Während wir in diesem November über die Kälte jammern und Helmut uns ein tiefverschneites Winterparadies auf 1100 m Höhe zeigt,
bleibt uns nur die Erinnerung an den November des Vorjahres, in dem man auf 2962 m Höhe noch im Biergarten sitzen konnte.
Am 8. November 2015 war ich mit meiner Tochter auf der Zugspitze. Am Tag zuvor waren wir vom Eckbauer (1250 m) zur Breitachklamm
gegangen, die Fleecejacken um die Hüften gebunden, weil es entschieden zu warm war, um sie anzuziehen. Nun fuhren wir also mit der
Zugspitzbahn nach oben. Auf dem Plakat im Bahnhof war es noch Sommer, und ich weiß nun, daß in dieser Region die Küh’ auf Zack sind.
Eine Art U-Bahn brachte uns hinauf zur "Erlebniswelt Zugspitze - Top of Germany".
Gab es nicht früher mal den Werbespruch "Durch und durch reine Natur"? Die findet man hier oben auch:
Die "Erlebniswelt" war zwar teilweise abgesperrt, aber dafür konnte man einen Blick auf Deutschlands höchste Baustelle werfen.
Deutschlands höchster Biergarten hatte noch freie Plätze. Kein Wunder - wer setzt sich schon vormittags in den Biergarten?
Naja, einen Kaffee (hier: Deutschlands höchster Kaffeegenuss) kann man immer vertragen. Außerdem hat man vom Restaurant aus einen
schönen Blick auf das Gipfelkreuz und ein paar Leute, die sich an Deutschlands höchster Stelle fotografieren oder die Bergdohlen füttern.
Deutschlands höchster Andenkenladen verkauft Kuhglocken mit auf die Lederschlafen genieteten Kühen (die, wie wir ja jetzt wissen,
auf Zack sind) und Schleudern, die irgendwelche Tiere darstellen (kann mir jemand sagen, was für welche???). Soll man mit denen auf
die Dohlen schießen?
Blicke hinüber zu den Felsen: Na also, das Wort "Erlebniswelt" ist doch voll und ganz berechtigt. Und was sehen wir da in einer
Gesteinsspalte: Ein Fetzchen Schnee!!!
Die Aussicht auf die durch und durch reine Natur weckte das Bedürfnis, ihr doch etwas näher zu kommen, und so verließen wir den
Top of Germany mit der Gletscherbahn, einer 1000 Meter langen Seilbahn ohne Stütze, und landeten 360 m tiefer auf dem Zugspitzplatt.
Ein Blick zurück auf die idyllische Berghütte, die wir verlassen hatten:
Hier, auf 2600 m Höhe gab es nun tatsächlich Schnee! Naja, er war mehr als lückenhaft und auch lästig, denn es war harter Altschnee,
obenauf angetaut und rutschig, weshalb es sinnvoller war, auf den zum Glück überwiegenden nackten Stein zu treten. Und das ist nun
wirklich eine Traumlandschaft, von keinem Strauch und keinem Baum entstellt. Und dort, wo die Sonne nicht hinkommt, sogar
richtig winterlich!
Die Kapelle (natürlich Deutschlands höchste!) war leider geschlossen.
Auf dem Gletscher, der zwar der größte deutsche Gletscher ist, aber nicht danach aussieht (er wird auch immer weniger), langweilten
sich die Ständer der Skilifte. Und auch diverse Geräte langweilten sich und hofften auf bessere Zeiten: Irgendwann würde der Winter
doch kommen!
Wir haben uns nicht gelangweilt, sondern sind eine Stunde in dem Geröll herumgekrabbelt. Und wie man sieht, nicht nur wir ...