor der Kulisse der Ruine wurden einige wilde Landschaftszenen zum Film "Der Name der Rose" nach dem Roman von Umberto Eco gedreht.
Ich hatte mir zu Hause mit Hilfe von Google Maps die Auffahrt zur Rocca gesucht und mit HIlfe von Street View die Straße mit ihren engen Kehren genau angeschaut.
Natürlich hatte ich dieses Schild entdeckt:
2,10m Breite ( unser Wohnmobil ist 2,05m breit, das müsste gehen ) aber "für Wohnmobile gesperrt".
(Bild aus Streetview)
Wir haben nur ein kleines, aber wendiges Wohnmobil und ich hatte mir vorgenommen, dass wir im Juni, in der touristischen Vorsaison dennoch hinauffahren würden.
Aber - leider....
Unten an der Kreuzung parkte im Schatten eines Baumes ein schwarzes Auto mit roten Streifen:
"Carabinieri".
Ich weiß nicht, ob sie hier nur Siesta machten und ein wenig dösten oder ob sie die auffahrenden Autos im Blick hatten. Wahrscheinlich beides.
Zu Fuß war es uns bei fast 30 Grad Mittagstemperatur zu weit und zu anstrengend und so fuhren wir weiter.
Die Straße zieht sich auf rund 1400m Höhe hoch über dem Tal dem Hang entlang.
Nach rund 6 Kilometern hatten wir unser Tagesziel erreicht:
Das mittelalterlichen Dörfchen Santo Stefano di Sessanio
Unweit des Ortes hatte ich einen Campingplatz ausfindig gemacht, wo wir wieder ein paar Tage bleiben wollten.
http://www.campinggransasso.it/
Der Platz ist wirklich klein- Platz für ein Dutzend Campingfahrzeuge und für etliche Zelte.
Einfach, aber sauber und mit allem , was nötig ist.
Ein liebevoll geführter Familienbetrieb.
Der Campingplatz ist der einzige in der Gegend und ist Ausgangpunkt für Wanderungen und Radtouren im Gran Sasso.
Das Restaurant am Platz ist zu empfehlen und war auch jeden Tag recht gut besucht. ( L'Aquila ist nur wenige Kilometer entfernt und in 1450 m Höhe ist die Sommerhitze leichter zu ertragen als unten in der großen Stadt.)
Von hier führen Wanderwege u.a. auch nach Castel del Monte und zur Rocca di Calascio.
Wir hätten von hier aus in einer Tageswanderung leicht dorthin wandern können . Leider können wir aus gesundheitlichen Gründen keine solchen Touren mehr machen.
Der Weg führt an diesen Berghängen entlang.
Die Wege folgen meist alten "Tratturi", jenen Wiesenwegen, die die Wanderschäfer bis vor ca 100 Jahren benützten, wenn sie am Ende des Sommers zum Weidewechsel mit ihren großen Herden aus den Abruzzen weit hinunter in den Süden bis nach Apulien zogen.
s.Wikpedia Transhumanz https://de.wikipedia.org/wiki/Transhumanz
So machten wir Spaziergänge im Tal und vor allem in das nicht weit entfernte mittelalterliche Dörfchen Santo Stefano di Sessanio.
Landwirtschaft ist nur in der kleinen Ebene am Fuß der Berghänge möglich.
Kleine Felder mit Raps, Getreide, Kartoffeln, Bohnen, Erbsen , den berühmten kleinen Linsen von Santo Stefano , u.a.
Wilde Kräuter, die man bei uns nur noch selten sieht.
Mohn, Kornblumen und Rittersporn
Eine bunte Blütenpracht und Vielfalt an den Feldrändern
Die Kirche Santa Maria della Pieta hat beim letzten Erdbeben große Schäden erlitten. Provisorisch abgestützt wartet sie auf Restaurierung.
Immer wieder sahen wir solche Felder.
Hanf, von dem ich nicht genau weiß, warum er hier angebaut wird.
Wird die Pflanze verwertet oder dient sie zur Bodenverbesserung?
Das Restaurant am Platz war ständig "offen". Für Wanderer und Radfahrer, die vorbeikamen, wurde auch nachmittags um 4 Uhr frisch gekocht.
Familiär, unkompliziert, rustikal.
Die Speisekarte, überschaubar
aber alles wurde immer frisch zubereitet.
Auch für uns :
Antipasta della casa
So sah es aus - üppig, eigentlich waren wir danach schon satt
Danach folgten
Tagliatelle allo zafferano con pesto di pomodorini secchi et ricotta salata (Nudeln mit Safran etc)
sowie
Lenticchie di Santo Stefano di Sessanio (eine Linsenspezialität aus Santo Stefano)
Man hätte weitermachen können mit Arrosticini, mit gegrilltem Fleisch usw…
aber mehr ging nicht.
Dazu ein Hauswein .
Am Schluss ein Espresso und dann war Liegestuhlsiesta angesagt. Das Wohnmobil stand 10m vom Restaurant entfernt.
Der Blick auf Santo Stefano di Sessanio.
Was diese seltsame Eisenkonstruktion bedeutet, die die Silhouette des Ortes dominiert und vom Besuch des mittelalterlichen Ortes, davon im nächsten Teil.