• Eger




    Einmal dieses wunderschöne Barockstädtchen mit seiner attraktiven Altstadt,
    seiner bewegten Geschichte und der berühmten Burg vorzustellen war mir schon lange ein Bedürfnis.


    Eger ist eine Stadt in Nordostungarn mit etwa 56 000 Einwohnern.
    Der deutsche Name ist Erlau. Der Ursprung des Namens soll auf den Égerfa (deutsch Erle) zurückzuführen sein.
    Für den Ungeübten eine kleine Hilfe zur Aussprache des Ortsnamens:
    Das E am Anfang wird kurz und wie ein "ä" ausgesprochen (im Gegensatz zu dem bekannten Eger in Tschechien).
    Es hört sich etwa an wie "Äggär".


    Bekannt ist die Stadt durch das Erlauer Stierblut (Egri Bikavér), einem Rotweinverschnitt mit mindestens drei Rebsorten.
    Ursprünglich wurde die Trägersorte Kadarka mit Merlot, Kékfrankos (Blaufränkischem), Kékoportó (blauem Portugieser)
    oder Cabernet sauvignon verschnitten.
    Heute bildet vor allem der Kékfrankos den Grundwein des säurearmen, tiefdunklen, vollen Rotweins,
    der in alten Eichenfässern mindestens zwei Jahre reifen sollte.
    Zur Entstehung seines Namens erzählt man folgende Geschichte:
    Die Verteidiger Egers tranken ihren heimatlichen Wein um ihren Kampfeswillen und ihre Moral zu steigern.
    Als jedoch die türkischen Belagerer die rotgefärbten Bärte der Verteidiger sahen, dachten sie,
    die Erlauer hätten das Blut von Stieren getrunken um sich deren Wildheit und Kampfesstärke anzueignen
    und zogen sich schließlich zurück weil die Türkenschar durch diesen Eindruck demoralisiert wurde.


    Nach einigen unerfreulichen Jahren, wo gepanschte Weine mit hartem Säuregehalt als Billigangebot und als Stierblut bezeichnet
    in den Regalen der Supermärkte angeboten wurden, erleben die Weine von Eger wieder eine Renaissance
    und engagierte Erlauer Winzer erringen wieder Gold- und Silbermedaillen auf internationalen Weinmessen.


    An den umliegenden Hügeln findet man viele Weinkeller.





    Das bekannteste Gebiet ist das "Szépasszonyvölgy", das "Tal der schönen Frauen",
    ein kleines stadtnahes Tal, das sich hervorragend für eine Weinverkostung eignet.


    Dort habe ich diese Kapelle zum Herzen der unbefleckten Maria …




    vor diesem wunderschön gelegenen Hotel …



    fotografiert.


    In der Nachbarschaft findet man fast 200 Weinkeller die in die Hügel eingegraben sind und zu einer Weinverkostung einladen.


    Vor dem Teil des Tales der schönen Frauen der "touristisch aufbereitet" ist ...




    ... stehen gleich zwei Darstellungen der schönen Frau.



    Keramik von Zsóka Debreczeni und und Zoltán Pelz, 2000




    Bronzefigur von Mihály Kolodko, Sockel von György Sosiak, 2013



    Keck lüpft sie den Rocksaum.
    Nein! Sie versucht nur ihr Kleid trocken zu behalten beim Zertreten der Trauben!
    Der Brunnen ist ein Geschenk der befreundeten Stadt Wynohradiw (ukrainisch Виноградів) kurz nach der Grenze, in der Ukraine.
    Der ungarische Name ist Nagyszőlős (Großtrauben), der die Verbindung der Städte durch den Wein erkennen lässt.


    Die Deutungen des Namens des Tales der schönen Frauen reichen von den Frauen, die hier Wein ausgeschenkt haben,
    während ihre Männer im Weingarten gearbeitet haben,
    bis hinab ins Ungarn der Heidenzeit, in der hier die Göttin der Liebe verehrt wurde,
    aus der mit der Missionierung die "Schöne Frau" als Ausdruck für die Gottesmutter Maria geworden ist.



    Kurz etwas zur Geschichte von Eger:
    Schon der erste ungarische König István I. (Stephan I.) hat Eger zum Bischofssitz ernannt.
    1241 wurde Eger von den Mongolen vollständig zerstört und die meisten Einwohner getötet.
    Während der Regierungszeit von Matthias Corvinus im 15. Jahrhundert erlebte die Stadt - wie ganz Ungarn - ihre Renaissance.


    Die erste Belagerung durch die Türken im Jahre 1552 wurde von etwa 2000 Soldaten und Stadtbewohnern,
    unter der Führung von István Dobó gegen 80 000 Türken erfolgreich abgewehrt.
    Ein Vordringen der Osmanen nach Oberungarn (heute Slowakei) wurde dadurch vorerst verhindert.
    Aus diesem Grund wird dieser legendäre Burgkommandant noch heute verehrt.



    das Dobó István-Denkmal am Dobó tér



    Mit gezogenem Säbel, flankiert von einem Krieger und einer Frau, die einen Stein auf die Angreifer schmeißt,
    beherrscht er von seinem Denkmal aus den Platz.


    Der Schriftsteller Géza Gárdonyi hat diese Heldentat in seinem Roman "Egri Csillagok", die "Sterne von Eger", in sehr patriotischer Form beschrieben. Er hat ausführlich recherchiert und er beschreibt das Leben im 16ten Jahrhundert in großer Detailfülle.
    Die im Roman vorkommenden Personen Bornemissza, Dobó, Török oder Cecey haben tatsächlich gelebt.
    Regelmäßig erinnern Burgfeste und Theateraufführungen an diese Zeit.


    1596 wurde Eger dann doch von den Türken eingenommen und blieb für 91 Jahre unter osmanischer Herrschaft.
    An die Kämpfe erinnert heute ein Denkmal von Zsigmond Kisfaludi Strobl (1967) vor dem Rathaus,
    "Végvári harcok - Törökverő", ("Festungskämpfe - Türkenbezwinger").




    Arnaut Pascha ließ im Jahre 1624 die Kethuda-Moschee errichten, von der heute noch das 40 Meter hohe Minarett erhalten ist.




    Es gilt als das nördlichste osmanische Bauwerk in Europa.
    Wer Lust hat, kann nach ungewohnt hohen 93 Stufen auf der unheimlich engen Wendeltreppe einen herrlichen Blick über die Stadt genießen.
    Ich war dazu zu faul und habe nur von unten fotografiert.




    Auf der Spitze des Minaretts bezeugt ein Kreuz den Sieg der Christen über den Islam.




    Im Hintergrund steht die "Szent Sebestyén vértanú temploma" (Kirche des Märtyrers Heiliger Sebastian)
    der Barmherzigen Brüder vom heiligen Johannes von Gott.




    Sie bildet den Mittelteil des ehemaligen Klosters in dem am 25. November 1769 die erste medizinische Fakultät in Ungarn eröffnet wurde.
    Seit 2010 wird der Gebäudekomplex renoviert.


    Gegenüber vom Kloster lacht das Herz der Marzipanfreunde.




    Im "Glockengiesserhaus" (Harangöntő-ház) hat der Zuckerbäckermeister Lajós Kopcsik ...




    ... ein kleines süßes Marzipanmuseum untergebracht.




    Wohin man schaut: Alles zum Anbeissen!
    Das ist aber leider nicht erlaubt. Dazu muss man im Laden einkaufen gehen.


    Die Marzipantorte mit dem Wappen von Eger.




    Die Eurotorte.




    Eine Palette mit Symbolen der ungarischen Komitate.




    Ein Bild von Eger in Marzipan.




    Eine Glocke aus wohlschmeckender Bronze.




    Ein vortrefflich gelungenes Grammophon.




    Eine Standuhr und das Minarett.


    .....



    Höhepunkt der Ausstellung ist jedoch das Barockzimmer!




    Lampe, Sofa, Tische, Bilder, Hund - alles aus Marzipan!


    Nach den Weinfässern verlassen wir das Marzipanmuseum.





    Arnaut Pascha, der osmanische Eroberer von Eger, erbaute auch das türkische Bad, das noch erhalten ist.




    Dieses Bad erwartet seine Gäste mit 6 Becken, Wellness- und medizinischen Dienstleistungen
    wie Aromakabine, Dampfkabine, Sauna, Infrakabine, Massage und Hamam.


    Im türkischen Bad steigt das radonhaltige Heilwasser unter den bodenbedeckenden Steinen an mehreren Stellen hoch,
    wie auch im türkischen Becken, dem Spiegelbecken und dem Sprudelbad.




    Darüber hinaus befinden sich noch drei Becken im Gebäude, die mit Erlebniselementen der heutigen Zeit entsprechend erweitert wurden.




    Die Heilwirkung des im türkischen Bad befindlichen Wassers ist dem darin aufgelösten Radon zu verdanken
    das eine entzündungshemmende Wirkung hat und die Endorphin-Produktion des Organismus steigert
    und dadurch auf das Wohlbefinden günstig wirkt.
    Die ionisierende Strahlung unterstützt auch den Regenerationsprozess der Zellen.


    Im mittelalterlichen Erlau hat man den geistreichen gesundheitlichen Spruch gekannt:
    "Balnea, vina, Venus corrumpunt corpora sana,
    Corpora sana dabunt balnea, vina, Venus."


    "Das Bad, der Wein und die Liebe verderben den gesunden Körper.
    Aber das Bad, der Wein und die Liebe sichern auch einen gesunden Körper."



    Das türkische Bad ist heute in das Thermal- und Erlebnisbad von Eger integriert.
    Wie man weiter oben sehen kann hat es bei meinem Besuch geregnet.
    Deshalb habe ich vom übrigen Bad (noch) keine Fotos.


    Vor dem Bad hat man einen kleinen Park um den St. Josefs Brunnen angelegt.




    Aus dem Josefsbrunnen sprudelt zwar kein Heilwasser aber ein natriumarmes Trinkwasser.


    Gegenüber vom Bad wurde um das Jahr 2000 die "Bitskey Aladár Schwimmhalle" errichtet.




    Was mir der futuristische Architekt Imre Makovecz mit dem teilweise verhüllten Kirchturm sagen will verschließt sich meinem Kunstverständnis.
    Jedenfalls trainiert hier der Wasserballclub von Eger, der schon einige Weltmeister und Olympiasieger vervorgebracht hat.


    Gehen wir über den Bach mit dem gleichen Namen wie die Stadt dann kommen wir zum "Érsekkert", dem Erzbischofgarten.
    In seinem Zentrum steht ein Springbrunnen mit 10 Meter Durchmesser und 7 Metern Höhe.





    Fortsetzung folgt!




    Liebe Grüße aus Ungarn von waldi :174:

  • Oh, wie schön, diese Kunstgebilde aus Marzipan!!!
    Da kommt man immer in so einen inneren Konflikt: Auf der einen Seite wunderschön und echte handwerkliche Kunst, auf der anderen Seite könnte man es doch gar nicht übers Herz bringen, sowas zu essen. Tja, aber wenn man es nicht isst, dann stellt man es sich hin und lässt es alt und hart werden und mit Lebensmitteln spielt man nicht.
    Bin jetzt gerade wieder ganz durcheinander. :|


    Unabhängig von meinen vorstehenden Gedanken, wieder ein ganz toller Bericht Waldi. Dankeschön.


    Liebe Grüße
    Helga

  • Hallo wadli!


    Ich kann leider Deinen Bericht nicht vollständig öffen , immer wenn 5 oder 6 Bilder geladen sind, bricht meine Internetverbindung hier zusammen.
    Ich werde mir Eger zu Hause genau anschauen.


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Tolle Bilder !
    Wobei, Schande über mein Haupt, ich am Anfang das tschechische Eger/Cheb im Kopf hatte und mir den Kopf zerbrach, wann um alles in der Welt es die Osmanen in den nordöstlichesten Zipfel Böhmens verschlagen hat - nun, das Rätsel ist inzwischen gelöst.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Ja Grizzly! Da bist Du nicht der Erste der die beiden Städte gleichen Namens verwechselt.


    Elke, es dauert noch ein paar Tage bis ich alle Teile zu dieser herrlichen Stadt, die praktisch ein Denkmal am Stück darstellt, komplett vorgestellt habe.
    Bis dahin bist Du wieder daheim.


    Danke für Dein Lob, Josef! Du kennst ja den schönen Ort.


    Helga, es war nicht meine Absicht Dich durcheinander zu bringen. Entschuldige!
    Es geht aber gleich süß weiter.





    Eger



    Teil 2





    Wenn meine Frau und ich diese herrliche Stadt besuchen, dann parken wir meist in der Kossuth Lajos út
    und beginnen unseren Spaziergang mit einem káve und einem pogácsa oder einem Stück leckerem Kuchen
    und/oder einem "fagylalt" (Eis) in der Sárvári Cukrászda.




    Es gibt natürlich noch mehr Süßes in der Konditorei.




    Diesmal wurde es ein Kókuszgolyó (Kokoskugel).




    Dann gehen wir an der Basilika vorbei ...




    ... in die Fußgängerzone.
    Der Basilika widme ich aber einen eigenen Beitrag.


    Von der Treppe der Basilika blicken wir auf die "Eszterházy Károly főiskola" (Karl Eszterházy Hochschule).




    Die Kuppel auf dem Dach des Lyzeums ist eine Sternwarte.




    Zitat

    Wie ernsthaft die Vergangenheit der Himmelforschung in der Stadt ist, zeigt auch die auf dem Dach des Lyzeums
    1776 eröffnete Sternwarte, die Specula von Eger, die nach den Plänen von Maximilian Hell angefertigt wurde...
    Eger ist eine der wenigen ungarischen Ortschaften, nach denen ein Krater auf dem Mars benannt wurde,
    der Eger-Krater hat einen Durchmesser von 12,25 km.
    Ein von der Sonne 435 Millionen Kilometer entfernter, diese in 4,97 Jahren umkreisender Kleinplanet von 3-4 km Größe
    bekam Ende 2012 seinen Namen nach dem Autor des Romans "Sterne von Eger", Géza Gárdonyi

    Zitat


    Quelle: https://www.eger.hu/de/eger-3/c/eger-auf-dem-himmel



    Die Széchenyi István út ist verkehrsberuhigt und es lässt sich wunderbar schlendern.




    Gleich am Beginn werfen wir einen Blick in den Hof des Erzbischofspalastes.




    In seiner Mitte steht eine Statue der Heiligen Elisabeth (Jenő Kovács, 2007).




    Durch das nächste Hoftor blicken wir auf die Hochschule für Glaubenswissenschaften.




    Der futuristische Brunnen in der Mitte des Hofes ist ein Werk von Ágoston Pusztai von 1978.


    Hier reiht sich Baudenkmal an Baudenkmal.
    Das Carlone-Haus, benannt nach seinem Erbauer Giovanni Battista Carlone, Mitte 18tes Jahrhundert.




    Ein Bankgebäude.




    Und schon lockt die nächste Konditorei!




    Durch die Érsek utca (Erzbischofsstraße) sehen wir die Türme der Minoritenkirche am Dobó tér.




    Das Spetz-Haus verdankt seinen Namen József Spetz der es am Beginn des 19ten Jahrhunderts erbauen ließ,
    darin die Jesuitenapothehe eröffnete und später zum Casino von Eger umbaute.
    Heute dient es unter anderem als Haus der Kunst.




    Auf den Schneckenbrunnen von Ágoston Pusztai (1984) vor dem Spetz-Haus komme ich später noch mal zurück.


    Gegenüber sehen wir die "Szent Bernát Ciszterci Borgia Szent Ferenc templom".




    Das Tor zur Auffahrt wird von den Erzengeln Michael und Gabriel beschützt.


    Nachdem die Zisterzienser, die den Bau 1687 begannen, 1772 von Kaiser Joseph II. vertrieben worden waren
    übernahmen die Jesuiten die Kirche und das Kloster.
    Deshalb stehen in den Nischen der Kirchenfront 4 jesuitische Heilige.


    Wir werfen einen Blick in die Kirche.




    Der Heilige Nepomuk der am Tor der Abfahrt steht (ist bei den Nepomuks zu finden) schaut über die Staße auf die Front des Dobó-Gymnasiums.




    Die Heilige Maria wird von den Heiligen Ignatius und Aloisius flankiert.


    Dem Gymnasium gegenüber in der Széchenyi út steht das Gebäude der Hauptpost von Eger.




    Am Gebäude der Raiffeisenbank trifft die Jókai Mór utca (links) auf die Bajcsy-Zsilinszky Endre utca.




    Nur ein paar Schritte weiter in Richtung Dobó tér....




    ... stehen wir vor dem Hofbräuhaus.




    Die Denkmäler von István Dobó und dem Türkenkrieg auf dem Dobó-Platz habe ich am Anfang des ersten Teiles schon gezeigt.


    Beherrscht wird der Dobó tér von der zweitürmigen Minoritenkirche des heiligen Antonius (Szent Antal Minorita templom).
    Sie zählt zu den schönsten Kirchen des Spätbarock in Ungarn.




    Bereits im 13. Jahrhundert errichteten die Franziskaner ein Kloster und eine Kirche in Eger,
    mussten die Stadt aber im Jahre 1596 nach der Eroberung durch die Türken verlassen.
    Nach der Rückeroberung am 18. Dezember 1687 wurde die Kirche, die zwischenzeitlich als Moschee genutzt worden war, an die Minoriten übergeben.


    Diese Kirche stürzte im Jahre 1712 ein und es wurde der Auftrag für den Bau einer neuen Kirche erteilt.
    Die Grundsteinlegung erfolgte im März 1758.
    Der Bau wurde von János Falk geleitet und nach seinem Tod bis zur Fertigstellung im Jahre 1767 von János Nitsmann fortgesetzt.


    Auf dem geschwungenen Giebel zwischen den 57 Meter hohen Kirchtürmen steht der Kirchenpatron, der Heilige Antonius von Padua.




    Er wurde vom Bildhauer János Hössz 1772 geschaffen.




    Die Bilder vom Inneren der Kirche sind mir leider völlig mißlungen.




    Die Bemalung der Gewölbe mit Szenen aus dem Leben des heiligen Antonius stammen von Márton Raindl, einem Maler aus Preßburg.


    Nur ein stark bearbeitetes Bild von der Wange einer Kirchenbank...




    ... und eins vom Hauptaltar sind zeigbar.




    Das Hauptaltarbild wurde 1770 von Johann Lucas Kracker geschaffen.
    Es zeigt die Vision des Heiligen Antonius, die Heilige Maria im Himmel mit Jesus auf dem Arm.
    Der Altar wird von den Heiligen Ludwig und Bonaventura flankiert.



    Gegenüber der Kirche sieht man das ehemalige Dobó-Espresso.




    Hier wurde gerade der Dobó tér neu gepflastert.
    In der Front des heutigen Francesco Cafe und Restaurant beherbergt eine Nische einen weiteren hl. Antonius von János Hössz.




    Wir überqueren die Brücke über den Bach Eger.




    Das Ruzsin-Offenbacher-Haus (rechts) kennen wir schon von Josef weil ein Nepomuk in der Seitenfront steht.


    Frontal blicken wir auf das Senator-Haus, das heute ein Hotel ist.




    Es wirkt wie angeklebt an das große Gebäude der Musikschule.
    Man hört im Vorübergehen immer mindestens ein Instrument.
    Da bleibe ich gerne mal eine Weile stehen und höre zu.


    Wir setzen uns aber auch gerne in diese Kaffee- und Teestube.




    Ob diese Kaffeemaschine von den Türken mitgebracht wurde? :roll:




    Ein paar Häuser weiter wurde ich hellwach!




    Das Paplanos-Najman-Haus ist nach dem Erbauer, einem Hersteller von Paplan (Wolldecken) und seinem Nachfolger benannt.
    Heute werden in diesem Haus keine Wolldecken mehr hergestellt, sondern Rétes-Spezialitäten!




    Rétes ist nichts anderes als Strudel aus hauchdünnem Blätterteig.
    Diesen Strudel gibt es in verschiedenen Variationen = mit verschiedenen Füllungen.




    Übersetzung:
    Mohn-Apfel; Mohn-Pflaumen
    Mohn-Kürbis; Mohn-Kirschen
    Kirsch; Walnuss-Apfel
    Zimt-Apfel; Kraut
    Quark-Rosinen; Quark-Aprikose



    Gegenüber dürfen sich nur "kismama" ausruhen!




    Kismama heisst wörtlich Kleinmutter und bedeutet "Schwangere".


    Ich bin zwar ncht schwanger, aber es wird Zeit, dass ich mich auch ein bisschen ausruhe.



    Fortsetzung folgt!





    Liebe Grüße aus Ungarn von waldi :174:

  • :)


    wieder ein überaus interessanter Fotobericht. So lerne ich immer mehr von Ungarn virtuell kennen. :wink:
    Vielen Dank, waldi.


    Gruß
    Jofina

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Danke, Waldi für den zweiten Teil dieses herrlichen Berichts
    über die wunderschöne Stadt Eger.
    Du hast die super Gabe Deine Berichte so richtig spannend zu
    bringen, dass man schon sehnsüchtig auf den nächsten Teil wartet.


    Wir verbrachten auch fast einen halben Tag auf der Burg
    von wo man eine schöne Aussicht auf die Stadt Eger hat.

  • waldi

    Zitat

    Es geht aber gleich süß weiter.


    Und das ist auch gut so.;-) Einmal in jedem Urlaub muss ich mir auch so einen Konditoreibesuch antun. Gerade in den Ländern östlich und südlich von D sind das wahrhaft schmackhafte, wennauch "schwere" Erlebnisse.
    Danke für den wirklich interessanten Teil II Deines Berichtes.


    Liebe Grüße
    Helga

  • Hallo


    Diese Stadtführung habe ich richtig genossen. Ich hatte auch keine Ahnung, dass es ein "Äggär" in Ungarn gibt. Den Namen Erlau habe ich schon gekannt, aber nicht mit einem so schönen Ort in Verbindung gebracht. Diese Stadt lebt ja richtig - mit vielen Brunnen und Denkmälern die erst in den letzten Jahren gebaut wurden und dabei die alten Kulturstätten erhalten hat.
    Das Marzipanmuseum ist ja auch eine Sensation!!!
    Danke für diesen wunderbaren Bericht.

    Ich habe noch keine Berechtigung für den "Dankebutten", den hätte ich gerne mehrmals gedrückt.

  • Jofina, das ist meines Erachtens Sinn und Ziel dieses Reiseforums: Unbekanntes virtuell kennenzulernen!



    Danke für das Lob, Josef!
    Von einem Ungarnkenner wie Dir wiegt es schwer.
    Die Bilder von der Burg aus auf die Stadt und von der Burg selber zeige ich natürlich auch noch.



    Zitat von hadedeha

    ... Einmal in jedem Urlaub muss ich mir auch so einen Konditoreibesuch antun...


    Nur EINmal?
    Damit könnte ich nicht überleben, Helga!
    Gerade knabbere ich an "Zsámbéki ostia". Das sind Karlsbader Oblaten auf ungarisch.
    Da kamen wir vor ein paar Tagen an dem Laden vorbei wo sie hergestellt werden. Wir kamen aber eben nicht daran vorbei! :14w:
    Ansonsten bin ich von den ungarischen Konditoren nicht so begeistert. Man muss sich halt durchprobieren. :roll: Welch eine herrliche Qual!



    Erst mal ein herzliches willkommen in diesem Forum, baskafan!


    Du hast es richtig erkannt. "Äggär" ist ein wunderschönes Städtchen! Klein aber fein.
    Dadurch dass die Osmanen die Stadt fast völlig zerstört hatten und praktisch alles nach ihrer Vertreibung neu aufgebaut werden musste, und die beiden Weltkriege nur wenige Schäden hinterließen, ist die Altstadt zu einem großen Teil im Stil des 18ten Jahrhunderts erhalten.
    Die Altstadt ist ein fast zusammenhängendes Denkmal. Die Denkmalliste umfasst derzeit 175 Objekte!


    Das Marzipanmuseum ist in dieser Form (Barockzimmer) sicher einmalig, aber ich war schon in Ózd und in Szentendre in Marzipanmuseen.
    Davon müsste ich irgendwo auch noch Bilder haben.
    In Keszthely soll auch noch ein Marzipanmuseum sein.


    Du hast mich daran erinnert, dass ich vergessen habe zu zeigen wo dieses "Äggär" zu finden ist.





    Liebe Grüße aus Ungarn von waldi :174:

  • Eger


    Teil 3




    Der Spaziergang in der Dobó-Straße geht weiter.




    Neben der Auffahrt zur Burg sitzt der "Lautenspieler Sebestyén Tinódi" von Ágoston Pusztai.




    Dieser Bänkelsänger war als Liedermacher und Lautenspieler ein wichtiger Vertreter der ungarischen epischen Dichtung seiner Zeit (1510 bis 1556).

    Zitat

    ... Die Ereignisse des osmanischen Feldzugs von 1552 verewigte Tinódi erneut in ausführlichen Beschreibungen.
    Er suchte Schauplätze einzelner Burgbelagerungen auf und setzte die gesammelten Daten bis auf das kleinste Detail zusammen.
    Zahlreiche Einzelheiten sind nur aus seinen Liedern bekannt.
    Auch nach der triumphalen Verteidigung von Eger betrat er umgehend die Burg, bevor er "Das wahre Lied vom Kampf um die Burg von Eger"
    (Eger vár viadaljáról való ének) und "Summe der Geschichte von Eger" (Egri historiának summája) schrieb...

    Zitat


    Quelle: httpss://de.wikipedia.org/wiki/Sebesty%C3%A9n_Tin%C3%B3di




    Dieses Denkmal wurde zum 450. Jahrestag der erfolgreichen Verteidigung der Burg von Eger
    gegen die Osmanen, am 17.10.2002 vor dem Gallasy-Haus aufgestellt.
    Im Gallasy-Haus soll zur Türkenzeit ein Derwisch eine Schule betrieben haben.


    Wir wenden uns nach rechts in die Kossuth Lajos Straße.
    Dort treffen wir auf die frühere Synagoge.




    Sie wurde um 1900 als orthodoxe Kirche erbaut und bis zur Deportation 1944 genutzt.
    Nach 1945 bis ca. 1950 hielten die Juden von Eger ihre religiösen Zeremonien hier ab,
    später versammelten sie sich im auf dem Hof befindlichen (später abgerissenen) kleineren Gebetshaus.
    Das Gebäude der Synagoge stand bis zur Mitte der 80-er Jahre leer und unbenutzt.
    Dann gelangte sie in Stadtbesitz und die Stadt vermietete es für gewerbliche Zwecke.
    2007 wurde die Synagoge in ein Museum umgebaut und zeigt heute das Lebenswerk Munkácsys und Werke von Bertalan Székely und Picasso.


    An die Deportation der Juden erinnert ein Bronzerelief im Durchgang zum Hof, Róbert Király zum 60sten Jahrestag 2004.




    Von den 1620 Juden, die von Eger nach Auschwitz transportiert wurden kamen nur wenige zurück.


    Auf der anderen Straßenseite trinken wir einen Espresso in der Marján-Konditorei.




    Dazu gibts auch mal was aus der süßen Theke.






    Nach der Stärkung gehen wir weiter durch die Kossuthstraße.


    Wir kommen zum Megyeháza (Bezirkshaus) von Eger.
    Eger ist ein Stadtbezirk des Komitates Heves und hat deshalb ein eigenes Bezirkshaus.




    Das Bezirkshaus wurde von 1749 bis 1756 vom Wiener Architekten Matthias Gerl erbaut.
    Das Mittelteil des Gebäudes wird von einem Tympanon gekrönt.




    Das linke Wappen ist das des damaligen Bischofs Ferenc Barkóczy und rechts sehen wir das Wappen des Komitars Heves.
    In der Mitte prangt das ungarische Wappen dieser Zeit.




    Über dem Holztor des Haupteingangs hat Henrik Fazola ein Meisterwerk der Schmiedeeisenkunst geschaffen.




    Zwischen den Symbolfiguren von Glaube (links) und Hoffnung steht Justitia.


    Eine weitere schmiedeeiserne Arbeit der Fazola-Werkstatt finden wir im Durchgang zum Hof des Bezirkshauses.
    Zwei Seiteneingänge sind mit Gittern verschlossen.




    Das rechte Tor zeigt in der Bogenmitte das ungarische Wappen.




    Rechts daneben das bischöfliche Wappen...




    ... und auf der linken Seite der Storch mit einer Schlange im Schnabel, das Komitatswappen.




    Das Schloss stellt einen Clown dar.




    Das gegenüberliegende Tor hat den Wein als Thema.




    Ich kann mich an den Details dieser Kunstwerke gar nicht satt sehen.





    Wir verlassen das Megyeháza und sehen auf der anderen Straßenseite das Steinhauser-Haus (links) und das Kanonokhaus.




    Nach rechts schließt sich der Nagypréposti-Palast an.




    Daneben steht die Franziskanerkirche.




    Ihr voller ungarischer Name ist "Szeplőtelen Fogantatás Nagyboldogasszony Ferences templom".
    Sie wurde 1755 fertiggestellt. Man vermutet Giovanni Battista Carlone als Architekten.


    Die Statue in der Frontnische stammt von Johannes Adami, 1793.




    Der Bildhauer des Kreuzes von 1767 ist unbekannt.




    Das Haupttor.




    Einige Bilder aus dem Inneren der Franbziskanerkirche.


    Die Marienkapelle gleich am Eingang.




    Das Kirchenschiff.




    Die Kanzel.




    Einer der Seitenaltäre.




    Der Weihwasserkessel war wohl mal ein Taufbecken.




    Fortsetzung folgt!









    Liebe Grüße aus Ungarn von waldi :174:

  • Eger


    Teil 4



    An die Franziskanerkirche ist das Kloster angebaut.
    Naja, eigentlich ist es umgekehrt, denn der Bau des Klosters begann schon vor der Entstehung der Kirche.
    Über der Türe sieht man dieses eigentümliche Kreuz mit den gekreuzten Armen.




    Das Kloster wird durch diesen Torbogen mit dem nächsten Haus verbunden.




    Einige Häuser vorher habe ich an der Front des Halasy-Szigeti-Hauses diese Immaculatastatue von József Steinhauser fotografiert.




    Wir kommen zu den "englischen Fräuleins".
    "Sancta Maria Általános Iskola és Leánygimnázium"




    Bevor das 1754 erstellte Gebäude 1852 zum "Institut für englische Fräulein" wurde, lernten hier 1827 die ersten Lehrer in ungarischer Sprache.
    Nach der sozialistischen Zeit bekamen die englischen Fräulein, die heute "Congregatio Jesu" heissen dürfen, die Schule zurück.
    Über dem Tor ist das Wappen des Bischofs Béla Bartakovics zu sehen.
    Darüber steht eine Madonna mit dem Kind von 1747.


    Wir kommen zum Vágner-Haus, benannt nach dem Kurator János Vágner, der es von Giovanni Battista Carlone 1735 erbauen ließ.
    Wie viele Häuser in der Kossuthstraße diente es Angehörigen der Kirche als Wohnung.




    In der Nische über dem Eingang steht Justitia, die man nach dem letzten Krieg vom Rathaus holte.
    Geschaffen wurde sie 1738 vom Erlauer Bildhauer Mihály Singer.


    Auch im Kispréposti palota wohnten Dompropste und Stellvetreter.




    Kunstvolle Gitter verzieren die Fenster.




    In den Nischen neben dem Eingang stehen Vasen mit Putten von Henrik Fazola, 1758.




    Die Basilika lassen wir rechts liegen...




    ... und sehen auf der gegenüberliegenden Straßenecke das herrliche Gebäude der ehemaligen k.u.k. Bank von 1915.




    Nach dem Ende der sozialistischen Ära wurde die Parteizentrale der sozialistischen Partei zum ungarischen Schatzamt.


    Davor, auf dem Hatvani kapu tér, dem ehemaligen Leninplatz, habe ich dieses Kunstwerk entdeckt.




    Der "Drachentöter" ist ein Werk von László Csontos, 1969.


    Ein paar Schritte weiter steht die Gedenksäule für Antal Szakáts, der 1859 im Sardinischen Krieg, unter Husarengeneral Franz Graf Haller von Hallerkeö, sein Leben für Kaiser und König ließ.




    Nicht weit davon erinnert dieses Denkmal an die ungarische Arbeiterbewegung.




    Das Denkmal das an den Volksaufstand von 1956 erinnert ist nicht weit.




    Gegenüber steht das "Géza Gárdony Színház" (Theater) das 1904 erbaut wurde.




    Ein Umbau anfangs der 70er Jahre brachte es in die heutige Form.


    Das prachtvolle Gerichtsgebäude von Eger soll heute den Abschluß bilden.





    Fortsetzung folgt!




    Liebe Grüße von waldi :174:

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