Wandern auf Saumpfaden am Lago Maggiore: Von Cannero nach Donego

  • Rund um den Lago Maggiore führt heute eine ( vielbefahrene) Uferstraße.


    An manchen Stellen ist sie schmal und dicht an der Felswand, an manchen Stellen auf Betonpfeilern über dem Wasser.


    Es war sicher eine straßenbautechnische Herausforderung, sie zu bauen.


    Wann sie gebaut wurde , weiß ich nicht.


    Mit Sicherheit gab es im Mittelalter, wahrscheinlich bis ins 18 Jahrhundert hinein, diese durchgehende Verbindung dicht am See entlang nicht.


    Viele alte Dörfer befinden sich auf halber Höhe der Berghänge.


    Diese Dörfer waren früher durch Saumpfade verbunden, auf denen Bauern, Kaufleute, Händler, Pilger von einem Ort zum anderen zogen.


    Diese Saumpfade existieren heute noch.


    Die meisten sind nach wie vor schmal und nur an wenigenStellen zu Fahrwegen ausgebaut.


    Es sind wunderschöne Wanderwege ( einige sind auch als Mountainbikestrecken ausgewiesen)


    Eine Wegstrecke habe ich schon vorgestellt: Der Weg von Cannero über Carmine Superiore nach Cannobio.
    Eine Traumwanderung am Lago Maggiore: Von Cannero nach Cannobio


    An einem anderen Tag machte ich die Rundwanderung von Cannero über Donego und Cassino zurück nach Cannero.
    Der Start war an der wunderschönen Uferpromenade von Cannero.




    Der Weg hinauf zum Ort führt über die Brücke des Flusses Cannero.


    Er sieht recht harmlos aus , spielt in er Entwicklung des Ortes jedoch eine wichtige Rolle.



    Im frühen 18 Jahrhundert standen hier Getreidemühlen.


    Der Fluss wurde allerdings hauptsächlich für den Transportvon Bauholz und Holzkohle aus den Wäldern über Stadt genutzt.


    Mit dem Bau von zwei Sägewerken , einer Bürstenfabrik , einer Baumwoll- und Seidenspinnerei und einer Papiermühle begann die Industrialisierung.


    Die Wirtschaftslage wurde jedoch immer unsicherer und viele Bewohner von Cannero wanderten aus, viele fanden in London Arbeit.


    Die Verbundenheit mit ihrem Dorf war so groß, dass sie eine Brücke über den Fluss Cannero finanzierten- die "Victory Bridge".



    Heute lebt der Ort vom Tourismus - Industrie gibt es nicht mehr.


    Mein Weg führte hinauf Richtung Kirche zum Platz der Fresken.


    Der einheimische Künstler Vincezo Tipaldi hat hier in den 80 Jahren Szenen aus der Geschichte des Ortes gemalt.



    Nur wenige Meter weiter begann der stetig ansteigende Wanderweg.





    Blick zurück auf Cannero.




    Hier oben entlang des Wegs stehen einige sehr schöne Rusticos -manche neu, aber auch etliche alte, schön renovierte Häuser.


    Sie sind nicht über eine Straße erreichbar.




    Offensichtlich haben sich einige Anlieger zusammengeschlossen und für den Transport von Waren diesen Lastenaufzug erbaut.




    Wer grüßt mich hier?



    Kenne ich den nicht schon?



    Hier hatte ein Hobbykünstler offensichtlich viel Spaß .



    Der Weg war sonnig und bot immer wieder Ausblicke auf den See.


    Die Vegetation fast schon mediterran.






    Der Weg führt durch einen Wald aus Esskastanien.


    Eine Traubenhyazinthe



    Pechnelken



    Eine Teufelskaralle



    Der Saumpfad ist in gutem Zustand- wenngleich das Gehen auf den ungleichmäßigen Steinen durchaus etwas anstrengend ist.






    Die Häuser hier oben haben kein Wasserproblem.


    An den bewaldeten Berghängen gibt es zahlreiche Quellen. Hier ein Quellhäuschen.



    Strom gibt es hier selbstverständlich.


    Aber ich wunderte mich darüber, dass die Einzelhäuser und Dörfchen auch mit Gas versorgt werden.




    Nur einen Fahrweg gibt es nicht.


    Eine Kapelle, der Weg führt unten durch.







    Nach etwa 1 1/2 Stunden erreichte ich das Dorf Donego.


    Donego hat nur noch wenige Einwohner.




    Die Kirche " Johannes der Täufer" aus dem 16. Jahrhundert.



    Die Häuser schmiegen sich eng an den steilen Berghang.




    Hier fand ich endlich einen Brunnen mit gutem Wasser ( ich hatte mich mal wieder in Zeit verschätzt und nichts zu trinken mitgenommen)
    Das kalte Brunnenwasser war köstlich.



    In Donego kann man Urlaub machen.




    Eine Asphaltstraße führt bis an den Dorfrand, - den "Rest" des Wegs muss man zu Fuß und mit einer Schubkarre für das Gepäck zurücklegen.





    Ab Donego geht es recht steil bergab.


    In Cassino war ich schon beinahe wieder auf Höhe des Sees.





    Hier gibt es auch eine Fahrstraße- der Wanderweg führt jedoch weiter durch den Wald hinter Richtung Cannero.


    Pfingstnelken am Wegrand



    Ich war insgesamt rund 3 Stunden unterwegs gewesen.


    ( Der örtliche Wanderplan nennt 1 Stunde… aber so rennen wollte ich nicht - ich habe unterwegs viel zu viel anzuschauen. Wie immer musste ich oft stehenbleiben , die Aussicht genießen und meinem Hobby nachgehen : die Pflanzen und Blumen am Wegrand genau betrachten. )


    Vom Schiff aus schaute ich mir am nächsten Tag meine Wanderstrecke an.


    Man kann von Donego aus noch viel weiter wandern…. auch bis hinauf auf den Cima di Morissolo in 1311 m Höhe.



    Elke

  • hallo Elke,


    durch deine Berichte über den Lago Maggiore habe ich nun richtig Lust bekommen, auch mal in diese Region zu fahren. Sie ist zwar gegenüber dem Gardasee ein Stück weiter weg, aber der Weg lohnt sich offenbar. Die Wanderwege sind scheinbar sehr abwechslungsreich und mit oft tollen Ausblicken auf den See verbunden.


    Die Dörfer, die du uns hier vorgestellt hast, scheinen noch von modernen, das Ortsbild verunstalteten Zweckbauten verschont geblieben zu sein. Das ist nicht überall der Fall.


    Vermutlich wird es ähnlich sein wie am Gardasee. Im Sommer überlaufen aber im Frühjahr und Herbst durchaus einen Besuch wert, der nicht vom Massentourismus getrübt ist.


    Vielen Dank fürs mitnehmen. Anhand deiner Berichte werde ich dieser Tage Verhandlungen mit der "Regierung" meiner Familie führen. ;)


    grüsse


    jürgen

  • Es sind wunderschöne Wanderwege ( einige sind auch als Mountainbikestrecken ausgewiesen)

    Nun ja, wer sich temporär im Urlaub in diesem traumhaften Terrain befindet, für den gibt es tatsächlich wenige Wege, die mit dieser romantischen Umgebung mithalten können.


    Du zeigst aber auch, wie äußerst beschwerlich dortiges Wohnen gerade für Ältere sein muss.


    Wunderbar, wie du aufgezeigt hast, für 600 Sfr eine Woche so ein Häuschen zu bewohnen, mit Gepäck selber hinauf schleppen.


    Da lernen einige den Respekt vor der Natur.


    Als ich mal gegenüber in Vira 2 Wochen wohnte, musste ich "nur" mit dem Auto zu so einem Rustiko fahren. Selbst das wurde zu einem täglichen Erfahrungstripp. Engste Straßen, glitschiger Straßenbelag , da immer feucht durch trop. Temperaturen im Sommer.


    (wunderten uns (mit anderer Familie) schon, dass wir Gelegenheit bekamen, dort zu wohnen).


    Und wenn bei Gewittern die Welt untergeht, das Wasser unkontrolliert durch die engen Gassen rauscht, wird`s dramatisch.


    Lebensgefährlich , wenn die Flüsse, wie der Cannero, anschwellen.


    Als ich in den 70 ger Jahren unten war, war 5 Tage das Schwimmbad in Locarno überflutet. Da stand das Wasser tatsächlich
    1 m hoch in den Umkleidekabinen. Sah man von außen.


    Heute wahrscheinlich undenkbar.


    Aber all das, vergisst man gerne, wenn man solche Ausflüge miterleben darf, wie du sie gezeigt hast.


    Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.


    Solche Tage, wie du sie erlebt hast, sind bleibend !!


    LIeben Gruß
    Helmu t

  • Hallo Elke,


    nicht nur die Fotos deiner Wanderung sind traumhaft, sondern der gesamte Bericht. Danke dafür!!! :1f642: :1f44d:


    Selbst wenn wir an den Lago Maggiore reisen sollten, was wir als eines der nächsten Reiseziele notiert haben, werden wir viele Ecken deiner Wanderung leider nicht sehen können.
    Um diese romantischen Ecken erleben zu dürfen, muss man wohl zwingend gut zu Fuß sein. :1f615:
    Deshalb bin ich um so dankbarer, dass ich dich jetzt hier begleiten durfte. :1f642: :1f642:


    Liebe Grüße,
    Angi

  • Deine Liebe zur Natur und vor allem zu den Blumen kommt in deinen Bildern anschaulich rüber.


    Herzlichen Dank für die Mitnahme,
    Klaus

  • Danke für Eure Rückmeldungen ! :grin:
    Es freut mich, wenn ich etwas von dem vermitteln konnte, was mir auf meinen Wanderungen besonders viel Freude gemacht hat!


    Es ist ja nicht so, dass ich immer einsame Wege suche. Ich erkunde auch schon mal eine Großstadt und kann mich begeistern ( da gibt es hier im Forum ja auch Berichte ..Wien, Paris, Hamburg, Prag, Budapest usw)


    Aber in der Natur kann ich am meisten Kraft schöpfen. (Und dann gibt's bei mir halt auch immer wieder diese vielen Blumenbilder... ich bitte um Nachsicht :wink: )


    Dass ich in dieser Frühlingswoche am Lago Maggiore so herrliches Wetter hatte, war einfach Glück. Das ist mir bewusst!!!


    @Dieter, Jürgen, Angi ..
    Wenn Ihr mal dorthin fahren möchtet, dann im Frühjahr oder im Herbst.
    Im Sommer kommt man auf der Uferstraße nicht vorwärts und die schönsten Plätze sind hoffnungslos überlaufen ( z.B. die Borromäischen Inseln)


    Was für einen Naturfreund ein großer Vorteil ist, kann für den anderen eine Einschränkung sein:
    Es gibt nicht allzuviele Straßen zu den kleinen Orten , manchmal auch gar keine. Und wenn, dann sind sie kurvenreich und schmal.
    Man kommt nur schwer oder gar nicht mit dem Auto dorthin.


    Um die Saumpfade und alten Handelswege benützen zu können, sollte man einigermaßen trittfest sein und auch etwas Ausdauer haben.


    @Angi, Du hast einmal nach Radwegen in der Gegend gefragt.
    Die Pfade, die ich hier beschrieben habe, sind für Normalradler keine Option - man braucht ein stabiles Mountainbike, muss es vielleicht hin und wieder auch tragen.
    Der Uferbereich ist so schmal, dass ich keine durchgehenden Radwege gesehen habe, DIe Straße ist verkehrsreich und viel zu gefährlich.
    Die meisten Orte am See sind an Berghängen gebaut - es geht immer berauf....Vielleicht ist es ganz im Süden ( bei Arona und weiter ) etwas anders. Da war ich nicht.


    Was ich am Lago Maggiore so geschätzt habe, war die Möglichkeit, so viele Orte mit dem Schiff zu erreichen.
    Na ja, Kreuzfahrtfeeling kommt nicht unbedingt auf, aber das relativ langsame Reisen mit dem Schiff(chen) zu einem der hübschen Orte , die man dann bequem besuchen kann, auf einem der italienischen Märkte bummeln, gut essen kann..... das vermittelt sehr schnell ein Gefühl der Entschleunigung vom Alltag.


    Was ich dieses Jahr /( zu spät) entdeckt habe, werde ich sicher einmal nachholen:
    http://www.lagomaggioreexpress.de/
    Eine tolle Rundreise mit Schiff und Zug
    Ich zitiere aus o.g. Quelle


    "Der Lago Maggiore Express bietet Ihnen ein unvergessliches Bahn- und Schiffserlebnis. Die Rundreise kann an verschiedenen Orten begonnen werden,"


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Hallo Elke,


    ich finde es sehr nett, dass du meine Frage aufgreifst. Danke! :1f642:

    @Angi, Du hast einmal nach Radwegen in der Gegend gefragt.
    Die Pfade, die ich hier beschrieben habe, sind für Normalradler keine Option - man braucht ein stabiles Mountainbike,

    Darüber habe ich bereits mit meinem Mann gesprochen - die Fahrräder bleiben zu Hause. :1f609:

    Was ich am Lago Maggiore so geschätzt habe, war die Möglichkeit, so viele Orte mit dem Schiff zu erreichen.

    Das finde ich auch klasse :1f642: und werden wir mit Sicherheit in Anspruch nehmen. :1f642: :1f642:
    Ansonsten nehmen wir den PKW, auch wenn wir nicht alle lauschigen Orte erreichen können. :1f609:

    Na ja, Kreuzfahrtfeeling kommt nicht unbedingt auf, aber das relativ langsame Reisen mit dem Schiff(chen) zu einem der hübschen Orte , die man dann bequem besuchen kann, auf einem der italienischen Märkte bummeln, gut essen kann..... das vermittelt sehr schnell ein Gefühl der Entschleunigung vom Alltag.

    :1f604: Kreuzfahrtfeeling brauche ich dabei auch nicht. :1f604:
    Per Schiff genüsslich von einem Ort zum anderen gebracht zu werden reicht mir. Diese Art wollen wir ja auch im Juni an der Müritz (dann allerdings auch mit dem Rad) ausprobieren.

    Eine tolle Rundreise mit Schiff und Zug

    Das ist eine ganz besonderns tolle Idee!!!! :1f642:
    Hier mal die Internetadresse: http://www.lagomaggioreexpress.de/index.php/orari


    Dabei muss man beachten, dass diese Kombination nur ab 9. April bis 8. Oktober möglich ist.



    **\'6 für diese guten Tipps!! Wir werden auf jeden Fall den Frühling wählen!! ,bgs,


    Ach übrigens: Immer her mit den Blumenfotos. :1f642: Ich mag die sehr, allerdings habe ich in der Schule nicht so gut aufgepasst, wie du - die meisten Namen kenne ich nicht. :1f60a:


    Liebe Grüße,
    Angi

  • Angi, liebt Ihr Märkte?
    So richtige Märkte, auf denen es ( fast ) alles gibt..Nicht nur billigen Ramsch...
    Von Schuhen, Handtaschen über Knöpfe, Unterwäsche, Tischdecken zu frischem Gemüse, Käse, Schinken..
    Besonders groß ist der Mittwochsmarkt von Luino.


    Für die Märkte der Region gibt es feste Tage.
    Die meisten Marktorte sind mit dem Schiff erreichbar.
    Hier eine Aufzählung:
    http://www.lago-maggiore.de/maerkte.html


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Eine wunderschöne Wanderung und so interessant beschrieben - einfach toll! :thumbsup: Und dazu noch herrliches Wetter.
    Danke Elke, dass Du uns daran teilhaben lässt.


    Wir sind zurück von unserem Norddeutschland-Besuch. Zum Glück kein Regen - aber für die Jahreszeit zu kühl und meistens auch bewölkt. Ich werde demnächst mal etwas von den norddeutschen Stadtbesichtigungen zeigen, die wir gemacht haben. Ist ein richtiges Kontrastprogramm zu Deinem Urlaub. Aber das ist ja das Schöne an Europa - diese Vielfalt.

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Hallo Elke,

    Angi, liebt Ihr Märkte?
    So richtige Märkte, auf denen es ( fast ) alles gibt..Nicht nur billigen Ramsch...

    ja, wir lieben Märkte. :1f60d:
    Nach den Märkten legen wir unsere Tagesausflüge :1f642: und ärgern uns, wenn wir zum falschen Zeitpunkt am richtigen Ort sind.
    Deshalb DANKE für die Tipps. Den Link habe ich mir schon mal gesichert. :1f642:


    Liebe Grüße,
    Angi

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