(3) SANKT NEPOMUK, der Brückenheilige, Teil 3

  • Ich konnte nicht mehr sehen als die Kamera und habe mich auch darüber geärgert, daß man die Bilderserie so rücksichtslos gerahmt hatte, daß Textteile verdeckt wurden. (Ich habe die schwarzen Ränder dran gelassen, damit man noch erkennt: Es sind jeweils sechs Bilder in einem Rahmen zusammengefaßt, drei nebeneinander in zwei Reihen untereinander.)


    Von diesen Fehlstellen abgesehen – ich hatte auch Schwierigkeiten mit dem Lesen einzelner Wörter, deshalb konnte ich mich erst gar nicht entschließen, diese Serie hier überhaupt einzustellen, denn ich dachte, ich müßte den Wortlaut in meinen Text reinschreiben. (Das hat man mir in einem anderen Forum so beigebracht, damit abgebildete Texte googlefähig sind.) Das kann ich gerne nachholen, mit ein paar Auslassungspunkten oder Fragezeichen, wie gesagt. Soll ich? Was allerdings die jeweils erste Zeile betrifft: Latein kann ich so gut wie gar nicht.


    Liebe Grüße
    Waltraud

  • Das ist eine schöne Bildreihe - gut gesehen, eine Bereicherung für unser Thema!
    Natürlich wären die Texte interessant, aber ich denke, die Bilder sprechen für sich.


    Vielleicht gelingt das Entziffern der einen oder anderen Zeile?
    Aber nicht wegen Google,sondern wegen uns :wink:


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Eine wörtliche Übersetzung wäre nicht wesentlich verständlicher als die Textabbildung; der Verfasser hat vor gar nichts zurückgeschreckt, damit es sich irgendwie reimt. Ich gebe den Inhalt, soweit er mir verständlich ist, also nur sehr frei wieder.


    Kaum war Johann, den ihr hier seht, zu Nepomuk geboren, hat er seine Zeit mit größter Freude beim Altardienst zugebracht. [D. h., er hat von klein auf am Altar ministriert, wie rechts oben im Bild hinter einem Bogen zu sehen ist.]



    Studiert und zum Doktor ernannt, hat er überall auf jeder Kanzel Gottes Wort tüchtig und "gewichtig" gepredigt. [Die linke Bildhälfte soll wohl den Universitätsbetrieb darstellen.]


    Er liebt die Armut und gibt doch viel Almosen. Den Hof verachtet er, macht nichts aus sich [tritt bescheiden auf], lebt auch bei Hofe arm. [Die linke Bildhälfte zeigt den König, der ihn offenbar zu höfischen 'Veranstaltungen' einlädt, und die abwehrende Geste Nepomuks. Die rechte Bildhälfte zeigt ihn beim Almosengeben.


    Wunderbar zu sagen, zu schreiben und zu besingen wäre die Art, wie er die Messe gelesen hat. [Dann ist der Text verstümmelt; zu vermuten ist der Sinn: Wer sie so verrichtet (die Messe), dessen Gewissen läßt ihn auch das Beichtgeheimnis strikt einhalten. Links im Bild sieht man Nepomuk bei der Messe, rechts vorn im Beichtstuhl, während die Königin beichtet.]


    Da er eher Leib und Leben verlieren wollte, wenn es sein müßte, als ein Wort ... [über den Inhalt einer Beichte zu verlieren ... Der König, rechts im Bild, ordnet die Folterung an.]


    Wenn er auch, wie es bei Tyrannen üblich ist, in die Moldau gestürzt wird, lebt doch seine Tugend weiter ... [Offenbar ist eine ganze bewaffnete Armee nötig, um Nepomuk von der Brücke zu werfen.]


    Helle Sterne, seht nur, begleiten seine Leiche. Er ist – o Wunder! – ganz von Licht umgeben


    [Die beiden ersten Zeilen, in denen von seinem Sarg die Rede ist, sind mir ziemlich unverständlich.] Nepomuk ist ganz von Glanz wie ein Goldstück umgeben.


    Es stimmt zwar, daß der (Heiligsprechungs-)Prozeß viele Jahre lang geführt wurde. Aber Gutes braucht seine Zeit, und mit um so mehr Freude triumphiert er [wer?] jetzt. [Nepomuk schaut aus dem Himmel zu, wie sich seine geistlichen Fans beim Papst und der römischen Kurie für seine Kanonisation einsetzen.]


    [Was mit diesem Vers gesagt werden soll, verstehe ich wirklich nicht. Jedenfalls liegen nun auch der Papst, die geistlichen und weltlichen Herrschaften vor ihm auf den Knien, 'Gott ewiglich zu loben'.]


    Wer St. Johann auf rechte Art anruft, dem wird gewiß geholfen werden. Er ist der Mann, der helfen kann in aller Not auf Erden.


    Wer ihn verachtet, der verlacht damit auch Gott, und es wird ihm nichts gelingen; ihm wird das Glück [... ? ...] und alles Unheil bringen.

  • Herzlichen Dank für Deine Übersetzung, nyra!


    Jetzt ist mir klarer was gemeint war.


    Zu Bild 8:
    Der lateinische Text könnte "Der Heilige glänzt kostbarer als Gold" bedeuten.


    Die oberen Zeilen des "deutschen" Textes lese ich so: "sich / hoch sein Sarch, mehr als die arch thehts alte gsaz erhöben"
    meine Interpretation: siehe / erhöht ist sein Sarg, ... und dann hörts auf... :sad:


    Liebe Grüße von waldi aus Ungarn :174:

  • Danke! Die lateinischen Sätze habe ich gar nicht angeschaut, weil ich da doch gleich passen muß (und die "Ziffern" tragen auch nicht gerade zur leichteren Lesbarkeit bei). Beim 1. Bild ist es leicht ("Kaum ist der Junge geboren, siehe da! Dieser Junge dient Gott"), aber um weiter zu übersetzen und wahrscheinlich jede zweite Vokabel nachzuschlagen, dazu war ich doch zu faul. :oops:


    Das mit dem Sarg lese ich auch so, aber wenn nur Satzbruchstücke idenfizierbar sind, ohne daß der Sinn verständlich wird, habe ich es der Einfachheit halber ganz gelassen. (Auch beim 10. Bild sind ja Teile verständlich, aber was soll das Ganze bedeuten?)


    Liebe Grüße
    Waltraud

  • Nepomuk in der Kirche St. Martinus in Oberstadion (Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg) – mal mit Buch und Stab statt des üblichen Kreuzes.


    nepomukoberstadion.jpg


    Anmerkung von waldi: Diese Figur ist kein Nepomuk! Der hängt genau gegenüber von diesem unbekannten Heiligen. Siehe Bild bei Wikipedia.

  • Das winzige Dorf Unterwachingen (ca. 200 Einwohner, Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg) hat eine ganz unangemessen prächtige Rokokokirche. (Es gehörte dem Prämonstratenserkloster Obermarchtal, das sich selbst prachtvolle Bauten und eine berühmte Abteikirche leistete, und da fiel dann auch für das Dörfchen Unterwachingen noch einiges ab.)


    Natürlich gehört zur Ausstattung auch ein Nepomuk der üblichen Art (das Gebilde in seiner linken Hand ist wohl eine etwas verunglückte Märtyrerpalme). Es gibt aber außerdem ein Bild, das in der Beschriftung rechts unten als eine Votivgabe ausgewiesen ist. Leider wird es vom Fenster darüber so stark überstrahlt, daß kein besseres Foto möglich war, aber wenigstens der vor der Madonna kniende Nepomuk ist halbwegs unbeeinträchtigt. Das Kruzifix, das Nepomuk sonst trägt, hat hier Maria in der Hand – will sie es ihm geben?


  • Dieser Nepomuk steht bei Lauda (heute Lauda-Königshofen, Main-Tauber-Kreis, Baden-Württemberg) auf der alten, 1512 errichteten Tauberbrücke. Der leider nicht mehr vollständige Text (in heutiger Schreibweise):


    Johannes Nepomuk
    Diesen Bildstock hat zu Eh
    ren des h ...
    an des ...
    des Stadtrates ...
    ch Herrn Carl Sigmund Hefner
    Zentgraf und Zollbereiter nebst
    dessen Frau Maria Apollonia
    dahier verfertigen und
    aufrichten lassen Anno Domini 1732

    Zu den Amtsbezeichnungen:


    Zentgraf: "Das Zentgericht ist ein mittelalterliches Gericht im südwest- und mitteldeutschen Raum. ... An der Spitze eines Zentgerichts standen Schöffen unter Vorsitz eines Zentgrafen als herrschaftlichen Beamten." (Quelle) Von "mittelalterlich" kann 1732 freilich nicht mehr die Rede sein.


    Zollbereiter: lt. Adelung von 1731 "ein Zollbedienter, welcher die Straßen bereitet, damit niemand den Zoll verfahre, oder umgehe". (Quelle)



  • Ein bißchen geziert wirkt er schon, der Nepomuk in der ehemaligen Stifts- und heutigen Pfarrkirche St. Peter in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg, Baden-Württemberg). Um so netter sieht es aus, wie er gerade in die Moldau gestürzt wird: Das Birett ist ihm schon vom Kopf gefallen, um dem Fünf-Sterne-Heiligenschein Platz zu machen.



  • Wie kann es denn nett aussehen wenn jemand ertränkt wird, nyra? tztztztz...
    Aber "geziert" ist die treffende Bezeichnung für den Gesichtsausdruck und die Handhaltung der Statue!
    Erinnert mich irgendwie an meine Großmutter, wenn sie beim Kaffeetrinken den kleinen Finger abspreizte. :lol:



    In einem Garten in Sárisáp (H) im Komitat Komárom-Esztergom steht dieser Nepomuk.


    ...




    Die Inschrift der Marmorplatte verrät mir dass der Nepomuk aus dem 19. Jh. stammt und von der Gemeinde Sárisáp 1999 restauriert wurde.




    Liebe Grüße von waldi aus Ungarn :174:

  • Wie kann es denn nett aussehen wenn jemand ertränkt wird, nyra? tztztztz...

    Der Sachverhalt des Ertränktwerdens ist freilich unangenehm. Aber ich kann doch nix dafür, wenn dem Maler die Abbildung des Vorgangs so niedlich gelungen ist. ^^


    Der helle Strich am Mund deines Nepomuk (eigentlich Teil des Heiligenschein-Rings) in Verbindung mit dem Schweigegestus sieht aus, als ob der Heilige gerade an seiner Zigarette zieht. :saint:


    Viele Grüße
    Waltraud

  • Der Sachverhalt des Ertränktwerdens ist freilich unangenehm. Aber ich kann doch nix dafür, wenn dem Maler die Abbildung des Vorgangs so niedlich gelungen ist.

    Gute Antwort! :thumbsup:


    Der helle Strich am Mund deines Nepomuk (eigentlich Teil des Heiligenschein-Rings) in Verbindung mit dem Schweigegestus sieht aus, als ob der Heilige gerade an seiner Zigarette zieht. :saint:

    Mensch, hast Du ne blühende Fantasie! Aber Recht hast Du!
    Ich dachte erst dass er grad seinen Blutzucker gemessen hat. :roll:



    Liebe Grüße von waldi aus Ungarn :174:

  • Nepomuks bei und in der Wallfahrtskirche Dobrá Voda, Südböhmen, Tschechien.


    An der Außenmauer des Wohnhauses der Klosterschwestern von Dobrá Voda befinden
    sich 2 Nepomuks.





    Am rechten Seitenaltar der Wallfahrtskirche befindet sich zuoberst der hl. Erzengel Michael,
    in der Mitte der hl. Johannes Nepomuk und zu beiden Seiten die Statuen des hl. Wenzel und
    des hl. Sigmund.





    (Laut Kirchenbeschreibung)

  • Ja, Nepomuks kann man nie genug haben. ^^ Das dachte man offenbar auch bei der Ausstattung der Barockkirche St. Martinus in Erbach (Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg). Der eine Nepomuk (in strahlendem Weiß) steht an einem der Altäre, der andere auf einer Wandkonsole gegenüber der Kanzel.



  • Schon tagelang habe ich keinen Nepomuk mehr eingestellt. Ich hoffe, es hat noch niemand Entzugserscheinungen verspürt?! :mrgreen:


    Hier ist wieder einer, und ein recht originelles Bild ist es außerdem: Nicht der Heilige trägt hier den Heiligenschein, sondern seine Zunge.
    Zu sehen an einem Seitenaltar der Wallfahrtskirche St. Philippus und Jakobus in Bergatreute (Kreis Ravensburg, Baden-Württemberg)



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