Büdingen, die Altstadt
Büdingen wird oft als das Rothenburg Hessens bezeichnet. Im historischen Stadtkern finden sich Fachwerkhäuser, die zum Teil mehrere hundert Jahre alt sind.
Büdingen ist deshalb auch Teil der Fachwerkstraße.
1485 erließ Graf Ludwig II. eine Feuerordnung nach der neue Häuser ein gemauertes Erdgeschoss haben müssen.
Das hilft etwas bei der Alterseinschätzung eines Fachwerkhauses. Ursprünglich sollte es die Brandgefahr mindern.
Übrigens: 1506 besuchte Kaiser Maximilian auf seinem Reiseweg aus den Niederlanden nach Wien Graf Ludwig II in Büdingen.
1521 soll Martin Luther auf dem Weg vom Wormser Reichstag in sein Eisenacher Exil im Büdinger Schloss bei den Ysenburgern genächtigt haben.
Dies wird vermutet weil die Herren von Büdingen - und damit auch alle Untertanen - noch im gleichen Jahr zum evangelischen Glauben konvertierten.
Wir beginnen am Steinernen Haus das ich bei der Stadtbefestigung schon beschrieben habe,
Der Blick in die Altstadtstraße.
Der hohe Giebel auf der rechten Seite mit der Sirene auf dem Dach ist das historische Rathaus.
1458 wurde das "Historische Rathaus" von Büdingen erbaut.
Im Erdgeschoss, wo früher der Markt abgehalten wurde, ist heute das "Heuson-Museum", benannt nach Karl Heuson, einem Büdinger Heimatforscher, zuhause.
Das Heuson-Museum bietet Einblicke in die Stadtgeschichte, die Vor- und Frühgeschichte.
An der Hausfront befindet sich der Wappenerker des Stadtherren Diether von Isenburg der 1459 zum Erzbischof von Mainz gewählt wurde
und damit Erzkanzler des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" wurde,
Darunter spudelte früher der "Stadtborn" von 1495, der letztmalig 2008 erneuert wurde.
Vom Steinernen Haus aus gesehen auf der linken Straßenseite steht die "Bleffe".
Das historische Gebäude geht ursprünglich auf die Familie Trach, eine der ältesten Büdinger Bürgerfamilien, zurück.
Es war Zahlstelle, Metzgerei und später Gasthaus.
Von 1875 bis 2014 wurde die Bleffe über 5 Generationen lang von der Büdinger Familie Knaf geführt.
Der derzeitige Wirt ist griechischer Herkunft und bietet neben der griechischen Küche aber auch oberhessische Spezialitäten an, unter anderem auch den Büdinger Burgmannenschmauss .
Einer der Knafe Wilhelms war ein passionierter Jäger, der nach jedem Pirschgang seinen Zechbrüdern stolz die Beute präsentierte. Dabei sprach er stets:„Guck, dene hun aich aa geblefft.”
Eines Tages jedoch, nach einem langen Dämmerschoppen, verletzte ihn auf der Pirsch ein Ast am Auge und so musste er mit einer Binde am Kopf nach Hause gehen. Als er am nächsten Tag dann denZechbrüdern wieder stolz seine Beute präsentierte, da hörte man es rufen: „Na, heut’ hast Du aber aa geblefft kriegt.” Daraus entwickelte sich im laufe der Zeit der Begriff„Bleffe".
Quelle: https://www.bleffe.net/
Für die Nichtbüdinger: "Guck, dene hun aich aa geblefft." bedeutet etwa "Schaut, denen habe ichs auch gezeigt."
Der Blick in die Schlossgasse.
Das "Rektoratshaus" aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert mit dem Renaissanceerker von 1560.
Wenn die Gassen nur nicht so eng wären! Dann hätte ich manche Häuser auch komplett aufs Bild gebracht.
An das Rektoratshaus schließt sich der "Luckische Hof" an.
Auffallend ist die Form und Konstruktion der Firstständer (Mittelpfosten) des Luckischen Hofes die mit Kopf- und Fußstreben und den auch sonst die Fassade schmückenden Viertelkreisbögen ein kunstvolles Band bilden.
Gegenüber steht das "Ganzsteinhaus der Herren von Gehren" das heute eine Gaststätte beherbergt.
Im barocken Tympanon über der früheren Haustüre ist das Baujahr, die Hausnummer und die Initialen des Erbauers zu lesen.
Es folgt das "Rothenbergersche Haus" in dem sich heute das Stadtarchiv befindet.
Ein Blick in den Hof zeigt einen Baum mit nichts drumrum.
Daneben steht das "Lautersche Haus".
Der lateinische Spruch im Kopfriegel des Erdgeschosses lautet in der Übersetzung:
Das alte (Gebäude) war (entweder) durch Mangel an Pflege oder die Unbill der Zeit(en) verfallen, Henrich Philip Kirchner ließ es wieder erbauen im Jahre 1703.
Das Fachwerk, das (in) späterer (Zeit) mit Mörtel übertüncht worden war, ließ Wolfgang Fürst zu Ysenburg und Büdingen im Jahre 1911 (wieder) freilegen.
Gegenüber steht dieses Fachwerkhaus mit dem "verdrehten" Obergeschoss zum Verkauf.
Im Schatten des Kirchturms der Marienkirche mit seiner dekorativen Wetterfahne...
... steht dieses Fachwerkhaus.
Ein Haus (Hof) neben der Kirche, am Rande des Schloßparks.
Ebenfalls am Rande des Schloßparks steht dieses Gebäude.
Ein Schild gibt folgenden Hinweis.
Der "Fürstenhof" ist derzeit geschlossen.
An dem Häuschen daneben stand bis 1829 die Unterpforte.
Die sah so aus.
Ein paar Häuser weiter begegnet uns wieder ein Frosch.
An einer anderen Hauswand entdeckte ich davon eine ganze Familie.
Andere Orte haben eine Weinkönigin oder eine Apfelkönigin oder eine Dschungelkönigin. Büdingen hat eine Froschkönigin.
Wir gehen in die Obergasse.
An einem der Häuser entdeckte ich diesen Hl. Florian. Seine Fürbitte ist bei den aneinandergeklebten Fachwerkhäusern der Büdinger Altstadt sicher angebracht.
Das "Büdinger Urhaus" stammt aller Wahrscheinlichkeit nach noch aus dem 14. Jahrhundert.
Charakteristisch für dieses alte Haus ist der überblattete durchgehende Brustriegel, im Giebeldreieck die durchgehende Firstsäule und dann vor allem die starken Geschossüberstände mit den Außenknaggen. Der Grundriß dieses Wohnhauses entspricht den typischen Handwerkerhäusern, die im Erdgeschoß eine geräumige Werkdiele und im vorgekragten Obergeschoß die Wohn- und Schlafräume enthalten
Wir kommen zum Marktplatz.
Auf einem der Fachwerkhäusergiebel entdeckte ich diesen Reiter mit Fernrohr.
In diesem Haus wohnte wohl ein Bauhandwerker.
Wo wohl dieses korinthische Säulenkapitell herkommt?
Am Marktplatz steht auch die bereits erwähnte "Herberge zum Schwan", das älteste Ganzsteingebäude Büdingens.
In diesem Steingebäude befindet sich heute ein Museum.
Darüber berichte ich im nächsten Teil.
Liebe Grüße von waldi