Auf den Spuren von Kaiserin Elisabeth in Ungarn

  • Am 9. Juni gabs Frühstück bei Tiffany!


    Quatsch! Es muss richtig heißen: Frühstück im Café New York !
    Am 23. Oktober 1894 öffnete das "Café New York" im prunkvollen Gebäude das die "New York Life Insurance Company" im VII. Budapester Bezirk Erzsébetváros (Elisabethstadt) an der Erzsébet körút (Elisabeth Ringstraße) errichtet hatte, seine Pforten. Es hat die beiden Weltkriege und die Revolution 1956 unbeschadet überstanden und wurde nach einer gründlichen Renovierung am Anfang des Jahrtausends wieder eröffnet.



    Die Fenster zum Café.




    Das Café ist eine Augenweide!




    Man gönnt sich ja sonst nichts! :roll:
    Das Frühstücksbuffet.



    Das nutzten wir aber nicht. Wir ließen uns bedienen. Wenn schon - denn schon! :thumbsup:
    Heute gehört das Café New York zur Boscolo Hotelgruppe.



    Nach dieser ordentlichen Stärkung fuhren wir mit U-Bahn und Bus zum Istenhegy (Gottesberg) in den Budaer Bergen. Der Istenhegy ist ein Teil des Svábhegy (Schwabenberg).
    Im Jahre 1857 hatte Kaiserin Elisabeth der Istenhegyi Szent László plébánia (Pfarrkirche Sankt Ladislaus vom Gottesberg) ein Messgewand geschenkt.
    Die Pfarre war bereit uns das Messgewand zu zeigen.


    Dle Ladislauskirche wurde 1860 als Kapelle eingeweiht. Wegen schadhaftem Holz musste das Kirchlein schon 1866 renoviert werden. Der hölzerne Turm und das Dachgebälk mussten erneuert werden. Dabei wurde die Kirche vergrößert und erhielt einen Steinturm und ihre heutige Form.



    Der Blick zum Altar.



    Der Altar...



    ... mit dem Altarbild das den Heiligen Ladislaus mit seinen durstigen Soldaten zeigt.



    Endlich zeigt uns die Pfarrhelferin das Messgewand das von Kaiserin Elisabeth während des Baues der Ladislauskapelle gestiftet wurde.



    Das Messgewand wird nur an Pfingsten vom Pfarrer getragen.


    Wir bedankten uns mit einer kleinen Spende für die Ärmsten der Kirchengemeinde.



    Nur einen kleinen Spaziergang entfernt besuchten wir die Óra Villa (Uhrenvilla) in der Diana utca.



    Ihren Namen hat die Villa von der Uhr im Tympanon.



    Leider kann man die dorischen Säulen die das Tympanon tragen von der Straße aus, hinter dem Gebüsch, nur erahnen.
    Diese Straße baute man einfach durch den früheren Garten der Óra-Villa und zerstörte damit das Ambiente der Anlage. X(


    Ein Bild von 1927 zeigt wie es vorher dort aussah.



    So ungefähr muss es Königin Elisabeth bei ihrem Besuch in der Óra-Villa im Jahre 1897 vorgefunden haben.
    An der Nordseite des Gebäudes erinnert eine Gedenktafel an ihren letzten Besuch in Budapest vor ihrem Tod 1898, und dass sie hier verweilte.



    Der für uns wichtige Teil der Tafel besagt ungefähr:
    "Im Oktober 1897 bewunderte unsere unvergessene Königsgattin Elisabeth die herrliche Aussicht und sah im Herbst die Blätter fallen."


    Die Óra Villa wurde 1849 von Ferenc Heidrich, einem Pester Schokoldenfabrikanten erbaut.
    Schon im Frühjahr von 1849 beobachtete General Artúr Görgey, der im August die Nachfolge von Lajos Kossuth als Reichsverweser antrat, von hier aus den Kampf um Budapest im Unabhängigkeitskrieg.
    Hier traf er sich mit den Generälen Lajos Aulich, József Nagysándor und Károly Knézich.


    Soldaten der roten Armee hausten hier und im zweiten Weltkrieg wurde das Haus schwer beschädigt. Bedingt durch die Wohnungsnot teilte man das Haus in vier Wohnungen.


    Obwohl die Weingärten längst aus den Budaer Bergen verschwunden waren überlebten die Presshäuser auf dem Gelände bis zu ihrem Abriss in den 1960er Jahren.
    Nachdem das Gebäude in den siebziger Jahren als Botschaft genutzt wurde stand es lange leer und zerfiel.
    Anfangs des neuen Jahrtausends wurde es renoviert und ist seitdem bewohnt.




    Liebe Grüße von waldi aus Ungarn :174:

  • Waldi, dieses Café New York ist ja fantastisch. :thumbsup:


    Wie sieht es denn aus, wenn man nachmittags dort Kaffee und Kuchen genießen möchte?


    Kann man da auch rein, wenn man z.B. kein Hotelgast ist?

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Ja! Es wikt recht prunkvoll.
    Das Café ist unabhängig vom Hotelbetrieb. Es steht jedem Gast offen.
    Wir waren auch nur zum Frühstück da.
    Die Preise waren bezahlbar für ein Mal frühstücken aber 10 Tage im Hotel wohnen hätte ich mir nicht leisten können. Ich wohnte sowieso kostenfrei im Hotel Elisabeth etwa 35 km westlich von Budapest. (Meine Schwägerin heisst Elisabeth!) :wink: Meine Freunde hatten ein Apartment angemietet und waren damit sehr zufrieden,


    Für einen Espresso und ein Stück Kuchen ist das New York ebenso zu empfehlen wie das Gerbaud oder Rußwurm. Die Preislage ist ähnlich.



    Liebe Grüße von waldi aus Ungarn :174:

  • Für einen Espresso und ein Stück Kuchen ist das New York ebenso zu empfehlen wie das Gerbaud oder Rußwurm. Die Preislage ist ähnlich.

    Diese anderen beiden Cafés habe ich mir auch gerade bei Wikipedia angeschaut. Sie gefallen mir auch sehr gut. :)

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Der 10. Juni stand im Zeichen des Krönungswochenendes, das in Gödöllő alljährlich gefeiert wird.
    Das Schloss in Gödöllő war eines der Geschenke der Ungarn für das frischgekrönte Königspaar im Jahre 1867. Es wurde zu einem der Lieblingsorte von Elisabeth und sie verbrachte in den Folgejahren hier mehr Zeit als in Wien.
    Auch in diesem Jahr bot die ungarische Eisenbahn eine Nostalgiefahrt vom Budapester Westbahnhof zum Bahnhof in Gödöllő an. So wie es die Kaiserin und Königin oft erlebt hat. Diese Fahrt hatten wir natürlich bebucht um standesgemäß nach Gödöllő zu kommen.


    Am 15. Juli 1846 fuhr der erste ungarische Zug vom Westbahnhof nach Vác, etwa 35 Kilometer nördlich von Budapest.
    Obwohl der Bahnhof auf der Ostseite der Donau im nördlichen Teil von Pest liegt, (damals waren Buda und Pest noch getrennte Städte) entschied man sich für den Namen Westbahnhof, da von hier aus die Züge in Richtung Westen, vor allem nach Wien abfuhren.
    Erst von 1874 bis 1877 wurde der heutige Westbahnhof nach Plänen und unter der Aufsicht von Gustave Eiffel gebaut.
    Im Krönungsjahr 1867 begann man mit dem Bau der Eisenbahnstrecke von Budapest nach Hatvan. Diese führt an Gödöllő vorbei, wo man für das Königspaar ein hölzernes Gebäude im Tirolerstil erbaute das 1882 durch den jetzigen königlichen Wartesaal ersetzt wurde. Den werden wir später noch sehen.


    Um 9 Uhr trafen wir uns vor dem Westbahnhof. Der Eingang zum königlichen Wartesaal befindet sich an der Nordseite des Bahnhofes.



    Er ist kleiner als der Wartesaal in Gödöllő.



    In den Nischen standen früher die Büsten des Königspaares, heute sind es für Nichtungarn eher unbekannte Persönlichkeiten.



    Über dem Ausgang der zum Perron führt sieht man das ungarische Wappen.



    Draussen wurde das Allerhöchste Königspaar erwartet.



    Kurz danach brachte sich eine Husarenkapelle in Stellung.



    Dann lief der Nostalgiezug in den Bahnhof ein, gezogen (geschoben) von einer kleinen Schnellzug-Schlepptenderlokomotive die in Ungarn die Bezeichnung Ia trug, aus dem Jahre 1900.
    Die heutige 220.194 ist als betriebsfähige Lokomotive Nummer 204 des Lokopark Budapest erhalten geblieben.





    Die kleine 204 wurde kräftig unterstützt von der 424 247, ein Nachktiegsmodell der seit 1924 von der MÁVAG produzierten Universallok der Baureihe 424.



    Die Wagen waren ein Querschnitt durch die verschiedenen Zeiten und Klassen.
    Der ABa 2305 ist ein Personenwagen der Polsterklasse mit je 4 6er Abteilen der 1. und 2. Klasse. In der Mitte befindet sich ein größerer Raum mit Tisch für kleine Gesellschaften oder geschäftliche Gespräche.



    Einer der ältesten Waggons in der Flotte der MÁV-Nosztalgia Kft. ist dieser wegen seiner komfortablen Geräumigkeit und seiner hervorragenden Polsterung sehr beliebte Wagen mit 1. und 2, Klasse der k.k. Südbahn von 1903.



    Ein Nachfolgemodell von 1915 das in Arad gefertigt wurde.



    Der "Matthias WR 252" war ein Speisewagen der "Internationalen Schlafwagen Gesellschaft" mit der Nummer 230. Er wurde zum Ende des zweiten Weltkrieges so stark zerstört, dass eine Wiederherstellung nicht möglich war. In den Nachkriegsjahren baute man auf dem Chassis des 230 einen neuen Speisewagen, den Matthias. Nach 1970 wurde er außer Betrieb genommen und 1997 für Nostalgiefahrten renoviert.




    Der MÁV N 2347 war einer der Speisewagen des legendären Orient-Express der von Paris über Wien, Budapest, Belgrad und Sofia nach Konstantinopel (ab 1930 Istanbul) fuhr, eingesetzt durch die Internationale Schlafwagen Gesellschaft (CIWL). Der Speisewagen wurde 1948 von der ungarischen Eisenbahngesellschaft MÁV erworben und bis 1955 im nationalen Schnellzugverkehr verwendet. Das Budapester Museum für Transportfahrzeuge kaufte ihn auf und ließ ihn nach alten Unterlagen restaurieren um ihn als Museumscafé zu nutzen. Um den Wagen wieder auf die Schiene zu bringen wurde der Holzrahmen mit dem Teakholzaufbau angehoben und das Fahrwerk modernisiert. Jetzt wird er bei Nostalgiefahrten verwendet und ist im Candlelight-Express sehr beliebt.




    Auch die zweiachsige "Holzklasse" durfte nicht fehlen!



    Die Schilder die das Klettern verbieten wurden erst nach der Elektrifizierung nachgerüstet.


    "Bitte einsteigen! Vom Bahnsteigrand zurücktreten! Vorsicht bitte bei der Abfahrt!" habe ich noch aus meiner Lehrzeit im Ohr.


    Trotz Warnung...



    ... konnte ich es nicht lassen. :roll:



    Die Kleine pfiff und die Große qualmte mächtig.


    Als der Schaffner kam um ein Loch in die Fahrkarte zu knipsen saß ich brav wieder im Coupé.



    In Gödöllő wartete schon das Volk um ihrer Königin und ihrem König die Aufwartung zu machen. Schon aus dem Cuopé sah man es.



    Auch ein Banderium zu Pferd begletete das Königspaar zum Schloss.




    Auf dem Bahnsteig wimmelte es und es wurde geschoben und geknufft. Jeder wollte den besten Platz um gute Fotos machen zu können.



    Eine Kopie der heiligen Stefanskrone war mitgereist.



    Es folgte Graf Gyula Andrássy.



    Von der Königin habe ich in dem Gewimmel kein besseres Foto machen können. X(



    Auch beim Besteigen der Kutsche vor dem königlichen Wartesaal habe ich kein brauchbares Foto hingekriegt.



    Die Menschenmenge machte die Pferde nervös und die Mnschen flüchteten dann wieder vor den tänzelnden Pferden.


    Als der Zug sich in Richtung Schloss entfernt hatte, war die Sicht frei auf den königlichen Wartesaal.



    Im Wartesaal knipste ich noch schnell die Elisabethbüste und folgte dem Königspaar ins Schloss.



    Hier war der Empfang des Königspaares schon vorbei und es meldete sich mein Magen.
    Für 12 Uhr hatten wir einen Tisch im Hotel "Erzsébet királyné" reserviert.



    Die Namensgeberin erscheint auch auf Bildern in den Gasträumen.





    Nach dem leckeren und preiswerten Mittagessen stand eine große Führung im Schloss an.
    In den Ausstellungsräumen ist das Fotografieren strengstens verboten.
    Nur im großen Saal über dem Eingang war es erlaubt die Kopie des Krönungskleides abzulichten.



    Die Schleppe.



    Die Stickerei mit Silberfäden.



    Daneben stand die bewachte Stefanskrone.



    Nach der Führung durch die Ausstellung durften wir im Schlosstheater wieder die Kamera auspacken.



    Ein Blick unter die Bühne.



    Danach kamen wir in die Reithalle wo Königin Elisabeth hohe Schule ritt. Heute wird der Saal für Konzerte und Tagungen genutzt.



    Es probte gerade ein Orchester.


    An den Wänden sieht man die königliche Familie.
    Elisabeth in einem Alter von knapp über 30. Spätere Porträte gibt es nicht.



    Der Thronfolger Rudolf mit Gattin Stephanie von Belgien und Tochter Elisabeth Marie.



    Königin Elisabeth zur Krönungszeit um 1867.



    Kaiser und König Franz Joseph als 18jähriger frischgebackener Kaiser bis kurz vor seinem Tod 1916.



    Die Königin.



    Der letzte österreichische Kaiser bei seiner Krönung zum letzten ungarischen König 1916 mit Gattin Zita und dem ältesten Sohn Otto von Habsburg.



    Durch einen geschlossenen Laubengang der früher den Pferden vorbehalten war gingen wir an diesem Originalfenster vorbei ...



    ... in den Pferdestall.



    In den Boxen...



    ... wo früher die Pferde aus den Marmortrögen fraßen ...



    ... schlürfen heute die Konzertgäste ihren Schampus und gehen danach über diese Treppe wieder zurück in die Reit- und Konzerthalle.



    Zum Abschluß ließen wir uns noch zum Franz Joseph Denkmal im Vorgarten des Königs führen.




    Damit war das Besuchsprogramm in Gödöllő beendet und wir begaben uns zum königlichen Wartesaal um die Rückfahrt anzutreten.
    Auch die ungarische Krone fuhr mit uns wieder zurück zum Budapester Westbahnhof.



    Während der Rückfahrt zogen wir im Coupé ein kurzes Resümee über die ereignisreiche Sissiwoche in Ungarn. Sie verlief ohne Probleme und war höchst erfolgreich.
    Es wird einige Zeit brauchen um die Geschehnisse und Eindrücke zu verarbeiten. Ich bin gerade dabei.
    Am Westbahnhof verabschiedete ich mich von der Gruppe die sich dann im Apartment auf die Heimreise vorbereitete.


    Ich fuhr in meine Unterkunft um montags die Fahrt in unser Sommerhäuschen in Mezőkövesd anzutreten.
    Dabei kam ich an Gödöllő vorbei und kehrte noch mal im Hotel Erzsébet királyné ein. Es schmeckte so gut wie am Samstag.
    Weil am Samstag die Zeit dazu nicht mehr reichte ging ich zum Elisabeth-Denkmal im Elisabethgarten.





    Damit ist meine Berichterstattung über die Sissiwoche in Ungarn abgeschlossen.




    Liebe Grüße von waldi aus Ungarn :174:

  • Was für ein schönes "Spektakel" lieber Waldi,


    da seid Ihr Sissifans ja wohl so richtig auf Eure Kosten gekommen! Wunderschön die Fahrt mit der nostalgischen Bahn, die schönen Kostüme und wie alles so stilecht hergerichtet wurde - einfach toll.


    Bei meiner Budapestreise sind wir auf dem Rückweg zum Flughafen auch noch kurz zur Besichtigung bei Gödöllö vorbeigefahren. Wir hatten eine Führung, die sehr interessant war.
    Jedoch das Ambiente, welches Du nun anlässlich der Krönungsfeier geniesen durftest, das muss traumhaft gewesen sein, das kann man nur erahnen.....

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

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