Dubai - Besuch in einer Dhau Werft

  • Am Ende der Metro Haltestelle Creek befindet sich eine Werft für traditionelle Holzboote, Dhaus genannt. Früher waren diese mit einen dreieckigen Segel ausgestattet und umfuhren nicht nur die Arabische Halbinsel, sondern auch durch den Indischen Ozean bis Hinterindien (!) und entlang der afrikanischen Ostküste.


    Anläßlich meines Besuchs in Dubai wollte ich mir ein Bild davon machen, ob heute noch solche Holzboote gebaut werden und vor allem wie man diese Schiffe baut. So bin ich mit der Metro bis zur Endhaltestelle gefahren und frisch, frei und fröhlich auf die Werft gegangen um den indischen Arbeitern über die Schulter zu schauen und etwas zu plaudern. Im übrigen kommen nicht nur die Arbeiter aus Indien, sondern auch das Holz und die Schafwolle zum Abdichten.





    Eigentlich ist es kaum zu glauben, daß diese Boot jemals dicht wird und irgendwann einmal schwimmt.





    Der Capo schläft, also kann ich ungestört rein in die Werft und mich um das Boot herum umsehen.



    Das Holz quillt auf wenn es naß wird. Zum Abdichten wird Schafwolle verwendet.





    Sowohl Stahlbolzen als auch Holznägel halten das Schiff zusammen.





    Auf Backbord und Steuerbord befindet sich jeweils ein Dieselmotor, der über eine etwa 20 cm starke Welle die Schraube antreibt.



    Auch das Heck ist ganz aus Holz. Ob es ein Ruder gibt und ob dies auch heute noch aus Holz gefertigt wird, kann ich nicht sagen.



    Schauen wir uns mal auf dem obersten Deck um. Insgesamt gibt es drei Decks auf diesem etwa 80 Meter langen Holzboot. Hier erkennen wir auch sehr gut, daß so ein Boot heutzutage nicht mehr komplett aus Holz gefertigt wird. Zur Verstärkung sind schwere Eisenträger eingebaut.







    Dieser Herr und seine Kollegen sind den lieben langen Tag damit beschäftigt mit einer Art Stemmeisen und einem schweren Hammer die Wollfäden zwischen die Planken zu treiben. Ein Knochenjob, wenn man bedenkt, daß man das Gewicht des Hammers immer nach oben schlagen muß.





    Die beiden Herren haben einen ganz langen Bohrer um Löcher für die Verankerung der Holzdübel zu bohren. Diese halten natürlich in dem Moment bombenfest, wenn sie wie auch die Planken naß werden und dadurch aufquellen.



    Hier noch einmal im Detail die Austrittsöffnung für eine der beiden Antriebswellen der Schiffsschrauben.



    Alt und neu auf einem Bild.



    Ich war überrascht von der Tatsache, daß heute noch so große Boote nahezu ausschließlich aus Holz mit so einfachen Methoden gebaut werden und offensichtlich auch einen Markt finden. Vielleicht wird der Bau dieser Boote jedoch auch vom Staat subventioniert, stellen sie doch Teil des kulturellen Erbes der Vereinigten Arabischen Emirate dar.


    grüsse


    jürgen

  • Ein wunderbarer Bericht , lieber Jürgen.


    Du wirst hier zunehmend zum furchtlosen Detektiv. Ein sehr fundierter Bericht wieder mal.


    Schiffsbau in handwerklicher Ausführung, sieht man auch nicht alle Tage.


    lieben Gruß
    Helmut

  • Es gibt zwar Berichte, Bilder und und Informationen im Netz über den Bau von Dhaus.
    z.B.hier
    oder hier
    http://www.faz.net/aktuell/ges…ht-aufgeben-13955355.html


    Aber nirgendwo habe ich die Arbeiten an einem dieser Schiffe so detailliert dokumentiert gesehen wie Du es gemacht hast, Jürgen.
    Ob das in einigen Jahren/Jahrzehnten einmal ein Zeitdokument sein wird?
    Wie lange wird es noch Aufttraggeber für diese tradionelle Technik geben, die viel Erfahrung braucht?


    Es ist sicher, wie Du schreibst, Stolz und ein Stück Traditionsbewusstsein dabei.
    Vor Dubai fand im Mai 2015 sogar eine Regatta mit Dhaus statt!
    http://www.yacht.de/magazin/he…us-1001-nacht/a98111.html



    Danke für Deine Neugier! Und für die Mühe, für diese Bilder trotz der Hitze weit hinaus bis ans Ende der Metrostrecke zu fahren!
    Es hat sich gelohnt! :thumbsup:


    Viele Grüße,
    Elke

  • ein paar Bilder hätte ich noch, die ich euch gerne zeigen möchte.


    Da ist zum einen der Vergleich der massiven Holzbalken und Planken mit meiner Hand.



    Dann möchte ich euch noch die Unterkünfte der indischen Arbeiter zeigen, die ich nur von Außen sehen konnte. Sie befinden sich auf dem Gelände der Werft.




    Diese Aufnahme stammt vom Areal daneben. Ob es sich hier um Unterkünfte oder Container für Bauarbeiter und Büros handelt, weis ich nicht.



    grüsse


    jürgen

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